H
Horrorwitz
Guest
Eine sehr kurze Erwiderung noch auf den Ursprungsbeitrag, wider besseres Wissen. Erstens: zwischen den Tönen bestehen (genähert) konstante Frequenzverhältnisse. Das heißt, die gesamte Geschichte mit den Frequenzspektren (abgesehen davon, dass sie mathematisch nicht korrekt war) wäre in einer tiefen Oktave und einer hohen Oktave identisch, da der Abstand des nächsten Tons immer ein Frequenzverhältnis darstellt, das sich im Großen und Ganzen auch nicht ändert. Im Gegenteil: dass sich alle Schwingungsverhältnisse in der nächsten Oktave im Prinzip genau so identisch wiederholen, ist einer der zentralen Aspekte unseres Notensystems.
Nun, kalessin, da hat Dir die besondere Gehässigkeit, mit der Du die Posts von Romeo seit Tagen verfolgst, vielleicht Deine Erkenntnisfähigkeit getrübt. Betrachtet man das ideale Instrument, ohne Inharmonizitäten, und konzentriert sich auf den Effekt, der der Frage zugrundeliegt, so ist die mathematische Modellbildung vollkommen korrekt. Im Gegenteil, ich hätte nicht erwartet, in einem Klavierforum eine derart knapp und dennoch präzise formulierte physikalische Frage präsentiert zu bekommen und vermute daher mal, dass Romeo früher Physiklehrer oder technischer Journalist o.ä. war. Angesprochen wird konkret das Problem der spektralen Verbreiterung durch die zeitliche Begrenzung der Schwingung. Diese aber, und da liegst du falsch, kalessin, hängt nur von der Dauer des Staccato-Tons ab, und ist deshalb für ein jeweils gleichlang andauerndes Staccato bei allen Tönen, bzw Frequenzen, gleich. Hier wirkt sich die Vergrößerung der Halbtonintervalle, wie Romeo korrekt anmerkt und wie du mit deinem Verweise auf gleiche Frequenzverhältnisse leider übersiehst, so aus, dass enger zusammenliegende Halbtöne im Bassbereich sehr viel stärker betroffen sind. Du kannst es leicht quantitativ nachvollziehen, ein Staccatoton mit 100ms Dauer führt zu einer spektralen Verbreiterung auf 20Hz, wenn man die Breite zwischen den Nullstellen der sin(omega)/omega-Funktion zugrunde legt. Dies überschreitet im Bassbereich schon tatsächlich den Abstand zum nächsten Halbton, auch wenn man nur die Hälfte der Verbreiterung hier anrechnen darf. Im Diskant ist der Effekt aufgrund der größeren Abstände vernachlässigbar. Tatsächlich dürfte der Effekt aber geringer ausgeprägt sein, weil man statt des Rechteckfensters aufgrund des Dämpfereinsatzes eher ein Hamming- oder Hannig-Fenster mit entsprechend günstigeren spektralen Eigenschaften ansetzen dürfte. Und: jk82 hat recht, andere Effekte des realen Instruments sind sicher deutlicher hörbar als dieses, sehr wohl bekannte, Problem.
Lg, Horrorwitz
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