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Du weißt aber schon, dass man dort eher distinguierte Dienstreisende, Journalisten, Künstler und Käuze fand/findet

Ich bin kein distinguierter Dienstreisender, allenfalls ein Kauz. Und als solcher stelle ich fest, dass das Futter dort nicht teurer (und auch nicht besser) als am Bahnhof oder in dessen Umgriff ist (sofern der nicht in einem ausgemachten Glasscherbenviertel liegt). Eher ist die Kluft zwischen Theorie und Praxis des Angebots ein Problem. Neulich erklimme ich in Augsburg die Stufen des (aus einem alten Umbauwagen umgebauten, also gut 60 Jahre alten) IC-Speisewagens in der Hoffnung auf einen Kaffee. "Hamwanich, gibts erst ab Würzburg. Hamwa in München nich jekriegt". Das Bähnchen kam aber schon aus Berchtesgaden bzw Oberstdorf, d.h. die Insassen konnten seit drei Stunden nix anderes tun, als zuzusehen, wie die Speiswagentussi durch schnippisches Nixtun Geld verdiente ("Tee is aus."). "Bedauerlicher Einzelfall?" Leider nicht. Die DDR lebt im DB-Speisewagen fort.
 
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Fährst Du auch wircklich manchmal Bahn? Meine typische Beobachtung etwa im RE Augsburg - Ingolstadt ist: Schaffner(in) macht einen Durchgang - oder auch nicht. Danach verfügt er / sie sich für den Rest der Stunde zum angeregten Plausch mit dem Triebwagenführer ins Cockpit, der lästigerweise durch ein paar Halte unterbrochen wird. Gott ist groß und die DB-Zentrale ist weit.
Ja @Ambros_Langleb natürlich weiß ich, dass es auch so läuft, aber ich wollte dir nur die Konzernlinie benennen, und einige Zugbegleiter wurden tatsächlich abgemahnt, und man schickt durchaus auch verdeckte Revisoren, jedenfalls kannte ich mehrere solche Vorfälle aus 2012,13 und 14, da bin ich fast täglich auf ICE/RE-Achse gewesen und habe mit den ein oder anderen netten Zugbegleiter*innen geplauscht:puh::-)
 
Die Hauptursache ist, dass Mehdorn die Infrastruktur kaputt gespart hat, um die Bilanzen für den Gang an die Börse aufzuhübschen.
Mehdorn hat einfach seinen Auftrag ausgeführt.

Wenn man eine Eisenbahn mit Gewinn betreiben will, wird man Personal und Material eher auf Kante nähen, weil herumsitzendes Reservepersonal und herumstehende Loks und Waggons nun mal Geld kosten. Da ist es doch Wurscht, ob man die Bahn als Behörde organisiert und sich die Einsparungen von der KPMG erzählen lässt, oder als Aktiengesellschaft mit intrinsischem Sparzwang.

Das Problem ist der Paradigmenwechsel, die Bahn als Geschäft und nicht als Akt der Daseinsvorsorge aufzufassen, der evtl. gemischt aus Beförderungsentgelten und Steuermitteln zu finanzieren ist.
 
Das Problem ist der Paradigmenwechsel, die Bahn als Geschäft und nicht als Akt der Daseinsvorsorge aufzufassen

Und wenn man das tut, muss man zwei Drittel des Netzes einstellen, was Mehdorn ja auch wollte. Wie eine sozialdemokratische Partei auf so einen Gedanken kommen kann wird mir ebenso ein Rätsel bleiben wie ihre brillante Harz IV - Idee, mit der sie bei ihren Stammwählern so reüssiert hat.
 
Und wenn man das tut, muss man zwei Drittel des Netzes einstellen, was Mehdorn ja auch wollte. Wie eine sozialdemokratische Partei auf so einen Gedanken kommen kann wird mir ebenso ein Rätsel bleiben wie ihre brillante Harz IV - Idee, mit der sie bei ihren Stammwählern so reüssiert hat.
...wir haben heuer für den Nahverkehr mehr Privatbahnen denn je, weil die wirtschaftlich professionelle grandiose DB lieber mit Bahn Lounge, Sprinter ICE und dem Märchen von den Gleisen, die dem Flieger Konkurrenz machen, chic und gestylt dastehen will... das mit dem stehen (statt fahren) kriegt sie schon ganz gut hin...
 
Und wenn man das tut, muss man zwei Drittel des Netzes einstellen, was Mehdorn ja auch wollte.
Richtig. Wenn der Auftrag lautet "Verdiene viel Geld" und nicht "Binde jede Kuhbläke ans Netz an", dann muss man die Einstellung von Nebenstrecken auch hinnehmen (naja, mit der Einschränkung, dass Fernverbindungen unter fehlenden Zubringern irgendwann auch leiden). Insofern wollte Mehdorn liefern, was bestellt wurde und die Kritik sollte nicht ihm, sondern den Auftraggebern gelten.

Zur Hartz-IV-Idee hab ich eine andere Meinung, aber lassen wir das ...

Ergänzung: Wenn der Auftrag gar lautet "Verdiene jetzt viel Geld", werden nicht nur Nebenstrecken eingespart und alles auf Kante genäht, sondern dann wird – das ist der Rechtsform der Aktiengesellschaft in gewissem Maße immanent – auch noch auf Verschleiß gefahren, was naturgemäß nur so lange funktioniert, bis der Vorstand wieder mal wechselt.
 
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Ich weiß natürlich nicht, wie er es gemeint hat

Er sagte es in größtem ernst. Er hieß auch so. Und das Beamtentum war ihm heilig! ;-)

((Allerdings waren seine Anekdoten, wie man das Arbeiten in der Amtsstube -zurückhaltend formuliert- deutlich leichter und erträglicher gestalten kann, sehr lehr- und unterhaltsam. :-D))

Aber wer glaubt, eine gute Verwaltung sei entbehrlicher Ballast

Wer glaubt das hier? (Wobei ich die Betonung auf "gut" legen würde.)

Und mit den Manieren der ost- oder westelbischen Junker ist das so eine Sache. Sie nehmen sich wohl nicht viel.....:-D(Ich kenn mich auf beiden Seiten ein wenig aus. :geheim:)
 
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Und mit den Manieren der ost- oder westelbischen Junker ist das so eine Sache. Sie nehmen sich wohl nicht viel

Das war ein rein historischer Modalausdruck ohne aktuellen Bezug.
(wäre ich boshaft, würde ich anmerken, dass Westelbien zum größten Teil auch im Osten liegt ;)). Also lassen wir das Attribut einfach weg und einigen uns auf die nackte Junkermanier.
 
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Ich bevorzuge bis ca. 5h Fahrzeit tatsächlich die Bahn,
(zur Gattung der Vielfahrer, "Bahn Comfort" blabla, darf ich mich seit Jahren zählen - mit den gesammelten ärgerlichen Erfahrungen, die man da macht...) wenn sie tatsächlich mal pünktlich abfährt und ankommt, und wenn für dieselbe Strecke keine direkte Flugverbindung besteht...

Theoretisch können die ICEs prima fahren, da kann sogar auf freier steigender Strecke ein solcher millimetergenau neben einem anderen halten, sodass man per Notbrücke vom kaputten in den ganzen steigen kann (schon erlebt, der Spaß erbrachte 4h Verspätung am Ziel) -- weniger bla und mehr Zuverlässigkeit (Pünktlichkeit) wäre mir lieber!
 

Die Anbindung der "Kubläke" (was bitte ist eine "Bläke"?) entspricht aber dem Gebot gleicher Lebensbedingungen im Lande.
Ich hab ja gar nichts gegen die Anbindung von kleinen Siedlungen an das Bahnnetz. Schon bei meinem Rheinsberg-Workshop bedaure ich jedes Jahr von Neuem, dass dieser schöne Ort außerhalb der warmen Jahreszeit vom Bahnnetz abgekoppelt wird. Meine Aussage war nur, dass man schwerlich gleichzeitig diese verstreuten Orte anbinden und dann auch Geld mit dem Bahnverkehr verdienen kann.

Ich bin durchaus der Meinung, dass die Bahn eher als Akt der Daseinsvorsorge angesehen werden sollte. Nicht nur wegen der gleichen Lebensbedingungen (damit verbunden wäre ja auch eine Reduzierung der Landflucht), sondern auch aus ökologischen Gründen (Vermeidung von Autoverkehr).

wenn sie tatsächlich mal pünktlich abfährt und ankommt
Ja mei, und die Flieger sind also pünktlich!?
 
Ja mei, und die Flieger sind also pünktlich!?

Natürlich nicht. Aber Mehdorns Parole "mit dem Auto kommen Sie doch auch oft eine halbe Stunde später an" war dennoch eine Torheit, denn sie hat die Bahn eines Systemvorteils beraubt, denn weder Auto noch Flugzeug haben, dass nämlich die Reise minutengenau geplant werden kann. In der Schweiz hat man das frühzeitig kritisiert, weil verspätete DB-Züge in Basel, Singen und St. Margarethen regelmäßig den Schweizer fahrplan durcheinanderbrachten, was aber von der DB in alter obrigkeitsstaatlicher Manier einfach vom Tisch gewischt wurde. Dabei ist das schweizer Argument ganz richtig: es ist völlig unerheblich, ob ein Zug mit 300 kmh durch die Landschaft fegt, wenn er notorisch verspätet ist und Anschlüsse so regelmäßig nicht erreicht werden, dass man einen Zug früher nehmen muss. Entscheidend ist die Gesamtfahrzeit und die Zuverlässigkeit. Und an letzterer fehlt es derzeit im Fernverkehr der Bahn nicht wenig. Der Nahverkehr dagegen funktioniert nach meinen Erfahrungen leidlich.
 
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Ehrlich gesagt finde ich Gänge zum Bürgeramt oder Finanzamt gar nicht so schlimm. Die Mitarbeiter dort sind in aller Regel sehr freundlich und hilfsbereit, selbst hier im chaotischen Berlin, und selbst beim Finanzamt, obwohl ich eigentlich immer hinterherhinke mit meiner Steuererklärung.

Ich habe allerdings meine Zweifel, ob das alles Beamte sind.

Die Strukturen sind beamtlicher natur aber viele wollen gar nicht mehr beamtet sein. Kenne eine aus näherem Kreis die im Finanzamt arbeitet und diese hat sich dagegen entschieden. Ob sie dadurch automatisch ne bessere Arbeitskraft ist.... Naja... Ich sach es mal so... öffentlicher Dienst ist wichtig da ansonsten bestimmte Sektoren Heuschreckenartig ausgeschlachtet werden... Das ein Teil der Belegschaft die entstandenen hohlräume nutzt ist nunmal die schlacke die entsteht.... aber eine rein wirtschaftlich privatisierte Welt..... Ich würde selbstständig werden
 
Schon praktisch, so als Beamter: Wenn's klappt, ist es ein Verdienst der Beamtenschaft, wenn nicht, dann sind die Politiker schuld. ;-)
 
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