Noten für Schülerin erstellt - wie würdet Ihr vorgehen?

A

ag2410

Guest
Hallo!

Meine Schülerin hat sich von mir einen bekannten Popsong für Klavier und Singstimme gewünscht. Sie möchte das mit ihrer Schwester am Geburtstag ihres Vaters aufführen.
Ich habe die Noten in meiner Freizeit gesetzt, mir Mühe gegeben, ihrem technischen Stand entsprechend die Noten zu setzen. Umsonst, natürlich. Als ich das Stück meiner Schülerin vorgespielt habe, war sie begeistert. Ich habe schon oft für meine Schüler/innen Songs umgesetzt, und da ich das gut kann und mir Mühe gebe, den jeweiligen technischen Fortschritt meiner Schüler zu beachten, immer Begeisterung geerntet.

Jetzt hat sie ihrer Schwester die ersten paar Takte (!) vorgespielt, und erzählte mir, daß diese meinte: "Dazu kann man ja gar nicht singen!". Daß das Vorspiel absichtlich minimalistisch ist, und das Stück sich bis zum Ende immer mehr steigert, auch vom technischen Anspruch, weiß sie nicht!

Es geht mir nicht um die Würdigung meiner Version, aber (ja aber) ich finde es schon leicht unverschämt, daß sie dem Stück, das sie vielleicht 8 Takte (weiter sind wir noch nicht) gehört hat, Unsingbarkeit vorwirft, und ich angewiesen werde, das anders zu setzen, obwohl die Technik meiner Schülerin alles andere als fortgeschritten ist.

Als meine Schülerin mir das sagte, war ich baff, und habe kaum reagiert. Ich habe freundlich vorgeschlagen, daß ihre Schwester die Noten schreiben soll, um eine singbare - was auch immer sie darunter versteht - Version zu erhalten. Aber diese kann keine Noten lesen, lediglich gut singen.

Wie würdet Ihr weiter vorgehen? Ich bin nah dran, freundlich vorzuschlagen, daß sie sich das Songbook besorgen und mit der Gesangslehrerin der Schwester einüben soll.

LG
 
...und das wäre noch zu freundlich. ICH würde da drastischer reagieren.
 
Du brauchst absolut nicht über jedes Stöckchen zu springen, das man Dir hinhält.

CW
 
Ich bin baff, also Leute gibts......
Ich würde sagen, die Schwester soll doch den Sch.... selber machen. Die tickt wohl nicht richtig.
 
Arbeitszeit anteilig auf Unterrichtszeit umlegen. Zügig den Preis erhöhen. Peitsche auspacken. Sibirische Methode.
 
Manche bezeichnen ein Auto als unfahrbar, wenn es kein Automatikgetriebe hat. Ich vermute, daß das Problem weniger bei den Noten zu suchen ist, eher bei der Sangeszicke. Was genau hat sie an den Noten bemängelt? Vermisst sie die Gesangsmelodie in der Klavierbegleitung? Dann sollte sie sich ein anderes Hobby suchen, Nintendo oder so...
 
Hallo,

man *kann* jetzt den Kopf schütteln. Falls (wie ich vermute) die Schüler jetzt Kinder sind, und man selbst
erwachsen ... tief durchatmen und einfach den Kindern weiterhelfen.

Man *kann/darf* das Positive vermuten:

- den Kindern ist nicht klar dass dieser Song richtig Arbeit gemacht hat
- den Kindern ist nicht bewusst dass ihre Äusserung verletzend war
- die Kindern haben miteinander geredet, der Klavierlehrer war nicht im Zentrum der Diskussion.

Was ich sagen will: das kann alles verletzend und unverschämt sein, inklusive Hirnlos. (Wenn das Mädel sonst ok ist) wäre mir es Wert dem Mädchen (ruhig) zu erklären warum das Ganze hier nicht ok ist.

Und ja, dazu muss man auch als Erwachsener mal schlucken und hier Luft ablassen, aber wenn ich an
meine dummen Sprüche (Eltern, Lehrer etc.) denke - noch kein Untergang des Abendlandes

Grüße von der Couch..
 
Schön, diese "vermittelnden" Posts von Lotsublume und Manfred. Finde ich sehr gut. Bringt zumindest mich wieder "runter"
 
Ich verstehe die ganze Aufregung gar nicht.
Daß das Vorspiel absichtlich minimalistisch ist, und das Stück sich bis zum Ende immer mehr steigert, auch vom technischen Anspruch, weiß sie nicht!
Na dann braucht man das doch auch nicht werten, schon gar nicht als unverschämt, höchstens als unwissend.
Den Vorschlag von Blume, die Schwester einfach in den Unterricht mitzubringen, halte ich für sinnvoll.
 
Richtig. Ich verstehe die Aufregung nicht.

Das ist einfach ein ahnungsloses junges Mädchen, das, wie das ahnungslose junge Mädchen pro Tag x-mal tun, einen inkompetenten Kommentar absondert.

Warum sollte man auch nur 1 Cent darauf geben???
 
Tja, wer Noten schreibt, ist selbst schuld...
Im Laufe von über 20 Jahren Unterrichtstätigkeit habe ich einige hundert Stücke, zumeist für Schüler (um)arrangiert, teilweise den Schülern auf den Leib geschneidert. Ich war jahrelang Notenschreiber für die Big Band des Hessischen Rundfunks, daher beherrsche ich dieses Metier.
Ich beobachte immer mehr, dass die Wertschätzung für eigens, in einem immensen Zeitaufwand erstellte Noten gegen Null geht. Lieber laden sich die Kids irgendeinen Schund aus dem Internet herunter, dessen Qualität sie sowieso nicht beurteilen können, Hauptsache kostenlos.
Wenn ich mich für all meine Arrangements auch nur halb so fürstlich hätte entlohnen lassen wollen wie irgendein Computerfuzzi, käme allmählich ein fünfstelliger Eurobetrag zusammen. Jemandem, der sich kritisch über meine Noten äußert, möchte ich auch nur für 5 Minuten einmal meinen Kopf aufsetzen können, damit er weiß, was es bedeutet, ein Stück erstmal zig mal analytisch anzuhören, danach bei jeder Note soundsoviele Kompromisse einzugehen, damit er sie auch ja spielen kann; und all die anschließenden Arbeitsgänge, bis ich ihm endlich die gedruckten Noten präsentieren kann.
 

Gibt es eigentlich ein Grundrecht auf Wertschätzung? Muß man ein Werk alleine deswegen gutfinden weil da jemand viel Arbeit mit hatte?
 
Jemandem, der sich kritisch über meine Noten äußert, möchte ich auch nur für 5 Minuten einmal meinen Kopf aufsetzen können, damit er weiß, was es bedeutet, ein Stück erstmal zig mal analytisch anzuhören, danach bei jeder Note soundsoviele Kompromisse einzugehen, damit er sie auch ja spielen kann; und all die anschließenden Arbeitsgänge, bis ich ihm endlich die gedruckten Noten präsentieren kann.

In der Tat - und ich stimme HoeHue zu - müsste man erstmal gucken, ob denn Deine Noten auch tatsächlich gut sind!

Löblich, dass Du Dir unheimlich viele Gedanken machst, damit Du etwas so umarrangierst, dass es für den Schüler spielbar wird - aber vielleicht hört es sich im Zuge dessen ja tatsächlich nicht mehr so geil an?

Wäre ja nicht das erste Mal - diese ganzen Heumann- & Co.- Bearbeitungen sind ja Beispiele dafür, was rauskommen kann, wenn man wegen "Spielbarkeit" "Kompromisse eingeht". Klingen oft einfach nur schlecht.

Deinem Posting zufolge wäre Kritik an Heumann dann auch unstatthaft, weil er sich ja schließlich sooo viel Mühe gegeben hat...

"Notenschreiber für die HR-Bigband" - das heißt "Kopist", ne? Arrangeur ja nun mit Sicherheit nicht... Bitte keine Faktenverschleierung hier!

LG,
Hasenbein
 
Deinem Posting zufolge wäre Kritik an Heumann dann auch unstatthaft, weil er sich ja schließlich sooo viel Mühe gegeben hat...
Gab's da nicht mal so einen Werbespruch? "Mühe allein genügt nicht. Es muss schon der Beste von..." - wenn die Qualität stimmt, ist Respekt und Wertschätzung absolut angebracht. Aber auch beim Schreiben und Arrangieren von Ensemblesätzen gilt, dass Undank der Welt Lohn ist - und am weitesten reißen diejenigen Zeitgenossen die Klappe auf, die von der Materie die geringste Ahnung haben. Ein Parallelbeispiel kennt wohl jeder Handwerker: Der Kunde, der am wenigsten zahlt, meckert und fordert am meisten. Auf die Arrangement-Arbeit bezogen heißt das: Auftragsarbeiten für die Staatsoper XY erhalten beste Resonanz, während ein Dorfgesangverein nur blöde Sprüche auf Lager hat. Und das nicht aufgrund hoher Beurteilungskompetenz hinsichtlich professioneller Chorsätze, sondern aufgrund fehlender Lern- und Aufnahmebereitschaft - dann müsste man ja jede Woche zur Probe kommen und nicht nur dann, wenn einem einmal im Quartal mal wieder nach Singen im Verein zumute ist. Schließlich gibt es nicht nur Quartalssäufer, sondern auch Quartalssänger - und alle Chöre, auch reine Männer- und reine Frauenchöre, sind in Wirklichkeit gemischte Chöre: Einige können singen und die anderen nicht...!

Eine Erkenntnis aus eigener Berufserfahrung, die unsere lehrenden Tastenspieler sinngemäß kennen: Übefaule, wenig begabte und uninteressierte Kandidaten sind oftmals virtuos in der Kunst des Erfindens von Ausreden, weniger hingegen auf den schwarzen und weißen Tasten. Wer andernorts mehr Anerkennung für seine Arbeit erhält, möge sich dort betätigen. Allerdings ist die eine oder andere Enttäuschung nie ganz auszuschließen - gibt es zu anderer Gelegenheit bessere Resonanz, sind die unerfreulichen Eindrücke meist schnell durch bessere ersetzt.

LG von Rheinkultur
 

Was soll sie denn sonst sagen, wenn sie dazu nicht singen kann? Die Ursache spielt doch überhaupt keine Rolle, sie kann eben (mindestens momentan) zu diesen Noten nicht singen und dann sagt sie schlicht und ergreifend das, was sie denkt (das ist das erfrischende an Kindern - Erwachsene würde vielleicht irgendwo herumpropeln und drucksen, Kinder sagen dagegen das, was sie denken).

Wahrscheinlich hat sie das Stück nie nach Noten gesungen und aus dem (ihr unbekannten) Intro kann sie offensichtlich den Einstieg nicht finden. Die hätte todsicher gesungen, wenn sie es hinbekommen hätte.

Wie Du vorgehen sollst? Gibt doch nur zwei Möglichkeiten:

a) entweder weiter auf beleidigt machen und den Mädchen sagen, sie sollen schauen woher sie ihre Noten bekommen (womit Deine Mühe aber auch für die Katz' war).

oder

b) mit den Mädchen zusammen die Partitur durchgehen und spielen (und die Melodie einspielen), was ggf. schon zum Erfolg führt, oder sogar ggf. ein paar Noten anpassen, dass die Schwester den Einstieg einfacher schafft.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
dass Popsongs erst dann in Frage kommen, wenn sie so weit sind, dass sie eine vollere Fassung relativ schnell hinkriegen können
aber offenbar entstehen gewisse Probleme (sowohl beim spielen/singen als auch beim Noten arangieren) gerade dort, wo zu früh dergleichen gewollt wird und wo diesem Wunsch nachgegeben wird (egal aus welchen Gründen)
 
Ich persönlich schreibe höchst selten Arrangements. Wenn ein Schüler mal einen Popsong nachspielen will, macht er es nach Gehör und wir machen es teilweise im Unterricht zusammen (mittlerweile muss man ja Gott sei Dank nicht mehr CD-Player vor- und zurückspulen, sondern kann den Laptop o.ä. nutzen). Aufschreiben kann er es dann immer noch, wenn er will. Ich nutze also solche Wünsche zur Herausbildung dieser Fähigkeiten. Auch Weihnachtslieder werden bei mir höchst selten von Noten gespielt, sondern nach Gehör, sogar vierhändig. Mit Tonika, Subdominante, Dominante bzw. C-Dur, F-Dur, G-Dur ... können schon kleine Schüler umgehen. Ab und an kann man ja auch gekaufte Arrangements verwenden.

Hier scheint mir aber auch ein grundsätzliches Problem vieler Lehrer vorzuliegen: mangelnde Wertschätzung überhaupt. In Rheinkulturs Beitrag klang das auch an. Viele "Kunden" können sich nicht vorstellen, was außerhalb des Unterrichts noch so erforderlich ist. Und billig Noten kann man überall kaufen, ähnlich wie Kuchen. Backt man aber mal einen selber .... . Ich verstehe, dass man dann schon einmal empfindlich reagieren kann.

Ansonsten halte ich es mit lotusblume.

Liebe Grüße

chiarina
 
Danke für die diversen Antworten.

Nach einer Nacht darüber schlafen bin ich von meinem Baum runtergekommen und werde so vorgehen:
Ich werde das Stück aufnehmen, und das soll sie ihrer Schwester vorspielen. Dann sehen wir weiter. Wenn Hilfe benötigt wird, werde ich sie geben.

Das Stück ist im Original nicht sehr "voluminös", insofern ist auch eine Solo-Piano-Version passend. Sonst hätte ich das nicht gemacht.

Ich weiß, manche Stücke kann man als Solo-Piano-Stück nur verhunzen, siehe Heumann. Er schafft es, aus den schönsten Balladen einen 0815-Song zu machen, komisch. Daß er das selber nicht merkt...? Anscheinend scheint aber der Erfolg seiner "Umsetzungen" eine andere Sprache zu sprechen. Insofern ist es logisch, daß er auch Gassenhauer wie "Gangnam Style" für SoloPiano !!!!! umsetzt.

Gruß und Danke!
 
Man muss allerdings auch dazusagen, dass man für die Zeit der Unterrichtsstunde plus Vorbereitung/Nachbereitung bezahlt wird.

Das spiegelt sich ja z.B. auch in den Bezahlungen an Musikschulen: An vielen wird eine 45-Minuten-Unterrichtsstunde als 1 Stunde gerechnet, d.h. es wird eine Viertelstunde Vor- & Nachbereitungszeit pro Woche mit einkalkuliert, und die kriegt man auch, ganz offiziell, bezahlt.

Hat man also als Musikschullehrer 15 Stunden, so heißt das, dass 3 Stunden 45 Minuten wöchentlich als Zusatzarbeit bereits mit eingerechnet sind.

Bedenkt man, dass man oft bei vielen Schülern in der betreffenden Woche überhaupt nichts weiter vorbereiten muss, so ist es völlig im Rahmen, wenn man hin und wieder mal 2-3 Stunden für einen Schüler da sitzt und was arrangiert. Das ist weit entfernt von unangemessener Überstundenschieberei o.ä.

Und insofern arbeiten einige "Klassik"-Lehrer, die ich kenne, de facto sogar zu wenig. Die holen immer nur kurz mal die Noten für den Schüler aus dem Schrank (nicht selten liegen die Noten sogar in der Musikschule im Schrank), mit selber arrangieren oder so ist da nix...

LG,
Hasenbein
 

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