Mozart: Alla turca (KV 331/iii) - Beginn

C

Cheval blanc

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Ich habe mir heute die Masterclass-Aufzeichnungen mit Andraś Schiff vom August 2020 aus dem Salzburger Mozarteum angeschaut:



Bei 32:00-35:00 kommt er auf den dritten Satz der A-Dur-Sonate KV 331 zu sprechen und meint, alle Pianisten würden den Anfang falsch, nämlich als vier gleichmäßige 16tel spielen. Richtig sei es, die Vorschlagsnote melodisch hervorzuheben, sie also als kurze Vorschlagsnote oder gedehnt zu spielen.

Ich habe gelernt, daß man solche Vorschläge gleichmäßig mit dem Wert der Hauptnote aufzuteilen habe. Bevor ich nun eine Korrespondenz mit Schiff beginne und mich möglicherweise bis auf die Knochen blamiere, frage ich hier erst einmal die Fachleute, die sich mit historischer Aufführungspraxis und Verzierungslehre auskennen (also insonderheit @Axel, @mick u.ä), was davon zu halten ist.

Im übrigen kann ich die (insgesamt drei) Masterclass-Videos wärmstens empfehlen - nicht nur vom Musikalisch-Fachlichen her, sondern sondern auch wegen der Art, wie Schiff sein Wissen vermittelt und wie er mit den Studenten umgeht.

Liebe Grüße
cb
 
Wo der gute András Recht hat, hat er Recht.

Hätte Mozart vier Sechzehntel gemeint, hätte er vier Sechzehntel geschrieben.
 
Vielen Dank für die schnellen und kompetenten Antworten und für die Links auf vorhandene Threads. Nun kann ich beruhigt schlafen gehen und demnächst den Mozart mir neu erarbeiten.
 
Einspruch, Herr Schiff!

Hätte Mozart es so gewollt, wie Sie es in der Version mit kurzer Vorschlagnote spielen (in meinem Urtext stehen übrigens nicht durchgestrichene Vorschlagsnoten), hätte er Achtel-Sechzehntel-Sechzehntel plus davor durchgestrichener Vorschlagsnote geschrieben.

Wenn überhaupt macht also die Version mit der verlängerten 1. Note Sinn.
 
Ich war ja als Zuschauer dabei, und Herr Schiff ist live eigentlich genau gleich, wie er im Video rüberkommt, sehr fokussiert, relaxt, mit spontanen Pointen zwischendurch. Er ist ein Entertainer, hat ja nicht umsonst soviele E-Lectures und Masterclasses auf YT, und ich hör ihm gern zu. Bzgl. Masterclass hat sich die erste Studentin um einiges leichter getan, seine Vorschläge umzusetzen als der zweite Student, der aber auch ziemlich nervös war. Ich meinerseits war ein bisschen enttäuscht, dass nur Mozart gespielt wurde.
Am ehesten hängengeblieben ist mir, dass die Einzeltöne eines Laufs nie ganz exakt gleich gespielt werden sollten.
 
Hätte Mozart es so gewollt, wie Sie es in der Version mit kurzer Vorschlagnote spielen (in meinem Urtext stehen übrigens nicht durchgestrichene Vorschlagsnoten), hätte er Achtel-Sechzehntel-Sechzehntel plus davor durchgestrichener Vorschlagsnote geschrieben.

Schuster, bleib bei deinem (Jazz-) Leisten. Die meisten Komponisten des 18. Jahrhunderts unterscheiden nicht zwischen gestrichenen und ungestrichenen Vorschlägen, jedenfalls nicht konsequent. Bei Mozart ist das schon daran zu erkennen, dass er mehr oder weniger wahllos Parallelstellen mal mit Strich, mal ohne notiert. Auch historische Quellen geben darüber Auskunft, dass der Strich oft nichts weiter als eine Schreibkonvention ist.

Falls du was über Vorschläge bei Mozart lernen willst, leg mal deine Jazz-Bibliothek beiseite und lies dafür kluge Abhandlungen von Leuten, die sich mit dem Thema fundiert und quellennah auseinandergesetzt haben. Z.B. diese.
 
Was ich nicht verstehe, bei solchen Masterclass Geschichten: Das sind ja durchaus versierte Studenten und am Mozarteum aufgenommen zu werden heisst ja auch einiges. Die haben doch sicher auch Professoren dort, mit denen sie Stücke erarbeiten .... fällt denen nicht schon beim erlernen der Stücke auf, was Schiff da auf der Bühne bemängelt? Oder habe ich ganz falsche Vorstellungen von einem Klavierstudium.

Ansonsten finde ich die Studentin schon richtig klasse, vor allem wie schnell sie die Vorgaben von H. Schiff umsetzt. Andras Schiff ist für mich eh einer der grossartigsten ....
 
Hätte Mozart es so gewollt, wie Sie es in der Version mit kurzer Vorschlagnote spielen (in meinem Urtext stehen übrigens nicht durchgestrichene Vorschlagsnoten), hätte er Achtel-Sechzehntel-Sechzehntel plus davor durchgestrichener Vorschlagsnote geschrieben.

Hier kann ich nur Gerhard Polt zitieren (Das Abitur) ".... Mozart, na ja ganz nette Ideen aber in der Ausführung schlampig ...."
 
Was ich nicht verstehe, bei solchen Masterclass Geschichten: Das sind ja durchaus versierte Studenten und am Mozarteum aufgenommen zu werden heisst ja auch einiges. Die haben doch sicher auch Professoren dort, mit denen sie Stücke erarbeiten .... fällt denen nicht schon beim erlernen der Stücke auf, was Schiff da auf der Bühne bemängelt? Oder habe ich ganz falsche Vorstellungen von einem Klavierstudium.
Die Ansichten verschiedener Professoren können mitunter beträchtlich abweichen.
 

........ dass der Strich oft nichts weiter als eine Schreibkonvention ist.

So wie manchmal die Zahl Null durchgeschlichen wird, um Verwechslung mit dem Buchstaben O zu vermeiden (vor allem beim Handschriftlichen Eintragungen in der Computer-Programmierung wird dies noch angewendet). Auch dies wird nicht immer Konsequent angewendet ... einmal Null schmal gegenüber O dargestellt, oder beide gleich breit, dann jedoch die Null durchgestrichen.
 

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