Masse statt Klasse gegen das Frustplateau nach 5 Jahren

Ich erkenne zB bei ihm keinen Humor, wobei ich den vielen Aussagen glaube, dass er welchen besitzt
Genau das habe ich mich so oft gefragt. Wo ist Haydn witzig? Ich hab versucht Zugang zu finden, in dem ich über ihn gelesen habe, mir Dokumentationen angesehen usw usw. Und selbst jetzt sagt er mir gar nichts 🤷🏼‍♀️ Ich hab soviel Vorstellung von ihm wie von einem stillen Nachbarn am Ende der Straße, der immer nett grüßt und seine Hecke sorgsam trimmt.
 
Haydn üben mach mir immer (Achtung, ganz übler Wort-Witz) einen Haydn-Spaß. Ich kann nicht erklären, warum genau das so ist. Aber ich finde, da gibt es immer so viel zu entdecken und zu erforschen und auszuprobieren. Und irgendwo ist immer eine Abschnitt, in dem könnte ich baden, weil ich ihn so schön finde. Zudem hatte ich bei den Haydn-Sachen, die ich bisher geübt habe, immer das Gefühl, dass ich es hier trotz vergleichsweise geringer technischer Schwierigkeit mit tollen musikalischen Ideen und erstklassiger Umsetzung zu tun zu haben
Es ist überhaupt bemerkenswert, wie sehr die Trias der klassischen Klaviersonaten Schreiber (Haydn, Clementi und Mozart; Beethoven ist eine andere Ästhetik) unterschätzt wird. Mozart: ".. ja aber die Konzerte!", Clementi: " ... für Schüler!", Haydn: "auch für Schüler und eher Vorläufer für Beethoven!"
 
Es ist überhaupt bemerkenswert, wie sehr die Trias der klassischen Klaviersonaten Schreiber (Haydn, Clementi und Mozart; Beethoven ist eine andere Ästhetik) unterschätzt wird. Mozart: ".. ja aber die Konzerte!", Clementi: " ... für Schüler!", Haydn: "auch für Schüler und eher Vorläufer für Beethoven!"
Da müsst ihr Profis euch aber an die eigene Nase greifen. Ich unterschätze die Klassiker (auch CPE Bach) bestimmt nicht. KV 576 ist eine Wucht und kann es locker mit Beethoven-Sonaten aufnehmen!

Aber wenn du zB in der Prüfung mit ner Mozart Sonate kommst wirst du schon nicht ernst genommen. Gewinnen mit Mozart? In der Regel eher nicht.
Wenn ich mit Klavierstudenten gesprochen habe war dies die Einstellung "wie?Mozart?", begleitet mit einem mitleidigen Lächeln.
OT: Als ich mal erzählt habe, dass ich das WTK für eins der größten Werke halte kam übrigens der Spruch "das hat Bach doch nur als Übungsstück geschrieben ". Ok, den Studenten hab ich den restlichen Abend ignoriert.

Die geringe Wertschätzung von Haydn und Co kommt nicht von den Amateuren!
 
I

Ich will niemandem seinen Haydn ausreden und ich schätze die Leistung auf sachlicher Ebene natürlich. Ich für mich konnte ihm (bis jetzt) nur noch nichts abgewinnen. Und ich sage nicht einfach nur „mag ich nicht“. Wieviele die es nicht spielen „müssen“ investieren so viel Zeit in Recherche, Biografie lesen und üben es trotzdem in der Hoffnung zu verstehen was es anderen gibt? Leider war die Mühe bisher umsonst.
 
Natürlich, Musik ist immer auch zeitgebunden.
Wer kann heute bei Mozarts "Ein musikalischer Spaß" wirklich aus vollem Halse lachen?
Ich würd wirklich gern den Zugang finden. Vielleicht verpass ich ja was, aber mir fällt nichts mehr ein außer es einfach trotzdem zu spielen….🤷🏼‍♀️ Alles was ich über ihn gelesen habe hat ihn mir auch nicht näher bringen können.
 

Von E.T.A. Hoffmann gibt es einen, wie ich finde, sehr lesenswerten Text zu den Klangwelten Haydns, Mozarts und Beethovens. Dieser Text (ich habe ihn mit ca. 13/14 Jahren gelesen) hat meine Wahrnehmung der drei Wiener Klassiker, insbesondere von Haydn, sehr stark geprägt, vielleicht sogar stärker als Haydns Musik selbst. Deshalb fühle ich mich beim Hören und Spielen von Haydn immer sehr wohl, ähnlich wie @DonMias es beschrieben hat. Der Text von Hoffmann heißt „Beethovens Instrumentalmusik“:
 
Von E.T.A. Hoffmann gibt es einen, wie ich finde, sehr wertvollen Text zu den Klangwelten Haydns, Mozarts und Beethovens. Dieser Text (ich habe ihn mit ca. 13/14 Jahren gelesen) hat meine Wahrnehmung der drei Wiener Klassiker, insbesondere von Haydn, sehr stark geprägt, vielleicht sogar stärker als Haydns Musik selbst. Deshalb fühle ich mich beim Hören und Spielen von Haydn immer sehr wohl, ähnlich wie @DonMias es beschrieben hat. Der Text von Hoffmann heißt „Beethovens Instrumentalmusik“:
Werd ich lesen! Danke! Ich hab ETA Hoffmann bisher nur in Bezug auf Schumann bissl angekratzt.
 
Natürlich, Musik ist immer auch zeitgebunden.
Wer kann heute bei Mozarts "Ein musikalischer Spaß" wirklich aus vollem Halse lachen?
Jeder, der sich intensiv mit Tonsatz beschäftigt hat, wird sich bei dem Stück wegschmeißen vor Lachen. Alle anderen werden den satirischen Witz dieses Stückes gar nicht erst verstehen. Das wird aber zu Mozarts Lebzeiten kaum anders gewesen sein - insofern ist diese Werk gar nicht zeitgebunden.
 
Zuletzt bearbeitet:
So Update zu meinem Beziehungsversuch mit Haydn.😎

Nach vielen weiteren Wutanfällen über den Haydn hatte ich wieder Stunde und habe den spartanisch angerissenen, lieblos runtergehackten Haydn meinem Prof. präsentiert. Der kommentierte „dass Sie den Haydn so (schlecht) spielen, hätte ich Ihnen nicht zu getraut!“. Statt den Versuch zu beende (ich gebe zu, ich habe auf die Möglichkeit spekuliert dass er dieses Vorhaben als gescheiterten Versuch selbstständig beendet), haben wir diesen in vielen Details durchgekaut. Er spielt vor, ich nach. Das ging dann erstaunlich gut und ein Funke (-chen) Reiz diese Details zu formen stellte sich ein.

Zuhause habe ich dann bemerkt, dass dieser Minifunken dann dazugeführt hat, dass ich zwar nicht plötzlich für Haydn brenne, aber meine Abneigung zumindest angefangen hat zu kokeln. Ich habe beschlossen mich nur auf eine Seite zu konzentrieren und und es irgendwie (!) „schön“ zu spielen. Mit allem überzogen und übertrieben und versucht irgendwie dabei was zu empfinden.

Dann habe ich mir die „Biographischen Nachrichten von Joseph Haydn“ von Albert Christoph Dies geholt und das Ergebnis ist folgendes:

Ich habe zunächst manuellen Spaß an der Sonate gefunden, plötzlich war sie „übbar“. Die 16tel Passagen lassen sich sehr schnell spielen und die Bewegung fühlt sich einfach gut an. Dann habe ich mir diese Biografie „reingezogen“ und habe nun auch ein Bild von Haydn für mich gefunden. Etwas unbedarft, in hohem Maße menschlich korrekt und ohne Falsch. Ordnungsliebend aber auf eine schrullige Art und Weise, was das Ganze für mich schon wieder liebenswert macht. Mit dieser Erkenntnis kann ich damit leben, dass man für diese Musik „einen Putzfimmel“ bekommen muss und man wohl nie allen „Schmutz“ weggeputzt bekommt. Aber das hat Haydn ja schließlich auch nicht gestört, als er sich im Alter mit Ödematösen Beinen noch anständig gekleidet in seine Stiefel gezwängt hat. Nachdem ich ja tendenziell eher zu der „passt schon“ Fraktion gehöre und das Wort „Ordnung“ in unterschiedlichen Abstufungen kenne, tut mir das hier vielleicht auch menschlich garnicht schlecht.

Fazit: ich hab einen Haydn-Spaß das zu üben. Vielleicht ist das nur der Anfang. Und mein Rat an alle: sich mal zwingen und zwingen lassen ist vielleicht nicht immer etwas Schlechtes 😎👍🏻
 
Hallo Tonsee ! Ich hab in einem viel späteren Alter angefangen . Am Anfang hat mir mein Kl leichte Stücke gegeben . Nach und nach wurde es schwieriger . ZB Die Träumerei von Schumann und vieles andere . Und jetzt ? Jetzt bin ich sehr alt und nun kann ich das alles nicht mehr . Aber ,wenn ich jetzt ein schönes Stück höre und ich es spielen möchte , macht mir mein KL dieses Stück so , dass ich es lernen kann und was ja wichtig ist , es sich auch noch gut anhört . Transkription !!! Mein Klavierspiel werde ich bis ich sterbe nie aufgeben .
Also nie aufhören ! Das Klavier ist für mich ein Seeleninstrument
Liebe Grüsse und bitte weitermachen
@Monique schau mal, ich bin da über einen Thread aus dem letzten Jahr gestolpert und musste ein wenig schmunzeln. Momentan hatte ich so eine motivationslose Phase noch nicht, aber die werden wir wohl alle irgendwann be- bzw. Überschreiten 🙂
 

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