Ich kann dazu beitragen, dass Bechstein stets Fichte verwendet, allerdings unterschiedliche Güteklassen: Für die einfachere Serie (Academy-Line) wird Bergfichte aus 800 - 1000 Meter Höhe verwendet; für die Top-Instrumente (Concert-Line) Bergfichte aus über 1000 Metern Höhe – und aus dem gleichen Tal, aus dem Stradivari das Holz für seine Geigen bezogen hat.
Warum? Ich tippe mal, je höher der Standort eines Baumes, desto langsamer wächst er. Warum sich das im Preis niederschlägt, leuchtet sofort ein. Den Klang verbessert es wohl, weil das Holz so stabiler ist. Wie genau das funktioniert (und warum dann nicht z.B. Hartholz verwendet wird), lasse ich mir gern von einem Experten erklären...
Es gibt haufenweise Uni-Literarisches und -Lit-Erratisches zur Klang-Propagation entlang und quer der Holzfaser. Physiker-Stuff.
Beim Ernten von Holz geht es immer auch ... am Rande ... um Wirtschaftlichkeit. Einige Bücher zur Herstellung des D-Flügels bei Steinway bringen Kapitel-Accounts zum Holzeinkauf. Interessant zu lesen, dass die Holzhändler Kanadas auch ... den zuständigen Obermohr bei Steinway ein wenig in die Schublade "teil-sympathischer Teil-Irrer" verschubladisieren. Schon dort leuchten die wirtschaftlich bedingten, verdachtsweise faul werden könnenden ... Kompromisse auf..., und dass das Klavierklangholz nur ein absolutes Randthema des internationaen Holzhandels ist.
Die Methodologie, wie Martin Schlesser an sein Klnagholz kommt, dürfte "krass opposite" aller Wirtschaftlichkeit sein. Hoch rauf die Hänge, tief rein in irgendwelche Baumdickichte, schwere Arbeit mit der Axt und der Motorsäge, und zuletzt der Hubschrauber, der die Schore rauszerrt - komplett "unwirtschaftlich" - aber wohl notwendig zur Qualität seiner Arbeit.
Irgendwo las ich auch mal ähnliches über den Holzeinkauf von Strunz. Ich meine, das war im Buch von Perry Knize über ihren Grotrian-Flügel. Sie reiste auch den Stationen hinterher, wie ihr Flügel entstand etc. Auch das Buch eine unbedingte Lese-Empfehlung für den Klang-Aficionado.
Auch die Sendereihe des "Jazzpapstes" Joachim Berendt einst, "Die Welt ist Klang" im SWDR der 1980er - extrem hörenswert. Beginnt mit einem zweistimmigen ...Gesang EINES ... Mönchs in Tibet. Und sein Buch lesenswert.
Es ist aber nicht nur die reine Physik ... Das sage ich, als Anwendungs-Physiker (vulgo Ingenieur). Mich interessierte auch "The Piano Shop on the Left Bank" aus Paris. Wo der Autor beschreibt, wie er Mitglied einer in den (alten) Klavierklang vernarrten bürgerlichen Community in Paris wird, die sich auf einen kleinen Laden der Rive Gauche konzentriert, der mit alten Pleyel und Erard etc. herummacht. Gerade besaitete Flügel teils zurück in die Zeit des jungen Franz Liszt und Frederic Chopins.
Falls einer Langeweile hat, lese er war bei Paul McNulty, bei Eric Maene in Belgien, der für Steinway den "Küchenflügel" replizierte und der die Versuchsflügel, Vor-Vor-Vorläufer derer B-211 von Theo Steinway über die Entwicklung zum "Vollpanzer" auffand. Man lese mal was über die Flügelpreparation des italienischen Steinway-Importeurs Fabbrini, über die Hämmerchen des Südfranzosen Desfougères an den Pyrenäenfüßen, und über die burgundische Manufaktur des Draht- und Saiten-Gurus Stephen Paulello.
Der Kollege OE1FEU weiß noch mehr. Hat in Wien etc. exzellente Kontakte. Hat aber zur Zeit wenig Zeit.
Alles mal so "name droppings". Lesestoff, der einen mental am Klang weiterbringen kann.
Ich ... habe ja mal verpasst, mir einen "Henry jr. & sr." -Flügel zu schnappen, dieses absoluten Sahneteilchen der ersten bassüberkreuzten Salonflügel 1861-1886, die Vorläufer derer C-227.
Henry jr. , viel zu früh 1865 verstorben - ist mir DER Guru des klavierklangs gewesen. Die fünf Salonflügel seiner Konstruktion, die ich habe spielen dürfen, waren - bei aller krassen Unterschiedlichkeit des Mechanikzustandes - im Klang allesamt große Sahne. Waren quasi Verbesserung der Verbesserung der Erard-Kopien, mit denen Vattern Heinrich und Sohni Henry 1856 in den Nummern 781 und 782 in Süd-Manhattan begonnen hatten, Flügel zu machen.
Zuvor nur Tafelklaviere. Henry jr. hatte dann irre Gas gegeben, mit dem Impetus, "das geht bestimmt noch besser", was in dem Patent der Bassüberkreuzung von 1859 kulminierte.
Am Konzertflügel, damals noch um 260 lang.
Die "Henry & Henry"-Dinger, Salonflügel um 220cm, waren die allererste Ableitung für den Privatgebrauch in der Liga der Siebenfüßer. Unglaublich aufwendig und schwer gebaute Flügel, runder wohliger Klang. Aber Bruder Theo hasste die aufwendigen Dinger. Sah zu, dass das wegkam, mit dem C-227 von 1886...
Die Prinzipien des Resoboden-Baues von Henry Steinway solle der Fuldaer Klavierbauer Klaus Fenner "reverse engineert" haben, und reingesteckt in die von Pianova gebauten Fenner-Flügel, deren 217er ganz erstaunlich gut klingt - ich denke, mit dem Trick, dass das Ding sehr breit ist. Klaus Fenner lebt nicht mehr. Aber einer der beiden Pianova-Bosse, ein Schulkollege, sagt, sie hätten die PC-Rechenprogramme von Klaus Fenner greifbar. Bei Steinway weiß ich von einem "Ausschnitt einer Kugelschale" von 16 Metern Durchmesser. Der Pianova-Boss, mein Schulkollege, lächelte, "im Prinzip ja, aber mit Modifikationen", und um die gehe es, das habe Klaus Fenner herausbekommen....
All das mal systematisch zusammenzuführen - UND anzukoppeln mit jeweiliger, individueller Klangpräferenz ... - musste ein eminent lohnendes Thema für Klangverrückte sein.
Mein ... Träumchen, nachdem mir der "Henry-Henry"-Mangeot-Steinway in Frankreich entging, war ja mal, einen gleich großen Yamaha C7 als "nackige Basis" zu "pleyelizen". Den japanischen Krams herauszuheben, dann gerade besaiten, Paulello-Saiten, und irgendwas noch auszubaldowerndes, Schlaues bei den Stegen, Agraffen zu machen. Nur so ein ungerader Gedanke.
Gerade besaitete Flügel sind heute wieder ein Thema. Paulello, Barenboim, etliche frz. Pianisten, die auf den alten Krams von Pleyel oder Erard schwören, und hier in der Nähe die verrückte Bude von Edwin Beunk in Enschede mit seinem Erard von 1836 und den beiden traumhaften Pleyels von 1829 und 1842, und in Wien die Klavierbau-Hütte vom Gert Hecher.