musikalisch üben, wo gibt es Werkanalysen ?

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Klangfreund

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26. Okt. 2019
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Liebe Klavierfreunde,
war bisher passiver Teilnehmer Eures Forums, nun hätte ich mal eine Frage:
da ich - für mein Alter spät (mit 66) aber doch noch versuche, ein wenig besser Klavierspielen zu lernen und v.a. auswendig und vorspielreif,
möchte ich alle meine im Laufe des Lebens meist nur mechanisch oder verträumt "runtergespielten" Stücke endlich verstehen, deren Tonarten, Akkordfolgen und Harmonien kennen lernen, ohne jedesmal den Quintenzirkel bzw. die Harmonielehre neu erfinden zu müssen.
So versuche ich gerade mühevoll die "Mondscheinsonate" 1. und 3. Satz zu ergründen und bin oft nicht sicher, ob es sich um einen cis-moll oder schon gis-dur oder sonst
einen verwandten Akkord bzw. Arpeggio handelt oder warum dann auf einmal ein Lauf in der A-dur kommt.

Ich weiß, dass es gute Bücher über Harmonielehre gibt, die solche Zusammenhänge erklären wie die Grammatik einer Sprache oder die Formelsammlung in der Mathematik, aber gibt es solche Werkanalysen nicht bereits für die vielen bekannten Werke der klassischen Musik-Literatur wie z.B. Sonaten von Beethoven oder Schubert ?

Dies würde mir sehr viel "Knochenarbeit" ersparen und vielleicht auch anderen Hobby-Klavierspielern weiterhelfen, v.a. beim Auswendiglernen aber auch beim freien Spielen und ev. Improvisieren über deren Melodien.

schon vielen Dank für Eure Tipps !
vom
Klangfreund
 
@Klangfreund
es gibt zwei Bücher, in welchen (teils detailliert) zu ausgewählten Klavierwerken "musikalisches üben" erläutert wird:
Kratzert Handbuch für Pianisten
P.P.Werner neue Didaktik und Methodik am Klavier
(die Titel sollten dich nicht erschrecken - zwar ist da op.27,2 nicht dabei, wenn ich mich richtig erinnere, aber die exemplarischen Vorgehensweisen anhand anderer Stücke kann dir womöglich trotzdem nützen)
 
Ich höre aus deiner Frage deutlich heraus, dass du einen kompetenten Lehrer bzw. eine kompetente Lehrerin brauchst. Im Gespräch sind diese Dinge viel schneller zu erlernen als durch das Studium von Fachbüchern, zumindest in deinem Stadium (klingt arrogant, ist aber überhaupt nicht so gemeint).
 
Ne, nicht einen Lehrer und keine Fachbücher, um die Methode zu lernen, sucht er, sondern fertige Werkanalysen.
Da müsste es doch einiges geben.
Zumindest hatten meine Lehrerin in der Schule (Musik-LK) immer Bücher mit Analysen, die sie unseren eigenen gegenübergestellt hat.

In diesem Fall, muss ich zugeben, beführworte ich sogar den reinen Konsum fertiger Analysen, auch wenn ich sonst immer sehr für den Aufbau eigener Fähigkeiten bin.
 
Wenn es um eine lesbare, leicht verständliche Analyse von op.27,2geht, dann Uhde (bei Reclam, Beethoven Sonaten Bd.1) da ist allerdings nichts übers üben drin.
 
ohne jedesmal den Quintenzirkel bzw. die Harmonielehre neu erfinden zu müssen.
Warum bist du der Meinung, du musst die neu erfinden? Du musst doch nur die Harmonie identifizieren und die Akkordprogressionen aufschreiben. Dann siehst du auch, in welchen Verhältnissen diese Harmonien stehen.

Dazu könntest statt cis-Moll etc., die Stufe im Quintenzirkel notieren, abstrahiert von Dur/Moll, diese kann man ja als d oder m dahinter stellen, aber das können ja auch mal andere Modi sein, also besser ".1" für Dur oder ".6" für Moll (a ist die Sexte von c).
Und wenn du die Stufen notiert hast, nimmst du sozusagen die Differenzen derselben und du findest etwa heraus, um wieviel häufiger +1/-1 ist als andere Sprünge. +1 ist etwa, wenn C- auf G-Dur wechselt, -1 von c- auf f-Moll. Differenzen helfen dir, zu abstrahieren von der Ausgangstonart und von etwaigen Modulationen. Und gibt es häufiger vorkommende Folgen, gibt es Zusammenhänge zu Motiven?
So verinnerlichst du den Quintenzirkel ganz gut, denk ich mal, und verstehst auch Werkführer überhaupt erstmal. Denn bevor man nicht selbst analysieren kann, sind auch Werkführer oder Analysen meiner Meinung nach schwierig bis kaum zielführend - meiner Meinung nach.

Die mit Vorsicht zu genießen ist; bin kein Experte und wenn ich hier stichhaltig totargumentiert werde, lerne ich hoffentlich auch dazu.
 
Das Problem bei Analysen der Musiktheoretiker ist öfters, dass man die Übertragung auf die zu spielende Musik und die daraus abzuleitende Interpretation dann doch selbst machen muss!
 
Liebe Klavierfreunde,
vielen Dank für eure interessanten und hilfreichen Beiträge, bin irgendwie stolz auf dieses Forum!
Im Einzelnen: danke an Rolf für die super Literaturhinweise, werde ich mir gleich zu Gemüte führen. Danke auch Demian, er hat natürlich Recht, dass ich schon länger einen Lehrer bräuchte. Werde mich auch noch umsehen, aber meine Erfahrungen aus meiner Jugend waren da leider sehr schwach - es wurde nur vom Blatt gespielt und sobald es flüssig war, vergessen. Aber dieses Niveau ist heute sicher besser...mal sehen. Danke Sven, dass Du mich "entschuldigst", in diesem Fall zu Fremdhilfe zu greifen, aber es ist ja wirklich eine Heidenarbeit, für Stücke, die doch schon so oft von Profis viel besser durchgeackert wurden, ein Format von Tonarten, Takten und Harmonien selbst zu entwickeln mit alle den Fehlern, die dabei von mir gemacht werden. Dies ist auch meine Antwort an Tasteur, der sicher Recht hat, dass die Eigenarbeit viel wertvoller ist, aber in diesem Fall halt sehr zeitaufwändig. Danke auch für deine interessanten Tipps zur Selbsthilfe, werde ich demnächst versuchen, so zu machen. Auch Tastendrücker gebe ich Recht, dass ich dann die ganze klangliche Arbeit sowieso selber machen muss.
Und das Stück dann erst "verstehe" wie Ferdinand treffend ergänzte.
mit lieben Grüßen aus Wien
Klangfreund
 
@Klangfreund
Du ziehst offenbar die richtigen Schlüsse aus den Beiträgen, das ist sehr gut und nicht selbstverständlich!

Ich wünsche dir alles Gute auf deinem weiteren musikalischen Weg.
 

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