Mein Klaviertagebuch

  • Ersteller des Themas David_Turman
  • Erstellungsdatum

D

David_Turman

Dabei seit
3. Juli 2006
Beiträge
102
Reaktionen
36
Hallo!

Vor zwei Tagen hatte ich meine allererste Klavierstunde. Und ich dachte mir, es wäre doch sehr schön, wenn ich einmal meine Erfahrungen, "dummen" Fragen und sonstige Fortschritte in einer Art Tagebuch ins Forum stelle. Vielleicht ist das auch eine Hilfe für andere Leute, die ebenfalls gerade erst mit dem Klavierspiel angefangen haben.
Gut, dann lege ich mal los:

VORBEMERKUNG: Daß man sich mit fast 39 Jahren noch dazu entschließt, das Klavierspiel zu lernen gehört sicher nicht zu den typischen Sachen, die man sich in diesem Alter noch "antut". Aber ich wollte es angehen.
Was ist die erste Voraussetzung, wenn man Klavier spielen möchte? Genau, man benötigt ein Klavier.
Ich wohne in Frankfurt in einer Art WG. Mein Zimmer ist wirklich winzig, dort paßt kein Klavier rein. Aber auf irgendeinem Klavier sollte man üben können.
Nun bin ich fast täglich im Internet-Café zu finden, da ich daheim keinen Rechner habe. Dieses Internet-Café gehört zu einem Hostel und im Aufenthaltsraum steht - ein Klavier. Wunderbar! An diesem Klavier kann man üben. Sehr schön, somit wäre dieser Punkt für mich also schon einmal geklärt.
Meine Klavierlehrerin hat bei sich zu Hause ebenfalls kein Klavier. Da wir in dem Hostel unseren Unterricht nicht abhalten können - ständig schwirren da Gäste rein und raus - mußte also eine andere Lösung her. Und die war von mir auch schnell gefunden. In unserer Musikbücherei auf der Zeil steht ein Klavier, das man mit Kopfhörern versehen kann. Auf diesem Klavier sollte mein erster Unterricht stattfinden.
In heller Aufregung fieberte ich meiner ersten Stunde entgegen. Und am vergangenen Freitag war es dann endlich soweit.

30.06.2006: Kurz vor 15:00 Uhr stand ich bereits an der Bibliothek und wartete auf meine Lehrerin. Am Tag zuvor hatte ich mir ein Notenheft und ein Schreibheft besorgt. Auch der geforderte Bleistift steckte in meiner Tasche.
Endlich kam sie und wir begaben uns an die Information, um uns die Kopfhörer geben zu lassen. Bei der Gelegenheit erfuhr unsere Freude gleich einen Dämpfer. Das Klavier war nicht für Unterrichtszwecke sondern höchstens zur viertelstündigen Benutzung gedacht. Aber für diesen Tag drückte man noch mal ein Auge zu. Allerdings darf ich mich jetzt nach einer Alternative für den Unterricht umsehen. Ich habe mir überlegt daß ich vielleicht in Gemeindehäusern nachfrage, denn die haben doch meist ein Klavier dort stehen. Als Gegenleistung würde ich dann einmal im Jahr den Klavierstimmer bezahlen. Mal gucken, ob ich damit Erfolg habe. Oder weiß jemand von euch vielleicht eine bessere Möglichkeit?

Hatte ich ernsthaft geglaubt, ich könnte mich gleich ans Klavier setzen und loslegen? Träum weiter, Dave!
Zuerst einmal begann der theoretische Teil. Ich habe vor etwa zwanzig Jahren Gitarrenunterricht gehabt und meine Lehrerin kitzelte aus mir heraus, was aus dieser Zeit noch so alles übrig geblieben ist. Noten lesen ging so gut wie gar nicht mehr. Immerhin habe ich noch den Notenschlüssel erkannt, das ist auch schon was wert.
Wir haben uns also zuerst einmal mit der Unterscheidung von Dur und Moll beschäftigt. Anschließend ging es an die Noten, wobei von mir gleich die erste intelligente Frage kam, denn die mickrigen fünf Zeilen im Notenliniensystem reichen bei weitem nicht für alle Töne aus, die auf dem Klavier zu finden sind. Echt trickreich, wie man dieses Problem mit den zwei verscheidenen Notenschlüsseln (Violin- und Baßschlüssel) gelöst hat.
Es wurden also erst einmal Noten gelesen. Dann ging es an die Notenwerte und an die Takte. Ha, das wußte ich noch.
Meine nächste intelligente Frage ließ nicht lange auf sich warten. Ich konnte mich aus meinem Gitarrenunterricht daran erinnern, daß ich dort nur eine Notenzeile mit Noten hatte. Aber in dem Buch, nach dem wir üben wollten, waren immer zwei verbundene Notenzeilen untereinander vorhanden. Das ärgerte mich, denn ich dachte, daß jede Zeile für einen Spieler gedacht sei und somit hätte ich keine Chance gehabt, mal ein Stück alleine zu spielen ... denn es gab im ganzen Buch nicht einmal eine einzige alleinstehende Notenzeile, die mit keiner anderen verbunden war. Aber auch dieser Irrtum wurde schnell aufgeklärt. Auf dem Klavier wird zweihändig gespielt. Die obere Notenzeile ist für die rechte Hand bestimmt (die nach dem Violinschlüssel spielt) und die untere Notenzeile ist für die linke Hand bestimmt (die nach dem Baßschlüssel spielt). Somit hatte ich die Erklärung, die mich aber in nackte Panik versetzte.
Ich - sollte - zweihändig - spielen?? Geht's noch? Wie soll ich das koordiniert kriegen? Ich kann gerade mal gleichzeitig mit Messer und Gabel essen, und auch dazu habe ich Jahre des Lernens gebraucht!
Das ging ja schon mal gut los! Gnade gab es für mich keine, schon wurde ich an das Klavier gescheucht. Oh je!

(Fortsetzung folgt)
 
30.06.2006 (Fortsetzung)

30.06.2006 (Fortsetzung): Als erstes durfte die rechte Hand zeigen, was sie alles kann - oder auch nicht kann, je nachdem. Die ersten fünf Töne der C-Dur Tonleiter waren angesagt. Also legte ich den Daumen brav auf das C, den Zeigefinger auf das D, den Mittelfinger auf das E, den Ringfinger auf das F und den kleinen Finger auf das G. Jeder Ton sollte viermal angeschlagen werden. Das ging recht langsam, aber logisch, ich spielte ja auch zum allerersten Mal richtig. Gespielt habe ich auf einem Klavier schon öfter, aber immer nur mit dem Zeigefinger. Das war dann ungefähr so wie das Adler-Suchsystem beim Maschinenschreiben. Jetzt ging es an das Zehn-Finger-System.
Als zweite Übung spielten immer zwei Finger nacheinander jeweils viermal die Tasten, also CD, CD, CD, CD, DE, DE, DE, DE, EF, EF, EF, EF, FG, FG, FG, FG.
Damit die linke Hand nicht der Meinung war, sie habe noch Zeit bis zu ihrem Einsatz und könne mal rasch noch einen Tee trinken gehen kam sie anschließend mit den gleichen zwei Übungen zum Einsatz.
Schon bei diesem Anfang fiel mir neben der Tatsache, daß mein Anschlag nicht besonders kräftig war, folgendes auf:

1) Die restlichen Finger blieben nicht ruhig auf den Tasten liegen, sondern ein oder zwei von ihnen erhoben sich ein wenig und schwebten über der Taste, obwohl sie gar nicht gefordert waren. Das fiel mir besonders beim Ring- und beim kleinen Finger auf. Sobald ich mit dem Ringfinger das F spielte, hob sich der kleine Finger automatisch mit. Er drückte keine Taste, aber er blieb in der Luft schweben.
Ich weiß nicht, ob es etwas damit zu tun hat, aber im Nachhinein betrachtet denke ich an folgendes Phänomen: Wenn ich die Hand zur Faust balle und die Finger einzeln ausstrecke, so gelingt es mir nicht den Zeigefinger auszustrecken und den kleinen Finger an der Handfläche anliegen zu lassen. Der kleine Finger streckt sich automatisch mit.
Strecke ich den kleinen Finger aus, so bleibt der Ringfinger nicht an der Handfläche angelegt, sondern er streckt sich ebenfalls ein kleines Stück. Er streckt sich nicht so doll, wie sich der kleine Finger streckt, wenn ich nur den Ringfinger ausstrecken soll, aber eben doch ein kleines Stück. Hat das was mit meiner Beobachtung beim Klavierspiel zu tun? Denn beim Üben stellte ich diese Tatsache auch weiterhin fest.

2) Meine Handgelenke sollten während des Spiels möglichst erhoben sein, aber sie fielen im Laufe der Zeit immer wieder nach unten. Meine Lehrerin warnte mich schon, daß ich früher oder später eine Sehnenscheidenentzündung bekommen würde und ich verstärkt auf die Handhaltung achten solle. Mittlerweile achte ich beim Üben darauf, aber es wird wohl noch ein paar Mal vorkommen, daß meine Lehrerin mich in diesem Punkt ermahnt.

Dann ging es an die C-Dur-Tonleiter, die ich mit der rechten und mit der linken Hand spielen durfte. Welche Freude!
Beide Daumen teilten sich die C-Taste, worüber sie gar nicht glücklich waren. Schließlich sitzen Hennen auch nicht gerne eingepfercht im Stall. Zuerst war die linke Hand an der Reihe. C-D-E, und dann begann das Drama. Ich sollte doch tatsächlich den Daumen auf die F-Taste schieben und von dort weiter mit den anderen Fingern die Tonleiter zu Ende spielen. Super! Wie sangen die Gebrüder Blattschuß doch vor Jahren einmal: "Und morgen verraten wir Ihnen die Auflösung des Knotens."
Mit etwas Mühe bekam ich das aber hin und zur Belohnung durfte ich dann mit der linken Hand die gleiche Prozedur spielen, nur daß diesmal der Mittelfinger versetzt werden mußte um das A spielen zu können.
Und dazu kam dann noch die hohe Kunst, daß ich nur eine Taste anschlagen durfte. Ich muß demnächst mal darauf achten, ob Pianisten nicht doch irgendwo noch weitere eingebaute Hände haben.

Jetzt kamen wir zu Tonspielen mit drei Fingern. Nichtsdestotrotz mußten alle fünf Finger jeder Hand auf den Tasten liegen.
Unser Übungsbuch ist "Erstes Klavierspiel - Ein Lehrgang" von Fritz Emonts. Daraus spielten wir die ersten drei Tonspiele, von denen die ersten beiden aus halben und ganzen Noten bestanden. Beim dritten Tonspiel kamen noch Viertelnoten dazu. Das ganze klang ziemlich schleppend, war ziemlich anstrengend, machte aber auch Spaß. Ich konnte meine ersten Melodien spielen. Sehr einfache Melodien, aber sie klangen doch schon nach was. Haydn, aus dem Weg, ich komme!

Als Hausaufgabe wurden mir die drei Tonspiele und die Fingerübungen aufgedrückt. Gleichzeitig durfte ich noch Noten lesen üben. Das wird bestimmt am nächsten Freitag abgefragt.

Die erste Unterrichtsstunde war damit beendet. Jetzt hieß es nur noch, kräftig üben.

(Fortsetzung folgt)
 
Hat das was mit meiner Beobachtung beim Klavierspiel zu tun? Denn beim Üben stellte ich diese Tatsache auch weiterhin fest.

Das liegt an der physischen Beschaffenheit der Hand des Menschen. Der Ringfinger und der kleine Finger sind irgendwie (über szenen/muskeln, was auch immer) miteinander verbunden. Deshalb ist es auch so schwer mit dem Ringfinger und dem kleinen Finger zu trillern.
 
nicht eher der mittelfinger&ringfinger? ich finde, der kleine finger ist aufgrund der anatomie noch mit am unabhängigsten.
die paarweise unabhängigkeit lässt sich aber zu großen teilen trainieren, so dass man dann irgendwann tatsächlich gezielt einen einzelnen finger ansprechen kann, ohne dass sich irgendetwas mitbewegt. bei den zehen finde ich das schon wesentlich komplizierter
:wink:
 
04.07.2006

04.07.2006: Nach drei Tagen Klavierübung, bei denen ich neben den Spielen auch verstärkt auf meine "Eigenarten" geachtet habe, sind mir folgende Dinge aufgefallen, die ich gerne von euch erklärt haben möchte. Vielleicht kann mir ja jemand Hilfestellungen geben oder hat ganz am Anfang ähnliche Erfahrungen gemacht wie ich.

1) Wenn ich anfange zu spielen, lege ich die Finger auf die Tasten und halte die Handgelenke hoch - darauf soll ich achten. Nun spiele ich die Fingerübungen und die Tonleiter.
Wenn ich jetzt daran gehe, die ersten Stücke zu spielen, merke ich plötzlich, daß meine Handgelenke - besonders das rechte, beim linken ist es nicht sehr stark - weh tun. Ist das normal?
Komischerweise ist der Schmerz weg, wenn ich anfange, die ersten Stücke zu spielen. Bilde ich mir die Schmerzen nur ein? Konzentriere ich mich so auf die Noten, daß ich die Schmerzen einfach vergesse? Aber dann müßte ich sie ja wieder wahrnehmen, wenn ich mit den Stücken aufgehört habe. Das ist aber nicht der Fall. Die Schmerzen bleiben weg. Komische Sache, das.

2) Die Fingerübungen und die Tonleiter spiele ich zuerst mit der rechten und dann noch einmal mit der linken Hand. Allerdings kriege ich dann enorme Probleme mit meinem Klavierhocker. Ich habe das Gefühl, daß der immer ein Stück zu weit nach rechts bzw. links steht, je nachdem mit welcher Hand ich spiele. Also rücke ich den Hocker immer hin und her. Aber das kann es ja nicht sein. Ist das normal?
Diese Tatsache ist aber immer nur bei den Fingerübungen und der Tonleiter so, weil dort ja die linke und die rechte Hand die gleichen Tasten anschlagen.
Sobald ich dazu übergehe, meine ersten Stücke zu spielen bleibt der Hocker auf einer Stelle stehen, was vielleicht damit zu tun hat, daß beide Hände eine gemeinsame Grundstellung haben und die linke Hand nach links und die rechte Hand nach rechts spielt.

Ich spiele jetzt den fünften Tag Klavier. Mache ich mir zu viele Gedanken über Kleinigkeiten? Aber ich soll mich ja wohl fühlen beim Üben und bei dem ganzen Hockerhin- und -hergerücke fühle ich mich eben nicht wohl. Gibt sich das mit der Zeit?

Mein Anschlag wird schon ein wenig kräftiger, das merke ich.

Und beim Noten lesen üben schlage ich einfach eine der letzten Seiten aus meinem Klavierbuch auf, gucke mir eine Note an und benenne sie. Dabei versuche ich mir auch vorzustellen, wie die Note klingt, aber das klappt überhaupt nicht. Hoffentlich kommt das mit der Zeit noch.

(Fortsetzung folgt)
 
Den hocker hin und her zu schieben ist schwachsinn. Du musst dich wenn du bzw. mit der linken hand auf der rechten hälfte des klaviers spielst halt etwas mit dem körper in die richtung strecken, das is alles... Beim klavierspielen kommen nicht nur die hände zum einsatz sondern auch der gesamte körper... ;>
 
... Lesen Sie dazu in der nächsten Folge: Wann wird der Schüler erstmals zum Zweithocker greifen? Und dann der Durchbruch: Die Klavierbank!
 
... es kann nur noch spannender werden! Werden die Schmerzen stärker? Wann wird er neben der erworbenen Klavierbank das erste Mal zur intraartikulären Steroidspritze greifen? In welcher Folge beginnt die Morphium-Dopamin-Kombinations-Behandlung und wann wird der Schmerz endgültig besiegt? :shock:

Fragen über Fragen, ... lesen sie weiter demnächst... auf ihrem Forum von "Klavier-Wissen"!

:wink:

Es ist schon spannend, so mitzulesen, was ein Klavierschüler so alles schön und präzise aufschreibt. Man liest Dinge, über die man sich eigentlich weniger Gedanken macht, weil man sie vielleicht schon gar nicht mehr bemerkt.

Das mit den Schmerzen ist bei jedem wohl ein wenig anders. Schmerzen können auf ganz unterschiedlichste Weise entstehen. Der eine Schmerz kommt durch Verspannungen, kann gerne am Anfang schon da sein und verschwindet dann plötzlich, da man sich an das Spielen gewöhnt und man plötzlich wieder entspannter ist in den Gelenken. Das sind dann Schmerzen in den Fingern oder im Handgelenk. Dafür können aber plötzlich während dem Spielen Verspannungen mit Schmerzen auftreten, wenn man schlecht sitzt, was man dann z.B. in den Schultern und im Nacken gut fühlt.

Eine andere Art von Schmerz ist, wenn man zu viel des Guten macht. Spielt man zu schwierige Stücke, so tut das den Gelenken in den Händen nicht immer so gut. Es kann zu Zerrungen, Rissen, Sehnenscheidenentzündungen etc. kommen. Diese Schmerzen bleiben dann noch ne Weile und das beste ist dann eher die Hände zu schonen, so qualvoll solch eine Schonzeit dann auch ist für aktive Klavierspieler.

Eine weitere Art ist der traumatische, also unfallbedingte Schmerz. Er entsteht meistens dann, wenn der Klaviatur-Deckel auf die Finger fällt, das Klavier auf den Klavierspieler umkippt oder man vom Stuhl fällt und sich dann noch im schlimmsten Fall eine Knochenfraktur ereignet. In diesem Falle rate ich an, die Ursache zu beseitigen, eventuell dem Notarzt zu telefonieren und während einem eventuellen Spitalaufenthalt sich die Sache mit dem Klavierspielen nochmals zu überlegen.

Es gibt also verschiedene Arten von Schmerzen, doch Deiner ist wahrscheinlich harmlos, solltest aber trotzdem bei Deiner Klavierlehrerin den Schmerz mal erwähnen. Sie sieht ja Dir zu wie Du spielst und kann eventuell Kommentare zur Haltung etc. sagen.


Gruss

Romano

PS: Manchmal helfen auch Entspannungsübungen vor dem Spielen. Prinzipiell mache ich sie immer, doch schon von denen kriege ich komische leichte Schmerzen... ist das etwa schon ne Arthrose!?!! Mit 26zig!? Wahrscheinlich sind es nur ganz harmlose Schmerzen. Der eine ist etwas sensibler, der andere etwas abgehärteter. Aber eben, vielleicht helfen auch Entspannungsübungen. Ich schaue das Klavierspiel wie eine Sportart an, der zuvor eine Aufwärmphase vorausgeht.
 
@Romano,

das würde mich aber schon mal interessieren, welcherart Entspannungsübungen bei dir Schmerzen hervorrufen. Da läuft garantiert irgendwas falsch!

Wu Wei

BTW: Arthrose tritt leider mitunter auch schon in jungen Jahren auf. Aber das müsste mal unter MRT abgeklärt werden.
 
Eigentlich handelt es sich um ganz einfache Entspannungsübungen. Die folgenden Bilder zeigen einmal einfachere Übungen vor dem Klavierspiel, so als leichte Aufwärmphase:

Klavieraufwärmübungen 1°, 2° und 3°
117_Klavieruebung03_1.jpg
117_Klavieruebung01_1.jpg
117_Klavieruebung02_1.jpg


Leider war mein Fotoapparat nicht in der Nähe, hätte sonst schnell eines von mir persönlich gemacht. :wink:

Nein jetzt mal ernst *smile*
Ich mache immer Streching-Übungen. Hände wie beim Beten zusammenfalten, dann Finger zusammenverkeilt lassen und die Handinnenfläche nach unten drücken, dann im grossen Bogen nach vorne, dann rauf über den Kopf, sich hoch machen und die Hände lösen. Tut gleichzeitig auch der Schulter ganz gut. Dann Hände flach aneinander wie die Asiaten bei der Begrüssung. Jedoch zeigen meine Hände dann zu mir und die Arme sind möglichst parallel zueinander wenn nicht noch mehr, dann von sich wegdrücken und leicht dehnen. Dasselbe genau umgekehrt, indem man die Handrücken aneinander legt und wieder die Arme möglichst parallel hält und dehnt. Nach dem Handgelenk gehts dann zu den Fingergelenken. Die dehne ich durch die bekanntesten Dehnungsübungen, einfach alle Fingerspitzen aneinander und mit Druck die Finger etwas strecken.

Der einzige Schmerz bei mir liegt in den Karpalknochen. Irgendetwas geht da vor sich, das ich noch nicht ganz kapiere. Aber ich gehe mal zum Rheumatologen und kläre das ab. Es ist eigentlich der einzige Schmerz bei mir, aber der kommt nicht von den Übungen. Bei den Übungen merke ich einfach immer ein wenig diesen Schmerz, so leicht stechend, zum Glück nicht schlimmer. Die Dehnungsübungen machen zum Glück nur dann Schmerzen, wenn ich es übertreibe. :wink: Aber es ist dann einfach ein Dehnungsschmerz und auch nicht allzustark.


Gruss

Romano
 

ich glaub jetz habta den armen turman verärgert ;>
 
Zitat von Windir:
ich glaub jetz habta den armen turman verärgert ;>

Nein, haben sie nicht.
Ich freue mich doch, daß so viele Leute hier reingucken und meine Erfahrungen lesen. Vielleicht sagt ja die / der eine oder andere, daß es ihr / ihm ähnlich ergangen ist. Wenn man mit dem Klavierspiel anfängt, dann macht man doch fast immer ähnliche Erfahrungen.

Morgen geht es weiter, dann habe ich ja meine zweite Klavierstunde. Und heute abend gehe ich auf ein Klavierkonzert. Das wird toll.
 
Hallo David,

ich habe vor 3 Monaten angefangen mit Klavier lernen und bin 46 Jahre alt . Muß mich dementsprechend auch ziemlich mühen. Ich gehe in FFM in eine Musikschule aber wo auf der Zeil ist denn eine Musikbibliothek?
 
Zitat von Icke:
Hallo David,

ich habe vor 3 Monaten angefangen mit Klavier lernen und bin 46 Jahre alt . Muß mich dementsprechend auch ziemlich mühen. Ich gehe in FFM in eine Musikschule aber wo auf der Zeil ist denn eine Musikbibliothek?

Hallo Leidensgenossin. :-D

Wenn du an der Konstablerwache aussteigst und die Zeil runtergehst (nicht in Richtung Hauptwache, sondern in die andere Richtung), dann kommst du auf der rechten Seite nach einigen hundert Metern an die Stadtbücherei. Diese hat drei Etagen. In der untersten Etage findest du die Musikabteilung. Stöbere da mal 'rum. Lohnt sich wirklich.
Zum Thema "Kamm blasen" habe ich da aber noch kein Buch gefunden. :wink:

Dave
 
07.07.2006: Hurra, auf in meine zweite Klavierstunde. Doch zuerst noch mal ein kleiner Nachtrag, den ich total verschwitzt habe. Meine Klavierlehrerin und ich sind doch in der letzten Woche nach dem Unterricht noch in einen Notenladen gegangen und haben mir ein Notenbuch gekauft. Es war Band 1 der "Europäische Klavierschule" von Fritz Emonts aus dem Schott-Verlag (das Buch, nicht Herr Emonts). Das ist genau das richtige Werk für mich. Es sind viele lustige bunte Bilder drin und die Stückeauswahl ist gut gemischt.

Als erstes durften wir heute feststellen, daß unser Klavier in der Musikbücherei besetzt war. Das paßte uns allerdings gut in den Kram, da wir dann noch die Vorbesprechung und Vorbereitung zu der heutigen Stunde durchziehen konnten.
Als erstes bekam ich eine neue Fingerübung. Daumen, Zeigefinger, Mittelfinger, Zeigefinger - diese Finger sollten die ihnen zugehörigen Tasten der C-Dur Tonleiter anschlagen. Dann ging es weiter mit Zeigefinger, Mittelfinger, Ringfinger, Mittelfinger. Zu guter Letzt kamen der Mittelfinger, Ringfinger, kleine Finger, Ringfinger an die Reihe. Und das ganze dann natürlich auch wieder von der anderen Seite, also rückwärts. Kleiner Finger, Ringfinger, Mittelfinger, Ringfinger - Ringfinger, Mittelfinger, Zeigefinger, Mittelfinger - Mittelfinger, Zeigefinger, Daumen, Zeigefinger.
Der Daumen hat bei dieser Fingerübung natürlich die Arschkarte gezogen, da er ja nur einmal zum Einsatz kommt. Der arme wird wahrscheinlich ein höhnisches "Ätsch, ich bin sogar viermal dran" vom Mittelfinger zu hören kriegen. Naja, einer muß immer dran glauben.
Diese Übung soll ich jedenfalls hin und zurück immer viermal anschlagen. Und meine Klavierlehrerin hat mir schon angekündigt, daß ich - bis ich sie los bin - jede Stunde mit Fingerübungen beginnen werde. Ist aber gar nicht verkehrt, vor einem Karatekampf macht man sich ja auch mit merkwürdiger Gymnastik warm.

Heute habe ich eine neue Tonleiter gelernt, nämlich die G-Dur-Tonleiter. Wobei ich anfangs ein wenig irritiert war, denn nach der C-Dur-Tonleiter der letzten Woche wäre ich gerne im Rhythmus geblieben und hätte schön ordentlich mit der D-Dur-Tonleiter weiter gemacht, denn nach dem C kommt ja schließlich das D. Dann habe ich jedoch erfahren, daß es dann ein heilloses Durcheinander gäbe, da die einzelnen Tonleitern eine unterschiedliche Anzahl von Kreuzen haben. Und G-Dur hat nur ein Kreuz. Das hat nichts mit dem Film "Das Leben des Brian" von Monty Python zu tun ("Jeder nur ein Kreuz!"), sondern besagt, daß der Ton "F" zum Ton "Fis" wird. Das F wird also einen halben Ton höher gespielt, und zwar jedes F. Und der höhere halbe Ton ist die schwarze Taste rechts neben dem F.
Jawohl, ich durfte heute meine erste schwarze Taste betätigen! Was für ein Gefühl! Und das Spielen der Tonleiter klappte wirklich toll. Also, ich hatte überhaupt keine Schwierigkeiten den Ringfinger der rechten Hand zum "Fis" zu bewegen. Auch der Zeigefinger der linken Hand fand es echt einfach das "Fis" anzuschlagen. Das ist cool! Ich glaub, ich spiele ab jetzt nur noch auf den schwarzen Tasten!

Dann ging es an die Melodien der Vorwoche. Und - was glaubt ihr - ich habe ein dickes Lob von meiner Lehrerin bekommen! Es klappte wirklich toll.
Meine linke Hand hatte ich auch gut erzogen, das Handgelenk blieb schön oben. Nur die rechte Klaue zickt noch rum und läßt das Gelenk während des Spieles nach unten sinken. Aber das kriege ich auch noch in den Griff.

Neue Melodien standen auf dem Programm. Und gleich nach der ersten neuen Melodie meinte meine Lehrerin: "Und die spielst du bitte forte und piano."
Ich machte sie darauf aufmerksam, daß ich die ganze Woche über Piano gespielt habe. Lehrer sind manchmal echt merkwürdig! Doch sie meinte hiermit etwas anderes. Ich sollte das Stück laut und leise spielen. Das habe ich dann auch getan. Die Melodie laut zu spielen ist ja kein Problem. Anders sieht es da schon aus, wenn es darum geht, die Melodie leise zu spielen, denn das empfand ich als eine ganze Ecke schwieriger. Aber dann muß ich halt kräftig üben die Tasten vorsichtig anzuschlagen. Vielleicht ist leise sein aber generell ein Problem, deswegen sagen ja auch Eltern sehr oft zu ihren Kindern, daß sie doch bitte leise sein mögen. Naja gut, fast immer wird das Wort "bitte" vergessen. Aber ich schweife ab!

Alle Melodien, die von mir bis hierhin gespielt wurden, gingen über eine Zeile. Die nächste Melodie umfaßte aber zwei Zeilen (also eigentlich vier, je zwei für jede Hand). Und nicht nur das.
Bis jetzt stand immer über jeder Note (bei der Notenreihe für die rechte Hand) bzw. unter jeder Note (bei der Notenreihe für die linke Hand) eine klein gedruckte Zahl, die angab, mit welchem Finger diese Note angeschlagen werden sollte. Jetzt gab es diese Angaben aber nur noch bei einzelnen Noten, und diese Angaben nahmen auch sehr stark in der Anzahl ab. Sie kamen pro Doppelnotenzeile nur einmal vor. Ich meine, ich weiß ja, daß die Verlage an Druckkosten sparen müssen, aber das geht dann wohl doch ein bißchen weit! Vielleicht jage ich in der nächsten Woche einen saftigen Beschwerdebrief raus!
Zudem ging es jetzt munter mit halben, ganzen und Viertelnoten durcheinander. Aber das war noch das geringste Problem. Ohne die "Fingerangaben" war das ganze doch schon ein wenig kniffliger. Und es gibt in der Melodie zwei große "Sprünge", das heißt, daß an einer Stelle direkt nacheinander die beiden Zeigefinger und an einer anderen Stelle die beiden Mittelfinger spielen müssen.

Und dann kam der Oberhammer der gesamten heutigen Stunde - eine zweizeilige (bzw. vierzeilige) Melodie namens "Reigen". Diese Melodie knallt richtig rein. Sie ist sauschwer. Nicht nur daß die Finger der linken und rechten Hand ständig hin und her gespielt werden müssen, nicht nur daß das Stück nicht im 4/4 sondern im 3/4-Takt gespielt wird, nicht nur daß es ganze und halbe und Viertelnoten durcheinander gibt - nein, jetzt kam auch noch so ein verunglücktes "Klammer zu"-Zeichen zum Vorschein, von dem mir meine Lehrerin erklärte, daß es sich hierbei um das Zeichen für eine Viertelpause handelt. Die Klammer erschien immer am Ende eines Taktes hinter einer halben Note. Also, die halbe Note anschlagen, klingen lassen und dann den Finger von der Taste nehem, so daß man einen Vierteltakt lang gar nichts hört. Das beruhigt dann auch die Nerven des Nachbarn etwas.
Also echt, das Stück ist wirklich schwer. Da werde ich wohl diese Woche vom Klavier gar nicht mehr weg kommen. In der letzten Woche konnte ich wenigstens noch essen und trinken, das fällt dann bis zum nächsten Donnerstag wohl ebenfalls flach. Macht euch keine Illusionen, ich will diesen Reigen bis zur nächsten Woche intus haben und das schaffe ich auch.

Immerhin ist es ein Trost, daß die Finger der linken und der rechten Hand noch nicht gemeinsam eine Taste anschlagen müssen. Aber ich befürchte, auch das wird nicht mehr lange auf sich warten lassen. Und in zwei oder drei Wochen will meine Lehrerin mit mir schon das erste vierhändige Stück (Fuchs, du hast die Gans gestohlen) spielen. Ich glaub, ich werd krank.

(Fortsetzung folgt)
 
13.07.2006: Da Abwechslung ja bekanntlich das halbe Leben ist trafen wir uns zu meiner dritten Klavierstunde bereits am vorigen Donnerstag. Dieses Mal war das Klavier zwar frei, aber trotzdem ging es nicht ohne Hindernisse ab. Eine neue Tussi war an der Information und als ich nach den Kopfhörern fragte, meinte sie doch tatsächlich komisch werden zu müssen und wollte meinen Büchereiausweis sehen. Der Personalausweis reichte ihr nicht. Echt, solches Personal sollte man sofort entlassen. Ich bekam dann doch EINEN Kopfhörer. Der zweite war - ihrer Auskunft nach - auf einer anderen Etage. Gut, daß das Wesen an der Information nicht Pinocchio war, sonst hätte man mit ihrer Nase nach dieser Erklärung bestimmt Stabhochsprung betreiben können.

So mußten wir uns dann halt mit einem Kopfhörer zufrieden geben. Den habe ich natürlich bekommen. Meine Lehrerin kann ja schon spielen, wozu benötigt sie einen Kopfhörer? Pöh, sehe ich gar nicht ein!

Tja, was soll ich groß darum herum reden: Irgendwie spiele ich zu schnell. Mehrmals wurde ich ermahnt, doch ein wenig langsamer zu spielen und dafür mehr auf den Rhythmus zu achten. Irgendwie logisch, klingt ja auch viel schöner wenn man das melodische raushört und Gefühle beim Zuhörer weckt, anstatt das Stück einfach durchzuhecheln. Anscheinend ist das genau wie damals in der Schule. Da haben wir uns ja auch bei einer mündlichen Aufgabe bemüht, sie so schnell wie möglich hinter uns zu bringen. Und das haben wir versucht, indem wir sehr schnell gesprochen haben. Hauptsache, wir hatten die Aufgabe vom Hals.

Zudem findet mein rechtes Handgelenk es total cool zu überprüfen, ob denn die Schwerkraft der Erde noch intakt ist. Beim linken Handgelenk klappt es schon recht gut, daß es während des Spiel eine Linie mit dem Handrücken bildet. Nur das rechte Biest knickt immer nach unten ab. Da muß ich also verstärkt drauf achten.

Neue Sachen habe ich natürlich auch gelernt - zum Beispiel die D-Dur-Tonleiter. Hier darf ich jetzt sogar schon zwei schwarze Tasten anschlagen, nämlich das Fis und das Cis. Irgendwie fällt es mir gar nicht schwer, die Tonleiter mit fünf Fingern auf dem Klavier zu spielen. Das habe ich irgendwie in kürzester Zeit intus. Beim umgreifen verhaspele ich mich ab und zu mal, aber im Großen und Ganzen klappt es recht gut.

Dann habe ich das "Rätsel" gespielt: Die Noten für die rechte Hand (nach dem Violinenschlüssel) waren vorgegeben und die linke Hand mußte in der Gegenbewegung die entsprechenden Töne anschlagen - wobei die Noten für die linke Hand nicht vorgegeben waren. Wenn die rechte Hand also z. B. "C-E-C-D-E" gespielt hat, dann mußte die linke Hand mit "C-A-C-H-A" spielen. Und am Ende wurden sogar zwei Tasten gemeinsam angeschlagen - eine Taste der rechten Hand und die entsprechende Taste der linken Hand (z. B. E und A).
Haarig wird es erst, wenn die linke und die rechte Hand zwei nicht fingerentsprechende Tasten anschlagen müssen (z. B. D und A). Da werde ich dann in der nächsten Stunde hinkommen.

Bis jetzt spiele ich ja immer noch mit drei Fingern. Ab Freitag darf ich dann mit fünf Fingern spielen. Aber das kriege ich schon hin. Muß ja irgendeinen Sinn haben, daß wir mit fünf Fingern ausgestattet sind.

Immerhin weiß ich bereits, daß am nächsten Freitag die A-Dur-Tonleiter auf mich wartet. Und die müßte dann der Logik nach drei Kreuze haben, nämlich Cis, Fis und Gis. Aber das ist meine logische Überlegung, die nicht unbedingt stimmen muß. Gucken wir mal, was meine Klavierlehrerin von dieser Überlegung hält.

(Fortsetzung folgt)
 
21.07.2006: Ein neuer Freitag, eine neue Klavierstunde. Diesmal kamen wir ohne Probleme an unsere Kopfhörer und konnten sofort loslegen. Nachdem ich die Fingerübung der letzten Woche und die D-Dur-Tonleiter fast problemlos vorgespielt hatte - das rechte Handgelenk bekam zwischendurch immer wieder mal von unten eins mit der Kerzenflamme übergebraten, damit es in die richtige Position huschte - ging es an die nächste Fingerübung, die diesmal wirklich extrem einfach war. Der Daumen der rechten Hand wurde auf das C gelegt und die restlichen Finger auf die nächsten rechts folgenden Tasten. Und dann mußte einfach nur noch gespielt werden: C-D-E-F-G-F-E-D-C. Und das ganze viermal hintereinander. Natürlich durfte das die linke Hand ebenfalls machen. Geht ja gerecht zu in meinem Unterricht, da wird keiner benachteiligt.

Und - als hätte ich es geahnt - dann lernte ich die A-Dur-Tonleiter kennen. Neben den zwei schwarzen Tasten der D-Dur-Tonleiter (Fis und Cis) kam jetzt noch eine weitere schwarze Taste hinzu - das Gis. So lernt man nach und nach alle schwarzen Tasten kennen. Und jetzt weiß ich auch, warum diese auf der Tastatur in der Minderheit sind: sie werden seltener gespielt als die weißen, da benötigt man nicht so viele.
Wie dem auch sei, merkwürdigerweise habe ich überhaupt keine Probleme damit, die Tonleitern nachzuspielen. Auch der Untergriff - hier beispielsweise vom Cis auf das D (mit der rechten Hand) - bzw. der Übergriff bereiten mir keine Schwierigkeiten. Ich weiß nicht, woher das kommt, aber es ist so. Und ich finde das auch gar nicht schlimm. Gibt ja schon genug Sachen, die mir Probleme machen.

Nun standen also meine beiden Übungsstücke an, die ich forte und piano spielen sollte. Mein piano klang wie ein halbes forte - war also kein richtiges piano sondern eher ein mit-viel-Fantasie-könnte-man-ein-piano-raushören piano. Aber es ist auch verflixt schwer, so leise zu spielen. Den Lautstärkeregler durfte ich auch nicht betätigen. Aber das wäre auch zu umständlich gewesen, wo ich doch endlich damit klarkam, den Hocker nicht immer hin- und herrücken zu müssen.

Und dann kam der absolute Horror, der natürlich in keiner Klavierstunde fehlen darf - ich glaube, meine Lehrerin baut absichtlich so etwas in die Stunden ein, um ihrer sadistischen Ader ein Ventil zu geben. Sie grinst dabei auch immer so fies!
In der letzten Stunde hatte ich ja das kleine Duett gelernt, das ich einzeln spielen sollte - also, die rechte Hand spielt nach dem Violinenschlüssel. Anschließend spielt die linke Hand nach dem Baßschlüssel. Ich sollte also nicht beide Schlüssel zusammen spielen. Nein, dieses Vergnügen hat sich meine Lehrerin für die heutige Stunde aufgehoben. Manchmal frage ich mich, ob in ihrem Personalausweis der Name "Severine Snape" eingetragen ist.
Bisher haben ja immer beide Zeigefinger, beide Daumen oder beide Mittelfinger eine Taste angeschlagen. Das sollte sich ab heute ändern. Ab heute lernte ich die Horrorstellung 3-1 kennen. Soll heißen: der Mittelfinger der rechten Hand schlug das E an und der Daumen der linken Hand das C - und das GLEICHZEITIG! Boah, was für eine Tortur! Es klappte mehr schlecht als recht. Ich durfte das Stück zwar seeeehr langsam spielen, aber das war ja wohl auch das mindeste. Schließlich halten wir unsere Klavierstunden ja nicht auf dem Nürburgring ab. Aber diese 3-1-Stellung brachte mich echt um den Verstand. Meine Finger waren dafür überhaupt nicht gemacht. Aber alles Jammern half nichts - natürlich sollte ich das Stück üben und bis zur nächsten Woche intus haben. Und mitzählen sollte ich bei den einzelnen Tönen. Dieses Stück wurde im 4/4-Takt gespielt, so daß ich bei jedem Ton die entsprechende Zahl mitzählen sollte.

Hatte ich gehofft, es könnte nicht noch schlimmer kommen? Ja, hatte ich, aber das Sadismuspotential meiner Lehrerin ist scheinbar unerschöpflich. Wir widmeten uns dem Spiel mit fünf Fingern, das durch zwei kleine Melodien eingeleitet wurde. Genau, jetzt durften der Ring- und der kleine Finger nicht nur faul auf den Tasten herumliegen, sondern die bekamen auch etwas zu tun. Also, ungefähr so, als wenn euch euer Chef aus den Malediven zurück ins Büro ruft!
Und damit ich nicht aus der Übung komme, tauchte bei jedem der beiden Stücke wieder diese Drecks-3-1 Kombination auf. Und viel Zeit zum Überlegen hatte ich auch nicht, da die Töne davor allesamt Viertelnoten waren und ich sofort auf die 3-1 übergehen mußte.
Und der Knackpunkt beim zweiten Stück waren die letzten beiden 4/4-Takte der Melodie. Der linke Daumen schlug das C an (halbe Note), dann folgte der Mittelfinger der rechten Hand mit dem E (Viertelnote), dann schlugen beide Zeigefinger die entsprechende Taste an (links: H - halbe Note; rechts: D - Viertelnote). Während der linke Mittelfinger auf dem H verweilte, drückte der kleine Finger der rechten Hand das G (Viertelnote) und dann kam die 3-1-Kombination. Woah, war das schwer! Dem Kerl, der diese Melodie geschrieben hat, hätte ich am liebsten eine Rechts-Links-Kombination verpaßt. Aber da mußte ich wohl durch.
Auf dem Heimweg überlegte ich mir, ob ich nicht vielleicht die nächste Klavierstunde aus irgendeinem wichtigen Grund absagen sollte. Ich könnte ja ganz plötzlich die Tollwut bekommen haben.

(Fortsetzung folgt)
 
29.07.2006: Boah, war das heiß in dieser Woche. Bei dieser Hitze war ich wie gelähmt und konnte mich wirklich nicht zum Üben aufraffen. Klar habe ich geübt, aber wirklich sehr wenig. Das war wirklich kaum der Rede wert. Und das auch noch bei diesen superschweren Stücken, die ich aufhatte. Es konnte einfach nur neben die Tasten gehen (wie man in der Pianistensprache sagt).

Zu allem Unglück war auch noch das Klavier frei. Und zu allem zweiten Unglück rückte man auch gleich noch die Kopfhörer raus. Keine Chance, die ganze Sache ein klein wenig hinauszuzögern - so etwa ein halbes Jahrhundert! Naja, vielleicht hielt sich ja irgendwo ein gütiges Schicksal versteckt, das mir über die ganze Sache hinweghelfen würde.

Die Fingerübung klappte einwandfrei - war ja auch nicht allzu schwer. Auch die Tonleiter konnte ich ordentlich spielen - naja, auch damit habe ich ja, wie ich bei der letzten Woche schrieb, keine Schwierigkeiten.
Ich war wirklich gespannt, wie die neue Fingerübung aussehen sollte, denn wir hatten ja jetzt irgendwie alle Varianten der Fingerspielerei durch. Und meine Lehrerin fand es halt sehr lustig das Drama von der letzten Stunde fortzuführen. Sprich: zwei Finger schlagen den gleichen Ton an.

Erinnert ihr euch noch an meine allerallererste Fingerübung? Damals mußte ich die rechte Hand auf die Tasten legen, wobei der Daumen auf dem C lag und die anderen Finger auf den entsprechenden Tasten rechts vom C. Dann mußte ich jede Taste viermal anschlagen. Das gleiche mit der linken Hand, wobei hier der kleine Finger auf dem C lag.
Jetzt hatte sich meine Lehrerin eine wirklich tückische Teufelei einfallen lassen. Der Daumen der rechten Hand lag wieder auf dem C, die anderen Finger auf den entsprechenden Tasten rechts daneben (D-E-F-G). Die linke Hand wurde eine Oktave tiefer plaziert, und zwar wieder so, daß der kleine Finger auf dem C lag und die anderen Finger dementsprechend rechts daneben (Ringfinger auf D, Mittelfinger auf E, Zeigefinger auf F, kleiner Finger auf G). Und nun sollten beide Hände GLEICHZEITIG die gleiche Note anschlagen und das jeweils viermal (also der Daumen der rechten Hand und der kleine Finger der linken Hand gleichzeitig das C, der Zeigefinger der rechten Hand und der Ringfinger der linken Hand gleichzeitig das D usw.). Hin und zurück. Das konnte doch wohl nicht ihr Ernst sein!
Es kam noch schlimmer.
Erinnert ihr euch, daß ich in der ersten Stunde zwei Fingerübungen bekommen habe? Die zweite Fingerübung war folgende: Der Daumen und der Zeigefinger schlugen jeweils viermal immer abwechselnd die Tasten an (C-D-C-D-C-D-C-D), dann kamen der Zeige- und der Mittelfinger an die Reihe, ebenfalls viermal abwechselnd (D-E-D-E-D-E-D-E) und so weiter.
Ihr ahnt natürlich, was jetzt kommt! Ganz genau. Rechte Hand Grundstellung (Daumen auf D) und linke Hand Grundstellung eine Oktave tiefer (kleiner Finger auf D). Und dann wieder viermal abwechselnd C-D, aber diesmal mit beiden entsprechenden Fingern gleichzeitig. Herzlichen Glückwunsch! Bestimmt war unter den Vorfahren meiner Klavierlehrerin mindestens ein Folterknecht dabei.
War Beethoven eigentlich auch so fies veranlagt? Wenn ja, dann hat er bestimmt seine "Ode an die Freude" komponiert, als er seinen Schülern bei genau diesen Übungen zugesehen hat!

Dann gab es eine neue Dur-Tonleiter. Wir waren mittlerweile bei E-Dur angelangt, bei der als neue schwarze Taste das DIS hinzukam.

Danach widmeten wir uns meinen Hausaufgaben. Ich hatte meine Lehrerin zwar schon vorbereitet, aber richtig erfassen konnte sie das ganze Drama ja erst beim Spielen. Kurz und schlecht - es waren ziemlich viele - um nicht zu sagen sehr viele - um nicht zu sagen nur falsch angeschlagene Tasten darunter. Jedenfalls stand die Tastenfolge, wie ich sie spielte, so nicht im Buch. Mich auf Druckfehler rauszureden half auch nichts. Das war die katastrophalste Unterrichtsstunde, die ich je in meinem Leben gehabt hatte - jedenfalls für Klavier. Meine Lehrerin sah das offensichtlich ganz genauso, sie sagte aber nicht viel dazu, sondern gab mir einfach sämtliche Stücke für das nächste Mal noch einmal auf - unter verschärften Bedingungen. So sollte beispielsweise ein Stück fehlerfrei sein, forte und piano sollten bei einem anderen Stück sauber rüberkommen etc. Am liebsten hätte ich die ganze Stunde abgebrochen.

Immerhin haben wir eine neue Melodie dazugenommen, wobei mir wenigstens bei dieser die 3-1-Kombination erspart blieb.

Und dann gab es doch noch eine Überraschung für mich an diesem Tag. Ich habe von meiner Lehrerin ein Etüdenbuch geschenkt bekommen. Es war grau - genau passend zur heutigen Klavierstunde - und heißt "Thümer's neue Etüdenschule - Vorbereitungsschule - Heft 1". Es ist schon einige Jahre älter, aber die Melodien darin sind zum Glück immer noch die gleichen. Aus diesem Buch lernte ich die erste Etüde - wobei als "Belohnung" für mich erstens beide Hände im Violinenschlüssel spielen und zweitens die allererste Fingerübung verstärkt Anwendung findet. Was heißt verstärkt - sie findet NUR Anwendung. Das ist die gerechte Strafe für meine Faulheit! :(

Natürlich waren auch die üblichen Anmerkungen wieder bei dieser Stunde dabei (Handhaltung der rechten Hand, Mitzählen beim Takt). Ich fühlte mich nicht gerade toll und war irre froh, als wir diese Stunde hinter uns gebracht hatten.
Am kommenden Donnerstag geht es in meine sechste Klavierstunde. Und als krönenden Abschluß bekam ich dann noch mitgeteilt, daß die Etüden von nun an immer gleich als erstes gespielt werden, noch vor den Fingerübungen und der Tonleiter.
Immerhin, einen Trost gibt es - ich habe immer noch die Möglichkeit in die Südsee auszuwandern.

(Fortsetzung folgt)
 

Zurück
Top Bottom