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wie die Bewohner der Höhle in Platons Höhlengleichnis, ausgesprochen aggressiv reagieren, wenn sie darauf hingewiesen werden

Jaja. Ideologen behaupten, das ἕν zu kennen, weil sie sich einbilden, die Anabasis erfolgreich absolviert haben. Gipfel der Hybris, das Höhlengleichnis für diesen recycelten 90er-Jahre-Müll zu usurpieren.

Tut mir leid, solange ich noch selbst denken kann, werde ich auf solche verwolkten Texte allergisch reagieren. ;-) Ich kann es nicht leiden, für blöd verkauft zu werden.
 
Wer nimmt den gesunden Menschenverstand als Kriterium für Populismus her?
Ähm, Du bzw. die von Dir zitierte Bundeszentrale für politische Bildung?
Abgesehen von seiner Verwendung als Kampfbegriff läßt sich Populismus definieren:
Populismus zeichnet sich durch folgende Merkmale aus: Berufung auf den common sense, Anti-Elitarismus, Anti-Intellektualismus, Antipolitik, Institutionenfeindlichkeit sowie Moralisierung, Polarisierung und Personalisierung der Politik. Das Grundaxiom ist die Berufung auf den common sense. Aus populistischer Sicht ist der "gesunde Menschenverstand" dem Reflexionswissen von Intellektuellen nicht nur ebenbürtig, sondern überlegen, weil er auf konkreter, lebensweltlicher Erfahrung beruhe, noch nicht vom Virus des modernen Skeptizismus infiziert sei und daher noch einen unverfälschten, "gesunden" Zugang zu Recht und Wahrheit habe.

http://www.bpb.de/apuz/75848/wesensmerkmale-des-populismus?p=all
(Der Text ist von 2012.)
Ok, korrekter hätte ich schreiben müssen, "die Berufung auf den g. M."
 
Warum wohl der spätestens seit Kant klar definierte Begriff "Verstand" noch zwiefach markiert ist? :konfus:Einmal mit "Menschen-" (Verstand ist Verstand, Menschen haben ihn, Tiere auch, der Verstand bleibt gleich) und zusätzlich mit "gesund". Was soll das also sein? Der Verstand gesunder Menschen? Der gesunde Verstand von Menschen? ;-)

Offenbar hat man Hemmungen, den Begriff "Verstand" (pur et simple) zu benutzen. Das wird Gründe haben. ;-) NOCH bezeichnender, dass man die Vernunft komplett außen vor lässt. "Vernunft" ist dann wohl schon zu elitär, pfui Deivi.


Der gesunde Menschenverstand hat mit Verstand nichts zu tun, sondern ist ein rein soziales Konstrukt. Die Gesellschaft hat sich auf eine Sichtweise geeinigt (oder der Sprecher behauptet das einfach mal), die sie - aus welchen Gründen auch immer - nicht mehr diskutieren will.

Das hier wird wohl der eigentliche Hintergrund sein. Eine verschleiernde Floskel, die mehr an das Bauchgefühl appelliert als an die Vernunft. "Gesunder Menschenverstand" ist damit tatsächlich im heutigen Gebrauch zu einem Kampfbegriff geworden.
 
Ich kann es nicht leiden, für blöd verkauft zu werden.

Das ist Dir unbenommen. :super:

Aber hilf doch bitte all den Unwissenden und intellektuellen Minderleistern, die möglicherweise meinen, die Mausfeldschen Gedanken könnten, auch wenn nach Deiner Ansicht 90er-Jahre-Müll, so unklug doch nicht sein, ein wenig auf die Sprünge, was daran denn nun so müllig ist, dass Du es, entgegen Deiner sonstigen Gewohnheit, so rabiat abtust, was das damit in den 90ern auf sich hatte, warum es 90er ist, nach den 90ern unaktuell oder falsch geworden oder schon immer gewesen ist, welche Geistesgroßen mit welchen Argumenten dem damals entgegengetreten sind uswusf.......Nicht jeder hat die 90er insofern so gut in Erinnerung wie offenbar Du.:coolguy:
 
Ich bin mir gar nicht sicher, was der Unterschied zwischen beidem sein soll.
Die Vernunft sollte den Verstand kontrollieren?
Habe nur bis zum Inhaltsverzeichnis gelesen.
Danach ist die Vernunft das oberste Erkenntnisvermögen. Dieses kontrolliert den Verstand, mit dem die Wahrnehmung strukturiert wird, erkennt dessen Beschränkungen und kann ihm Grenzen setzen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Vernunft

Dem "gesunden Menschenverstand" ist ebenfalls eine Seite gewidmet, wonach selbiger sich auf ein natürliches Urteilsvermögen beziehen sollte. Für Verstand gibt es ja noch weitere Eigenschaften, wie klar oder getrübt.
 
Inwiefern ist die Semantik von "Vernunft" klarer bestimmt als die des "gesunden Menschenverstands"? Ich bin mir gar nicht sicher, was der Unterschied zwischen beidem sein soll. Gibt es denn einen?

Frei nach Radio Eriwan - im Prinzip nein. Vernunft ist Abstraktum zu »vernehmen«, Verstand zu »verstehen«, und daher ist in ihrer Entwicklung ein großer Überschneidungsbereich zu erwarten. Aber ... »Vernunft« kann, traditionell ausgedrückt, ein reiner Tugendbegriff sein, also das intellektuelle Vermögen bezeichnen, das man als Mensch »im Prinzip« besitzt, wogegen »Verstand« eine »anwendungsbezogene« Bedeutungskomponente ausbildet und damit ein agentiver und dynamischer Spezialfall von »Vernunft« werden kann.

Das zeigt sich (u.a.?) darin, *)

-- dass »Vernunft« als inalienables Possessum konzipiert ist, »Verstand« als alienables; man kann ihn verlieren und er kann zeitweise aussetzen:

(1) ich hätte beinnahe den Verstand / *die Vernunft verloren
(2) mir stand vor Schreck der Verstand / *die Vernunft still

-- dass von »Verstand« ein Nomen actionis ableitbar ist, nicht aber von »Vernunft«:

(3) Das Verständnis (*Vernunftnis) des katholischen Priesters von seinem Amt ist anders als das seiner reformierten Kollegen


Wenn die »Zeit« schießlich schreibt

(4) Der Österreicher glaubt nicht an die Aufklärung, nicht an die Vernunft. (Nr. 24, 08.06.2006)

meint sie maliziös, dass »dem« Österreicher geistliche Tugenden wichtiger seien als dianoetische, spricht ihm aber keineswegs die Fähigkeit ab, verständig zu handeln.



*) Alle folgenden Beispiele aus dem DWDS
 
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Liebe Feiertagsbuerger,

der heutige Tag, der dritte Oktober, gibt uns, allen Deutschen und den Menschen in aller Welt Grund zu groesster dankbarer Freude und Besinnung über das beispielhafte Glück dreier Jahrzehnte gelungener deutscher Einheit in Frieden, Freiheit, Wohlstand und Völkerverständigung.

Wir sind gute und verlässliche Nachbarn und sind als Helfer in aller Welt geschätzte und sehr gern gesehene Gäste, die sehr oft zu besten Freunden werden.

In allem Frohsinn, hören wir gleichwohl aufmerksam auch auf all jene, die aus vielerlei Anlässen unsere Freude nicht teilen können oder wollen.

Die Traurigen und Verzagten und ja, auch die Erzuernten haben ein Recht auf wuerdige Teilhabe in ihrem, unserem Land.

Alle unsere Bürger und Menschen, die hier leben, haben ein unantastbares und zu wahrendes Recht auf Heimat.

Deutschland ist unsere Heimat.

Herzliche Feiertagsgruesse an alle!


View: https://youtube.com/watch?v=ThIKvsCEvYs
 
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Ähm, Du bzw. die von Dir zitierte Bundeszentrale für politische Bildung?Ok, korrekter hätte ich schreiben müssen, "die Berufung auf den g. M."

In dem Text steht:

Aus populistischer Sicht ist der "gesunde Menschenverstand" dem Reflexionswissen von Intellektuellen nicht nur ebenbürtig, sondern überlegen, weil er auf konkreter, lebensweltlicher Erfahrung beruhe, noch nicht vom Virus des modernen Skeptizismus infiziert sei und daher noch einen unverfälschten, "gesunden" Zugang zu Recht und Wahrheit habe.

Der entscheidende Punkt ist doch, daß man sich auf die Überlegenheit des gesunden Menschenverstands beruft.

Es folgen dann einige Zitate, um das zu illustrieren, z. B.:
"Gelehrte Theoretiker, arrogante Bürokraten, kaltherzige Technokraten, verständnislose Zentralisierer, Anbeter des großen Geldes und aalglatte Avantgarde-Denker trauen dem Volk nicht. Sie missachten die Ansichten des Volkes, weil sie glauben, das Volk sei dumm und abgestumpft und die Weisheit liege bei Experten und einer vom Alltagsleben abgeschotteten Elite."
 

Tja, der "Tag der Deutschen Einheit".
In der FAZ las ich, daß manche einen "Tag der Deutschen Vielfalt" wünschen.
Lasset uns einen Kompromiß schließen:
Tag der Deutschen Einfalt.
Wir schaffen das.
:teufel:
 
Würdest Du bitte erläutern, warum die "deutsche Einheit" ein "beispielhaftes Glück" ist?
Wer die Welt mit offenem Gemüt und frischem Geist durchreist, wird ungläubig erschrecken, wie jemand ob solcher offensichtlicher Umstände noch derlei Erklärungen erfragt.

Wenn wir nicht der Welt als herausragendes positives politisches Beispiel dienen wollen, wer sonst?
 
Mag also Deiner Meinung nach am Deutschen Wesen abermals die Welt genesen? Wohlgemerkt: in Geibels, nicht in Wilhelms II. Sinn?
 
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