Musik für Horrorfilm

Tormentor

Tormentor

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30. Juli 2008
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Hallo zusammen,

ich habe mich nun endlich wieder einmal an ein bisschen Filmmusik versucht und für einen Horror-Thriller (Filmstudentenprojekt) den Soundtrack gebastelt. Ist weitestgehend eine Mischung aus orchestralen Klängen mit hier und da ein bisschen Elektro-Elementen. Das Hauptmotiv besteht aus vier Tönen: einem absteigende Quart-Tritonus-Wechsel und wird eigentlich ständig irgendwo variiert. Vielleicht entdeckt es ja der eine oder andere. ;)
Der Film selbst wird leider erst in ca. einem halben Jahr frei im Netz veröffentlicht werden, da die Produktionsleiter ihn gerne bei verschiedenen Wettbewerben/Festivals einreichen würden.
Würde mich aber schon sehr über Rückmeldungen zur Musik freuen. :) War echt eine Heidenarbeit (weit über Hundert Stunden).

https://soundcloud.com/dustin-naegel/resolution-and-end-credits

https://soundcloud.com/dustin-naegel/a-dark-discovery

https://soundcloud.com/dustin-naegel/shortcut-through-the-woods

https://soundcloud.com/dustin-naegel/interrogation

https://soundcloud.com/dustin-naegel/an-axe-in-a-nature-reserve

https://soundcloud.com/dustin-naegel/run-away

https://soundcloud.com/dustin-naegel/opening-teaser

Viele Grüße

Dustin
 
Hallo, Dustin bzw. Tormentor,

daß Du Deinem Pseudonym alle Ehre machst, den Witz hab ich wohl schon mal gemacht.

Jetzt im Ernst - Rückmeldung: Als Gebrauchsmusik (nicht abschätzig gemeint) zur emotionalen Intensivierung irgendwelcher visueller Eindrücke mag das funktionieren.

Als eigenständige Musikstücke ermüden die Sachen extrem, schon nach kürzester Zeit, und zwar aus folgendem Grund: Jedes Stück hat nur einen einzigen Bewegungsimpuls, und den hetzt Du schneller zu Tode als der Regisseur seine Figuren auf der Leinwand. Empfehlung: diesen Bewegungsimpuls zwischendurch aussetzen lassen, wenn's ohne nicht geht, durch einen andern ersetzen, mit Gegenrhythmen arbeiten, Taktwechseln und Melodien bzw. Motiven, die das gleichförmige Klangdesign in den Hintergrund treten lassen. Das wirkt Wunder!

HG, Gomez

P.S.: Nett, daß Du die "dies irae"-Diskussion wiederbelebst.
 
Zuletzt bearbeitet:
Erst einmal: Respekt, dass du das Dies-Irae-Motiv entdeckt hast. Ohne dein PS hätt ich den Beitrag völlig zu Unrecht als neidvollen Bashing-Versuch abgetan. :P aber so nehm ich die Kritik als wesentlich qualifizierter wahr, da du tatsächlich genauer reingehört haben musst. ;) Ja, ich gebs zu: Ich steh auf Ostinati und mit dem Regisseur war es im Vorfeld abgeklärt, dass der Score ein bisschen auf der 80er-Schiene à la John Carpenter und Co. (man denke an "Das Ding") fahren soll. Letztlich hätt ich zumindest ein oder zwei Stücke weniger rhythmisiert gestalten können. Eventuell würde das die Präsenz der Musik im Film auch etwas mindern; dann aber vlt. auch den Spannungsaufbau reduzieren. Darüber lässt sich streiten. Wäre der Film länger als 19 Miniten, hätte ich ziemlich sicher auch mehr mit stehenden Klängen und Flächen gearbeitet. "Interrogation" würde mit Sicherheit auch ohne Achtel-Puls im Bass auskommen.
 
Lieber @Tormentor , danke für Deine Rückmeldung zu meiner Rückmeldung!

Von neidbedingtem Bashing kann wirklich keine Rede sein. Und zur Praxistauglichkeit Deiner Musik kann man ohne Filmkenntnis nichts sagen. Weil Du sie hier - ohne Film - als quasi absolute Musik präsentierst, kann man die Musikstücke nur als solche bewerten, und da fällt eine gewisse Monotonie auf. Mein Tip, egal ob für Gebrauchs- oder Kunstmusik: Arbeite mehr mit Tonsatz-Kontrasten, auch innerhalb eines Stücks, innerhalb eines filmischen Bewegungsablaufs. Es wird Deiner Musik gut tun!

Für den Filmmusik-Komponisten gibt es drei Arten, mit Bewegung auf der Leinwand umzugehen:
sie zu verdoppeln: (Begräbnis = schwere Viertel, Musik choralartig; Verfolgungsjagd = schnelle Achtel; Musik toccatenhaft). Ein sehr witziger Effekt ist die absolute Indentität der Bewegungabläufe auf der Leinwand mit jener der Musik; sieht man oft in älteren Zeichentrickfilmen, aber cave: Der Effekt nutzt sich schnell ab!
sie zu kontrastieren: also der schnellen Bewegung auf der Leinwand mit absoluter Ruhe in der Tonspur zu begegnen (oder umgekehrt); ein ungeheurer Effekt, für den man als Komponist handwerklich schon sehr sicher sein muß.
im Wechsel Verdoppelung und Kontrast: die Mischform, und achte mal auf die Begleitmusik zu einer über längere Zeit gleichbleibenden Bewegung im Film: Du wirst immer Kontrastpassagen hören, in denen die Musik langsamer wird und gewissermaßen Atem holt, bevor sie weiterhetzt - gerade um Monotonie zu vermeiden.

Viel Glück wünscht Dir
Gomez
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe nur in das erste Stück gehört, aber das bis zum Ende! Eine Seltenheit bei mir. Mir gefällt der "drive" den das Stück hat; es würde auch zu dynamischen Fahr- oder Flugszenen passen. Die anderen Stücke höre ich mir noch an.

Hattest du ein "richtiges" Orchester mit Instrumenten zur Verfügung? Hört sich schwer danach an, auch wenn gelegentlich elektronische Klänge eingeblendet sind.

Der Verlauf zur Coda hin hört sich so an, dass es eigentlich nur am Ende des Films passt.

Eine auch in diesem Forum herausragende Arbeit! :super:
 
Hey Gomez, vielen Dank für dein Feedback! Wirklich sehr hilfreich, denn mit jetzt etwas mehr Abstand zur Komposition, fällt mir auch recht deutich auf, was du mit Monotonie meinst. Ein Achtel-Puls weniger hätte dem Soundtrack insgesamt auf jeden Fall auch nicht geschadet. Hätte die Stücke vielleicht in einer anderen Reihenfolge bei Soundcloud sortieren sollen. ;)
Deine Typisierung von Filmmusik passt sehr gut zu der von Hansjörg Pauli, der die Funktion von Filmmusik den Kategorien Polarisieren (neutralen Bilder Emotion geben), Paraphrasieren (eindeutige Bildinhalte verstärken) und Kontrapunktieren (Musik im Konstrast zum Bildinhalt) zuordnet.
Für das nächste Projekt werd ich mir aber definitv mal auf die Fahne schreiben, ostinativ etwas kürzen zu treten und den Tonsatz etwas konstrastreicher zu gestalten!
Stimmt auf jeden Fall: ohne die entsprechenden Bilder ist die Musik eigentlich nur ein Schatten ihrer selbst. Ich hoffe, dass die Bewerbungs- und Teilnahmephase für die Festivals nicht zu lange dauert, so dass ich die Musik dann auch hier in Zusammenhang mit dem Film präsentieren kann. Aber ich gehe schon mindestens einem halben Jahr aus, bis das Produktionsteam bzw. die Hochschule endlich ein O.K. geben... :(

@ areta87: Freut mich sehr, dass dir das Stück so gut gefallen hat. Das größte Kompliment, das du mir geben kannst, ist die Bemerkung zum echten Orchester. :) Es gab nämlich keine echten Instrumentalisten zur Aufnahme; alles ist aus der Tüte (d.h. Software-Synthesizer). Aber vor allem bei der Showdown-Musik habe ich darauf geachtet, möglichst realistisch zu orchestrieren und die Aufnahme der einzelnen Stimmen so authentisch wie möglich hinzubekommen. Wirklich eine Wissenschaft für sich und ich bin da wirklich erst am Anfang... umso mehr freut es mich, dass du quasi darauf "heringefallen" bist (nicht böse gemeint!). :)

@ Moderato: Ich teile deine Eisnchätzung voll und ganz, aber Gomez muss es tatsächlich rausgehört, da ich die Beschreibung unter dem Track bei Soundcloud erst später hinzugefügt hab. ;)
 
Mit Tritonus und kleiner Sexte ist man immer auf der dramatisch sicheren Seite bei so etwas.
Aber: gut gemacht.
 

Klasse! Kreative Arbeit bewundere ich immer zutiefst. Super.
 

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