Liszt Funérailles

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St. Francois de Paola

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20. Apr. 2015
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Hallo zusammen,

habe als Amateur die Gelegenheit, am 13.1. ein kleines Konzert zu geben, das zweigeteilt (Klavier/Orgel) sein wird, das dazu beitragen soll, eine Kirchengemeinde in Düsseldorf vor der Schließung zu retten.
Programm wird sein:

Schumann - Träumerei
Beethoven - Pathétique
Chopin - Nocturnes Op. 55 Nr. 1
Liszt - Funérailles

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Bach - Toccata und Fuge d-Moll BWV 565
Brahms - Herzliebster Jesu
Liszt - Präludium und Fuge über B-A-C-H

+ evtl. Zugabe Präludium und Fuge c-Moll WTC I

Hier ein Video der Funérailles - Verbesserungsvorschläge sind immer willkommen (und guckt euch nicht den Rest (vor allem nicht den zweiten Satz der Pathétique) an, den habe ich teilweise nur hochgeladen, um das meiner ehemaligen Klavierlehrerin zu schicken, bevor es fertig war):


View: https://www.youtube.com/watch?v=XcJYI5wQMNg
 
Hier ein Video der Funérailles - Verbesserungsvorschläge sind immer willkommen
Ich habe jetzt nur Funérailles gehört. Darf ich gemein sein? Mein Vorschlag wäre, das Stück aus dem Programm zu nehmen. Ich finde, auch die manuell ganz unproblematischen Episoden dieses Stückes bewältigst du nicht wirklich. Das kann man einem Publikum eigentlich nicht zumuten.

Ich bin ja ebenfalls Amateur, der sich gern größenwahnsinnig an Stücke traut, die ihm eigentlich etwas zu hoch liegen. Ich kann den Wunsch, dieses Stück zu spielen, daher gut nachvollziehen. Aber das ist wirklich was fürs stille Kämmerlein, nicht für ein Konzert.

lg marcus
 
@.marcus. Kein Problem mit deinem Einwand. Ist ja auch noch was hin bis zum 13.1. Ist auch kein Bezahlkonzert, hoffe, auf 50 Zuschauer oder so, die etwas spenden und die meisten werden da die Mängel nicht bemerken.

Was genau meinst du mit manuell unproblematische Passagen beherrsche ich nicht? Meinst du, ich erfasse musikalisch nicht so viel oder hast du manuelle Einwände auch an den manuell unproblematischen Stellen?
Gibt ein paar Sachen, die mir selbst direkt auffallen, z.B. dass das accelerando gegen Beginn in der Introduktion keine gute Idee war.
 
Warum spielst Du es auch so schnell (gut, der Oktavteil ist eher auf der langsamen Seite)? Es fehlt dem Stueck einfach die Wucht der Aussage. Der Anfang klingt fast beilaeufig. Es fehlt einfach die Intensitaet der Aussage. Diese kommt vom Ausspielen und Nachhoeren aller Linien und Melodien in deren richtigen klanglichen Hierarchie und einer korrekten Wiedergabe des Rhythmus (Doppelpunktierungen). Ich habe eher den Eindruck, dasz Du den Hoerer mit Virtuositaet ueberwaeltigen willst. Das bringt bei dem fuer Lisztsche Verhaeltnisse nicht allzu schwierigen Stueck wenig.
Liszt hat es unter dem Eindruck des Ungarn-Aufstandes 1849 geschrieben, bei dem zwei seiner Freunde ums Leben kamen, bzw. hingerichtet wurden. Es hat also nichts mit Chopins Tode zu tun.
Die Trauermarschteile wechseln sich mit lyrischen Reminiszenzen ab, die sich (meine Interpretation) zu einem grandiosen Gegenpol zum Trauermarsch und dem unabaenderlichen Tode steigern. Es gibt natuerlich viele Aufnahmen auf youtube, die vielleicht illustrieren, was ich meine (Volodos, Kissin, Horowitz). Alle wahren natuerlich die klangliche Hierarchie zwischen Melodie, Basz und Mittelstimmen, auch wenn diese noch so sehr "gehaemmert" sein muessen und zeichnen sich trotz Rubatos durch eine hohe rhythmische Kraft aus. Das waeren die Punkte, an denen Du arbeiten koenntest, um das Stueck zu verbessern. Ich kann hier schlecht in Einzelheiten erklaeren, was ich meine, das waere zu lang, aber z.B. gleich am Anfang: Das des und c sind auf verschiedenen Ebenen im Basz (Liszt deutet den Unterschied durch verschiedene Akzente an, "pesante" unbedingt beachten). f-e in der Melodie: Seufzermotiv, der Rest der Akkorde weniger wichtig, die Dynamikangaben alle genau beachten, die Tremoli spaeter duerfen den Rest nicht zudecken, usw..
Ich finde, auch die manuell ganz unproblematischen Episoden dieses Stückes bewältigst du nicht wirklich.
Wahrscheinlich ist damit die mangelnde Darstellungskraft in diesen Teilen gemeint.

Ob Du es im Konzert spielen sollst, ist Deine Sache, ich wollte es im jetzigen Zustand lieber nicht darbieten.
 
Danke, ein solches Feedback habe ich mir gewünscht. Durch zu frühes auswendig-Spielen ist mir beispielsweise die doppelte Punktierung in der Introduktion komplett entgangen.
Vielleicht mache ich in ein paar Wochen eine neue Aufnahme.
 
Durch zu frühes auswendig-Spielen ist mir beispielsweise die doppelte Punktierung in der Introduktion komplett entgangen.
Du kannst das Stueck eigentlich auswendig, was auch immer das heiszen mag. Ich denke, dasz es wichtig ist, die Klangvorstellung erst einmal weiterzuentwickeln, d.h. den Klang der einzelnen Akkorde zu erproben, die einzelnen Linien zu analysieren etc.. Dazu sollst Du Dir die Noten auf das Pult stellen und Dir zu jedem einzelnen Zeichen in der Partitur Gedanken machen.
Am besten funktioniert das meiner Meinung nach aber schrittweise, d.h. z.B. zuerst genau den Rhythmus lernen (dann aber nur Melodie, Basz ohne Mittelstimmen), dann die Mittelstimmen hinzufuegen und den Klang ausbalancieren (evtl. auch einmal ganz ohne jeden Rhythmus mit arpeggierten Akkorden). Dann zuerst nur in der Melodie die Richtung derselben herausarbeiten, dann das Gleiche mit hinzugefuegten Akkorden, wobei Du sie zuerst eventuell auf zwei Haende aufteilst (ohne Basz), dann in einer Hand. Das ganze natuerlich in kuerzeren Abschnitten. Diese dann zusammenfuegen und sich Gedanken ueber groeszere Einheiten machen usw..
Ich koennte jetzt natuerlich viele Einzelheiten zum Stueck sagen.

-Trauermarsch ab Doppelstrich: Lange Linien sind mir wichtig, lange Noten haben mehr Gewicht als die Sechzehntel (deswegen schreibt Liszt die Akzente). Die beleitenden Viertel und Achtel unterscheide ich genau (Volodos aber z.B. macht sie gleich lang),

-"La melodia sempre accentata": Ich beachte das unbedingt, die Akkorde duerfen den Flusz nicht hemmen (ich will nicht auf ihnen "sitzen bleiben", Du "drueckst" sie irgendwie ins Klavier, ich gehe lieber heraus), muessen aber bestimmt sein, kein ploetzliches accelerando.

-Lagrimoso-Teil: Begleitung sehr zart, die Arpeggien finde ich schwierig, da sie schnell aber leise sein muessen. Die Melodie musz sehr deutlich hervorgehoben werden, auch spaeter, wenn die "fetten" Akkorde hinzukommen, finde ich das essentiel (auch im fff). Nicht auf langen Noten stehen bleiben, Melodie immer "weiterdenken". Die repetierten Begleitakkorde spiele ich mit besonderer Technik und versuche sehr viel mehr Klang zu entwickeln als Du.

-Bei der "Oktavstelle": Ich versuche immer die Melodie immer weitergehen zu lassen, damit sie nicht abbricht. Mir scheinst Du relativ steif bei den Oktaven zu sein, die "laufen" evtl. noch nicht automatisch ab, ich setze mehr (Takt)schwerpunkte. Ich denke die Oktaven nie laut, das werden sie von allein. Bei der Stelle (Allegro energico assai) mit in Oktaven d-a-b-h-c-cis-d--cis-c-h-b-a, d-a-b-....stehen jeweils crescendo-Gabeln da. Die sind mehr sehr wichtig, d.h. jeweils leise anfangen und zum oberen d ein groszes crescendo.
Das waren jetzt noch ein paar konkrete Hinweise.
 
Wenn Du aus Düsseldorf kommst, dann biete ich Dir gerne an mitzuspielen, ich habe auch die Funerailles drauf :-D

Ich weiss gar nicht wo ich anfangen soll... nimm es mir nicht Krumm, aber das Stück ist noch bei weitem nicht so weit als dass es auf die Bühne kann. Amateur hin, Amateur her, dass das Stück noch nicht sitzt dürften auch Laien merken. Zudem hast Du ein großes Programm vor Dir, Du wirst ohnehin noch sehr viel zu üben haben.

Mir fehlt gänzlich die Spannung. Schon der Beginn ist viel zu brav. Du musst den Charakter viel mehr hervorholen! Schon anhand der ersten 3-4 Takte merkt man sofort, ob jemand das Stück und vor allem den musikalischen Inhalt beherrscht. Du spielst das ganze Stück irgendwo im Bereich einer Dynamik zwischen Mezzoforte und Forte. Du musst die komplette Bandbreite ausschöpfen! Dann der erste Einsatz in der Rechten: Den ersten Akkord tief greifen und abphrasieren, immer wieder und immer wieder. Ein Seufzer nach dem anderen.... Zudem musst Du unbedingt das gesamte Stück mit Metronom durcharbeiten. Am Ende der ersten beiden Seiten hast Du plötzlich an Tempo zugelegt wo es überhaupt nicht vorgesehen ist. Halte Dich genau an die Vorgaben! Dann ein weiterer Punkt, der mir auffällt: Du bindest keine Phrasen. Du spielst diese 3-er Sequenzen im Staccato. Das hat Liszt so aber nicht vorgesehen. Natürlich etwas kürzer, aber dennoch schwer und getragen. Und: Du musst am Ende der 3-er Sequenzen abphrasieren. Bei Dir ist der letzte aber meist der lauteste! Ab der Stelle in der Mitte ab 5:10 wirst Du plötzlich viel schneller, warum? Warum eine Pause bei 07:26? Du nimmst die Hände gänzlich weg? dadurch ist die Spannung am Höhepunkt des ganzen Stückes plötzlich abgerissen... und die Akkordpassagen müssen aufwühlen und dazu musst Du die Oktaven binden! Schau mal in den Noten nach den Haltebögen... dort steht NICHTS von Staccato....

Es gibt für Dich einfach noch unglaublich viel zu tun und angesichts des großen Programms glaube ich eher nicht, dass Du das Stück in zwei Monaten überzeugend (!) auf die Bühne bringen wirst.


Hier übrigens ein Mitschnitt von mir von November 2014, bin selber auch Amateur, habe es aber oft im Konzert gespielt und auch im Programm gehabt, als ich September 2014 den Wettbewerb in Aachen gewonnen habe....


View: https://www.youtube.com/watch?v=CbXHv6gsNpM
 
Kleine Frage (etwas OT): Welches Stück ist eigentlich älter: Chopins As-dur Polonaise op. 53 oder dieses Stück von Liszt (das mir übrigens nicht sonderlich gefällt)
Die Ähnlichkeiten (Oktaven im A-dur Teil) sind schon frappierend.
 
Also ganz schön schamloser Diebstahl....
 

Wobei ich die Passage bei Liszt unangenehmer zu spielen finde, da man keine fließende Bewegung hat. Dafür ist sie bei Chopin wesentlich länger und kostet mehr Kraft. 1:1 würde ich sagen....
 
Also ganz schön schamloser Diebstahl....
Und doch klingt es bei Liszt irgendwie anders, auch der Zusammenhang ist ja anders. Also immerhin "genialer Diebstahl".
Wobei ich die Passage bei Liszt unangenehmer zu spielen finde, da man keine fließende Bewegung hat. Dafür ist sie bei Chopin wesentlich länger und kostet mehr Kraft. 1:1 würde ich sagen....
Kann ich so nicht ganz nachvollziehen. Die Schwierigkeit liegt fuer mich eher in der Ausdauer und Praezision (Zusammenspiel mit der rechten Hand). Trotzdem finde ich beide Stellen relativ gut machbar und auf keinen Fall unangenehm. Es gibt jetzt auch keine Spruenge oder Aehnliches, wo man Angst haben mueszte. Bei der As-Dur Polonaise finde ich viele andere Stellen heikler, die Funerailles insgesamt fuer Lisztsche Verhaeltnisse ein sehr dankbares Stueck mit groszer Wirkung bei dafuer vergleichsweise geringem Aufwand. Auf jeden Fall wesentlich leichter als die As-Dur Polonaise mit ihren komplizierten, dicken Akkorden, die relativ schwer zum Singen zu bringen sind. Das kostet jedes Mal Arbeit.
Jannis
 
@.marcus. Kein Problem mit deinem Einwand. Ist ja auch noch was hin bis zum 13.1. Ist auch kein Bezahlkonzert, hoffe, auf 50 Zuschauer oder so, die etwas spenden und die meisten werden da die Mängel nicht bemerken.

Das suggeriert, dass es ein kleines Publikum ist, welches großteils aus Laien besteht. Das stellt sich mir die Frage, ob man in so einem Rahmen überhaupt ein -solches- Stück präsentiert, unabhängig jetzt mal davon, wie gut man es beherrscht. Ich kann mir nämlich gut vorstellen, dass die meisten Laien keinen wirklichen Zugang zu solcher Musik haben. Hier sollte man auch Aufwand und Nutzen im Auge behalten.
 
Kein Problem mit deinem Einwand. Ist ja auch noch was hin bis zum 13.1. Ist auch kein Bezahlkonzert, hoffe, auf 50 Zuschauer oder so, die etwas spenden und die meisten werden da die Mängel nicht bemerken.

Halte ich nicht fuer eine gute Herangehensweise. Ich nehme mein Publikum immer ernst und versuche, gute Musik zu machen. Ich will das Publikum ja nicht auf den Arm nehmen.

Das suggeriert, dass es ein kleines Publikum ist, welches großteils aus Laien besteht. Das stellt sich mir die Frage, ob man in so einem Rahmen überhaupt ein -solches- Stück präsentiert, unabhängig jetzt mal davon, wie gut man es beherrscht. Ich kann mir nämlich gut vorstellen, dass die meisten Laien keinen wirklichen Zugang zu solcher Musik haben. Hier sollte man auch Aufwand und Nutzen im Auge behalten.

Ich verstehe jetzt auch nicht ganz, wieso "Laien" die Funerailles nicht beeindruckend finden oder keinen Zugang haben sollten. Das Stueck ist sehr verstaendlich komponiert und sehr eindruecklich. Man kann ja gerade in kleinerem Rahmen auch eine Einfuehrung geben. Ob es natuerlich zum anderen Programm paszt, ist eine ganz andere Frage.
Jannis
 
Ich werde die Funerailles heute Abend spielen in Kombination mit dem Cantique d'amour. Eine schöne Kombination in der Übergangszeit zwischen Totensonntag und 1. Advent...
 
Ich werde die Funerailles heute Abend spielen in Kombination mit dem Cantique d'amour. Eine schöne Kombination in der Übergangszeit zwischen Totensonntag und 1. Advent...

Programm geändert? Schade, dass ich aufgrund der Weihnachtsfeier meiner Firma nicht kommen kann. Ich wünsche Violina und Dir auf jeden Fall ein schönes und gut besuchtes Konzert bei Piano Filipski in Korschenbroich.
 
Ich finde die eigentlich auch ganz gut zugänglich. Ist jetzt nicht Für Elise oder dergleichen aber auch nicht Beethoven Op.106 oder Schubert D960 etc.
 

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