Mein Resümee des ersten Jahres

B

Bernd_MUC

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14. März 2007
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Hallo Zusammen,

ich habe mich vor einem Jahr hier im Forum angemeldet, da sich meine autodidaktische und softwaregestützte Lernmethode als absolut untauglich herausgestellt hatte. Durch den Dialog hier und im Klavier-Chat habe ich mich überzeugen lassen das sich ein Klavierlehrer durch Nichts ersetzen lässt. In Franz Titscher, im Forum als Benutzer „Franz“ bekannt, habe ich den Lehrer gefunden der das für mich nötige Maß an Geduld, Flexibilität, pädagogischer Kompetenz sowie nötige Strenge mitbringt. Das abgelaufenen Jahr hat viel gebracht, musikalisch, spieltechnisch sowie den Kauf eines Flügels.

Vor einiger Zeit hat Franz seinen „Standartfahrplan” erläutert:
(https://www.clavio.de/forum/23536-post8.html)
• Notenbüchlein für Anna-Magdalena: mindestens 5 Stücke
• Schumann: Album für die Jugend: Mindestens 5 aus Nr.1 - 12 (oder weitere in vergleichbarer Schwierigkeit.
• Bach. zweistimmige Inventionen: Nr.1, Nr.4, Nr.8 (oder andere)

Der Beitrag hat offen gelassen welche Zeitlinie sich dahinter verbirgt. Seine damalige Bemerkung „Jetzt wirst du wahrscheinlich sagen, das dauert Jahre...” hat mich kritisch gestimmt ob ich im Anbetracht meines Alters (40) die von mir für mich gesetzten Ziele auf dem Klavier jemals erreichen kann. In diesem ersten Jahr haben wir folgende Stücke chronologisch erarbeitet:

• mehrere kleine Stücke aus der russischen Klavierschule Band 1
• Notenbüchlein für A.M. Bach – Menuett BWV Anhang 114
• R. Schumann Album für die Jugend, OP.68/5 - Stückchen
• Notenbüchlein für A.M. Bach – Musette BWV Anhang 126
• R. Schumann Album für die Jugend, OP.68/2 - Soldatenmarsch
• Notenbüchlein für A.M. Bach – Menuett BWV Anhang 115
• R. Schumann Album für die Jugend, OP.68/4 - Ein Choral
• R. Schumann Album für die Jugend, OP.68/10 - Fröhlicher Landmann, von der Arbeit zurückkehrend
• Modest Mussorgsky - Eine Träne/Une larme/Tear
• Notenbüchlein für A.M. Bach – Menuett BWV Anhang 116
• WTC 1 - Präludium in C-Dur BWV 846
• Notenbüchlein für A.M. Bach – Marsch BWV Anhang 122

Aktuelle Stücke im Unterricht:
• Carl Philipp Emanuel Bach - Solfeggietto
• Frédéric Chopin - Walzer a-moll op. posth. (Brown-Index 150/KK IV b Nr.11)

Zwischen all diesen Stücken habe ich immer wieder an modernen Liedern gearbeitet (Queen, Rod Steward, Beatles, etc.) Aktuell habe ich mit “Kiss the Rain” von Yiruma begonnen.

Zitat Franz: „Wenn du das gelernt hast, das heißt die Stücke klanglich differenziert, musikalisch ausgestaltet und überzeugend sicher spielen kannst, kann man schauen wie es mit schwereren Stücken, z.B Schubert, steht.”

Dies ist für mich selbst sehr schwer zu beurteilen, ich bin mit vielen der oben genannten Stücke noch nicht 100%ig zufrieden. Meine Tonkontrolle bringt mich regelmäßig um den Verstand. Ich habe die Stück in meinem Kopf exakt so wie ich sie klingen lassen möchte, leider spielen die Finger da nicht immer mit. Mein Perfektionsstreben steht allzu oft im Weg aber mein Klavierlehrer macht immer wieder den Anstoß weiter zu gehen. Ich befürchte ohne ihn würde ich die nächsten zwei Jahre an zehn Stücken arbeiten bin ich sie Konzertreif hätte. Alle Stücke die ich im letzten Jahr gelernt habe halte ich als ständiges „Repertoire“ spielbereit, mindestens einmal die Woche spiele ich sie. Auch ohne tägliches daran arbeiten werden die Stücke feiner in der Dynamik, gleichmäßig und gesanglich. Ich transponiere immer wieder einzelne Takte und Passagen dieser „fertigen“ Stücke.

Auf Anraten meines Lehrers beschäftige ich mich viel mit Musiktheorie, habe das Buch Allgemeine Musiklehre: Band 1 von Erich Wolf soweit durchgearbeitet und analysiere die Akkorde in den von mir gespielten Stücken. Ich habe immer noch keine Ahnung ob ich jemals die „großen“ Stücke spielen werde die mich motivieren, bzw. so spielen werde das ICH mit dem Vortrag zufrieden bin. Doch ich weiß der Weg es herauszufinden wird mir Spaß machen und allein das ist es wert ihn zu gehen. Vielleicht macht dieser Bericht dem einen oder anderen Späteinsteiger/in Mut zu beginnen bzw. dabeizubleiben.

Abschließend möchte ich mich an dieser Stelle bei Franz bedanken der im vergangenen Jahr meine Erwartung mehr als übertroffen hat und geduldig mit Rat und Tat meinen Frust kompensieren konnte, Danke Franz!


Gruß Bernd
 
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Was nützt der beste Lehrer, wenn der Schüler nicht mitzieht. Franz' Qualitäten als Pädagoge sind ja durchaus be- und anerkannt. Aber ohne Deine Begeisterung und Deinen Fleiß wäre sein Können zum Scheitern verurteilt. Also geht ein Teil des Kompliments sicherlich an Dich zurück.

Viel Erfolg - und macht weiter so.
 
ich bin mit vielen der oben genannten Stücke noch nicht 100%ig zufrieden. Meine Tonkontrolle bringt mich regelmäßig um den Verstand. Ich habe die Stück in meinem Kopf exakt so wie ich sie klingen lassen möchte, leider spielen die Finger da nicht immer mit. Mein Perfektionsstreben steht allzu oft im Weg aber mein Klavierlehrer macht immer wieder den Anstoß weiter zu gehen. Ich befürchte ohne ihn würde ich die nächsten zwei Jahre an zehn Stücken arbeiten bin ich sie Konzertreif hätte.

Hallo Bernd,
erstmal herzlichen Glückwunsch zu deinem ersten und wie es scheint, erfolgreich absolvierten Klavierjahr!

Vieles, was du schreibst, kann ich gut nachvollziehen und genauso unterschreiben.
Perfektionismus ist einerseits gut. Man legt Wert auf genaues Arbeiten, ist oft motiviert und fleißig. Andererseits kann einem diese Eigenschaft auch deutlich Steine in den Weg stellen: Nämlich dann, wenn das zu lernende Stück entsprechend der Niveaustufe des Klavierschülers fertig gestellt ist und der KL seinen Segen dazu gibt, der Schüler jedoch völlig unzufrieden den Unterricht verlässt mit der Meinung, es noch besser können zu müssen, weil XY auf youtube.....
Wie oft muss ich auch an eben jene beruhigende Worte meines KL glauben, die da sagen: "Das kommt schon noch. Sei doch nicht so ungeduldig!"

Alle Stücke die ich im letzten Jahr gelernt habe halte ich als ständiges „Repertoire“ spielbereit, mindestens einmal die Woche spiele ich sie. Auch ohne tägliches daran arbeiten werden die Stücke feiner in der Dynamik, gleichmäßig und gesanglich. Ich transponiere immer wieder einzelne Takte und Passagen dieser „fertigen“ Stücke.

Boaa.. Das find ich prima, das schaff ich nicht! Dadurch eignest du dir wirklich ein Repertoire an, welches du dann spielbereit hast. Weiter so!


Auf Anraten meines Lehrers beschäftige ich mich viel mit Musiktheorie, habe das Buch Allgemeine Musiklehre: Band 1 von Erich Wolf soweit durchgearbeitet und analysiere die Akkorde in den von mir gespielten Stücken.

Ich glaube, das ist das A und O, wenn man wirklich schnell weiterkommen und effizient arbeiten will. Bei mir ist es, denke ich, auch so. Ich beschäftige mich auch sehr viel mit Theorie, lasse mir alles Fragliche erklären, bin stets offen für neue/alte Literaturtipps und hoffe, auf diesem Wege das eine oder andere mitzubekommen bzw. wieder aufzufrischen. Vieles in der Musik ist erklärbar und logisch!

In diesem Sinne nochmals vielen Dank für diesen motivierenden Erfahrungsbericht und weiterhin viel Spaß mit dem Klimperkasten wünscht dir und natürlich allen anderen
Madita
 
Hallo Bernd,

ich bin beeindruckt!!! Habe ebenfalls vor ca. 1 Jahr mit Klavier angefangen (absolute Beginnerin), bin auch 40 - na ja, 43 J. ;-) und bei weitem nicht so weit wie Du, obwohl ich übe und übe und übe. Mit meiner KL arbeiten wir das Band "der junge pianist" ab und nebenbei habe ich mich an den "Ungarischer Tanz 5" von Brahms gewagt (allerdings extra für Anfänger, nicht die originalpartitur)..... ich bin seit einigen Wochen relativ frustriert, weil das gefühl stärker wird, vielleicht nicht das "richtige" Program durchzunehmen und von modernen Stücken wage ich gar nicht erst anzufangen! Also, ich werde mich mal die Stücke anschauen, die Du Dir bereits erarbeitet hast, mit Sicherheit eine gute Anregung für mich. Auch die Musiktheorie bleibt bei mir auf der Strecke, da ich nicht so genau weiss wie/wo anfangen. Danke für deinen Bericht, er macht mut und gibt anregung! Dir weiterhin viel Spaß!!!

Gruß, Alia
 
Was nützt der beste Lehrer, wenn der Schüler nicht mitzieht.

Natürlich sind Lehrer und Schüler/Student ein Team, die an einem Strang ziehen müssen.

Koelnklavier hat es an anderer Stelle schön ausgedrückt (mit ;) ):

Nicht der Lehrer muß den Schüler motivieren,
sondern der Schüler den Lehrer!


In diesem Sinne möchte auch ich das Kompliment an Dich zurückschicken, lieber Bernd, Du hast zielstrebig gearbeitet und in der kurzen Zeit große Fortschritte gemacht. Die Arbeit mit Dir hat mir immer Spaß gemacht und wenn wir so weitermachen, weden wir bestimmt noch das eine oder andere "schwere" Stück meistern.

Vielen Dank für die schöne Referenz, die ich gleich unter "Referenzen" in meine Website eingebunden habe.

Vielen Dank nochmal an alle, die mich hier im Forum und im Chat empfohlen haben. Soweit ich weiß waren Tina und Rosenspieß beteiligt.
 
Hallo Franz,
Hallo Bernd_MUC

es ist schon erstaunlich welche Fortschritte "Bernd_MUC" bereits gemacht
hat. Ich weiß welche Müh da drin steckt, wenn man als sogenannter Spätein-
steiger in späten Jahren das Klavierspielen erlernen will.
Aber es zeigt, zu welchen Ergebnissen man beim gut strukturiertem Unterricht
kommen kann.
Ich habe auch einige Tipps von "Franz" in einer PN bekommen, die mich ungeheuer motiviert haben und noch weiter gute Dienste leisten.
Man benötigt ja immer wieder einen Motivationsschub!!!!!
Die Zeilen die Du ""Bernd_MUC" geschrieben hast, nehme ich in meinen Fundus der Ratschläge und Motivierungsunterlagen auf.
Den ersten Ratschlag habe ich schon entnommen und zwar mehr Musiktheorie
einzustudieren. Ich habe mir die 2 Bände von W. Ziegenrücker "Praqktische Musiklehre" mit CD zu gelegt.

Im Augenblick bin ich dabei die Orginalfassung von "The Entertainer" einzuüben.
Im ersten Ansatz war ich schon sehr verzweifelt, aber nach einer Woche üben
bekomme ich die ersten beiden Seiten schon gut hin, aber leider noch sehr,sehr langsam. Aber das ist wohl der Lauf der Dinge.

Der Späteinsteiger
 
Vielleicht liegt es nur an mir aber ich denke es ist mild ausgedrückt ZIEMLICH KRASS, dass man das alles nach einem Jahr gespielt hat. Bist du der zweite Mozart?

Bitte korrigiert mich, wenn ich mich da gewaltig irre.

Tolle Arbeit!

Und du hast einen Flügel - richtige Entscheidung.....ich will mir auch schnellstmöglich ein akustisches Instrument zulegen...
 
Vielleicht liegt es nur an mir aber ich denke es ist mild ausgedrückt ZIEMLICH KRASS, dass man das alles nach einem Jahr gespielt hat. Bist du der zweite Mozart?

Bitte korrigiert mich, wenn ich mich da gewaltig irre.

Tolle Arbeit!

Und du hast einen Flügel - richtige Entscheidung.....ich will mir auch schnellstmöglich ein akustisches Instrument zulegen...



Hallo,

Ich glaube nicht das ich ein zweiter Mozart bin, der konnte wesentlich besser komponieren, selber spielen hab ich ihn leider nicht gehört. :klavier:

Sicherlich ist das viel Material gewesen im abgelaufenen Jahr, ich habe allerdings auch mit einer gewissen musikalischen Vorbildung gestartet. In wie weit diese Vorkenntnisse geholfen haben kann ich schwer sagen, das wäre eher was für Franz, der als Lehrer die Möglichkeit des Vergleichs hat. Ich bin auch der festen Überzeugung das man Lernerfolge bei Individuen, die wir nun mal sind, nicht vergleich kann und sollte. Wer welchen Fortschritt wie schnell macht ist von der persönlichen Einstellung, der Liebe zu Musik, der investierten Zeit, Lernfähigkeit, verfügbares Instrument, Qualität des Lehrers, etc… abhängig. Diese Konstellation ist sicherlich bei jedem einmalig.

Ich habe auch festgestellt dass zwischen üben und üben ein himmelweiter Unterschied ist. Franz hat mir Wege aufgezeigt die Zeit am Klavier zu strukturieren und somit sinnvoll zu verbringen. Seither habe ich einen festen Ablauf, den ich selbst erarbeitet habe, das Verständnis und die Regeln wie dieser Ablauf funktioniert vermittelt der Lehrer.

Den „Für Elise“ https://www.clavio.de/forum/54583-post1.html versuch hab ich auch hinter mir, ich habe allerdings das Stück zurückgestellt. Die zwei schnell Abschnitte sind mit meine jetzigen Fähigkeiten nicht drin, zumindest nicht so das ich selber zufrieden wäre.

Die Entscheidung den Flügel zu kaufen war die besten Investition seit Jahren, ich glaube das ein gutes Instrument auch motiviert zu spielen. Von Zeit zu Zeit spiele ich die Bach Stücke gerne auch auf meinem „alten“ Stage-Piano mit Clavinova Sound. Die fehlende Dynamik zwingt einen mit der Agogik zu spielen um musikalische Spannung aufzubauen.

Gruß Bernd
 
Hallo,

Ich glaube nicht das ich ein zweiter Mozart bin, der konnte wesentlich besser komponieren, selber spielen hab ich ihn leider nicht gehört. :klavier:

Sicherlich ist das viel Material gewesen im abgelaufenen Jahr, ich habe allerdings auch mit einer gewissen musikalischen Vorbildung gestartet. In wie weit diese Vorkenntnisse geholfen haben kann ich schwer sagen, das wäre eher was für Franz, der als Lehrer die Möglichkeit des Vergleichs hat. Ich bin auch der festen Überzeugung das man Lernerfolge bei Individuen, die wir nun mal sind, nicht vergleich kann und sollte. Wer welchen Fortschritt wie schnell macht ist von der persönlichen Einstellung, der Liebe zu Musik, der investierten Zeit, Lernfähigkeit, verfügbares Instrument, Qualität des Lehrers, etc… abhängig. Diese Konstellation ist sicherlich bei jedem einmalig.

Ich habe auch festgestellt dass zwischen üben und üben ein himmelweiter Unterschied ist. Franz hat mir Wege aufgezeigt die Zeit am Klavier zu strukturieren und somit sinnvoll zu verbringen. Seither habe ich einen festen Ablauf, den ich selbst erarbeitet habe, das Verständnis und die Regeln wie dieser Ablauf funktioniert vermittelt der Lehrer.

Den „Für Elise“ https://www.clavio.de/forum/54583-post1.html versuch hab ich auch hinter mir, ich habe allerdings das Stück zurückgestellt. Die zwei schnell Abschnitte sind mit meine jetzigen Fähigkeiten nicht drin, zumindest nicht so das ich selber zufrieden wäre.

Die Entscheidung den Flügel zu kaufen war die besten Investition seit Jahren, ich glaube das ein gutes Instrument auch motiviert zu spielen. Von Zeit zu Zeit spiele ich die Bach Stücke gerne auch auf meinem „alten“ Stage-Piano mit Clavinova Sound. Die fehlende Dynamik zwingt einen mit der Agogik zu spielen um musikalische Spannung aufzubauen.

Gruß Bernd

Hallo, Bernd!
Wäre es möglich, dass du deine Übezeit konkret beschreibst: wie lange an was genau übst du, wenn es kein Geheimniss ist :)

Sie auch dazu meinen neuen Beitrag: https://www.clavio.de/forum/forum-f...-maximieren-des-technischen-fortschritts.html
 
Das ist natürlich lein Geheimnis. Ich spiele täglich mindestens 1 Stunde, ich denke im Wochenschnitt sind es 1,5 Stunden. Natürlich gibt es auch Tage an denen ich überhaupt nicht übe, die sind aber eher die Ausnahme. Am Wochenende werden es von Zeit zu Zeit auch 3 Stunden und mehr, je nach Wetter, Laune und geplanten Aktivitäten.

Ich beginne mit den Übungen von Peter Feuchtwanger: http://www.peter-feuchtwanger.de/ dauert ca. 5 Minuten je nach Übungen. Das sorgt bei mir für ein gutes Spielgefühl und macht die Finger und Hände schön locker und „warm“.

Dann spiele ich das erste Stück an dem ich zurzeit arbeite (CPE Bach – Solfeggietto) einmal ganz durch. Ich merke mir die Stellen an denen es klemmt. Die „Problemzonen“ spiele ich dann mit einer für mich angenehmen langsamen Geschwindigkeit durch, so dass es flüssig und fehlerfrei klappt. Das mache ich mit jeder Stelle und so oft es meine Konzentration zulässt. Habe mittlerweile festgestellt das abwesendes, mechanischen „Klimpern“ kontraproduktiv ist. Im aktuellen Stück sind 3 Stellen an denen Tonleitern extrem schnell gespielt werden, diese Tonleitern übe ich separat auch noch ein paar Mal, sooft die Konzentration mitspielt.
Danach spiele ich das Stück noch einmal komplett durch um das Gelernte zu kontrollieren. Das dauert so ca. 20 Minuten.

Ab zu Stück zwei, der Walzer von Chopin. Der steht ganz am Anfang meiner Schöpfung. Ich spiele beide Hände einzeln und abwechselnd. Übe die Sprünge in der linken Hand und die Melodie mit der Rechten. Werde die Hände erst zusammenführen wenn beide separat flüssig laufen. Die meisten Verzierungen in dem Walzer spiele ich mit dem Fingersatz 1-4-3, übe ich auch ein paar Mal separat. Dauer so ca. 15 Minuten.

Ab dem Punkt ist meine Konzentration schon arg gebeutelt, ich spiele einige meiner bereits gelernten Stücke durch. Wenn ich auf Passagen treffe die nicht geklappt haben spiele ich diese danach separat ein paar Mal durch.

Danach noch mal 5 Minuten Feuchtwanger zum Ausklang und zum finalen Abschluss die Stücke die ich aktuell erarbeite, in sehr langsamer Geschwindigkeit noch einmal durch.

Dies ist die grobe Struktur meines gestrigen sowie wohl auch heutigen Abends. Lesen von Musikliteratur sowie Analyse von Noten kommen extra dazu, passiert aber nicht täglich.

Ich hoffe das hilft dir weiter. Einen Tipp kann ich dir noch geben nachdem ich deinen Beitrag gelesen habe. Du solltest bei jedem Ton den du auf dem Klavier spielst auf Ausdruck und Musikalität achten. Wenn du in dir keine feste Vorstellung hast wie der nächste Ton klingen soll wird er irgendwie klingen und somit auch das ganze Stück irgendwie klingen.

Gruß Bernd
 
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Deinen Bericht finde ich sehr interessant! Er beweist, daß man auch als Spätanfänger hervorragend lernen kann, Klavierspielen muß nicht mit 4 Jahren beginnen!

Ich habe selbst mit 8 angefangen, dann aber lange Pause gemacht, bis ich im letzten August wieder Unterricht genommen habe. Die Zielstrebigkeit, die man in unserem Alter an den Tag legt, ist überhaupt nicht vergleichbar mit der der Jugend. Und musikalisch ist man mit Sicherheit reifer, auch wenn man bis dahin kaum Musik gemacht hat. Daß man so schnell vorankommt, ist eigentlich kein Wunder. Da es aber genügend Stimmen gibt, die behaupten, man könne ab einem bestimmen Alter überhaupt nicht mehr richtig lernen, war so ein Bericht hier im Forum wirklich überfällig ;)
 

Hallo,

ich glaube auch, dass man nicht unbedingt ein Kind sein muss, um
gute Lernfortschritte zu machen.

Andererseits denke ich, dass es nicht möglich ist, als Spätstarter noch
die höchsten spieltechnischen Anforderungen bewältigen zu lernen (Motorik)
Hier gibt es vermutlich Barrieren, die man im Kindes-/Jugendalter durchbrechen
muss oder man macht es gar nicht mehr. Nur meine Meinung.
 
Das ist natürlich lein Geheimnis. Ich spiele täglich mindestens 1 Stunde, ich denke im Wochenschnitt sind es 1,5 Stunden. Natürlich gibt es auch Tage an denen ich überhaupt nicht übe, die sind aber eher die Ausnahme. Am Wochenende werden es von Zeit zu Zeit auch 3 Stunden und mehr, je nach Wetter, Laune und geplanten Aktivitäten.

Ich beginne mit den Übungen von Peter Feuchtwanger: http://www.peter-feuchtwanger.de/ dauert ca. 5 Minuten je nach Übungen. Das sorgt bei mir für ein gutes Spielgefühl und macht die Finger und Hände schön locker und „warm“.

Dann spiele ich das erste Stück an dem ich zurzeit arbeite (CPE Bach – Solfeggietto) einmal ganz durch. Ich merke mir die Stellen an denen es klemmt. Die „Problemzonen“ spiele ich dann mit einer für mich angenehmen langsamen Geschwindigkeit durch, so dass es flüssig und fehlerfrei klappt. Das mache ich mit jeder Stelle und so oft es meine Konzentration zulässt. Habe mittlerweile festgestellt das abwesendes, mechanischen „Klimpern“ kontraproduktiv ist. Im aktuellen Stück sind 3 Stellen an denen Tonleitern extrem schnell gespielt werden, diese Tonleitern übe ich separat auch noch ein paar Mal, sooft die Konzentration mitspielt.
Danach spiele ich das Stück noch einmal komplett durch um das Gelernte zu kontrollieren. Das dauert so ca. 20 Minuten.

Ab zu Stück zwei, der Walzer von Chopin. Der steht ganz am Anfang meiner Schöpfung. Ich spiele beide Hände einzeln und abwechselnd. Übe die Sprünge in der linken Hand und die Melodie mit der Rechten. Werde die Hände erst zusammenführen wenn beide separat flüssig laufen. Die meisten Verzierungen in dem Walzer spiele ich mit dem Fingersatz 1-4-3, übe ich auch ein paar Mal separat. Dauer so ca. 15 Minuten.

Ab dem Punkt ist meine Konzentration schon arg gebeutelt, ich spiele einige meiner bereits gelernten Stücke durch. Wenn ich auf Passagen treffe die nicht geklappt haben spiele ich diese danach separat ein paar Mal durch.

Danach noch mal 5 Minuten Feuchtwanger zum Ausklang und zum finalen Abschluss die Stücke die ich aktuell erarbeite, in sehr langsamer Geschwindigkeit noch einmal durch.

Dies ist die grobe Struktur meines gestrigen sowie wohl auch heutigen Abends. Lesen von Musikliteratur sowie Analyse von Noten kommen extra dazu, passiert aber nicht täglich.

Ich hoffe das hilft dir weiter. Einen Tipp kann ich dir noch geben nachdem ich deinen Beitrag gelesen habe. Du solltest bei jedem Ton den du auf dem Klavier spielst auf Ausdruck und Musikalität achten. Wenn du in dir keine feste Vorstellung hast wie der nächste Ton klingen soll wird er irgendwie klingen und somit auch das ganze Stück irgendwie klingen.

Gruß Bernd

Vielen Dank, dass du dir die Mühe genommen hast um deinen Ablauf zu beschreiben. Ich finde das alles sehr aufschlussreich. Auch deinen Ablauf finde ich sehr durchdacht.

Und an dieser Stelle muss ich mich schon wieder fragen, was man Lehrer sich eigentlich so denkt, so ein Ablauf wie bei dir - kommt das nicht von dem Lehrer? Bei mir lautet nämlich die Anweisung jedes mal: "Wir sind auch diesmal ganz gut vorangekommen mach weiter so". Dieses "Weiter so" aber habe ich mir selbst ausgedacht, wozu brauche ich den Lehrer noch??? Quatsch
 
Und an dieser Stelle muss ich mich schon wieder fragen, was man Lehrer sich eigentlich so denkt, so ein Ablauf wie bei dir - kommt das nicht von dem Lehrer? Bei mir lautet nämlich die Anweisung jedes mal: "Wir sind auch diesmal ganz gut vorangekommen mach weiter so". Dieses "Weiter so" aber habe ich mir selbst ausgedacht, wozu brauche ich den Lehrer noch??? Quatsch
Schlimm und ärgerlich für Dich, wenn es bei Dir in dieser Weise läuft. Aber es gibt auch die erwachsenen Schüler, denen man jede Woche aufs Neue detailliert auseinandersetzt, wie effizientes Arbeiten am Klavier aussieht, und die Arbeitstechniken mit ihnen auch intensiv gemeinsam praktiziert. Aber alleine zu Hause bringen sie nicht die nötige Disziplin dafür auf. Was soll man da als engagierter Pädagoge anders machen als sich abzuwenden und bitterlich zu weinen.
 
Schlimm und ärgerlich für Dich, wenn es bei Dir in dieser Weise läuft. Aber es gibt auch die erwachsenen Schüler, denen man jede Woche aufs Neue detailliert auseinandersetzt, wie effizientes Arbeiten am Klavier aussieht, und die Arbeitstechniken mit ihnen auch intensiv gemeinsam praktiziert. Aber alleine zu Hause bringen sie nicht die nötige Disziplin dafür auf. Was soll man da als engagierter Pädagoge anders machen als sich abzuwenden und bitterlich zu weinen.

Ja ist es ein bisschen. Bald wird es aber für meinen Lehrer ärgerlich sein, wenn ich ihn verlasse. Details hier:

https://www.clavio.de/forum/forum-fuer-anfaengerfragen/4093-fortschritt-nach-4-monaten-ok.html

Das sind natürlich keine Traumschüler, die nur während des Unterrichts üben :))
 

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