Messiaen - Kompositionstechniken

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Tilliwilli

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Jetzt hat Haydnspaß ja schon die Zwölftonmusik von Arnold Schönberg erläutert, aber es gibt ja auch andere moderne Musik, die keine Zwölftonmusik ist, die aber dennoch mit einem klaren System erstellt wurde. Ich gehe hier jetzt mal besonders auf die Ideen von Olivier Messiaen (1908-1992) ein, da ich gerade ein Stück von ihm spiele und mich somit mehr mit ihm und seinen Stücken beschäftigt habe.

Für seine Kompositionen hat Olivier Messiaen 7 Modi mit begrenzter Transponiermöglichkeit entworfen, dazu habe ich dieses Beispiel gefunden:
Für die Tabelle siehe im Anhang!
Der 1. Modus ist die Ganztonleiter,
der 2. Modus die Halbton-Ganztonleiter. Die darauf folgenden Modi sind dann nicht mehr ganz so einfach mit einem bekannten Namen zu erläutern, das muss man sich dann schon genauer ansehen im Beispiel oben oder mathematisch erklärt z.B. hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Modi_mit_begrenzten_Transpositionsm%C3%B6glichkeiten, aber jeder Modus ist irgendwie logisch, auch wenn es auf den ersten Blick manchmal nicht so wirkt.

Er hat außerdem bestimmte Rhythmen entworfen und verändert („nicht umkehrbare Rhythmen“ und er hat manche Rhythmen vergrößert/verkleinert), aber das werde ich jetzt hier nicht weiter erläutern, da es ohne Beispiel nur schwer erklärbar wäre.

Da Olivier Messiaen sich sehr für Vögel interessierte hat er Vogelgesang aufgenommen und den in manchen Stücken verwendet (siehe z.B. Petites Esquisses d’Oiseaux; Catalogue d’Oiseaux…)

Was jetzt noch ganz wichtig ist zu erwähnen: Olivier Messiaen war der Erfinder der seriellen Musik, welche eine Weiterentwicklung von Schönbergs Zwölftonmusik ist.
Soweit ich mich erinnere ist es hier wichtig, dass jeder Ton anders angeschlagen wird, eine andere Lautstärke hat, sodass ganz verschiedene Klangfarben entstehen. Das erste Werk der seriellen Musik war Messiaens Mode de valeur et d'intensités.
Klanglich ist dieses Stück noch gewöhnungsbedürftiger als die meisten Zwölftonstücke, vermute ich. Mir persönlich hat es nicht so gut gefallen – Messiaen offenbar auch nicht, da er nicht sehr viele Stücke nach diesem System geschrieben hat. Die meisten seriellen Stücke wurden von anderen Komponisten geschrieben, wovon die meisten Lehrlinge von Messiaen selber waren.

Olivier Messiaen war übrigens Organist, deshalb hat er auch viele religiöse Stücke geschrieben, wie z.B. "Vingt Regards sur l'Enfant Jésus" (mal grob übersetzt: 20 Betrachtungen (Gottes) auf das Jesuskind)

Achja, noch ein Grund, weshalb ich das hier schreibe: Dieses Jahr ist "Messiaen-Jahr" vor 100 Jahren war sein Geburtstag (s. hier: http://www.messiaen2008.com/)

Ich habe bestimmt noch wichtige Sachen vergessen, bitte ergänzt oder verbessert mich;)

lg, Tilliwilli
 

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Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Dankeschön tilliwilli für die Liste der Messiaenschen "Modi"!

Ich hatte schon öfters über diese Modi gelesen, wußte aber nie, was ich mir genau darunter vorstellen soll.

Zur Kompositionstechnik Messiaens kann man vielleicht noch sagen, daß er oft eine Art Leitmotivtechnik verwendet, daß also eine bestimmte Akkordfolge (oft auch in Kombination mit einem seiner speziellen Rhythmen) sich wie ein roter Faden durch einen ganzen Satz, oder bei den Regards sogar durch ein zweistündiges Werk hindurchziehen. In der Einleitung sind diese Leitmotive sogar aufgeführt als "Thème de Dieu", "Thème de l'étoile et de la croix" und "Thème d'accords"

Beim Spielen finde ich es immer sehr irritierend, wenn Messiaen ganz simple Dreiklänge enharmonisch so verschlüsselt, daß sie garnichtmehr als solche erkennbar sind (z.B. c-moll als c-dis-g oder Es-dur als dis-g-b)
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Dankeschön tilliwilli für die Liste der Messiaenschen "Modi"!

Ich hatte schon öfters über diese Modi gelesen, wußte aber nie, was ich mir genau darunter vorstellen soll.

Zur Kompositionstechnik Messiaens kann man vielleicht noch sagen, daß er oft eine Art Leitmotivtechnik verwendet, daß also eine bestimmte Akkordfolge (oft auch in Kombination mit einem seiner speziellen Rhythmen) sich wie ein roter Faden durch einen ganzen Satz, oder bei den Regards sogar durch ein zweistündiges Werk hindurchziehen. In der Einleitung sind diese Leitmotive sogar aufgeführt als "Thème de Dieu", "Thème de l'étoile et de la croix" und "Thème d'accords"

Beim Spielen finde ich es immer sehr irritierend, wenn Messiaen ganz simple Dreiklänge enharmonisch so verschlüsselt, daß sie garnichtmehr als solche erkennbar sind (z.B. c-moll als c-dis-g oder Es-dur als dis-g-b)

Stimmt, bei den Vingt Regards ist es mir sogar aufgefallen, dass sich das "Thema Gottes" durch das ganze Werk zieht, auch wenn ich mir die Einleitung nicht durchgelesen hab:)

So hatte ich die Dreiklänge noch nicht interpretiert. Ich spiele derzeit die Nr. 15 aus den Regards und da ist eigentlich das meiste mit der Halbtonganztonleiter (2.Modus) zusammengebaut.
Nicht nur die Läufe sondern auch die Akkorde enstehen durch die Modi - so hatte ich das verstanden , aber es schließt sich ja nicht aus, dass man auch "simple" Dreiklänge aus den Modi herstellen kann:) , obwohl ich persönlich diese jetzt nicht als "Es-dur" oder "c-moll" bezeichnet hätte.
Aber als was auch sonst...
Irritierend ist aber sowieso alles bei seinen Akkorden;)
 
Ich spiele derzeit die Nr. 15 aus den Regards und da ist eigentlich das meiste mit der Halbtonganztonleiter (2.Modus) zusammengebaut.

Le baiser ist ein wunderschönes Stück, auch so richtig schön kitschig :)

Und ein gutes Beispiel für die "versteckten" Dreiklänge ( sie sind ja nur für den Pianisten versteckt, das Publikum hört sie ja sofort :p )

Gleich am Beginn der 3.Seite rechte Hand: C-dur (his-e-g !!!) Fis-dur d-moll (d-eis-a) gis-moll a-moll dis-moll
 
Also ganz kitschig finde ich übertrieben:D, aber ich weiß schon was du meinst, wenn weiter hinten das eigentliche Stück erst beginnt z.B..
Das Problem ist nur, dass das Stück sauschwer ist, wie ich finde, also muss ich das erstmal so hinkriegen;)

mhm , ja du hast Recht, obwohl ich immer noch bezweifle, dass das auch wirklich als C-dur gemeint war vom Messiaen, aber selbst wenn, er hat ja trotzdem seine Modi benutzt.

Ich werde übrigens irgendwann auch so ein Stück schreiben mit den Modi und ganz vielen versteckten Dreiklängen!:)
 

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