Oh Graus!

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15. Dez. 2009
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Ein Kunde rief mich an.
Besitzer eines sehr schönen Klavieres, gerade kürzlich von mir klanglich feingemacht.
Mit dem Klang sei was nicht richtig.
Nun ja, Klang ist in Teilen immer subjektiv und muss individuell angepasst und nachversorgt werden. Nachsorgetermin war ja von vornherein vorgesehen, bis dahin nur noch wenige Tage...
Was es denn sei? wollte ich wissen.
Es klinge schrecklich. Es kämen überall Doppeltöne.
Waaas??
Ja, hören Sie mal hier.
Und dann spielte er sein Klavier an, und ich traute am Telefon meinen Ohren nicht.
Die Töne eierten, wie eine Geige mit Dauervibrato. Uouououououououououo.
Egal welcher Ton. Am deutlichsten in der Melodielage, bei D-2 (d'', am. D5). Aber auch in der unteren Mittellage. Im Bass fiel es nicht so auf, und im obersten Diskant auch nicht so deutlich.
Uouououououououououo.
Telefonleitung mangelhaft? Von wegen. Ob Handy oder Festnetz, immer das gleiche.
Uouououououououououo.

Ich schwitze Blut und Wasser. Was ist denn daaa los??
Es klang, als ob das Klavier auf einer fetten Spiralfeder steht und bei jedem Anschlag zu Wippen anfängt.
Aber nichts da. Alle Rollen fest auf Boden. Extra sag ich dem Kunden: Bitte das Klavier am oberen Deckel nach hinten drücken, damit es fest auf den Hinterrollen steht. Nützt nichts. Uouououououououououo.

Fremdkörper im Klavier? Fetter Resonanzbodenriss? Oder gar Plattenbruch? Klingt alles nicht so. Ich krieg keine Peilung.
Eine furchtbare Ahnung drängt sich mir auf.
Einer der Rastbalken, die mittig zum Gussrahmen durchgeschraubt sind, hat sich womöglich oben oder unten glatt entleimt. Und wird nun bei jedem Anschlag zum Freischwinger....
Grauenhafte Vorstellung!

Ich wäre ja sofort hingefahren.
Aber der Kunde wohnt nicht um-die-Ecke, sondern 600 km entfernt.

Aaauouououououououououou Backe...

------------

Kaum zwei Tage später.
Klavier klang wieder normal...
Stein plumpst vom Herzen............

------------

RATET MAL WORAN ES LAG !


Gruß
Martin
PianoCandle


... und aus Krach wiouououououououououird Klang
 
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Mehr als nur geahnt habe ich es, gleich im doppelten Sinn:
1) Die Antwort kommt möglicherweise sehr schnell.
2) Wenn sie sehr schnell kommt, dann kommt sie von :cool:Tastenscherge....
Respekt!!

Genau, das war's. Der eingeschaltete Deckenventilator sorgte für die grauenhaften Klangverzerrungen beim Klavierspielen.


Gruß
Martin
PianoCandle


... Klang ist kollegial
 
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Das ist ja ein Hammer!!! Kann echt nicht wahr sein, was alles den Klang stören kann.
 
2) Wenn sie sehr schnell kommt, dann kommt sie von :cool:Tastenscherge....
Respekt!!

Hmm, was sagt mir das jetzt? Vermutlich, dass ich definitiv zu viel Zeit hier in diesem Forum verbringe ;)

Was übrigens auch störend sein kann ist, wenn jemand während der Stimmung hinter dem Rücken des Stimmers ständig hin und her läuft, auch wenn er dabei absolut leise ist. Denn der Schall wird von der Person ja reflektiert und diese Reflektion unterliegt dann dem Dopplereffekt. Also Leute, wenn ihr einen Stimmer da habt: Hinsetzen, Fluppe aus, Maul halten :D :D
 
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Hmm, was sagt mir das jetzt? Vermutlich, dass ich definitiv zu viel Zeit hier in diesem Forum verbringe

Neee, Tasti, diesmal liegst du falsch!
Vielmehr ist es so, dass ich dir aufgrund anderer gelesener Äußerungen ein überdurchschnittlich ausgeprägtes Nebengeräuschanalysevermögen zutraue
:floet::klavier:

Gruß
Martin
PianoCandle


... und aus :shock: wird :-)
 
Neee, Tasti, diesmal liegst du falsch!
Vielmehr ist es so, dass ich dir aufgrund anderer gelesener Äußerungen ein überdurchschnittlich ausgeprägtes Nebengeräuschanalysevermögen zutraue
:floet::klavier:


Das kann ich bestätigen :)
Tastenscherge hat auch schon meine mitschwingende Rolle entlarvt und seit ich den Keil drunter habe ich Ruhe im Gehäuse was blöde Nebengeräusche angeht :D
 
Hello!

Also wie jetzt? Wenn man Klavier spielt und gleichzeitig einen Deckenventilator laufen hat, klingt das komisch? Oder während des Stimmens? Klärt doch bitte den Neuling auf :D Danke :)

Andreas
 
Die geneigten Paddeln des Deckenventilators verändern zyklisch die an ihnen rückgestrahlten Frequenzen. Leise, aber hartnäckig..

Wie das Blaulichtauto beim Vorbeifahren, nur schneller.. Laa lüü laa laa...

..jauuul... aulaulaulaul aulau lau lau au au au au
 

"Musophot" Klavierleuchte: ACHTUNG ASBEST !!

Den alten Faden habe ich nun wieder ausgegraben, damit er von Zeit zu Zeit mit weiteren Details gefüttert werden möge, die das Gruseln lehren können.

Die Klavierleuchte "Musophot" fand ich hier im Forum (per Suchfunktion) noch nicht erwähnt.
Dann wird es jetzt aber Zeit!
Die Lampe ist ein geniales Komfort-Bauteil in großen Klavieren der 20er und 30er Jahre. Ich sah sie mehrfach bei Exemplaren von Schimmel, Schwechten und anderen, und zuletzt kürzlich bei dem Stapler-Klavier mit Gussspreizenbruch. Die Lampe besteht aus einer anspruchsvoll schreinerisch gefertigten und designmäßig passend integrierten Klappe in der oberen Vorderwand ("Oberrahmen") des Klavieres. Hinter dieser Klappe ist die aus Metall gefertigte Lampe montiert. Ein unauffälliger Hebel rechtsseitig de Oberrahmens betätigt einen simplen, aber raffinierten Mechanismus: Die Klappe geht auf, und gleichzeitig geht Licht an. Und das Licht, wa da kommt, ist wirklich gut! Sehr stimmungsvoll, absolut blendfrei, und zum Noten Lesen prima.
Schön ist auch: die darin verwendeten sehr speziellen Glühlampen sind überaus langlebig. Man findet immer wieder mal Exemplare, die noch heil sind - nach über 70 Jahren!

Aber wo Licht ist, da ist auch Schatten. Und den sieht man besonders gut, wenn Licht an ist. In aller Arglosigkeit und ganz gewiss entlang zeitgemäßem Standard, wurde die Lampe inwendig mit Asbestplatten ausgekleidet, um das Holz des Klavieres vor Hitzeschäden oder gar Feuer zu bewahren. Zu diesem Zweck sicher ein probates Mittel - aber nach inzwischen längst bekanntem Kenntnisstand vollkommen indiskutabel und gesundheitsgefährdend.

Wer ein Klavier mit dieser schönen Lampe sein eigen nennt, sollte bitte zeitnah und vor allem überaus sorgfältig eine Asbest-Entsorgung durchführen lassen. Selber Hand anlegen? Daran, ausdrücklich auf eigene Gefahr, kann man letztlich niemand hindern. Aber bitte, in derart heiklen Angelegenheiten rate ich ausdrücklich mit öffentlich gerichtetem Verantwortungsbewusstsein davon ab und übernehme keine Haftung! Andererseits: Ignorieren, als Alternativlösung, halte ich für eine schlechte Idee. Also, wen's betrifft, lasst euch von Entsorgungspezialisten helfen.

In der Abbildung erkennt man zwischen der Holzblende und der Metall-Innenklappe die zwischengelegte Asbest-Platte. Weiter hinten, bei der Glühlampe, sieht man die als Reflektor dienenden Asbest-Platten.

stapler%20musophot.jpg


Gruß
Martin
 
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... mit Asbestplatten ausgekleidet...,Gruß
Martin
...findet man auch heute noch die Aussparungen für die Pedalbeleuchtung diverser Orgelspieltische aus den 60er und 70ern, vorzugsweise mit einer Linestra-Lampe ausgestattet.
- Vor zwei Jahren mußte ich auf die Heizstrahlerverkleidungen unter den Fenstern in einer großen Kirche hinweisen, Holzplatten, vollflächig mit Asbest bestückt.
Grüße
Toni
 
sollte bitte zeitnah und vor allem überaus sorgfältig eine Asbest-Entsorgung durchführen lassen.
BITTE NICHT! Lasst einfach die Finger davon! Nicht sägen, nicht baohen, nicht dran rum popeln. Solange man keine Staubfasern erzeugt, ist das Asbest völlig unschädlich. Da rieselt nix, da diffundiert nichts - nullo Problem. Keine Grund zur Entsorgung. Anders sieht es aus, wenn das Klavier entsorgt wird. Wer da ehrlich ist, wird einiges "abdrücken" müssen.
 
BITTE NICHT! ... Solange man keine Staubfasern erzeugt ...

Energischer Widerspruch wegen Leichtfertigkeit, fisherman.
Was du im Zitat sagst, sehe ich als eine verharmlosende Binsenweisheit.
Natürlich - der Rauch der brennenden Zigarette, die jemand in der Hand hält, ist nur dann schädlich, wenn er/sie davon etwas einatmet. Aber wer will dafür die Hand ins Feuer legen, dass das ausbleibt?

Anders als z. B. in alten Nachtspeicher-Öfen, wo das Asbest m. W. so verbaut war, dass es nicht in den Luftstrom gelangte, liegt es bei diesen Musophot-Lampen in voller Breitseite offen. Und bei normaler vorgesehener Nutzung der Lampen werden die Platten mitsamt den Bauelementen häufig bewegt, und dies sicher auch dann und wann ruckartig, also keineswegs erschütterungsfrei. Und die Asbestplatten werden oft heiß durch die Glühlampe, und wieder kalt. Und sind außerdem schon viele Jahrzehnte alt. Und überhaupt, beim Klavierspielen entstehen immer Vibrationen, und davon haben diese Platten über die Jahrzehnte schon reichlich abgekriegt.

Deine Äußerungen finde ich ziemlich gewagt, fisherman, denn hier geht es um Gefahrenstoffe, und wir sind in einem ungebremst öffentlichen Forum. Da sollten Sicherheitsempfehlungen schon unmissverständlich sein, meine ich.

Hilfsweise bitte ich, diese Hinweise zu beachten:
a) Die Musophot-Lampe auf keinen Fall so, wie sie ist, in Betrieb nehmen.
b) Zeitnah dafür sorgen, dass von der Lampe mit hoher Sicherheit keine Asbest-Immission ausgehen kann.


Gruß
Martin
 
...

Ohne Gewähr.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Lieber Martin, umgekehrt finde ich Deine Aufforderung zu Ausbau und Entsorgung mehr als gefährlich! Erstens: Mir haben ausgewiesene Fachleute (an anderer Stelle) beteuert: Don't touch. Laut deren Aussage hat sich bei altem Asbest i.d.R. eine dünne mineralische Schicht gebildet, die das "Abstossen von Fasern" verhindert, lose Fasern sind nach so langer Zeit ohnehin längst auf und davon. Wer Angst hat, dass sich durch die Bewegung ein Stäubchen lösen könnte, sollte das Dingens gemäß dem hier geäußerten Rat mit hitzefestem Lack überziehen. Zweitens: Es gibt ganz übles Asbest und "erträgliches" Asbest. Der Gefahrengrad ist faserlängenabhängig! Weißt Du, was da verbaut wurde? Drittens: Ich habe solche "Entsorgungen" schon beobachtet. In meinem Wohnzimmer würde ich das niemals durchführen lassen! Auf dem Dachstuhl schon. Da wird zwar Mundschutz getragen und alles zur Entsorgung fein säuberlich in Folien verpackt, aber einen Staubsauger mit entsprechendem Filter habe ich nirgends entdecken können. Staubsauger schon, aber das waren eher Faserverteilungsmaschinen!

Sorry, Martin, aber Dein Rat ist in bester Absicht eher schädlich. Ich würde ihn annehmen, wenn der Ausbau tatsächlich unter PERFEKTER Absaugung vorgenommen würde. Und gewiss mag es Firmen geben, die das tun (und nachher noch das ganze Klavier penibelst aussaugen?). Ich fürchte aber, dass in diesem Fall kostenseitig der Wert der Kiste heftig getoppt wird.

Anders sieht es jedoch aus, wenn die Lampe einfach entnommen werden kann, also ohne Hebeln, Schraubenlösen, gar Bohren oder Sägen (im Asbestbereich). DANN sollte man tatsächlich das Ding einfach rausnehmen, ab in ne Tüte UND zur FACHGERECHTEN Entsorgung.

In jedem anderen Fall bleibe ich bei meiner Warnung, an dem Bömbchen herumzubasteln.
 
Also jetzt mal ganz im Ernst:

Jeder hat doch bei dem Wort Asbest gleich irgendwelche Fernsehbilder von Entsorgungsaktionen im Gebäudebereich im Kopf, auf denen in Ganzkörperschutzanzügen eingepackte Männer mit Gasmasken oder zumindest Mundschutz durch die Gegend laufen.

Jeder weiß inzwischen, wie gefährlich und krebserregned dieses Zeug ist, da lasse ich als vernünftig denkender Mensch doch was unternehmen, wenn sowas in meinem Klavier verbaut ist, an dem vielleicht noch meine Kinder dran sitzen und spielen!
Zugegeben, ich kenne mich nicht genau damit aus, weiß also nicht, wie man da vorgehen sollte; Ich persönlich hätte aber auch bei einer Versieglung ein schlechtes Gefühl - das Zeug ist ja immer noch da und niemand kann mir garantieren, dass die Versiegelungsschicht nicht irgendwann undicht wird.

Wen dieses Thema betrifft, sollte sich also fachkundigen Rat eines Experten holen und den wird man sicherlich nicht hier in einem Klavierforum finden!
Da ist sowieso jeder anderer Meinung...
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
... Aufforderung zu Ausbau und Entsorgung ... Dein Rat ist in bester Absicht eher schädlich...

Zum zweiten Mal sehe ich mich von dir genötigt, die unzweifelhafte Sicherheitsorientierung meiner Aussagen herauszustreichen, fisherman.
Die von dir genannte "Aufforderung" meinerseits gibt es NIRGENDS in meinen Äußerungen.
Wenn du meine nachweisliche Aufforderung, sich von Entsorgungsspezialisten helfen zu lassen, zu etwas umstrickst, was ich nicht geäußert habe, so hast DU dies zu verantworten.

Drum ausdrücklich nochmals an diejenigen, die es betrifft:
- Lasst euch von Entsorgungsspezialisten helfen!
Danke, Ragtimer, für deine diesbezügliche Unterstützung. Die entsprechende Aufforderung in meinem Ersteintrag zum Thema werde ich in Kürze fett herausstreichen.
- Nehmt die Sache ernst und sorgt dafür, dass (auf fach- und sachgerechte Weise) von der Lampe keine Immissionsgefahr ausgehen kann.

Gruß
Martin
 
Und wenn dann das Asbest weg ist und die Lampe wieder brennt, achtet bitte auf die Brandgefahr. Angeblich ist eine Rauchgasvergiftung auch nicht gesund. (Abgesehen von den Unannehmlichkeiten einer abgebrannten Behausung.)

cm
 

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