Lerngeschwindigkeit bei Späteinsteigern - Erfahrungen und Strategien

Ich reih mich einfach ein. Gold wert, Deine Worte, Chiarina!
 
Bitte sei mir nicht böse - gerade weil das vielen m.E. so geht, wollte ich das mal klar sagen. Wenn ich deiner Meinung nach völlig falsch liege, kannst du mir das gerne genauso klar sagen!!!

Hallo Chiarina,

warum sollte ich dir böse sein?

Ich merke oft, dass ich unbewusst wahre Dinge über mich schreibe; und wenn dann liebe Menschen mir hier den Spiegel vorhalten muss ich über mich selbst lachen.
Aber es stimmt absolut, was du sagst.
Es klingt ja fast so, als wolle ich mich nur entspannen, damit ich besser spielen kann.
Damit verlagere ich meinen Klavierstress am Ende noch in "Entspannungsstress" und beginne "PowerYoga" oder so....:D
Das sähe mir ähnlich.

Vielen dank also für deinen lieben Beitrag.:kuss:
Ich hoffe, er hilft nicht nur mir, sondern auch anderen hier.

Lieber Gruß, NewOldie

edit, falls dich, liebe chiarina, der "Terzlauf" interesseiert:
http://www.youtube.com/watch?v=znAxCRDfA8E
bis Sekunde 17 halt ich noch mit, und dann kommt der Schrecken bis Sekunde 24.
.... ich leg es mal auf Eis.:p
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ich möchte mich auch Chiarinas Ausführungen anschließen.

Vor ein paar Monaten war ich an einem Punkt, wo vor lauter Ehrgeiz, Perfektionsanspruch und schnellem Vorankommen der Spaß an der Sache gelitten hatte. Ich merkte, daß ich mich im Unterricht zunehmend über mich und meine "Fehlleistungen" geärgert habe. Ich ging schon mit unangenehmer Erwartung hin.

Da sagte ich mir, du mußt doch bescheuert sein, du gibst einen Haufen Geld für dein Hobby aus und setzt die Freude daran aufs Spiel. Wofür eigentlich?

Da ich mit jetzt 60 Jahren kein Musikstudium mehr anstrebe :D, kann ich auch sehr gut bei meinem Lehrer bleiben, der voraussichtlich noch etwa 10 Jahre unterrichten wird. Wenn ich vor lauter Eile in 5 Jahren soweit wäre (nur hypothetisch), daß er mir nichts mehr beibringen könnte, was mache ich dann anschließend? Ich habe also eigentlich viiiiel Zeit.

Jetzt haben mein KL und ich uns geeinigt, daß wir die Stücke so lange beackern, bis ich meine gegenwärtige Stufe der Unvollkommenheit ;) erreicht habe. Solange ich immernoch etwas verbessern kann, macht mir das Üben Spaß. Mir werden nur Stücke über, bei denen ich auf der Stelle trete.

Im Ergebnis habe ich ein paar Stücke, von denen ich auch selbst überzeugt bin und die ich jederzeit vorspielen könnte. Aber mir mußte auch erst bewußt werden, daß die Qualität des Vortrages viel wichtiger ist als der Schwierigkeitsgrad des Stückes. Das ist dann auch für potentielle Zuhörer erfreulicher. Und dann haben wir Alten gerade in puncto Ausdrucksstärke mit unseren vielen Erinnerungen und Lebenserfahrungen doch eigentlich einen Vorteil gegenüber den "jungen Wilden", den wir nutzen sollten, um unsere leichteren Stücke richtig schön zu spielen.

Ein Tip noch zum schnellen Spielen: Ich übe gerade eine Beethoven-Sonate mit schnellen Triolen in der linken Hand. Wenn man die angestrengt spielt, werden sie zu laut und es klingt grausig. schnell und exakt gingen sie auch nicht. Ich habe aber zunächst nur darauf geachtet, sie so leise wie möglich zu spielen, noch leiser und noch leiser - und nach einiger Übezeit gingen sie plötzlich auch ganz locker, gleichmäßig und schnell.

LG Klavieroma
 
Hallo,

ich möchte diesen schönen Thread mal wieder aktivieren und auch kundtun, dass ich noch nicht aufgegeben habe.
Leider konnte ich im vergangenen halben Jahr nicht immer regelmäßig üben, z. T. aus privaten, aber auch aus gesundheitlichen Gründen und wegen anderer musikalischer Verpflichtungen. So ein Tag hat ja leider nur eine begrenzte Stundenzahl. Dennoch - selbst wenn ich mal nicht so viel zum Üben komme, ein Fortschritt ist trotzdem erkennbar. So z. B. mit den parallel gespielten Tonleitern (in C, zwei Oktaven). Was hatte ich zu Beginn Probleme mit dem Fingersatz! Das war nur mit höchster Konzentration zu schaffen, holperig und stümperhaft, trotz täglichen Übens. Dann hatte ich mal eine Woche nichts gemacht und sie liefen plötzlich viel besser; inzwischen halbautomatisch. Es ist, als müsste es irgendwie anwachsen, das Klavierspiel. Es braucht seine Zeit, ob mit viel oder wenig Üben.

Wir haben jetzt ein (sehr gutes) E-Piano, was das Üben wesentlich entspannter macht, weil ich jederzeit, auch spät nachts, dran kann und entspannt experimentieren und probieren kann, weil es im Bedarfsfall keiner hört. Seitdem spiele ich auch nicht mehr so zurückhaltend und flach wie vorher, als mein Nachbar bei jedem Üben seine Radio aufriss, so dass ich nebenan jedes Wort verstehen konnte.

Meine Stücke nehme ich aus Heumanns "Kleine klassische Klavierstücke - Leichte Originalstücke für Anfänger" und auch aus den Terzibaschitschs meines Sohnes (zur Zeit allererste Tastenträume - Band 3). Da hab ich es kürzlich mit dem Konfliktrhythmus versucht, also links Triolen und rechts Achtel. Im Chor konnte ich das nie klatschen, jetzt geht das ganz locker und macht sogar Spaß.

Ich lerne jedes Stück auswendig und habe festgestellt, dass ich es auch frühestens dann erst einigermaßen flüssig spielen kann. Manchmal transponiere ich dann auch in eine andere Tonart. Oder ich improvisiere ein wenig innerhalb der Harmonien herum, um ein Gefühl für die Klangvorstellung zu bekommen und freier spielen zu können.

Ich denke, mit den Bach-Inventionen (für die Aufnahmeprüfung C-Schein) wird es noch dauern, aber dafür wächst mir das Klavier immer mehr ans Herz, auch wenn es manchmal neben meinem Pflichtprogramm zu kurz kommt. Ich habe mir vorgenommen, mich generell lieber mit einfacheren Stücken auseinanderzusetzen und diese möglichst schön und ausdrucksvoll zu spielen, als möglichst schnell möglichst schwierige Stücke zu spielen und die dann notgedrungen maximal halbgut.

Liebe Grüße
philomela
 
Hallo zusammen,

ich bin 52 Jahre alt, weiblich, und vor 1/2 angefangen, Klavier zu spielen!! Für meine Verhältnisse mache ich gute Fortschritte, ich habe eine richtig gute Lehrerin, die Theorie und Praxis in einem guten Verhältnis unterrichtet. Vor allen Dingen: der Spaß an der Musik kommt nie zu kurz!!
Was die LernGESCHWINDIGKEIT angeht - ehrlich gesagt, mich interessiert das nicht! Wenn ich für mich denke, alles ist ok, so wie es ist und ICH meine Fortschritte sehe, ist es völlig ok. Wichtig ist für mich, dass sich DAS, WAS ich lerne festigt, dass ich fehlerfrei spielen kann. Meine Lehrerin baut immer erst den nächsten "Level" auf, wenn ich den Rest gut beherrsche. Wir beide kommen damit super gut klar. Vielleicht solltest Du doch einfach etwas entspannter sein und Dich nicht unter Druck setzen.

Viele Grüße
Isusla
 

Weil die Zeit, die einem Späteinsteiger noch bleibt um weiter zu kommen, begrenzt ist.

Ich glaube, dass jemand, der schon von Kindesbeinen an lernt und im Alter von - sagen wir 25 Jahren - ein gut ausgebildeter Pianist ist, auch in hohem Alter (vielleicht mit 75 ?) noch in der Lage sein wird, Freude am Spiel zu haben. Wenn jemand mit 45 anfängt und 10 Jahre braucht, um einigermassen vernünftig zu spielen ... wie erhält er sich diese Fähigkeit? Wann ist der Zeitpunkt erreicht (bei abnehmender Lernfähigkeit) wo gar nichts mehr voran geht? Was man bis dahin nicht drauf hat kommt auch nicht mehr ... deshalb vielleicht auch der Ehrgeiz vieler Späteinsteiger noch so viel wie möglich "mitzunehmen". Aber wo ist die Grenze vom gesunden Ehrgeiz zum kontraproduktiven Stress .... ein trauriges Thema!

Gruss

Hyp
 
Weil die Zeit, die einem Späteinsteiger noch bleibt um weiter zu kommen, begrenzt ist.

Ich glaube, dass jemand, der schon von Kindesbeinen an lernt und im Alter von - sagen wir 25 Jahren - ein gut ausgebildeter Pianist ist, auch in hohem Alter (vielleicht mit 75 ?) noch in der Lage sein wird, Freude am Spiel zu haben. Wenn jemand mit 45 anfängt und 10 Jahre braucht, um einigermassen vernünftig zu spielen ... wie erhält er sich diese Fähigkeit? Wann ist der Zeitpunkt erreicht (bei abnehmender Lernfähigkeit) wo gar nichts mehr voran geht? Was man bis dahin nicht drauf hat kommt auch nicht mehr ... deshalb vielleicht auch der Ehrgeiz vieler Späteinsteiger noch so viel wie möglich "mitzunehmen". Aber wo ist die Grenze vom gesunden Ehrgeiz zum kontraproduktiven Stress .... ein trauriges Thema!

Hallo hype,

danke für deinen interessanten Beitrag!
Ich stimme dir natürlich zu, dass die Zeit für Spätanfänger (auch nicht nur hinsichtlich des KLavierspielens) begrenzt ist!

Allerdings gilt das für Klavierschüler im Kindes- und Jugendalter gleichermaßen - Kinder und Jugendliche haben diese zeitliche Begrenzung überhaupt nicht im Kopf, sondern vielmehr ihre Gegenwart und Jugend und alle damit verbundenen zukünftigen Möglichkeiten. Dementsprechend gehen sie auch an das Klavierspielen (oder exakter gesagt an das KLavierspielenlernen) völlig anders als Erwachsene heran:

Kinder und Jugendliche sind eben keine Erwachsenen und haben daher auch keine "erwachsene" Weltsicht! Sie kennen die Welt einfach aus der KInder- und Jugendperspektive, die beinhaltet, dass man häufig Fehler macht (und auch machen darf!) und dafür kritisiert wird. Das ist überhaupt kein Makel sondern Bestandteil der alltäglichen Lebenssituation. Somit können sie mit Fehlverhalten und Kritik umgehen und erwarten gar nicht, perfekte und professionelle Leistung zu erbringen!
Ganz anders bei den Erwachsenen: Sie glauben, dass ihr Tun immer Hand und Fuß haben muss (beim Klavier natürlich viel mehr Hand:D).


Erwachsene haben genaue Vorstellungen, wieviel Engagement man in eine Sache einbringen kann/sollte/darf, die dann letztendlich irgendwann mal zum Erfolg führt.
Unbewusste Vorurteile im psychologischen Hintergrund sind z.B,: eine ordentliche Berufsausbildung dauert ca. 3 Jahre (maximal), ein ordentliches Studium (vor der Bachelorzeit!) kann zwischen 6 und 10 Semestern (oder mehr bei dem alten akademischen Diplom II) dauern.
Die Probezeit für einen neuen Job beträgt zwischen 3 und 6 Monaten! Die Einarbeitungszeit in eine neue berufliche Aufgabe darf nur wenige Wochen dauern etc. etc. Dementsprechend gestalten sich die Anforderungen an das eigene Klavierlernen.
Wir müssen uns davon einfach frei machen und auf einer ganz anderen, völlig entspannten Ebene beginnen:klavier::klavier:

LG

Debbie digitalis
 
Es gibt auch eine andere Möglichkeit, damit umzugehen.
Derzeit erlebe ich viel Freude wenn ich mit dem Klavier spiele, obwohl ich nur die wirklich einfachsten Stücke oder Lieder spielen kann. Ich genieße die geistige Entspannung (oder Reinigung) die dabei geschieht. (Viele unnötige Dinge verflüchtigen sich, ohne extra »entlassen« werden zu müssen.)

Wenn mir diese einfachen Klangfolgen in zehn Jahren die gleiche Freude bereiten wie heute, besteht kein Bedarf sie durch komplizierte, aufwändige Stücke zu ersetzen. Eine mögliche Erweiterung meiner Spielfähigkeiten im laufe der Zeit nehme ich gerne an, sie ist aber nicht mein erklärtes Ziel.

Grüße
Thomas
 
Wenn mir diese einfachen Klangfolgen in zehn Jahren die gleiche Freude bereiten wie heute, besteht kein Bedarf sie durch komplizierte, aufwändige Stücke zu ersetzen.
Wow, ganz schön abgeklärt und radikal! Ein like war mir dafür zu wenig...

Mir fiel dazu zunächst das abgedroschene "der Weg ist das Ziel" ein, aber es ist noch anders: "der Spaziergang ist das Ziel" trifft's besser, weil das momentane, genießende Erleben viel mehr im Vordergrund steht als ein (zielgerichtetes) Vorankommen.

Wenn die Freude an der Musik mit Neugierde gepaart ist, wenn man sich auch gerne etwas Mühe gibt, um sich an Erfolgserlebnissen zu freuen (und Kreuzworträtsel im Vergleich seelenlos und öde findet), dann entwickeln sich zwar nebenbei auch die "pianistischen" Fähigkeiten weiter, aber das taugt nicht mehr als Antrieb für mich, verleidete mir mit Frust nur ein schönes Hobby.

Ich war ein schlechter, bin ein leidlicher, werde ein besserer: Stümper. Aber mit Freude! :klavier:
Alles andere hebe ich mir für's nächste Leben auf :D

Danke Thomas, mag meinen Nick jetzt wieder viel lieber...
 
Mir fiel dazu zunächst das abgedroschene "der Weg ist das Ziel" ein, aber es ist noch anders: "der Spaziergang ist das Ziel" trifft's besser, weil das momentane, genießende Erleben viel mehr im Vordergrund steht als ein (zielgerichtetes) Vorankommen.
Na ja... :-)
Ich denke, ein Minimum an pianistischen Fähigkeiten ist schon notwendig, damit man "musizieren" kann. So ohne alles hat man auch kein rechtes Vergnügen. Damit meine ich, der Spaziergang erreicht erst eine interessante Landschaft (mit Aussicht, Täler und lila Kühe), wenn man minimale Fähigkeiten erworben hat. Egal wie einfach die "Musik" dann ist, man kann "was" spielen und man könnte aussuchen, was man wann und wie spielt...
Nach 6 - 7 Monaten habe ich dies Niveau leider noch nicht. Da ist man noch kein Spaziergänger sondern irgendwas, was Wurmähnlicher schleicht. Gut, ich hätte die Übezeit effektiver, konsequenter und krisenfreier nutzen können...aber, wenn man einen Spaziergang machen will, ist es ja egal, ob man einen Tag früher oder später bei der notenfreien Unabhängigkeit der Hände ankommt und auch mal Takte spielt, in denen mehr als 8 Notenwerte vorkommen bei Tempo 100.
 
Dieser schöne Faden muss mal wieder nach vorne!!!

Auch wenn ich dazu Blahblah schreiben muss:
Ich kann jedem nur raten, Aufnahmen / Videos von sich anzufertigen und diese dann gemäß Kostolyanis Börsenregel wegzulegen. Nach einem oder zwei Jahren wieder hervorgeholt, gibt es fast immer Anlass zur Freude und frische Motivation. Ich werds ab jetzt tun. Drauf gebracht hat mich quasi meine (länger Klavier spielende) Tochter. Sie war ein Jahr in den USA und als sie zurückkam und ich mich am Klavier abmühte, hörte ich plötzlich von hinten: "Boah, das klingt ja geil!". Mannomann, das war Honig. Gib mir mehr! Auf jeden Fall bin ich jetzt wieder mal hochmotiviert - seit langem...
 

Hab die ersten 3 Jahre nach der Russischen Klavierschule (Teil 1 und 2) gelernt, dabei aber auch ein paar Stücke ausgelassen. Nach jetzt einem weiteren Jahr (schullosem) Unterricht, hab ich jetzt den zweiten Band wieder hervorgeholt und mal ein paar der Stücke gespielt, die ich vorher noch nicht angegangen bin .... und siehe da, das geht jetzt zum Teil einfach so vom Blatt (langsam und holprig aber eben beidhändig und man hört schon, wie es klingen soll). Für die erste Invention hab ich fast ein Jahr gebraucht, bis man die einigermassen anhören konnte ... für die nächste (a-moll) 3 Monate, für die folgende (d-moll) einen Monat und jetzt bin ich mit der der E-Dur schon nach 3 Wochen so weit ... Ja, es geht tatsächlich voran. Die Idee mit den Aufnahmen ist natürlich auch genau richtig ... Hab mir das Zoom H2 gekauft ... geiles Teil. Warum ich das schreibe? Als Fortschrittsbericht eines Späteinsteigers und um Fischerman in seinem Bemühen zu unterstützen, diesen schönen Faden wieder nach Vorne zu bringen.

Los gehts Späteinsteiger: Not too old for Rock´n Roll but definitly to young to die!!!

Grüße

Hyp
 
Ich (43) bin Autodidakt und lerne mit der Jazz- Klavierschule von Tim Richards. Natürlich bleibt man hier und da immer mal wieder hängen, aber grds. bin ich sehr zufrieden mit meiner Lerngeschwindigkeit. Ich schiebe immer wieder mal ein Lied außerhalb des Lehrbuches ein, welches mir gerade gefällt. Die Noten hierfür hole ich mir bei musicnotes.com. Habe ich dieses Lied verinnerlicht und kann es gut spielen, geht's wieder zurück zum Lehrbuch. Meistens arbeite ich parallel (Lehrbuch/"Spaß- Lied").

An allererster Stelle stand bei mir anfangs, dass ich wieder Noten lesen kann. Das ging relativ schnell. Bei den Noten für die linke Hand (Hilfslinien) muss ich ab und zu noch mal nachschauen, um welche Note es sich handelt. Aber immer seltener.

Habe gestern mal die Lieder aus dem Lehrbuch probiert, die schon etwas länger her sind. Ich war erstaunt, wie schnell ich diese wieder auswendig spielen konnte. Die Noten dienten dabei als Hilfe, wieder in das Lied rein zu kommen. Nachdem sich der Aha- Effekt eingestellt hatte, gings dann wieder auswendig.

Ich bin also zufrieden, mein "Publikum (Familie) findet mein Spielen auch gut.

Ich denke, man muss Geduld haben und sich nicht unter Druck setzen, wenn man mal einen Hänger beim ein oder anderen Lied hat. Den Vorschlag, sich selber auf Video aufzunehmen und das Video dann irgendwann mal hervorzuholen, finde ich übrigens sehr gut. Werde das auch mal ausprobieren.

Also, fleißig üben und nicht die Geduld verlieren.

Alles Gute,

Martin
 
Hallo,

(sorry etwas längerer Text :D)
ich habe mich schon öfters mit der Lerngeschwindigkeit am Klavier befasst und bin heute auf diese super tollen Thread gestoßen. Tut mir leid wenn ich den nun aus den Archiven hervorkrame aber ich finde ihn wirklich klasse.

Ich bin seit circa einem Monat 30 und habe vor 1,5 Jahren, mit Ende 28 mit dem Klavier spielen angefangen. Ich habe vorher noch nie ein Instrument gespielt, konnte keine Noten lesen und hatte auch sonst nichts musikalisches in meinem Umfeld, aber ich wollte eigentlich schon immer ein Instrument lernen, dachte mir aber immer, ach du bist eh schon zu alt.

Ich hatte nicht mal ein Instrument als ich spontan bei meiner jetzigen KL auftauchte. Ich bekam nach ein paar Wochen ein super altes staubiges Keyboard von einem Freund ausgeliehen. So ohne Gewichtung war es nicht optimal, aber ein Anfang. Ich war dann ein paar Wochen ohne Unterricht (Sommerpause und danach Backpacker Reise in Südamerika) und ab Ende Oktober ging es dann weiter. Bis dahin hatte ich wenig geübt, lernte vorwiegend in der ersten Oktave und hatte mir das Buch "Russische Klavierschule Band 1" für den Unterricht geholt.

Ich spielte Stücke wie "Summ, Summ, Summ, ..." etc. Kurz vor Weihnachten legte mir meine Lehrerin (Noten konnte ich noch nicht lesen, außer, ja das ist ein C, dann muss das [ein, zwei, drei nach oben) ein "F" sein!) Schneeflöckchen vor die Nase. Es hatte nur ein paar Takte und bestand aus Viertelnoten ABER es war beidhändig. Also beide Hände musste gleichzeitig etwas spielen. Nach zwei Wochen konnte ich es mehr schlecht als recht.

Anstatt natürlich schon mal stolz darauf zu sein, ihr habt es ja in den Beiträgen gelesen, war ich natürlich unzufrieden. Im Januar bekam ich von Freunden ein E-Piano, was mir mega die Freude bereitete und ich lernte nun wirklich viel. Es ging voran. Im Februar fing ich an, die Fabelhafte Welt der Amelie comptine d'un autre été zu lernen. Ich lernte es recht fix auswendig (3 - 4 Wochen) aber konnte es nicht "gerade" spielen und die schnellen Stellen schon mal gar nicht. Aber man konnte schon gut hören welches Lied es ist. Vor allem verkrampften meine Hände ohne Pause.

Das wurde dann erstmal beiseite gelegt und ich lernte weiter in der Russischen Klavierschule Band I und im Sommer gab es ein kleines Vorspiel. Ich spielte 4 Lieder vor, allesamt recht kurz. Ich hatte mich einmal verspielt aber insgesamt lief das alles gut. Natürlich als Erwachsener, mit nichts zufrieden (Kinderlieder!!). Obwohl ich immer wieder in den Himmel gelobt wurde, besonders wenn ich mal ne Vertretungslehrerin hatte, wie schnell ich doch lerne.

Im Sommer ging es dann los mit Toccata und für die Sommerpause bekam ich Ballade Pour Adeline. Ich nehme da eigentlich so alles was ich in die Hände bekomme. Schnell war ich aber frustriert weil mir das einfach als unmöglich erschien. Toccata lernte ich so von den Noten halbwegs (wir kommen kaum dazu Theorie zu machen) und verstand wie man das Stück spielt. Von da an konzentrierte ich mich aber ausschließlich auf Ballade Pour Adeline. Es ist nun November und ich kann es immer noch nicht komplett locker und gut, aber ich kann es in halber Geschwindigkeit von vorne bis hinten richtig und flüssig spielen. Einzig ein paar Stellen übe ich nun seit 2 bis 3 Wochen.

So nun aber zu dem Punkt, wer bis jetzt durchgehalten hat :D danke dafür. Ich habe sau viel gelernt (für mich sind 15 bis 20 Stunden pro Woche viel) und bin natürlich immer noch mega selbst kritisch. Allerdings habe ich ab und zu schon ein Erlebnis wo ich denke, boah, die Stelle konnte ich vor 3 Wochen nur halb so schnell spielen und jetzt sind meine Finger sogar locker.

Ich kann sogar die Fabelhafte Welt der Amelie nun besser, obwohl ich sie seit Februar nicht mehr geübt hat.
Ich hab auch, seit Sonntag, angefangen ein Stück aus einem Spiel (Final Fantasy X - to Zanarkand) zu spielen und konnte das erste Viertel nach einigen Stunden. ABER ich war wieder irgendwie unzufrieden, weil ich doch schnell lernen will und so weiter.

UND DANN habe ich diesen Thread hier entdeckt. Ich habe ihn sehr aufmerksam gelesen, als ich gerade Pause machte. Danach hab ich mich wieder ans Klavier gesetzt und wieder das erste Viertel von "To Zanarkand (falls es wen interessiert: ) gespielt. Ganz langsam, ohne Stress, (super langsam) und es hat super viel Spaß gemacht. Ich konnte mich einfach darüber freuen und gehe nun sehr gut gelaunt ins Bett anstatt das Gefühl zu haben "nicht genug geschafft zu haben".

Ich werde von nun so oft wie möglich diesen Ansatz zu wählen! Ich denke man ist nie zu alt für etwas und ob die Lerngeschwindigkeit wirklich langsamer wird - ich weiß es nicht und ich glaube es ist egal. Das ist so individuell unterschiedlich.
Mir hat der Thread hier wirklich geholfen. Ich spiele jetzt seit fast einem Jahr ernsthaft Klavier (ich denke so ab November ging es so richtig los und dann Januar mit dem E-Piano) und kann glaube ich doch mehr als zufrieden sein und sollte einfach weniger kritisch sein. Es wäre cool in einem Monat endlich "Ballade Pour Adeline" zu können, da dann wieder ein Vorspiel ist, aber wenn nicht, geht die Welt wohl auch nicht unter.

Grüße
Holyhawk
 
@Holyhawk
Naja, am Anfang geht es in Regel immer schnell vorwärts , dann kommen die Jahre des scheinbaren auf der STelle tretens :cry2:

Aber nichts desto trotz, ich wollte mich besonders für dein Musikbeispiel bedanken, ich bin nämlich ständig auf der Suche nach Stücken, die mein mittlerweise 15jähriges Töchterchen bei der Stange halten, mit der comptine (einschließlich erweiterten Variationen, die gar nicht ohne sind - klaviertechnisch gesehen...), und auch pour Adeline (das finde ich aber eigentlich schon sehr anspruchsvoll für nur 1 Jahr lernen - oder hast du eine Anfängerversion?) habe ich da wohl den Nerv getroffen, aber diese Video-Game-Melodie passt vielleicht auch, da diese Generation ja nicht für Mädchen-Liebe-Schmalz-Jugendromane schwärmt, sondern auf sowas wie mortal instruments mit Titel wie city of bones, oder infernal divices und co als Lesestoff oder Film abfährt.

Ich hab ihr jetzt 32 Variationen von Beethoven:teufel: aufgedrückt, da muss dann noch ein Ausgleich her...:bomb:. (Klavier üben, heißt für sie erstmal die comptine mit allen Variationen auch gern mehrmals - ach da ist auch noch was anderes ? z.B. Schuhmann das einschlummernde Kind .....(das spielt sie ja wenigsten noch, aber um debussy dr. gradus u.s.w wird sich gedrückt.:krank:...)
 
Hi,

freut mich das dir das Musikbeispiel gefällt. Ich empfinde die Ballade Pour Adeline für mich schon sau schwer und war extrem skeptisch, als sie mir das erste mal vorgespielt wurde, ob ich das lernen kann. Ich weiß nicht ob es eine vereinfachte Version ist, allerdings hat meine Klavierlehrerin hier und da kleine Änderungen gemacht. Es gibt da drei Stellen die mich echt so ein bisschen verzweifeln lassen aber meine Klavierlehrerin hat ein unerschütterliches Vertrauen in mich.

Ich kann das selber alles nicht einschätzen. Ich habe keine Freunde die ein Instrument spielen oder sonst etwas anderes musikalisches in meinem Umfeld. Ich würde mich so freuen mal noch andere Leute zu kennen mit denen ich mich austauschen könnte die in meiner Nähe wohnen. Immer wenn ich mal ne Vertretungslehrerin habe (nicht oft) sind die immer ganz von den Socken wie schnell ich doch Fortschritte mache und das es außergewöhnlich schnell sei, wenn sie so an alle Schüler der Musikschule denkt. Ich weiß immer nicht was ich davon halten soll da ich das einfach alles nicht einschätzen kann.

Ich vertrau einfach auf meine Klavierlehrerin dass das alles schon sinnvoll ist. Wie gesagt, ich hatte das erste Band der russischen Klavierschule und dann hat sie mir einfach Ballade Pour Adeline gegeben. Sie meinte es wird schwer aber ich bin absolut soweit. Auch die Vertretung meinte irgendwann mal, im Mai, als ich ihr zwei Stücke aus dem Band zeigte das ich da nicht mehr viel Zeit mit verbringen muss sondern das sie denkt, das ich das quasi fast überspringen kann. Ich selbst weiß nicht, ich finde es natürlich schmeichelhaft, andererseits denke ich, ich habe null Ahnung von der Theorie hinter dem Klavier. Es ist nicht schwer zu erfassen, aber ich weiß eben vieles nicht. Ne andere Vertretung meinte zu dem Stück, Ballade Pour Adeline, das es eine sehr gute Wahl für mich sei weil ich dadurch viel lernen würde.

Mein Hauptproblem sind verspannte Hände, was allerdings deutlich besser wird. Oft übe und übe ich und verrenne mich da irgendwie und es frustriert mich auch und ich denke mir vor der Klavierstunde das es niemals was wird und nach der Klavierstunde sieht die Welt schon besser aus. Will sagen, ich glaube ich bräuchte einfach mehr als einmal die Woche Unterricht.

Spielst du selber Klavier? Wenn ja, beneide ich deine Tochter, ich hätte so gerne öfters Hilfe und Tipps und jemanden der sich neben mich setzt. Ich habe keine Probleme Stunden alleine zu üben aber oft bin ich mir unsicher ob es in die richtige Richtung geht und wenn dann mal wegen Ferien 2 oder 3 Wochen kein Klavier Unterricht ist, verliere ich super schnell die Motivation. Und durch das ganze Lob fühl ich mich irgendwie auch ein wenig unter Druck, weil ich das Gefühl habe, ich habe nun eine gewisse Erwartungshaltung bei anderen und vor allem mir selbst erzeugt. Das ist das schwierigste.

Abschließend kann ich nur sagen, das es einerseits frustrierend ist, nach so vielen Monaten das Stück noch nicht zu können. Andererseits merke ich, das sich viele Sachen gleichzeitig bei mir massiv verbessert haben. Vom Noten lesen, Tackt mit zählen, enspanntere Finger und so weiter.

https://www.dropbox.com/s/ujwj5ppiqnvoefy/Ballade Pour Adeline.pdf?dl=0

Da ist mal die eingescannte Version, mit all den Kritzeleien meiner Klavierlehrerin. Wenn ich die letzten 3 Stellen kann, könnte ich es, zumindest langsamer, schon ganz gut spielen. Aber es sind ja immer die wenigen schweren Stelle die das Problem sind :D

Übrigens, ich kenne massenweise wunderschöne Titel, wie das was ich im vorherigen Titel als Youtube Video verlinkt habe. Allerdings kann ich dir nicht genau sagen wie gut sie geeignet sind um da nun viel draus zu lernen. Aber kennen tue ich massenweise, Noten kommt man auch immer gut dran.
 
MIt Toccata meinst du die von Bach ?:
upload_2015-11-23_18-6-10.png



Deine Ausgabe von Ballade.pour Adeline ist keine vereinfachte.....aber ziemlich verwirrend gesetzte - hier nur mal der Schluss von meiner ( - wegen copy right hab ich aber keine Ahnung, werde deswegen bestimmt nicht diese Version weiterverteilen) die kleine 8 oben bedeutet eine Oktave höher spielen...


upload_2015-11-23_18-15-36.png
 
Ja, richtig, die von Bach, aber eben vereinfacht aus einem Übungsbuch. Die sieht so auf den ersten Blick am Anfang deutlich einfacher aus, als das was du da verlinkt hast. Ich habe sie aber noch nicht komplett gelernt und habe seit ich Ballade Pour Adeline habe da keine Zeit mehr rein investiert. Ich vermute ich greife das wieder auf sobald ich das eine kann. Allerdings weiß ich wie ich jede Stelle zu spielen habe und müsste es "nur" üben (laut meiner Lehrerin und da stimme ich sogar zu), allerdings in langsam... und es ist eben halt an vielen Stellen einfacher gehalten.

Ja das mit der 8 weiß ich, danke :-) also lesen kann ich das schon alles, weiß was das alles bedeutet aber das war es auch schon bisher.
Also ja meine Version sieht durch die ganzen Notizen eh etwas chaotisch aus und die eine oder andere Noten hat meine Klavierlehrerin auch etwas geändert weil es sonst noch zu hektisch für mich ist. Einige Stellen, die nur mit der rechten Hand gespielt werden (laut der Notation in meiner Version), spiele ich unterstützend zum Beispiel mit der linken (ein paar wenige). Auch am Schluss, ich weiß auch nicht genau wieso es dort nicht so wie in deiner Version notiert ist, aber ich spiele es schon so mit linker und rechter Hand aufgeteilt, wie es bei dir notiert ist. (Ich meinte jetzt zum Beispiel Takt 29).

Teilweise ist es für mich noch echt schwierig auf alles zu achten. Pedal nutzen, linke und rechte Hand die dann teilweise große Sprünge machen müssen. Das Pedal habe ich vor dem Stück auch nie genutzt, wusste nur was es macht. Dann noch betonen und so weiter. Oft schaffe ich es im Kopf kaum hinterher zu kommen, dann verkrampfen die Hände. Das wird aber stetig besser, immerhin.


Das hier habe ich gespielt, bevor ich Ballade Pour Adeline und Toccata bekam. Daher war ich auch sehr skeptisch als ich die Noten in die Hand bekam, aber jetzt denke ich, das es schon ein gutes Stück ist. Aber es ist noch ein hartes Stück Arbeit das richtig und entspannt spielen zu können.

Übrigens, to Zanarkand, was ich verlinkt hatte. Finde ich eigentlich schon wenig schmalzig :P kommt sicher gut bei den Frauen an ;) aber unabhängig davon finde ich das Stück einfach total klasse. Das war auch eine etwas einfachere Version, nach oben sind da sicher keine Grenzen.
 
Einige Stellen, die nur mit der rechten Hand gespielt werden (laut der Notation in meiner Version), spiele ich unterstützend zum Beispiel mit der linken (ein paar wenige). Auch am Schluss, ich weiß auch nicht genau wieso es dort nicht so wie in deiner Version notiert ist, aber ich spiele es schon so mit linker und rechter Hand aufgeteilt, wie es bei dir notiert ist. (Ich meinte jetzt zum Beispiel Takt 29).
Die linke Hand ist bei deiner Version sehr oft im Violinschlüssel mitnotiert, dass merkt man daran, dass im Bassschlüssel nichts steht , auch keine Pause. Der Noterverfasser wollte wohl nicht im unteren Bassbereich im Violinschlüssel notieren wie es in der von mir geposteten Version steht.

Was das Pedal betrifft, da sollte deine Lehrerin gesonderte Pedalübungen mit dir machen. Natürlich die Adeline klingt ohne Pedal überhaupt nicht. Wenn du die russische Schule Teil 1 durch hast, warum nicht erst mal weiter mit dem 2. Band, dann ist das ganze mehr geordnet - didaktisch gesehen, denn wenn ich es richtig sehe, hast du das erste halbe Jahr sehr gute Fortschritte gemacht und steckst jetzt mit den tatsächlich sprunghaft schwereren Stücken fest. Im 2. Band sind auch nicht mehr Kinderliedchen, aber das Rüstzeug um überhaupt die ganzen youtube-covers spielen zu können, also noch 1 Jahr Geduld und Extrastücke nur im Nebenfocus, im Hauptfocus Didaktik, um keine Zeit zu verlieren, Potential hast du ja offensichtlich :super:
 
Das gefällt mir auch, allerdings mir gefällt so viel, ich komme nicht dazu alles zu spielen, z.Zt. ist meine Ausdruckgeschwindigkeit überproportional höher als die Übezeit - wahrscheinlich verdaddel ich zu viel zeit am Computer :girl: - muss aber auch mal sein.....
 

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