Lernen: Revolutionäre neue Methode ! Doch funktioniert sie ?

Hiob

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Ich habe mir überlegt, ob es eine gute Idee wäre, wenn man Stücke
spielt, die einen wirklich überfordern. Also ein Stück sich vornimmt,
dass deutlich zu schwierig, wenn auch machbar ist.
Ein Stück in das man sich wirklich reindenken muss, dass wirklich
erhöhte Anforderungen an das eigene Können stellt.

Kurzum: Sich total überfordern.

Ich habe diese Methode die wenn sie sich durchsetzt nach mir benannt
werden sollte, entdeckt, als ich ein Klavierstück spielen wollte, von dem
mein Lehrer aber meinte, es sei viel zu schwer für mich derzeit.
Trotzdem hab ich es geübt und siehe da ... ICH KANN ES !
http://gmajormusictheory.org/Freebies/Level3/3OCanada.pdf

Es war sehr schwierig, es war nervenaufreibend und jenseits aller
menschlichen Konzentrationsvorstellungen.
Jetzt kann ich das Stück und frage mich, ob mal wohl mit dieser
Brecheisen-Methode schneller vorankommt, indem man sich halt
gezielt ÜBERfordert, sodass leichtere Stücke dann wirklich leichter
fallen.

Was denkt Ihr?
Und man total übersteigert ... was ist wenn ich morgen anfange,
beispielsweise irgendwas von Rachmanninoff zu spielen?
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
hi,
glückwunsch, dass du das stück geschafft hast!
die methode hat schon etwas gutes, nämlich, wie du schon sagst, dass man gezwungen ist, seinen horizont zu erweitern. nur geh nicht zu weit. davon könntest du vllt. schnell demotiviert werden oder einfach "überfordert" =)

mfg mellsom
 
Normalerweise gibt einem der Lehrer Stücke, die einen födern und fordern aber nicht überfordern.
Bevor du große methode erfindest, sprich mal mit deinem lehrer. Was macht der mit dir? Nur Stücke die du schon einfach spielen kannst?


oli
 
Wenn du das auch mit einer Chopinetüde schaffst, darfst du deine neue Methode nach dir benennen.
 
Einen Titel für mein Buch habe ich schon:

"The Brutal Way of Playing - Hardcore from the Beginning"
 
Meiner Meinung nach könnte man vielleicht ein Stück, das einen total überfordert neben anderen leichteren laufenlassen, damit man nicht zu sehr gefrustet ist, wenn es vielleicht doch sehr viel länger dauert, als man annahm.

Aber ein sehr wichtiger Punkt ist doch auch die Frage, ob man das Stück dann wirklich spielen kann, wenn man die richtigen Tasten zur richtigen Zeit trifft.
Zum einen wird man solche Stücke mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht wirklich locker spielen können und zum anderen muss man sich vermutlich auf das Tastentreffen so sehr konzentrieren, dass man nicht viel Interpretation reinbringen kann.

Man kommt auch mit anderen Stücken weiter, wie Amfortas ja bereits schrieb und ich würde dieser Vorgehensweise immer den Vorzug geben. Und ich würde mir vielleicht auch mal überlegen, ob man durch deine Methode wirklich schnellere Fortschritte macht.
Man übt schließlich sehr lange an diesem Stück und könnte während dieser Zeit etliche andere Stücke lernen, die ein geeignetes Spielniveau haben. Auch an diesen Stücken lernt man etwas, das für die folgenden helfen kann.
 
Es hängt eben davon ab, ob man ein Stück wirklich aus eigenem Antrieb lernen will, oder ob man es halt nur ungefähr hinschludert, damit der Lehrer nicht völlig ausrastet.

Es ist immer wieder erstaunlich, zu welchen Leistungen Schüler fähig sind, wenn sie an ein Stück geraten, wo sie der Ehrgeiz packt. In so einem Fall ist eigentlich kein Stück zu schwer.
 
Eigener Antrieb und Willenskraft hin oder her.
Ein paar Stufen höher greifen ist vielleicht noch o.k., aber einer, der gerade mal Noten lesen kann und erfolgreich die Technik vom Flohwalzer "erlernt" hat, wird z.B. an Liszts "Mazeppa" (Nr. 4 aus den 12 Etudes d’exécution transcendante, welche ich, auch wenn ich nur die letzte mal "angefangen" habe, wesentlich anspruchsvoller als Chopins Etüden einschätzen würde) kläglich scheitern. Auch wenn er noch so begabt und motiviert ist.

Wäre es nicht besser, Stücke auf geeignetem (von einem guten Lehrer vorgeschlagenem Niveau) so zu spielen, dass man sich auch musikalisch intensiv mit ihnen beschäftigt? Wenn man etwas technisch nur mal gerade so, mit viel Glück hinbekommt, ist das wohl nicht möglich.

lg
 
Überfordern halte ich für sinnlos, denn dann schafft man es nicht. Stark fordern ist gelegentlich nötig, damit man mal wieder ein Erfolgserlebnis hat. Ich vermute, daß viele Klavierlehrer eher zu vorsichtig sind und im Zweifelsfalle lieber ablehnen. Ein schweres Werk, das man angehen will, sollte aber auch eine Herzensangelegenheit sein, damit man durchhält, sonst ist der Frust zu groß.
 

Oh, schoen, das spiele ich auch grade, allerdings auf level one;-)

Es gibt davon uebrigens mindestens 10 Arrangements (neben unzaehligen anderen, nehme ich an) mit steigendem Schwierigkeitsgrad, die in den zehn Baenden der Klavierschule "Conservatory Canada: The New Millenium Series" als patriotischer Schlusspunkt eines jeden Bandes (:rolleyes:) enthalten sind.

Hiob, versuche dich doch mal an den anderen levels, vll findest du auch die Noten irgendwo;-)
 
Auf diesem Weg deiner neuen Methode habe ich den ersten Satz der Mondscheinsonate gelernt. Oft angehört (sehr wichtig !), sehr oft das Stück gespielt und irgendwann kann man es dann. Was bei der Mondscheinsonate recht schwierig war, war die Technik, wie allen bekannt. Damit ich genau wusste, wie ich sie spielen sollte (noch keine Interpretation), hab ich es mir wirklich sehr oft angehört (wie oben beschrieben).
Meiner Meinung nach kann diese Überforderung schon funktionieren, wenn man den Willen hat, das Stück wirklich zu lernen. Wenn man das Stück einmal spielen kann, dann kann man sich immer noch an die Vortragsweise begeben.
Einziger Nachteil bei diesem "Crashkurs von schwierigen Stücken": Irgendwann kann man es dann so wie der Pianist auf der CD spielen, doch dann wird man es nie wieder anders spielen und kann die Interpretation zu diesem Stück nicht sein Eigen nennen.

Insgesamt eine sehr gute Methode :)
 

@hiob

freut mich sehr, dass du bei Gmajor fündig geworden bist. und ich hatte heute genau zu diesem thema eine dikussion mit meiner KL.
sie sieht bei erwachsenen überhaupt kein problem mit überforderung durch schülerseitige (!) wünsche. wenns wirklich nicht geht, sagt sie das gaaaanz deutlich, bzw. der erwachsene muss dann halt mit seinem frust zurechtkommen und - gleich welche - konsequenzen ziehen. bei kindern ist das anders - da MUSS der KL wirklich eingreifen.

ich gehe auch immer gerne auf "oversized" notenmaterial (i wanna be the cool pianoman) los. aber bislang war es immer ganz einfach, das mit der KL abzustimmen. entweder sie sagt "probiern wirs mal" und ich hab dann die suppe auszulöffeln (bislang gings noch immer:p) und genausowie du war ich dann immer eine zeitlang sakrisch aufgebläht:D.
wenn ihr etwas wirklich zu schwer erscheint, spielt sie mir das vor und sieht mich fragend an. da habe ich dann auch jedesmal "den schwanz" eingezogen...

daher darf ich mir bislang auch alle stücke "frei" aussuchen. sie sieht es als ihre aufgabe, durch die mitauswahl oder das einstreuen kleinerer übungen dafür zu sorgen, dass wesentliche lern-/entwicklungsschritte nicht übergangen werden. ich muss dann aber damit leben, dass es vielleicht 4, 8 oder 12 wochen dauert, bis mein wunschwerk anhörbar wird. und das tue ich auch gern, weil mich längere sachen, die ich so in 8-takt-einheiten nach und nach erlerne, viel mehr motivieren, als kurze übungen. da ist natürlich auch der vorteil dabei, dass der anfang piccobello ist, bis man am schluss angekommen ist.

bei gmajor gibts ja auch einen leichten "entertainer". der geht jetzt soweit von der hand. weil ich aber das GANZE haben will, haben wir heute gemeisam einen übergang zu einer etwas schwerer gesetzten version des mittelteils gebastelt. fand ich ganz lieb. bis ich dann zuhause vor den noten saß. alors - der kampf beginnt wieder! und bis ich das dann halbwegs drauf habe, wird der anfang 1a-super-perfecto sein! jawollja!

haun wir rein!
 
nachtrag

hallo hiob, für mich wäre es ein großer unterschied, ob dein kKL das stück als VIEL zu schwer oder nur als (zu) schwer bezeichnet hat. in ersterem fall: rübe ab!

und noch was: ich teile ja deine vorgehensweise und finde sie - wie schon gesagt - recht motivierend. dass ich dadurch "leichte" stückchen aber schneller oder besser spiele, konnte ich bisher nicht feststellen.
 
Ich denke das es grade für den Anfang wichtig ist immer Fortschritte zu machen. Ansonsten kann ich mir vorstellen, dass man schnell die Lust am spielen verliert. Sicherlich brauch man eine gewisse Forderung - aber ob die im Rahmen einer Überforderung sein sollte halte ich für fraglich. Die Methode ist sicherlich für etwas Fortgeschrittene Sinvoll; aber meiner Meinung nach nicht für Anfänger.
Ein Anfänger brauch Erfolg um mit Spaß an der Sache zu bleiben...
 
bounty spricht mir aus der Seele =). Als Anfänger konnte ein Stück noch so leicht sein, wenn es keinen Spaß gemacht hat, wollte ich einfach nicht Klavier spielen, schwierigere Stücke waren mit mir unvorstellbar. Irgendwann, nach Jahren der sinnlosen Klimperei fiel mir dann mal auf, was mir alles entgangen ist und wieviel besser ich sein könnte. Also forderte ich mich selbst, indem ich diese Überlastungsmethode anwandte. Ich mache das bis heute so und finde es großartig. Ich bin dabei die ganzen Jahre die ich versäumt habe aufzuholen, weil ich mit jedem neuen Stück sprunghaft ein Stück besser werde. Mein Klavierlehrer wundert sich, weil mein aktuelles Stück kompliziert, lang und langweilig ist, aber allein der Wille zum Erfolg reicht dann um es trotzdem zu lernen. Aber "Hardcore from the Beginning" ist nichts. Die meisten Anfänger brauchen Motivation und spielen Klavier, weil es ihnen Spaß macht und schön ist, nicht weil sie möglichst schnell gut werden wollen und sich dafür übermäßig anstrengen wollen.
 
"Holzhammermethode"

In dieser Sinn ein Zitat:
Josef Hofmann: Nur sehr wenige sind sich bewusst, was sie erreichen könnten, wenn sie ein schwieriges Stück sechsmal täglich, sehr langsam, während drei Wochen spielten; es dann für ein paar Tage beiseite legten und von neuem begännen.
Klingt wie Medizin nehmen. So oder ähnlich mache ich es manchmal tatsächlich! Z.B. bei der Schwarze-Tasten-Etüde, hier als Zugabe, der Fotograf ist währenddessen ums Klavier geschlichen. Echt ätzend!
Grüßle an alle Interessenten
Walter
 

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Ich habe mir überlegt, ob es eine gute Idee wäre, wenn man Stücke
spielt, die einen wirklich überfordern. Also ein Stück sich vornimmt,
dass deutlich zu schwierig, wenn auch machbar ist.
Ein Stück in das man sich wirklich reindenken muss, dass wirklich
erhöhte Anforderungen an das eigene Können stellt.

Kurzum: Sich total überfordern.

Hallo Hiob:

Ein Klavierlehrer darf den Schüler weder über- noch unterfordern.

Wenn der Schüler überfodert wird (bei zu schweren Stücken): Schüler gibt auf!
Wenn der Schüler unterfodert ist (bei zu leichten Stücken): Schüler wird gelangweilt und findet keine Interesse mehr!

Aber Du schreibst von einem Stück, das für Dich trotzdem machbar sei. Nach einiger Zeit sollten auch Stücke gewählt werden, die ein schwierigeres Niveau haben, um sich nach und nach zu steigern und um den Schüler auch zu fordern, wo sich der Schüler reindenken muß und Neues wieder lernt!
Aber es dürfen nicht gleich so schwere Stücke gewählt werden, die für den Schüler einfach noch nicht machbar sind, weil der Schüler sonst aufgibt.

Liebe Grüße, Mario
 
Hallo Hiob:

Ein Klavierlehrer darf den Schüler weder über- noch unterfordern.

Wenn der Schüler überfodert wird (bei zu schweren Stücken): Schüler gibt auf!

Ich denke das kommt vor allem auf den Schüler an. Wenn jemand wirklich Interesse an der Klaviermusik hat, eventuell sogar eine Karriere als Konzertpianist anstrebt und mit Interesse dabeibleibt und sich entwickeln will, wird er sich wohl bereitwilliger auf schwere Stücke stürzen in dem Wissen, dass er daran sehr viel lernen kann (wenn sie nicht utopisch schwer sind, sondern nur sehr fordernd).

Von Seiten des Klavierlehrers sind natürlich zu schwere Stücke eine Gefahr für die Klavierlust bei Hobby-Spielern, die sich nich gern überfordern. Wenn der Schüler allerdings bereitwillig schwere Stücke akzeptiert, um schneller voranzukommen dürfte das kein Problem sein.
 
In dieser Sinn ein Zitat:
Josef Hofmann: Nur sehr wenige sind sich bewusst, was sie erreichen könnten, wenn sie ein schwieriges Stück sechsmal täglich, sehr langsam, während drei Wochen spielten; es dann für ein paar Tage beiseite legten und von neuem begännen.

Ich habe damit auch recht gute Erfolge erzielt. Allerdings darf man als "Klavierschüler in der Ausbildung" keine technischen Schwierigkeiten übersehen und sollte diese separat bearbeiten. Außerdem sollte man sich während der Zeit intensive Gedanken darüber machen, wie man das Stück spielen will und am besten auch mit verschiedenen Lesarten experimentieren. Sonst geht es einfach schneller, das ganze in den Computer einzugeben und abspielen zu lassen. Das ist jedenfalls meine Meinung.
 

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