Klavierlehrer - erwarte ich zuviel?

A

Atra

Dabei seit
7. Feb. 2008
Beiträge
288
Reaktionen
0
Halo,

ich muss mal ausholen und ihr dürft ruhig ehrlich sein,wenn ich ganz falsch liege.

Ich selber bin C-Musiker, versteh also durchaus was von Musik, mein Mann Schlagzeuger und spielt Gitarre.

Unser Sohn, 10 hat seit 4 Jahren Klavierunterricht, zunächst 2,5J in der Musikschule. Der erste Lehrer war ständig krank, landete dann in der Klappsmühle. Erfolg: In einem Jahr Rico 1 und die ersten 3 Seiten von Rico 2 gearbeitet.
Dann kam eine andere Lehrerin: In 1,5 Jahren Rico 2 fertiggestellt (parallell hatten wir auch Ricos Konzert II).
Dann hatte Sohn (und ich) die Faxen dicke.- Er wollte was "richtiges" spielen. die Rico-Stücke musste er sich 2x die Woche für 10 minuten angucken und spielen, dann konnte er die. Herausforderung 0.
Wir redeten mit der Lehrerin, die beharrte auf dem Standpunkt, dass die Kinder heute nichts klassisches spielen wollen und schlug ein Boogie-Woogieheft vor (dasselbe wie bei Rico: links Akkorde, rechts ein bisschen tralala).

Wir kamen durch Zufall an eine polnische Klavierlehrerin, die nach 2 Probeunterrichten Sohn zusagte. Und es war auch zunächst ein Quantensprung. Aber mir kam ihr Unterricht extrem unstrukturiert vor. Mit der Zeit waren immer mehr Stücke offen.
Sie arbeitete sehr oberflächlich. In 45 min wurden teilweise bis zu 12 Stücke durchgenudelt. Darunter Beethovensonatinen, Grieg-Walzer, Chopin-Walzer.
Sohn hatte zuletzt (wir haben gezählt) 29 (!) offene Stücke.
Der Unterricht lief so, dass die 10-12 Stücke runtergespielt wurden, während mein Sohn spielte, wurde rumgemotzt und dann was hastig ins Hausaufgabenheft geschrieben (ich zitiere: "schlechte spielte, mehr volle töne, bessere Fingere"), nächstes Stück.
Mein 10-jähriger schafft es nicht 12 Stücke in einer Woche zu üben. Also pickten wir 5 Stücke heraus, die wurden geübt - mehr war nicht drin.
In der Woche drauf interessiert sie sich nicht für die geübten Stücke sondern griff wahllos ein anderes heraus - oder fing wieder ein neues an.

Das ganze osteuropäisch temperamentvoll mit viel Geschimpfe. Fingersätze sollte ich mit ihm austüfteln (du kenne Kinderfingere besser als ich).

Ich habe schon 2x versucht mit ihr zu reden, dass sie an weniger Stücken, dafür intensiver abrbeiten soll. Z.B. Fingersätze ausarbeiten - warum soll ich das machen? Auch wenn ich das kann - aber wofür bezahle ich einen Lehrer?
Oder auch so eine Analyse - Sohn hat meistens gar nicht begriffen,was er da spielt (wo ist Melodie, wo die Begleitung, was wird betont, harmonische Wendungen - oder muss ein 10-jähriger das schon erkennen können?)

Am Mittwoch hatte ich die Faxen dicke und habe mich von ihr getrennt. Sie begrüßte das und meinte, sie hätte sowieso schon zwei neue Schüler - und das wären liebe Kinder.

Man muss dazu sagen, mein Sohn ging die letzten Wochen mehr und mehr auf Opposition und hat ein Verhalten entwickelt, das die Klavierlehrerin auf Kommando an die Decke gehen ließ - ein geordneter Unterricht war nicht möglich - nur wenn ich die ganze Zeit dabei war und meinen Sohn "unter Kontrolle" hatte.

Bei meiner Nachbarin (deren Kinder haben da auch noch Unterricht), hat sie sich ausgeweint, dass ich mich zu sehr in ihren Unterricht gemischt hätte und hätte ihr vorschreiben wollen, wie sie zu unterrichten hätte.

Ich bin der Meinung, dass man in 45 Minuten max. 5 Stücke bearbeiten kann, da er ja mittlerweile keine kleinen Kinderstücke sondern auch eben längere, anspruchsvollere Stücke spielt. Das habe ich ihr gegenüber auch so formuliert.

Liege ich so völlig falsch? Was ist denn heutzutage Standard? Was kann ich an Didaktik erwarten?

Ich selber habe hervorragenden Klavier- und Orgelunterricht genossen und wäre die Frau heute nicht steinalt - ich würde meinen Sohn zu ihr schicken.
Sie war durchaus streng und anspruchsvoll, aber sehr strukturiert, man hatte einen roten Faden und im Nachhinein hatte sie diese Gradwanderung zwischen Forderung und Überforderung exakt beherrscht. Vergleiche ich vielleicht zuviel?

LG Atra
 
Hallo Atra,

Du erwartest nicht zu viel und liegst nicht völlig falsch. Deine eigene Kompetenz ist offensichtlich höher als die der Lehrerin. Aus Deiner eigener Erfahrung weißt Du es viel besser, wie Unterricht im Idealfall zu sein hat. Da kann man nicht immer finden, aber was Du beschreibst ist eine Katastrophe. Man fragt sich, warum diese Frau diesen Beruf gewählt hat. Bist Du einen anderen Lehrer gefunden hast, wirst Du vielleicht Deinen Sohn besser etwas unterrichten aber in erster Linie motivieren können wie diese Lehrerin.

Gruss
Moderato
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo Atra,

Du erwartest nicht zu viel und liegst nichts völlig falsch. Deine eigene Kompetenz ist offensichtlich höher als die der Lehrerin. Aus Deiner eigener Erfahrung weißt Du es viel besser, wie Unterricht im Idealfall zu sein hat. Da kann man nicht immer finden, aber was Du beschreibst ist eine Katastrophe. Man fragt sich, warum diese Frau diesen Beruf gewählt hat. Bist Du einen anderen Lehrer gefunden hast, wirst Du vielleicht Deinen Sohn besser etwas unterrichten aber in erster Linie motivieren können wie diese Lehrerin.

Gruss
Moderato
Die Polin hat in Polen studiert, bezeichnet sich als Pianistin und spielt wirklich hervorragend Klavier. Viiiiiel besser als ich. Sie hat sich nach Deutschland verheiratet und lebt halt jetzt hier.
Sie betreibt eine "Musikschule" (als Ein-Mann-Betrieb), macht auch in Kindergärten musikalische Früherziehung - weiß aber nicht wie sie es macht. Aber angeblich sind die Leute da ganz begeistert von ihr und wie sie mit Kindern umgeht.
Man muss dazu sagen, mein Sohn ist nicht ganz einfach. Er ist recht zappelig und nicht der Typ braves, liebes Kind. Aber ist nicht untalentiert - sicher kein Lang Lang, aber mehr als manch anderes Kind (man muss sich vorsichtig ausdrücken, sonst wird einem wieder vorgeworfen, man sieht sein eigenes Kind als Wunderkind). Das alles habe ich im Vorfeld mit der Lehrerin besproche. Sie sah das sogar positiv, weil Temperament für das Klavier von Vorteil wäre. Aber schon nach 2 Monaten jammerte sie über seine Unkonzentriertheit etc.

Ich bin halt unsicher, ob ich nicht durch mein Einmischen das Ganze schlimmer gemacht habe.
Ja, ich unterrichte jetzt erstmal selber, haben wir so verabredet. Aber ich bin technisch nicht so versiert, bin ja nur C-Musiker und mein Hauptinstrument ist eben die Orgel.

Wieviel Stücke (also jetzt nicht so Mini-Dinger) kann man Deiner Meinung nach in 45 Minuten vernünftig bearbeiten?

LG Atra
 
Hallo Atra,

da wirst Du Dich wahrscheinlich wieder auf die Suche begeben müssen. Pianistische, pädagogische und didaktische Fähigkeiten sind ganz verschiedene Dinge. Will sagen: Ein guter Pianist ist zwangsläufig nicht ein guter Lehrer. Und: Nicht jeder Lehrer ist für jeden Schüler der beste.

NB und Off-Topic (betrifft nicht die hier engagierten Eltern!): Ich habe häufig den Einruck, daß manche Eltern mehr Mühe und Sorgfalt bei der Auswahl eines neuen Autos verwenden als bei der Suche nach Lehrern und Schulen für ihre Kinder.

lg
Wolfgang
 
Wieviel Stücke (also jetzt nicht so Mini-Dinger) kann man Deiner Meinung nach in 45 Minuten vernünftig bearbeiten?

Also meine Lehrerin (übrigens auch eine Polin, aber genau das Gegenteil von der Lehrerin deines Sohnes) gibt mir immer 2 klassische für mich anspruchsvolle Stücke gleichzeitig und dann meistens ein kleines Motivationsstück, meistens Pop o.ä., dass ich in ein bis zwei wochen gut spielen kann.

In einer knappen Stunde Unterricht schaffen wir es dann immer soweit, dass ich Stellen aus den jeweils anspruchsvollen Stücken vorspiele und wir besprechen was gut war, was noch gemacht werden muss, was man besser machen könnte, technische Probleme u.s.w und am Ende der Stunde (meistens die letzten 7 minuten) spiele ich dann das leichte Stück quasi als Belohnung.

Momentan sind es bei mir die Mondscheinsonate 1. Satz (auswendig) und ein Prelude von Bach.
Das Motivationsstück ist MyWay von Frank Sinatra.
 
Hallo Atra,

da wirst Du Dich wahrscheinlich wieder auf die Suche begeben müssen. Pianistische, pädagogische und didaktische Fähigkeiten sind ganz verschiedene Dinge. Will sagen: Ein guter Pianist ist zwangsläufig nicht ein guter Lehrer. Und: Nicht jeder Lehrer ist für jeden Schüler der beste.

NB und Off-Topic (betrifft nicht die hier engagierten Eltern!): Ich habe häufig den Einruck, daß manche Eltern mehr Mühe und Sorgfalt bei der Auswahl eines neuen Autos verwenden als bei der Suche nach Lehrern und Schulen für ihre Kinder.

lg
Wolfgang
Also den Schuh mit den Autos zieh ich mir nciht an. Wir fahren olle, preiswerte dinge, ein Auto brauch ich nicht als Prestigeobjekt. Autokauf ist bei uns in 3-4 Besichtigungen über die Bühne.

Bis ich ein Klavier gefunden hatte, vergingen 4 Monate.

Und ich gebe zu ich hatte die Lehrerin nicht gesucht sondern bin über meine Nachbarin zufällig drüber gestolpert und ich dachte, dass es funktionieren würde (man könnte ja auch mal Glück haben).

Wir wohnen leider auch nicht so ganz zentral, d.h. es ist aufwändig zu einer Musikschule zu kommen (sollte mit dem ÖPNV erreichbar sein) und für manchen Lehrer wohnen wir einfach zu weit ausserhalb.
 
Wieviel Stücke (also jetzt nicht so Mini-Dinger) kann man Deiner Meinung nach in 45 Minuten vernünftig bearbeiten?

Ich war ja richtig schockiert, als ich das las, wie viele Stücke Dein Sohn in der Unterrichtsstunde vorspielen soll!! Was soll man denn daran bearbeiten nennen?

Ich hatte in den Ferien 3 ganze Unterrichtsstunden, in denen jeweils 1(!) Stück und das intensiv auch nur teilweise bearbeitet wurde, und wir sind dann immer noch nicht fertig.

Das ist ja keine Lehrerin, sondern eine Vorspieltante. Da kannst Du ja Deinen Sohn auch ins Altersheim zum Vorspielen schicken, die Leute dort freuen sich noch drüber. :floet:

Ich finde, ein guter KL muss ja nicht zwangsläufig göttlich spielen können, sondern in erster Linie vermitteln, wie es geht. (meine KL kann aus gesundheitlichen Gründen derzeit vieles nicht demonstrieren, z.B. weite Griffe, darauf kommt es doch aber nicht an, sie kann es aber immer so erklären, dass man am Ende weiß, was man üben muss).

Versuche es doch noch mal in der Musikschule, man kann ja nicht immer nur Pech haben. :cool: Dort wären sie doch froh, solch einen motivierten/talentierten Schüler zu haben.

Klavirus
 
Das ist ja keine Lehrerin, sondern eine Vorspieltante. Da kannst Du ja Deinen Sohn auch ins Altersheim zum Vorspielen schicken, die Leute dort freuen sich noch drüber. :floet:

*lach* Das macht er schon. Im Rahmen meiner Stelle muss ich 3 Altenheime musikalisch beglücken udn in den Ferien bring ich immer meinen Sohn mit - das finden die immer ganz klasse.

Versuche es doch noch mal in der Musikschule, man kann ja nicht immer nur Pech haben. :cool: Dort wären sie doch froh, solch einen motivierten/talentierten Schüler zu haben.

Klavirus

Ja, das habe ich auch schon überlegt, mal den Lehrer im Nachbarstadtteil angucken. Problem ist, dass wir ausserhalb wohnen und daher immer den Lehrer nehmen müssen, der an der Dependence unterrichtet.
Und die die da zuletzt war, das weiß ich von Einer Chorsängerin, war auch ständig krank und die Kinder wurden von ständig wechselnden Vertretungslehrern unterrichtet oder es fiel gleich ganz aus. Ich muss mich mal erkundigen ob da jetzt jemand anders mittlerweile unterrichtet.

Zur Motivation: Mein Sohn möchte gerne Klavier spiele können - aber üben - da bedarf es doch immer wieder Erinnerung (wobei wenn er erstmal am Klavier sitzt und man ihm vernünftig erklärt was und wie er übt er das schon recht ordentlich macht). Und er ist nicht der Typ "hochmotivierter aufmerksamer Schüler", im Grunde genommen ist er total faul - findet aber Klavierspielen an sich total klasse. Wenn ein Stück mal so halbwegs läuft, dass es nicht mehr so gaaanz mühsam ist, dann findet er es immer toll.

LG Atra
 
Hallo Atra,
ich glaub ich spinne - solch "Lehrern" wie der Schipftante müßte per Richterbeschluss nebst Berufsverbot die Auflage erteilt werden, dass sie sich Kindern nur bis auf 20m Entfernung nähern darf.

Ich habe einen Vorschlag für Dich. Gib in regionale Zeitungen, Bezirksblättern etc. eine Annonce auf daß Du eine/n Klavierlehrer/in suchst. Es gibt immer auch qualifizierte Kräfte, die keine Anstellung gefunden haben, in Karenz sind oder in Pension oder nach der Kinderpause mal wieder zum gelernten Beruf wechseln wollen aber "noch" nichts gefunden haben.

Ich kenne hier Leute, die damit viel Erfolg haben, dies zu tun. Du bist dabei aktiv und findest bestimmt einige Auswahl.

LG
Klaviermacher
NS.: 5 Stücke, 45 min. üben finde ich gut für einen 10jährigen.
 
Ich habe einen Vorschlag für Dich. Gib in regionale Zeitungen, Bezirksblättern etc. eine Annonce auf daß Du eine/n Klavierlehrer/in suchst. Es gibt immer auch qualifizierte Kräfte, die keine Anstellung gefunden haben, in Karenz sind oder in Pension oder nach der Kinderpause mal wieder zum gelernten Beruf wechseln wollen aber "noch" nichts gefunden haben.

Ich kenne hier Leute, die damit viel Erfolg haben, dies zu tun. Du bist dabei aktiv und findest bestimmt einige Auswahl.

LG
Klaviermacher
NS.: 5 Stücke, 45 min. üben finde ich gut für einen 10jährigen.

Ich will zunächst an der Musikhochschule bei uns einen Aushang machen mit einem "Anforderungsprofil" - wenn das nix bringt, ann eine Annonce im örtlichen Anzeigenblatt - mit Chiffre aber.

Aber ich bin froh, dass ich mit meiner Einschätzung nicht alleine stehen. Mein Sohn ist zwar nicht einfach, aber er ist definitiv nicht alleine schuld, dass er er in 4 Jahren 3 Lehrer "verschlissen" hat.

LG Atra
 
...... solch "Lehrern" wie der Schipftante müßte per Richterbeschluss nebst Berufsverbot die Auflage erteilt werden, dass sie sich Kindern nur bis auf 20m Entfernung nähern darf. ......


Hallo!
Es ist wirklich unglaublich was an Lehrpersonal so herum fleucht!
Meine Lehrerin (Jolanta, Polin, Tschechin oder so...) ging während meiner Tonleiterrackerei mit der Putzfrau Kaffeetrinken.
Nach 5 Jahren! Frustunterricht bekam ich endlich einen anderen Lehrer! Der war erstaunt über mein Klassespiel!:rolleyes:
... Jolanta wurde dann glaublich ein paar Jährchen später bei einem Juwelier festgenommen.... weiß nichts näheres.... vermutlich arbeitete sie aber noch immer mit der Putzfrau zusammen....?:D

Hoffentlich gehts euch also nicht wie mir!
Viel Glück! Und nehmt das Übel der Lehrersuche bitte bitte sehr ernst!

LG,
pegatom
 

...jahrelang "Rico" etc...

hallo,
Du berichtest von einer ebenso beliebten, wie fachlich bescheuerten, aber wohl aus Bequemlichkeit oft bis meist durchgeführten Praxis in Sachen Anfängerunterricht.
Ob "Rico" oder "Heumann" und Konsorten: dieses vermeintlich "kindgerechte" Stümperzeug nützt weder dem Gehör, noch der Motorik - irgendwer schreibt hier, man solle manche Lehrer "verbieten" (ist ok), aber noch schärfer sollte man derartige "Heftchen" als jugendgefährdend wegwerfen :)

Was mich wundert ist, dass Du trotz Deiner musikalischen Ausbildung dieser Praxis so lange zugeschaut hast... sorry, das wundert mich wirklich.

ok, ich kenne derartige Probleme - selten, alle paar Jahre mal, nehme ich einen Anfänger an. Der letzte solche hat kurz nach Ostern 2008 bei mir mit Null begonnen, am 31. Jaunuar 2009 hat er Bach Menuett G-Dur, Praeludium I WTK in einem Bechstein Centrum vorgespielt - - und der Bub ist keine Jahrhunderttalent, sondern ein ganz normales Kind. Jetzt übt er Debussys "le petite Negroe" und kann nach paar Unterrichtsseinheiten die Terzen problemlos, sicher und schnell.

Warum nicht gleich das, was den Kindern gefällt - wenn sie es denn hören dürfen/können: also KlavierMUSIK

so sehe ich das, Gruß,

Rolf
 
hallo,
Du berichtest von einer ebenso beliebten, wie fachlich bescheuerten, aber wohl aus Bequemlichkeit oft bis meist durchgeführten Praxis in Sachen Anfängerunterricht.
Ob "Rico" oder "Heumann" und Konsorten: dieses vermeintlich "kindgerechte" Stümperzeug nützt weder dem Gehör, noch der Motorik - irgendwer schreibt hier, man solle manche Lehrer "verbieten" (ist ok), aber noch schärfer sollte man derartige "Heftchen" als jugendgefährdend wegwerfen :)

Endlich sagt es mal wieder jemand.

Die meisten dieser Hefte sind wahnsinnig beliebt, verkaufen sich zu tausenden und haben didaktisch auch nicht den geringsten Wert.
Es ist einfach seichter Weichspülerschrott. Ich habe übrigens generell ein Problem damit, wenn die Leute immer meinen, man müsse in einer Woche 4 Stücke können. Völliger Blödsinn.
Hefte, in denen es keine Stücke hat, wo Schüler auch mal 2-4 Wochen arbeiten, bis es wirklich gekonnt wird, sind nix Wert.

Ich führe für mich schon lange eine Schwarze Liste solcher Hefte: da sind Rico und Heumann (Platz 1!) natürlich auch dabei. Habe schon mal einen Schüler abgelehnt, weil die Mutter darauf bestand, dass ich dieses "tolle" Heft machen soll, weils die Tante dem Jungen zum Geburtstag geschenkt hat.



Den Vergleich mit dem Auto find ich übrigens sehr passend.

Hab auch einen: Viele Leute motzen, wenn die Kinder täglich noch 5min "trockene" Fingerübungen machen müssen, sehen aber kein Problem darin, wenn dieselben Kinder im Fussballtraining zuerst 25min stupide im Kreis rumrennen müssen, bevor sie einen Ball sehen...
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo Atra,

ich bin bisher an einigermaßen fähige Klavierlehrer geraten, wobei es auch Menschen bzw. Situationen oder Zeiten gab, wo ich das Klavierspielen wohl beinahe hingeschmissen hätte, wenn meine Eltern mich ausschließlich nach dem "lass-das-arme-Kind-machen-was-es-will"-Prinzip erzogen hätten.
Ich habe zum Beispiel gute Erfahrungen mit der Musikschule, ich hatte dort etwa 6 Jahre Unterricht. Ich denke, jede Musikschule bietet Probestunden an, so dass man die Lehrer "testen" kann, das wäre in eurem Fall wohl angemessen.
Ansonsten wären Musikstudenten eine Möglichkeit: Gibt es irgendwo bei euch in der Nähe eine Musikhochschule? Die sind alle motiviert und mitten im Geschehen, und relativ Preiswert noch dazu.
Oder vielleicht bietet sich ein Musiklehrer eines Gymnasiums an? Ein hauptamtlicher Kirchenmusiker (die studieren auch Klavier!)?

Was die Stückezahl pro 45 Minuten angeht, ist meine Meinung, dass man mit einem einigermaßen begabten bzw. übenden Schüler nicht mehr als zwei, drei Stücke spielen kann. Nicht nur, weil man Zeit braucht, um so etwas vorwärts zu bringen, sondern auch, weil ein Schüler (egal welchen Alters) nicht alle fünf Minuten umdenken kann - wozu auch.

Was gewisse Klavierschulen angeht - vermutlich ist tatsächlich ein Haufen Schrott auf dem Markt, aber warum sollte man grundsätzlich alle "diese" Klavierschulen verurteilen? Ich habe auch mit Lili und Resa und dem Tastenkrokodil Klavierspielen gelernt, aber dabei ist es nicht geblieben, sondern ich habe zusätzlich noch Anna Magdalene Bach, Clementi-Sonatinchen usw. gespielt.
Ich denke, wenn ich Schüler habe, werde ich das auch so ähnlich machen. Eine Mischung aus verschiedenen Schwierigkeitsgraden, sowohl technisch, musikalisch, als auch was die Ausdauer angeht, und aus verschiedenen Epochen.
Und übrigens hab ich in meinem Leben noch nie trockene Fingerübungen gemacht und kann trotzdem Klavierspielen... wenn es auch gewisse Richtlinien gibt, ist also doch das meiste Ansichts- und Typsache ;)
 
hallo,


Was mich wundert ist, dass Du trotz Deiner musikalischen Ausbildung dieser Praxis so lange zugeschaut hast... sorry, das wundert mich wirklich.
Ich bin nur C-Musiker - kein studierter...

Ich habe deswegen solange zugeschaut, weil es logistisch einfach war. Sag ich mal so. Wir wohnen jwd, zur nächsten größeren Musikschule hätte ich immer mit dem Auto fahren müssen (woher nehmen, wir hatten damals nur 1 Auto, das hatte mein Mann auf der Arbeit), gleichzeitig musst ich mit Kind Nr. 2 nahezu täglich Therapietermine wahrnehmen. Es war gut, dass Sohn einfach zu Fuß zur Schule gehen konnte, wo der Klavierunterricht stattfand - und da unterrichtete eben nur diese eine Lehrerin. Und beim ersten Lehrer - na ja der war ja dann weg, da wusste man dann da lief nicht viel wg. psych. Erkrankung, dann setzt man die Hoffnung auf die nächste Lehrerin....

Und ich habe mit eingien Eltern gesprochen, die auch private Lehrer hatten - auch die arbeiteten mit Rico bzw. Heumann. Ich ging einfach davon aus, dass ich meine Lernerfahrungen nicht mehr mit den heutigen Standards vergleichen kann.

Und das was wir in der Post-Rico-Ära vorfanden war ja nun auch alles andere als optimal. Ich habe das Gefühl, dass es insgesamt an guten Klavierlehrern mangelt.

Das Leben ist halt immer ein Kompromiss und nicht immer läuft alles optimal zumal wenn man mehreren Kindern gerecht werden muss.
Ausserdem bin ich nicht angetreten um aus meinem Sohn einen Nachwuchspianisten zu machen, sondern er sollte einfach ein bisschen Klavier lernen. ich habe keine großartigen Ambitionen.

LG Atra
 
Hallo Atra,

ich bin bisher an einigermaßen fähige Klavierlehrer geraten, wobei es auch Menschen bzw. Situationen oder Zeiten gab, wo ich das Klavierspielen wohl beinahe hingeschmissen hätte, wenn meine Eltern mich ausschließlich nach dem "lass-das-arme-Kind-machen-was-es-will"-Prinzip erzogen hätten.
Ich habe zum Beispiel gute Erfahrungen mit der Musikschule, ich hatte dort etwa 6 Jahre Unterricht. Ich denke, jede Musikschule bietet Probestunden an, so dass man die Lehrer "testen" kann, das wäre in eurem Fall wohl angemessen.
Ansonsten wären Musikstudenten eine Möglichkeit: Gibt es irgendwo bei euch in der Nähe eine Musikhochschule? Die sind alle motiviert und mitten im Geschehen, und relativ Preiswert noch dazu.
Oder vielleicht bietet sich ein Musiklehrer eines Gymnasiums an? Ein hauptamtlicher Kirchenmusiker (die studieren auch Klavier!)?

Das Problem ist unsere "Wohnlage" - ziemlich ausserhalb. Sohn hatte ja an der Musikschule Unterricht. An unserer Grundschule vor Ort haben die eine Dependence - mit genau einer einzigen Klavierlehrerin. Da hat man keine Wahl.
Er könnte vom alter her jetzt auch mit dem Bus fahren - aber die Klavierlehrerin im Nachbarstadtbezirk (auch genau eine einzige), die taugt wirklich nix - die kenne ich und jeder rät mir davon ab. Es gehen auch nur noch wenige Schüler hin.
Zur Zentrale der städtischen Musikschule mti Lehrerauswahl benötigt man mit dem ÖPNV 70 min + 2x Umsteigen - ein bisschen weit für einen 10-jährigen....

Ich habe an der örtlichen Musikhochschule bereits einen Aushang gemacht. Es riefen einige Osteuropäerinnen an (Deutsche bzw. Männer scheinen wohl überhaupt nicht mehr zu unterrichten). Teilweise konnten die kaum Deutsch und keine hatte ein Auto zur Verfügung bzw. wir wohnten zu abgelegen für die.
Und ganz ehrlich auf eine Polin oder Russin, die kaum der deutschen Sprache mächtig ist, das hatten wir jetzt 1 1/2 Jahre - da habe ich kein Bedarf mehr.

Die Kirchenmusikerin vor Ort ist die Mutter des besten Freundes meines Sohnes. Man kennt sich gut, aber ich glaube es wäre keine gute Unterrichtskonstellation (sagt sie selber auch). Ausserdem ist sie mit Schülern total ausgelastet. Der andere hauptamtliche Kirchenmusiker ist gerade in psychatr. Behandlung..... (Sind Musiker eigentlich besonders anfällig für sowas?) - da wird er auf jeden Fall nie hingehen.

Ich unterrichte ihn (auf seinen Wunsch hin) gerade selber - und es klappt besser als ich gedacht habe.

Die Musiklehrerin am Gym unterrichtet nicht - mit der hab ich mich schon länger mal unterhalten (als es bei uns noch nicht akut war).

LG Atra
 
Ob "Rico" oder "Heumann" und Konsorten: dieses vermeintlich "kindgerechte" Stümperzeug nützt weder dem Gehör, noch der Motorik - irgendwer schreibt hier, man solle manche Lehrer "verbieten" (ist ok), aber noch schärfer sollte man derartige "Heftchen" als jugendgefährdend wegwerfen :)
Endlich sagt es mal wieder jemand.

Die meisten dieser Hefte sind wahnsinnig beliebt, verkaufen sich zu tausenden und haben didaktisch auch nicht den geringsten Wert.
Es ist einfach seichter Weichspülerschrott.
Ich führe für mich schon lange eine Schwarze Liste solcher Hefte: da sind Rico und Heumann (Platz 1!)

Dem kann ich nur zustimmen.
Am Schlimmsten finde ich vor allem die originalen Klavierstücke bearbeitet von Heumann in Leicht-Version, das ich schon einmal in einem Threat erwähnt habe. Ob Pop, Klassik, originale Klaviermusik in leichter Kitschbearbeitung, Weihnachtslieder, Klavierschulen, nichts was es von Heumann nicht gäbe.
Soll Heumann damit seine Geschäfte machen. Kitsch ließ sich schon immer leicht verkaufen (=andrehen).
Aber klavierpädagogisch gesehen bringen solche Hefte natürlich gar nichts.


Was gewisse Klavierschulen angeht - vermutlich ist tatsächlich ein Haufen Schrott auf dem Markt, aber warum sollte man grundsätzlich alle "diese" Klavierschulen verurteilen?

Hallo Stilblüte,

es gibt schon gewiße Klavierschulen die ich verurteile und mich wundert es sehr, daß es immer noch gewiße Klavierschulen gibt, die verkauft werden, obwohl sie klavierpädagogisch nichts taugen und nichts Wert sind, wie z. B. "Der junge Pianist". Vielmehr frage ich mich, wer nach solchen Klavierschulen überhaupt noch unterrichtet?

Ich schätze z. B. sehr die Klavierschulen von Fritz Emonts und Uli Molsen. Diese haben sich auch wirklich klavierpädagogische Gedanken gemacht. Uli Molsen gab nicht nur für Kinder "Die Klavierboutique" heraus, sondern er schrieb zusätzlich noch eine sehr erfolgreiche Klavierschule für Erwachsene, diese für Späteinsteiger sind, oder diejenigen die ihr Klavierspielen wieder nach langer Pause anfangen wollen. Sehr gut finde ich auch die Russische Klavierschule.

Warum sollte man dann ausgerechnet eine Klavierschule wie z. B. "Der junge Pianist" kaufen, bzw. danach unterrichten? Und warum sollte man sie nicht verurteilen, wenn solche Klavierschulen nur Nachteile bringen?

Liebe Grüße, Mario
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Heumann, Rico und Konsorten

hallo,

ich präzisiere meine Ansicht über besagte "Unterrichtsmaterialien", indem ich einfach eine Frage stelle:

was ist an Bach (Notenbüchlein), Schumann (Album für die Jugend), Tschaikowski (dito Album für die Jugend), Bartok (Mikrokosmos I), Chatschaturjan (Bilder der Kindheit) eigentlich so verpönt, dass man an Stelle einer sinnvollen Auswahl aus diesen irgendwelche "Heumanns, Ricos" und sonstige nutzlose Trivialitäten verwendet???????

JEDER Anfänger kann problemlos beim entsprechenden Klavierpädagogen mit solcher Musik einsteigen und wird peu a peu auch von allein das ach so schwierige "Noten lesen" und die ach so schwierige "Harmonielehre" praktisch begreifen!!!! Kinder sind nicht a priori so doof, dass man ihnen "erleichterten" und gräßlich trivialisierten Notenmüll vorsetzen müsste - im Gegenteil lassen sich Kinder sogar eher begeistern, als viele Erwachsene.

ob Molsen, lange davor Emonts, oder die "russische Klavierschule" (mir behagt dieser Name wegen der unseriösen Assoziationen, die sich einstellen sollen - a la wie die russ. Virtuosen - überhaupt nicht) eine sinnvolle Auswahl darstellen, insbesondere wenn man wähnt, alles daraus durchackern zu müssen, um so die Erfologsgarantie zu haben, will ich lieber nicht beurteilen müssen... aber eines wage ich mit Sicherheit zu postulieren: auch damit kann man Zeit verplempern, die man pädagogisch besser nutzen könnte!

Vielleicht wäre allen Eltern zu raten, sich mal die "neue Didaktik und Methodik des Klavierspiels" von Paul Werner anzuschauen, wenigstens die einleitenden Kapitel... ich kann aus Erfahrung nur mitteilen, dass es greulich ist, was ich an Schülern erlebt habe, die nach 3-4-5 Jahren Unterricht bei mir gelandet sind (ich unterrichte nur einen Nachmittag "Schüler", mehr will ich mir nicht zumuten...) und trotz aller Motivation NICHTS konnten... klar, vergeigt durch "Unterricht", wie er hier beschrieben ist, und wie er selbst an Musikschulen gar zu oft Anfängern angetan wird... das gilt natürlich nicht für alle (engagierte und gute Pädagogen gibt es sehr wohl), aber leider doch für die größere Hälfte. Anfängerunterricht ist ein Gebiet, das leider viele lästige Mängel aufweist.

...natürlich gibt es den Wunsch, Weihnachtslieder etc spielen zu wollen - ich rate dann immer, solche Projekte bei den entsprechenden Könnern durchzuführen, da man bei mir leider nur Klavier spielen lernen kann... ja, das mag krass und herb wirken, aber ich WEISS, dass "oh Tannenbaum" klimpern nichts bringt. Denn sowas KANN man en passant machen, wenn man zwei Jahre lang anständigen Unterricht hatte.

mir persönlich tut es für alle Schüler und für alle Eltern leid, wenn sie schlechte Erfahrungen mit dergleichen gemacht haben!

Gruß, Rolf
 
hallo,

ich präzisiere meine Ansicht über besagte "Unterrichtsmaterialien", indem ich einfach eine Frage stelle:

was ist an Bach (Notenbüchlein), Schumann (Album für die Jugend), Tschaikowski (dito Album für die Jugend), Bartok (Mikrokosmos I), Chatschaturjan (Bilder der Kindheit) eigentlich so verpönt....
JEDER Anfänger kann problemlos beim entsprechenden Klavierpädagogen mit solcher Musik einsteigen.....


Hallo Rolf,

habe ich das richtig verstanden, daß jeder Anfänger mit den obengenannten Stücken problemlos einsteigen kann?

Ich habe auch einige vierjährige und fünfjährige Anfänger.
Ich bezweifle Deine Aussage sehr. Ok, daß sie nach zwei Jahren damit anfangen können, aber zum Einsteigen.....:?:


ob Molsen, lange davor Emonts, oder die "russische Klavierschule" (mir behagt dieser Name wegen der unseriösen Assoziationen, die sich einstellen sollen - a la wie die russ. Virtuosen - überhaupt nicht) eine sinnvolle Auswahl darstellen, insbesondere wenn man wähnt, alles daraus durchackern zu müssen, um so die Erfologsgarantie zu haben, will ich lieber nicht beurteilen müssen... aber eines wage ich mit Sicherheit zu postulieren: auch damit kann man Zeit verplempern, die man pädagogisch besser nutzen könnte!

Bei fünfjährigen verwende ich z. B. die "Europäische Klavierschule" von Emonts. Sie hat zum Beispiel zu Beginn große Notenzeilen (für Kleinkinder äußerst wichtig) und ist mit vielen Bildern versehen. Und unterstützt auch das Hören, wie z. B. Lehrer spielt vor, Schüler spielt nach und vieles weitere.

Ich würde nicht sagen, daß man damit unbedingt die Zeit verplempert.

Ich mache aber nicht mit meinen Schülern alle drei Bände durch, sondern gehe in der Mitte vom zweiten Band dann zur originaler Klavierliteratur über.

Somit hast Du schon Recht, man könnte hier wirklich nutzlose Zeit verplempern, wenn man stur alles durchmacht.

Obwohl ich sagen muß, daß gute Klavierschulen auch gute Klavierliteratur bieten.

Und zu Beginn für Anfänger eine Klavierschule zu benutzen ist keine verplemperte Zeit.



ich kann aus Erfahrung nur mitteilen, dass es greulich ist, was ich an Schülern erlebt habe, die nach 3-4-5 Jahren Unterricht bei mir gelandet sind (ich unterrichte nur einen Nachmittag "Schüler", mehr will ich mir nicht zumuten...) und trotz aller Motivation NICHTS konnten... klar, vergeigt durch "Unterricht", wie er hier beschrieben ist, und wie er selbst an Musikschulen gar zu oft Anfängern angetan wird... das gilt natürlich nicht für alle (engagierte und gute Pädagogen gibt es sehr wohl), aber leider doch für die größere Hälfte. Anfängerunterricht ist ein Gebiet, das leider viele lästige Mängel aufweist.

Da liegst Du mit den 5 Jahren ja noch gut! Ich hatte einen Schüler der bei seinem vorigen Lehrer 7 Jahre spielte, und fast nichts konnte, außer nur Heumannbearbeitungen spielen. Er wollte das Klavierspielen aufgeben, weil er sah, daß andere besser waren, trotz fleißigem Übens. Grund: Der Lehrer hatte ihn überwiegend Heumannbearbeitungen spielen lassen oder deartiges in Leichtbearbeitung. Der Schüler ist jetzt 2 Jahre bei mir und hat so enormen Fortschritt gemacht, mehr als er in den gesamten 7 Jahren bei seinem vorigen Lehrer machte. (Das ist keine erfundene Geschichte!!!!)
Das nenne ich wirklich verplemperte und vergeigte Klavierstunden, verschwendete Zeit und hinausgeworfenes Geld.

Was Weihnachtslieder angeht:
Meine kleinen Schüler wären ja hochenttäuscht, würden sie bei mir zur Adventszeit keine Weihnachtslieder im Unterricht spielen dürfen. Da würde ich mich sehr unbeliebt machen. So streng bin ich wiederum nicht. :p
Kinder lieben Weihnachtslieder zur Adventszeit zu spielen und deshalb mache ich das auch mit ihenen.

Klavierlernen soll dennoch Spaß machen.
Am meisten macht es aber Spaß, wenn ein motivierter Schüler bei einem Lehrer auch Fortschritte macht.

Liebe Grüße, Mario
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ich finde es ja tröstlich, daß ich nicht der einzige bin, der mit den jüngeren Klavierschulen kreuzunglücklich ist. Bislang dachte ich immer, daß es an an meinen antiquierten Ansichten liegt, daß ich mit Rico, Heumann und ähnlichem Firlefanz nichts anfangen kann. Die Herausgeber können offensichtlich nicht zwischen "kindisch", "kindlich" und "kindgerecht" unterscheiden. Zudem befriedigen diese Klavierschulen eine in meinen Augen unsägliche Häppchen-Pädagogik (viele Streicheleinheiten durch Pseudo-Erfolge).

Auch wenn Haydnspaß jetzt vor Entsetzen mit den Augen rollt: Die alte Emonts-Schule halte ich immer noch für den besten Einstieg, weil sie zügig zum Wesentlichen kommt. Für diejenigen, die sich mit den Anfangsgründen (Notenlesen, Koordination der Finger und Hände, Rhythmus) schwer tun, kann man das Material aus anderen Sammlungen verlängern. Sobald es darum geht, den Fünftonraum zu verlassen, benutze ich parallel dazu die Russische Klavierschule (ab dem ukrainischen Volkslied - mit dem Einsteigerteil kann ich in der Russischen Klavierschule nichts anfangen).

Wenn man einmal recherchiert, was die Komponisten der Russischen Klavierschule sonst noch geschrieben haben, stößt man auf ein schier unermeßliches Repertoire hochwertiger kindgerechter Literatur. Ebenso lohnt es sich, den Blick ins 19. Jahrhundert und in die 20er Jahre zu werfen (Gurlitt, Frey), nach England (Rowley), Frankreich (Tansman) oder in die USA (Gillock).

Man könnte ein Dutzend erstklassiger Klavierschulen auf den Markt bringen, wenn dem nicht immer die leidige Frage der Rechte im Wege stände.

Motivationstötend ist es natürlich, wenn der Lehrer glaubt, man müsse in den Klavierschulen jede Notenzeile in extenso durchkauen. Kinder sind durchaus stolz, wenn man sagt: "Das brauchen wir jetzt nicht mehr, das können wir überspringen." Klavierschulen sollten ein Steinbruch sein für Kreativität und kein didaktisches Gängelband. (Nach dem Motto: Bunte Bilder für einfallslose Lehrer. :D)
 

Zurück
Top Bottom