Kleinere Reparaturen selber machen/ Fehler erkennen und beseitigen

agraffentoni

agraffentoni

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13. Jan. 2011
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Wie schon angeregt, kommt hier ein 'Leitfaden' für mehr oder weniger ambitionierte Laien, mal am Klavier oder Flügel eine Störung/Fehlfunktion zu erkennen und mit Hilfestellung dazu Abhilfe zu schaffen.
Jeder der ein Wehwehchen hat, darf hier reinschreiben, super wäre mit Bild.
Erfolgreich vollzogene 'Reparaturen' gehören natürlich auch hierher.
Ich bin gespannt, was so alles auftreten kann, das mit wenigen Handgriffen gelöst werden kann.
Natürlich auch Klassiker, wie ausgehängte oder quietschende Pedalstößel o.ä..
Freue mich auf einen regen Austausch.
Toni
 
Vorweg, für den Kunden ist es sicherlich keine Nichtigkeit, sondern ein arges Problem.
Wenn der/die Klavier/Flügelbesitzer(in) sich besser mit dem eigenen Instrument auskennt, wäre es häufig garnicht notwendig den Klavierbauer zu bemühen.
Hier mal ein paar Beispiele;
Klavier klirrt beim spielen - man kommt daher, räumt oben alles vom Klavier runter, und das Klirren ist weg. Auch das etwas vom Klavier runterfiel und sich nun in der Rückwand am Resonanzboden befindet ist nicht selten.
Taste hängt: Hier erlebt man häufig, daß ein Fremdkörper zwischen die Tasten geraten ist, Kekskrümel und was auch immer.
Klapperndes Geräusch beim spielen: hier ist meist ein Stift oder anderer Gegenstand in die Mechanik des Flügelinneren geraten.
Das sind so die banalsten Fälle wo man mit schweren Werkzeug ausrückt, um festzustellen "Dem Instrument selbst fehlt nichts".

LG
Alb
 
Vorweg, für den Kunden ist es sicherlich keine Nichtigkeit, sondern ein arges Problem.
Das geschilderte Szenario wäre ein primäres Problem. Als sekundäres zu nennen wäre der Umstand, dass die Kosten für Anfahrt und Anwesenheit beim Kunden trotzdem anfallen.

Ähnliches können vermutlich alle Dienstleister berichten. Eine Variante erlebe ich von Zeit zu Zeit selbst: Ein Bestattungshaus hat mich zum Orgelspiel in einer Friedhofskapelle bei einer Trauerfeier gebucht. Beim Eintreffen des Pfarrers oder des Redners stellt sich heraus, dass die Musik von der CD kommen soll. Bezahlt werden muss der Einsatz trotzdem. Für diesen Fall trete ich unter dem Pseudonym "Deejay Gruftie" auf, auch wenn auf der von mir eingelegten CD keine Gothic-Nummer ist, sondern Herbert Grölemeyer singt. Das ist leicht verdientes Geld, allerdings kann es vorkommen, dass die Trauergemeinde beim Ende der CD-Einspielung entgegen der Erwartung nicht die Kapelle oder Trauerhalle verlassen hat und ich mich dann stilistisch angepasst und in der gleichen Tonart doch noch mit der Orgel dranhänge. Als Zugabe folgt das Ave Josef und der Sarg muss dann fünfmal hoch- und runtergelassen werden.

Motto: Christus, der ist mein Leben, Sterben ist mein Gewinn!

LG von Rheinkultur
 
Dieser Faden soll ja nicht dazu auffordern, ein Klavier neu zu beziehen.
Sonst könnte es am Ende so aussehen:
Kein Ringheber.JPG
 
Erfolgreich vollzogene 'Reparaturen' gehören natürlich auch hierher.
Ich versuche es mal, was ich bereits gemacht habe (Fotos habe ich keine). Achtung, Laiensicht!!!:

Hammerkopfstiel gebrochen, lange Bruchstelle
Abhilfe: Holzleim, Klemmzange mit Schutzeinlage (Leder oder so was) oder Draht. Leimen, klemmen (bzw. "drahtwickeln"), warten, fertig. Kann direkt am/im Instrument gemacht. Aufwand: 2-5 min

Tastendeckel geht schwer / schleift:
Abhilfe: Aufhängung an den Wangen und am Deckel neu befestigt, verbogene Stifte gerichtet. Aufwand: 5 min

Achsen schwergängig:
Garnitur ausbauen, Achse ausdrücken, gaaaaaanz vorsichtig das Lager mit einer Ahle aufweiten, Achse reindrücken*, Garnitur einbauen, fertig. Aufwand: 15-30 min / Achse (bei nem Laien).
* evtl. verletzt man das Achstuch beim Eindrücken der Achse. Ich bin mir nicht sicher, was ich da gemacht habe und würde es so nicht empfehlen. Bei mir ging es gut. Leichtgängig, kein Spiel.
Alternative (oft gesehen, z.B. bei Micha): Garnitur ausbauen, Zange erhitzen, mit der Zange die Achse erhitzen, Achse drehen. Aufwand 5-10 min

Flügeldeckel geschlossen scheppert weil uneben
Abhilfe: Was weiches zwischen Deckel und Rahmen klemmen (ich nehme ne alte Decke).

Flügel, linkes Pedal; Tastatur lässt sich schwer verschieben oder geht schwer zurück. Ursache: verzogene Leiste/ verzogener Tastaturboden (nehme ich an)
Abhilfe: Spiel der Backen(?) nutzen. Schrauben der linken und rechten Backen (?) lösen, beim Festziehen darauf achten, dass die Leiste vor der Tastatur nicht an den Tasten anschlägt und linkes Pedal immer wieder bedienen um zu sehen, ob die Tastatur frei verschiebbar ist. Aufwand: 1 min

Bitte korrigiert mich und warnt andere, wenn ich hier Unsinn geschrieben habe. :-D

@agraffentoni , verrätst Du den Laien auch noch, wo der Fehler ist? Sind es die vermurksten Schraubenköpfe oder die teilweise tief liegenden Wicklungen an den Wirbeln?
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja ich habe ein Problem, ob das auch dazu gehört? mal schauen. Ich sollte mein Klavier verschieben. Es steht in der Ecke und sollte in einen anderen Raum verschoben werden. Nun sind die Rollen weg da eine gebrochen ist. Was gibt es da für Lösungen.

Rollen kann ich nicht einbauen da ich das Klavier in die Höhe heben müsste damit ich die Rollen unten anbringen kann. Mir fällt bis jetzt nur die Lösung von Klaviergleiter aus Tefon ein. Aber ob sich das Klavier ca. 300-320 kg schwer auf den Tellern verschieben lässt weis ich nicht.

Wer hat denn Erfahrungen mit solchen Gleitern.
 
Möbelroller eignen sich wunderbar. Perfekt für Klavier sind die tiefliegenden.
41k5TUV2zuL.jpg


Solche benutze ich (muss man das Klavier natürlich anheben):
1024.jpg
 
Achsen schwergängig:
Garnitur ausbauen, Achse ausdrücken, gaaaaaanz vorsichtig das Lager mit einer Ahle aufweiten, Achse reindrücken*, Garnitur einbauen, fertig. Aufwand: 15-30 min / Achse (bei nem Laien).

Das ist nicht ganz ungefährlich, ein kleiner Tick mit der Ahle zu viel, und Du hast ne lose Achse. Bei schwergängigen Achsen am besten erst einmal versuchen etwas Protec an die Achsen zu tun - meist hat sich dann das Problem erledigt. Chef nimmt hierfür mit Wasser verdünnten Spiritus und läßt es eine Weile einwirken - habe ich selbst aber noch nicht ausprobiert, Nützt die Behandlung mit Protec nichts, besser erst ein mal die Achse vorsichtig raus und reinschieben, dies erweitert die Tuche auch schon etwas.
LG
Alb
 

Die "Klavierrollen" sind mehr ein Zierelement, als dass man damit wirklich das Klavier verschieben kann. Man riskiert Beschädigungen am Fußboden und sie können auch ausbrechen. Ich würde dafür immer so einen Rollwagen empfehlen, wie ihn @Peter verlinkt hat. Die normale Ausführung aus dem Baumarkt hat oft nur 100Kg Tragkraft, man braucht eine stärkere Variante. 300Kg wiegt aber selbst ein altes, massiv gebautes Klavier nur selten. Eher so 250Kg und mit zwei kräftigen Personen kann man das recht einfach in einen anderen Raum bringen.
 
Taste hängt: Hier erlebt man häufig, daß ein Fremdkörper zwischen die Tasten geraten ist, Kekskrümel und was auch immer.

Bei K.u.K. war es weder noch, sondern eine nicht vollständig gerade Vorsatzleiste. Das Problem habe ich gelöst, indem ich an die Innenseiten der Leiste an deren Enden je einen Filzgleiter geklebt habe. Die Leiste ist zwar noch immer eine leichte "Banane", aber im Mittelbereich ist sie etwa 1 mm von den Tasten entfernt.
 
Achsen schwergängig:
Garnitur ausbauen, Achse ausdrücken, gaaaaaanz vorsichtig das Lager mit einer Ahle aufweiten, Achse reindrücken*, Garnitur einbauen, fertig. Aufwand: 15-30 min / Achse (bei nem Laien).
* evtl. verletzt man das Achstuch beim Eindrücken der Achse.



verrätst Du den Laien auch noch, wo der Fehler ist?


Die Achsen sind an den Enden scharfkantig, weshalb die Achse vor dem Wiedereinbau mit einer feinen Feile entgratet werden sollte, um das Tuch nicht zu beleidigen.
Besser ist natürlich nach Behandlung einen neuen Achsstift in gleicher Stärke, der schon angespitzt ist, einzusetzen. Der wird dann mit der Achszwickzange eben abgeknipst.



Der Fehler sind die unschönen Wicklungen auf den Wirbeln.

Toni
 
Die Achsen sind an den Enden scharfkantig, weshalb die Achse vor dem Wiedereinbau mit einer feinen Feile entgratet werden sollte, um das Tuch nicht zu beleidigen.
Besser ist natürlich nach Behandlung einen neuen Achsstift in gleicher Stärke, der schon angespitzt ist, einzusetzen. Der wird dann mit der Achszwickzange eben abgeknipst.

Durch die scharfkantigkeit werden die Tuche ja auch aufgerissen, wodurch die Achse dann wieder mehr Luft hat. Daß Klavierbauer in diesem Falle neue angespitzte Achsen nehmen, versteht sich von selbst, ob allerdings so ein Satz gespitzter Achsen zu den alltäglichen Haushaltsdingen gehören, vermag ich mal ganz vorsichtig zu bezweifeln
:-D

LG
Alb
 
Wohl eher kein Ringheber zur Hand gehabt, dichten hilft da auch nicht mehr.
 

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