Klavier und Klettern

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JackyJoker

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11. Nov. 2013
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Liebe clavios,

da sich das Klettern (Halle und Fels) schön langsam als mein Hobby etabliert, habe ich Fragen und würde mich freuen, mich mit anderen darüber auszutauschen.
Da ich mit Ü30 erst recht spät zu diesem Sport gefunden habe, sind meine Voraussetzungen schlecht, will aber dran bleiben und dann sollte man auch 1-2x pro Woche ein wenig klettern. Ich betreibe das ohne speziellen Ehrgeiz, will aber auch nicht alle 6 Wochen die gleichen Routen klettern.
Nachdem ich diese Woche 2x in der Halle war, haben mir allerdings die Hände/Finger weh getan und ich hätte am selben Tag sicher keine Läufe am Klavier üben können, die Finger werden etwas starr und "taub", die Hand ist klammrig und streckt sich nicht so leichtgängig.

Nun ist es ja so, dass für beide Hobbies Finger und Hände enorm wichtig sind (na was?!?:coolguy:) und leider unterschiedliche Funktionen gefragt sind: einmal Sensibilität für den Anschlag und einmal Kraft und Hornhaut für die Kletterei.

Gibt es weitere Kletterer hier, die mir von ihren Erfahrungen berichten können? Relativiert sich der Effekt? Ist es vielleicht sogar fürs Klavierspielen gut, wenn man kräftigere Finger bekommt?
Im Zweifelsfall würde ich mich klar fürs Klavier spielen entscheiden, daher bin ich im Moment ein wenig verunsichert. Die Kletterei ist ja auch nicht ganz billig.

Auf jeglichen Input gespannt,
JackyJoker
 
leider kann ich nur aus vergangener Erfahrung berichten:
Beim Klettern ist gerade beim ungeübten Anfänger die Gefahr groß, dass er zuviel des Guten tut und sich nach relativ kurzer Zeit ein Karpal-Tunnel-Syndrom holt, was sich natürlich auch negativ aufs Klavier spielen auswirkt.
 
Gefällt mir schon mal nicht!

Wobei ich eigentlich nicht der Typ bin, der gerne übertreibt. Ich mache, was geht und "Durchbeißen" oder "Übertreiben" tue ich eher nicht.

Bist du geklettert? (vgl. "vergangener Erfahrung")
 
Ich bin mir nicht sicher, ob man Holzhacken mit Klettern vergleichen kann. Holzhacken beansprucht eher Arm und Hand. Früher hab ich das gelegentlich mal gemacht um Brennholz für den Winter zu haben. Danach war Klavierspielen für 2-3 Tage nahezu unmöglich. Seitdem kaufe ich grundsätzlich ofenfertiges Brennholz.
 
ja, aber das ist viele Jahre her. Und auch nicht sooooo extrem.
Und was war deine Erfahrung in Bezug aufs Klavier spielen? Oder hattest du dann direkt selbst ein KTS? Entschuldige die wiederholte Frage, mir ist nicht klar, ob du mit dem KTS dich selbst meintest.

Heute, zwei Tage nach dem Klettern konnte ich gut üben, bin aber ja beim Klettern noch ziemlich am Anfang.
 
Und was war deine Erfahrung in Bezug aufs Klavier spielen? Oder hattest du dann direkt selbst ein KTS? Entschuldige die wiederholte Frage, mir ist nicht klar, ob du mit dem KTS dich selbst meintest.

Heute, zwei Tage nach dem Klettern konnte ich gut üben, bin aber ja beim Klettern noch ziemlich am Anfang.
damals habe ich noch nicht Klavier gespielt. Und KTS hatte ich öfters mal in der Ambulanz, nicht selbst.
Was @sadagio erwähnt hat, ist imho schon vergleichbar.
 
Gibt es weitere Kletterer hier, die mir von ihren Erfahrungen berichten können? Relativiert sich der Effekt? Ist es vielleicht sogar fürs Klavierspielen gut, wenn man kräftigere Finger bekommt?
Ich habe 4 Jahre lang sehr viel geklettert und parallel irgendwann mit dem Klavierspielen angefangen.
Der Effekt an sich wird nie besser. Nach dem Klettern tut die Haut der Hände weh, weil man sich viel abschabt durch die rauen Griffe/dem rauen Fels und die Hände sind aufgrund der großen Belastung nicht mehr genauso gut kontrollierbar. Zumindest ist das auf höheren Schwierigkeitsgraden (Bouldern ca. 7a/b) so.

Klettern verträgt sich nicht gut mit Klavierspielen, da das Klettern eine starke Belastung für die Hand ist und üben danach nahezu nicht mehr möglich ist. Ich habe selbst irgendwann pausenslos Zicken in den Händen gehabt (gut, ich tippe auch noch sehr viel beruflich) und das Klettern hat sich bei mir dann im Sand verlaufen.
Entzündet hat sich bei mir aber nie was.

Außerdem hat man ein relativ hohes Verletzungsrisiko - darunter Überdehnungen, Stauchungen, Prellungen (das gehört leider alles dazu und lässt sich bei schwereren Routen einfach nicht vermeiden :-))

Wenn Du aber ab und zu ein paar Routen machst, sollte das dem Klavierspielen nicht schaden.

____
EDIT: mein neuer Lehrer geht gern und oft Bergsteigen - ein guter Ausgleich für ihn aber er hat ja nicht noch die zusätzliche Alltagsbelastung der Hand durch die Büroarbeit :-)
 
Hallo Ludwig,
danke dir. Das hört sich ja alles nicht so prima an.
Bei 7a/b bin ich noch lange nicht; umso mehr wundert mich, dass man es wieder sein lässt, wenn man das schon gehen konnte. Dann hatten dich die Zipperlein sicher sehr gestört.

Ich denke, über das "ab und an" müsste es hinausgehen, damit man ein wenig dazulernt... am Mittwoch habe ich erst ein Klettertreffen und dann Klavierstunde. Ich bin schon sehr gespannt, wie das wird. Vor allem, weil ich vor der Klavierstunde immer noch gerne übe :-D
Die KL hält aus Sicherheitsgründen eh überhaupt nichts vom Klettern, über die Fingerproblematik haben wir gar nicht erst gesprochen.
 
Wow, dass hier ein Berufskletterer unterwegs ist, habe ich nicht erwartet.

Eure Erfahrungen lesen sich echt gar nicht schön.

Da heißt es wohl: Terminplan gut überlegen und gut auf die Fingerchen aufpassen.
 

Hi @JackyJoker ,
ich klettere zwar auch, aber bewuszt nichts Schwierigeres als 5-6. Ab da wird mir die Finger- und Handbelastung zu grosz und das Verletzungsrisiko auf Dauer zu hoch. Bei Routen um die 4 sollte alles moeglichst aus Beinarbeit bestehen, da sollten keine Haende oder Finger hinterher wehtun, sonst war es falsche Technik oder zu lang. Auf jeden Fall dehne ich die Unterarmmuskeln nach dem Klettern vorsichtig, auch in Pausen. Ich bin jedenfalls extrem vorsichtig, selbst wenn ich in der Halle echt zu den "Loosern" gehoere. Ich gehe auch lieber drauszen irgendwo in der Natur eine Tour, wo einmal eine Seillaenge drei vorkommt, dafuer herrliche Natur. Vor Steinschlag habe ich allerdings einen Riesenrespekt, das Zeug will ich nicht auf die Haende bekommen. - Und bitte keine Erfrierungen. Ich bin einmal auf dem Nadelhorn umgedreht wegen zu kalten Wetters und Angst vor Fingererfrierungen. Ich war mit einem anderen Musiker unterwegs...
Jannis
 
Hallo und Guten Abend oder guten Morgen... wie man s nimmt. :-)

auch wenn ich nicht der Threaderöffner bin .. möchte ich mich kurz mit einer Frage anschliessen. ... wie ist es mit moderatem Fitnesstraning an Geräten.. Rückenfit ..oder dem Hobbymässigen Erlernen einer Kampfsportart ohne Wettkampf ...nur zu Selbstverteidigungstraining im Rahmen von z. Bspl Ju Jutsu oder kombiniertes Training für Senioren einmal die Woche...

Würd mich sehr interssieren wer von Euch damit schon Erfahrungen gesammelt hat....

Liebe Grüsse und einen guten Start in die neue Woche

wünscht Euch

Wolfgang
 

Das kann man überhaupt nicht sagen. Ein moderner Gerätepark ist auf die gezielte Stärkung unterschiedlichster Muskelgruppen ausgelegt. Der komplette Bein- und Rumpfbereich hat auf die Feinmotorik der Hände gar keine Auswirkung. Das bei Männern so beliebte Bizeps-, Trizeps- und Latissimuspumpen schon (Hände und palmare Flexoren müssen noch vor den genannten Strukturen die Kraft auf das Gewicht aufbringen, ehe der Zielmuskel überhaupt zum Einsatz kommt). Das knackige Sixpack oder den Brazilian Butt hingegen kriegste ohne Handeinsatz. ;-)

Die entscheidenden Fragen wären also, welche Muskelgruppen Ziel der Begehrlichkeit sind und was auf der Grundlage individueller anatomischer Gegebenheiten (inkl. evtl. alter Läsionen / Qualität der eigenen Propriozeption) unter "moderat" (Dauer? Intensität? Häufigkeit?) verstanden wird.
 
Es ist zwar etwas anderes als Klettern, aber trotzdem einmal eine Erfahrung mit anders beanspruchten Händen: Als Jugendlicher stieg ich von Cello auf Klavier um. Dabei zeigte sich, dass sowohl die starke Kraftausbildung in der linken Hand, wie auch die Hornhaut auf den Fingerkuppen für das Klavierspiel nicht einträglich waren: es fehlte in der ersten Zeit die Sensibilität für den Anschlag, und die Linke war schnell zu laut. Das legte sich erst, als ich das Cello zur Seite legte.
 
Die entscheidenden Fragen wären also, welche Muskelgruppen Ziel der Begehrlichkeit sind und was auf der Grundlage individueller anatomischer Gegebenheiten (inkl. evtl. alter Läsionen / Qualität der eigenen Propriozeption) unter "moderat" (Dauer? Intensität? Häufigkeit?) verstanden wird.

wobei streng genommen ein propriozeptives Training keinerlei Efferenzen (muskuläre Ansteuerung) zum Inhalt haben sollte. Deshalb werden bei dieser Trainingsart z.B. Gelenke ausschließlich passiv bewegt.
Aber das nur als kleine Randbemerkung.
Grundsätzlich wäre ein moderates Muskeltraining imho nicht unbedingt hinderlich. Wer allerdings richtig "pumpen" möchte, sollte die körperliche Anstrengung und das Klavierspiel zeitlich möglichst weit auseinander halten. Da gabs doch mal ein Foto eines Pianisten, der gleichzeitig aktiver Bodybuilder war oder ist. Vielleicht stelle ich es hier rein, wenn ichs denn auf die Schnelle finden sollte.

Habs gefunden: Der Typ heißt Tzimon Barto
barto_276411a-1024x576.jpg
 
@guido48
Ich bin nicht sicher ob ich Deine Frage verstehe. Was ist das Problem?

Ich bin jetzt ein paar Monate direkt nach dem Training (mache seit ~15 Jahren Karate) in die Klavierstunde gerannt. Das "Schlimmste" was bis jetzt passiert ist ist, dass ich einmal so ausgepowered war, dass ich die Stunde in einer Art Delirium verbrachte. Meinem KL hat meine Bach Interpretation aber genau an diesem Tag sehr gut gefallen... Und ja, am Abend falle ich oft todmuede ins Bett.

Mit anderen Worten, wenn Du zeitlich genug Abstand zwischen den Sport (hier Karate) und das Klavierspiel legen kannst, sollte es gut passen. Eine gute Rumpf/Rueckenmuskulatur (wird durch Karate trainiert) ist wahrscheinlich auch nicht schlecht beim langen Sitzen vor dem Instrument.

Abraten wuerde ich vom Makiwara Training (oder wenn nur moderat mit Handschuhen) und dem Wettkampf- aber das ist denke ich, eh nicht Dein Ziel.
 
Hi @JackyJoker ,
ich klettere zwar auch, aber bewuszt nichts Schwierigeres als 5-6. Ab da wird mir die Finger- und Handbelastung zu grosz und das Verletzungsrisiko auf Dauer zu hoch. Bei Routen um die 4 sollte alles moeglichst aus Beinarbeit bestehen, da sollten keine Haende oder Finger hinterher wehtun, sonst war es falsche Technik oder zu lang. Auf jeden Fall dehne ich die Unterarmmuskeln nach dem Klettern vorsichtig, auch in Pausen. Ich bin jedenfalls extrem vorsichtig, selbst wenn ich in der Halle echt zu den "Loosern" gehoere. Ich gehe auch lieber drauszen irgendwo in der Natur eine Tour, wo einmal eine Seillaenge drei vorkommt, dafuer herrliche Natur. Vor Steinschlag habe ich allerdings einen Riesenrespekt, das Zeug will ich nicht auf die Haende bekommen. - Und bitte keine Erfrierungen. Ich bin einmal auf dem Nadelhorn umgedreht wegen zu kalten Wetters und Angst vor Fingererfrierungen. Ich war mit einem anderen Musiker unterwegs...
Jannis

Mein Opa (Bergführer und früher auch Leiter der Bergrettung) hält UIAA 4 für "gehobenes Gehgelände". :lol: Für mich ist es das höchste, was ich mir alpin im Vorstieg zutraue. In der Halle klettere ich gar nicht, weil das mit Klavierspielen nicht zusammen geht. Was aber geht und sehr schön ist, sind Eistouren oder kombinierte Sachen mit nicht zu schweren Felspassagen. Man braucht halt mehr Zeit dazu.
 
Ja, genau, @mick , da bin ich absolut Deiner Meinung, nur leider, leider, hier in Hamburg bleibt mir nichts anderes als die Halle, ich leide darunter!!
Aber den Bungsberg habe ich auch bestiegen, immerhin 16470 cm hoch! Und das alles ohne kuenstlichen Sauerstoff :-D. Eistouren, da gerate ich doch echt ins Traeumen...
Und jetzt in den Ferien, machst Du die Berge Amerikas unsicher? Schoene Ferien
wuenscht
Jannis
 

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