Klavier mit UnaCorda

Klavierretter

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Seit ein paar Tagen steht bei mir ein uraltes Schätzchen...
ein Ad. Meistereck/Berlin mit der Seriennummer 921. Es ist ein Gradsaiter/Oberdämpfer und ich habe keine Ahnung, wie alt es ist.
Aber nachdem ich es auseinandergenommen habe, um es mal grob zu reinigen, fiel mir das hängende linke Pedal auf... und siehe da, nachdem alles wieder ordentlich zusammengebaut und gängig gemacht worden war... es hat auch ein echtes UnaCorda Pedal.
Für alle die es interessiert wie so etwas funktioniert, habe ich ein paar Bilder angehängt und unter
UnaCorda
kann man ein kleines Filmchen sehen.
LG
Georg
 

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Oha!
Ich habe mich eigentlich schon immer gefragt, warum es das oftmals nur bei Flügeln gibt und nicht auch bei Klavieren.
Gut, gleichzeitig könnte man sich fragen, warum Flügel denn nie diese tolle Einrichtung haben, wo ein Filz zwischen Hämmer und Saiten geschoben wird, sodass man auch Nachts spielen könnte :rolleyes:

Lieben Gruß,
Annette
 
...warum Flügel denn nie diese tolle Einrichtung haben, wo ein Filz zwischen Hämmer und Saiten geschoben wird, sodass man auch Nachts spielen könnte :rolleyes:

Lieben Gruß,
Annette

Hallo Annette - sogar das gibt es ;)
..gesehen hab ich es aber nur bei Flügeln mit Wiener Mechanik.

Georg - das Ding ist bestimmt 130 Jahre alt :)

LG
Michael
 
...gesehen hab ich es (z. K.: Moderatorfilz bei Flügeln) aber nur bei Flügeln mit Wiener Mechanik.

Oh, Michael, das gab es auch bei ziemlich modernen Flügeln. Man kann sogar leicht erraten, bei welcher Firma beispielsweise: nämlich bei der, die in der beginnenden und mittleren zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kaum irgendeinen Innovationsversuch ausgelassen hat.
Schimmel.
Aber ich hab's auch noch bei einem anderen Flügel gesehen, der war sogar älter, Fabrikat weiß ich nicht mehr...

@Georg
Die Verschiebefunktion mit dem Winkelhebel kenne ich in genau dieser mechanischen Konstruktion von einem alten riesigen Steingraeber-Konzertklavier. Da musst man bei jedem Mechanik-Einbau den runtergefallenen Hebel, unter Vermeidung eingeklemmter Finger, wieder hochdrehen :(

Gruß
Martin
PianoCandle

... und aus Krach wird Klang
 
Das ist ja allerliebst!!!

Es gab also tatsächlich Pianinos mit echter Verschiebung - das wusste ich noch nicht.

Frage an die Klavierbauer:
ist der Mechanismus dafür zu aufwändig oder kostspielig, oder warum ist man dazu übergegangen, dass bei den meisten Pianinos beim linken Pedal die Hämmer komplett näher an die Saiten gebracht werden (wobei sich dann die Tasten meist schlaffer anfühlen) -- ?

Bei Thürmer gibt es neue Klaviere, deren linkes Pedal vermutlich anders funktioniert und auch wirkt (klingt gut!) - - wie das gemacht wird, weiß ich nicht, ich hatte so eines im kleinen Thürmermuseum in Meißen mal ausprobiert.

Gruß, Rolf
 
Das ist ja allerliebst!!!

Es gab also tatsächlich Pianinos mit echter Verschiebung - das wusste ich noch nicht.

Frage an die Klavierbauer:
ist der Mechanismus dafür zu aufwändig oder kostspielig, oder warum ist man dazu übergegangen, dass bei den meisten Pianinos beim linken Pedal die Hämmer komplett näher an die Saiten gebracht werden (wobei sich dann die Tasten meist schlaffer anfühlen) -- ?

Bei Thürmer gibt es neue Klaviere, deren linkes Pedal vermutlich anders funktioniert und auch wirkt (klingt gut!) - - wie das gemacht wird, weiß ich nicht, ich hatte so eines im kleinen Thürmermuseum in Meißen mal ausprobiert.

Gruß, Rolf
Hallo Rolf,
Dazu muss man die Dämpfung vom Rest der Mechanik entkoppeln - was nur bei Oberdämpfungen funktioniert. Sobald die Hämmer und die Dämpfer am selben Balken befestigt sind funktioniert das nicht mehr. Daher macht man es nicht. Ich habe mir schon überlegt wie man einen Unterdämpfer mit Unacorda Pedal ausrüsten könnte, aber die Nachfrage dürfte nicht sehr groß sein. Ideen hätt ich ja ;)

LG
Michael
 
Das ist ja allerliebst!!!
Es gab also tatsächlich Pianinos mit echter Verschiebung - das wusste ich noch nicht.

Das war bei Oberdämpfer-Klavieren eine ganz normale Variante, rolf. Gerade vor ein paar Tagen hatten wir das auch bei dem Klavier mit dem genialen echten Sostenuto, das Tastenscherge präsentierte.

Mir hat kürzlich ein Fachkollege gesagt, es gebe auch Unterdämpfer-Klaviere mit Verschiebung. das zu verwirklichen ist allerdings erheblich schwieriger, weil es dort im Prinzip nur einen Mechanikbalken gibt. den muss man dafür unterteilen in einen Dämpfer-Teil, der zuverlässig stehen bleibt, und einen Hammer-Teil, der seitlich beweglich ist.

Gruß
Martin
PianoCandle

... und aus Krach wird Klang
 
Lieber Klaviermacher,
lieber PianoCandle,

daran schließt sich jetzt eine Frage zu sehr alten Instrumenten an:

es gibt ja einige Fotos (freilich sind sie, wie damals üblich, gestellt - also posierend) von Liszt an einem Pianino - - meine Frage ist jetzt: hatten im 19. Jh. alle oder die meisten Klaviere echte Verschiebungen, oder ab wann ungefähr hat man das aufgegeben?

herzliche Grüße,
Rolf

p.s. meine Erfahrungen mit Pianinos sind recht gering, ich hatte meistens mit mittleren bis großen Flügeln Kontakt :)
 
daran schließt sich jetzt eine Frage zu sehr alten Instrumenten an:

es gibt ja einige Fotos (freilich sind sie, wie damals üblich, gestellt - also posierend) von Liszt an einem Pianino - - meine Frage ist jetzt: hatten im 19. Jh. alle oder die meisten Klaviere echte Verschiebungen, oder ab wann ungefähr hat man das aufgegeben?

...da ich penetrant und wissbegierig bin, wiederhole ich hiermit meine Frage
 
Hallo Rolf,
die meisten Oberdämpfer-Klaviere, die mir begegneten, hatten KEINE Verschiebung. Gerade gestern und heute hatte ich so eines unter den Fingern, und mir ist zumindest ein Grund deutlich, warum auch von diesen Klavieren die meisten ohne Verschiebung waren. Denn, anders als beim Flügel, bewegt sich beim Klavier nur die Hammermechanik, die Tastatur bleibt am Platz. Das bedeutet, dass sich die Schnittstellen zwischen Tasten und Mechanik seitlich bewegen können müssen, ohne dabei dereguliert oder fehlbelastet zu werden. Bei kompakten Mechaniken ist das schwierig, weil da der Hebegliedsattel direkt auf die Pilote aufsetzt. Nur bei großen Mechaniken, bei denen zwischen dem Hebegliedsattel und der Taste noch ein bewegliches weiteres Bauelement besteht, lässt sich das elegant lösen. Am besten geht es so, dass am Hebeglied mittels eines Filzpolsters als Gelenk ein Stängel hängt, der unten, gepuffert mit einem weiteren Filzfleckchen, in ein Loch in der Hintertaste greift. Darin befindet sich eine Stellschraube, mit der man die Verbindung zwischen Taste und Hebeglied nivellieren kann.

Die Oberdämpferklaviere mit Verschiebung, die ich kenne, sind in der Regel sehr alt, meist deutlich vor 1900. Ich kann auch nur spekulieren, warum sich das nie wirklich durchgesetzt hat. Ich vermute, dass es mit dem immer stärker werdenden Trend Richtung Unterdämpfung zu tun hatte. Und dass womöglich die Klappleistenfunktion des linken Pedals irgendwann sogar mal richtig hip war und allenthalben der - häufig schlecht regulierten/regulierbaren - Verschiebung vorgezogen wurde. Und außerdem hat so eine bedeutende Oberdämpfer-Firma wie Blüthner mit dem linken Pedal noch ganz was anderes gemacht, nämlich eine Moderator-Filzleiste eingeschoben.

Wer weiß mehr?

Gruß
Martin
PianoCandle

... und aus Krach wird Klang
 

(...) Denn, anders als beim Flügel, bewegt sich beim Klavier nur die Hammermechanik, die Tastatur bleibt am Platz. (...)

Besten Dank!

Das wusste ich nicht, auch die speziellen mechanischen Probleme kannte ich nicht (allerdings hab ich auch noch nie ein Pianino mit Verschiebung gesehen). Ich hatte jetzt naiv gedacht, dass da auch die Klaviatur verschoben wird (wäre das bautechnisch machbar?).

herzliche Grüße,
Rolf
 
Man hat mich gefragt, wie so ein Klavier wohl klingt...
Bitte schön... hier MEISTERECK kann man es mal im jetzigen Zustand hören. Zu hören sind neben ein paar verschiedenen Stücken (die ich nur in einem Durchgang aufgenommen habe, also bitte locker über alle Fehler hinwegsehen...) u.a. ein knarzender Klavierhocker, klickernde Fingernägel und eine gräßlich knarzende Dämpferpedalmechanik sowie einen scheppernden Tastendeckel :D
Beim letzten Stück, dem C-Dur Präl. von Bach, habe ich den ersten Teil mit dem Una Corda Padal gespielt. Leider habe ich dann zum Schluss hin eine hängende Stoßzunge gefunden... da fehlt das ein oder andere Mal ein Tönchen. ;)
Wie schon gesagt, es ist der jetzige (Ur-) Zustand des Klavieres. Es ist noch nicht richtig gestimmt, die Dämpfer sind - vor allem im Diskant - sehr marode (Motten), die Mechanik wehrt sich redlich gegen flüssiges Spiel, die Hammerköpfe sind nicht sauber ausgerichtet, das Dämpferpedal geht zu schwer und die Wirkung wird teilweise von dem sich gelösten Pedalboden aufgehoben (man weiß manchmal nicht so genau, ob sich jetzt der Dämpfer bewegt hat oder nur der Pedalboden weiter runtergerutscht ist).
Trotzdem kann man vielleicht erahnen, wie das Klavier klingen könnte. Bemerkenswert finde ich an manchen Stellen den Bass... er klingt manchmal wie "gezupft". Vielleicht liegt das an dem "Gradsaiter"-Prinzip... Micha?
Ich bin jetzt schon gespannt auf das Endergebnis... wenn es dann mal irgendwann "fertig" ist :D
LG
Georg
 
Wuah, diese schöne warme Holzmaserung von dem Meistereck - auf die fahr ich echt ab....
k050.gif
 
@Gilels... wenn es Dich beruhigt... an diesem Stückchen Sturmsonate arbeite ich seit Ende April :D
Hab jetzt so einigermaßen 2 1/2 Seiten von 9 (!) im Kopf und in den Fingern... das Ding ist eigentlich viel zu schwer für mich. Aber es ist die "Sturm-"Sonate und wenn Du ein wenig googelst wirst du verstehen, warum ich gerade DIE können will ;)
 
Hi Georg,

habe mir gerade dein "Meistereck-Potpourri" angehört. Nach ca. 2/3 der Zeit stolpert mein Ohr plötzlich über eine charakteristische Folge von 4 Tönen und ich denke mir: Mensch, das hast du doch irgendwo schon mal gehört... ;)

Klasse, dass du diesen kleinen Walzer hier noch einmal zu Gehör bringst! 8)

Grüße von
Fips
 
also ich hab ja auch ein klavier, aber ohne verschub. liegt aber wahrscheinlich daran das,das klavier Ober UND unterdämpfer hat
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
@Gilels... wenn es Dich beruhigt... an diesem Stückchen Sturmsonate arbeite ich seit Ende April :D
Hab jetzt so einigermaßen 2 1/2 Seiten von 9 (!) im Kopf und in den Fingern... das Ding ist eigentlich viel zu schwer für mich. Aber es ist die "Sturm-"Sonate und wenn Du ein wenig googelst wirst du verstehen, warum ich gerade DIE können will ;)

Jetzt sieh, was du angerichtet hast!
Im Endeffekt habe ich den Chopin geschmissen und bin vorbin bei Seite 3 der Sturmsonate angekommen :rolleyes:

Ich war nicht gut im googlen. Erzähls mir!

Lieben Gruß
 

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