klavier gedicht?

P

pianist_L

Guest
huhuu ihr alle :)
Ich (weiblich) bin auf der suche nach schönen gedichten, in denen es um das Klavier geht, öhm, zum beispiel wie schön es ist, kavier zu spielen und soo... ;)
könnt mir jemand helfen?
Lg und danke schonmal :D
 
Gib doch einfach mal bei Google Klavier + Gedicht ein. Da wirst du einiges finden, vielleicht ist ja dabei, was du suchst.:D
 
Der Klavierspieler

Man müsste Klavier spielen können.
wer Klavier spielt, der hat niemals Zeit.
Er übt, während andre sich kämmen
und quält sich und tut allen leid.
Er nervt seine Nachbarn durchs Üben
und entgeht nur knapp dem Attentat,
sein Rücken ist krumm von Etüden,
verspannt sein Bewegungsapparat.
Er ziert sich beim Kettensägen.
Er bricht sich nicht gerne die Hand.
Sein Ehrgeiz macht jeden verlegen,
seine Nerven sind knallhart gespannt.
Am Keyboard bekommt er Ekzeme.
Er spielt nicht gern Volleyball.
Wer Klavier spielt, der liebt das Extreme.
Wer Klavier spielt, der hat einen Knall.

Hans-Eckardt Wenzel
 
ach, aber ich würde das nicht schlecht finden, wenn wir hier ein paar sammeln =)
 
Was heißt hier "ach"??? Weil wir's schon mal hatten?
Das ist das einzig wahre Klavierspieler-Gedicht...:cool::roll:

Klavirus
 
Gemartert

Ein gutes Tier
Ist das Klavier,
Still, friedlich und bescheiden,
Und muß dabei
Doch vielerlei
Erdulden und erleiden.
Der Virtuos
Stürzt darauf los
Mit hochgesträubter Mähne.
Er öffnet ihm
Voll Ungestüm
Den Leib, gleich der Hyäne.
Und rasend wild,
Das Herz erfüllt
Von mörderlicher Freude,
Durchwühlt er dann,
Soweit er kann,
Des Opfers Eingeweide.
Wie es da schrie,
Das arme Vieh,
Und unter Angstgewimmer
Bald hoch, bald tief
Um Hilfe rief
Vergess' ich nie und nimmer.


Wilhelm Busch
 
Der Klassiker

Das Wilhelm-Busch-Gedicht ist natürlich der Klassiker. Fiel mir auch als erstes ein.
Während meines Studiums wollte meine Mutter mal eine Studienbescheinigung von mir geschickt bekommen. Dazu schrieb ich folgenden Vierzeiler (auch wenn der jetzt mehr persönlichen Wert hat...):

Tagaus, tagein Präludien
Spiel ich auf dem Klavier,
Dazwischen schick ich Studien-
Bescheinigungen dir.
 
Aus einer Kindheit
Das Dunkeln war wie Reichtum in dem Raume,
darin der Knabe, sehr verheimlicht, saß.
Und als die Mutter eintrat wie im Traume,
erzitterte im stillen Schrank ein Glas.
Sie fühlte, wie das Zimmer sie verriet,
und küsste ihren Knaben: Bist du hier?...
Dann schauten beide bang nach dem Klavier,
denn manchen Abend hatte sie ein Lied,
darin das Kind sich seltsam tief verfing.

Es saß sehr still. Sein großes Schauen hing
an ihrer Hand, die ganz gebeugt vom Ringe,
als ob sie schwer in Schneewehn ginge,
über die weißen Tasten ging.

Rainer Maria Rilke, 21.3.1900, Berlin-Schmargendorf
 

Friedrich Schiller
ANTHOLOGIE auf das Jahr 1782

LAURA AM KLAVIER

Wenn dein Finger durch die Saiten meistert -
Laura, itzt zur Statue entgeistert,
Itzt entkörpert steh ich da.
Du gebietest über Tod und Leben,
Mächtig wie von tausend Nervgeweben
Seelen fordert Philadelphia; -

Ehrerbietig leiser rauschen
Dann die Lüfte, dir zu lauschen -
Hingeschmiedet zum Gesang
Stehn im ewgen Wirbelgang,
Einzuziehn die Wonnefülle,
Lauschende Naturen stille,
Zauberin! mit Tönen, wie
Mich mit Blicken, zwingst du sie.

Seelenvolle Harmonieen wimmeln,
Ein wollüstig Ungestüm,
Aus den Saiten, wie aus ihren Himmeln
Neugeborne Seraphim;
Wie des Chaos Riesenarm entronnen,
Aufgejagt vom Schöpfungssturm die Sonnen
Funkend fuhren aus der Finsternus,
Strömt der goldne Saitenguß.

Lieblich itzt wie über bunten Kieseln
Silberhelle Fluten rieseln, -
Majestätisch prächtig nun
Wie des Donners Orgelton,
Stürmend von hinnen itzt wie sich von Felsen
Rauschende schäumende Gießbäche wälzen,
Holdes Gesäusel bald,
Schmeichlerisch linde,
Wie durch den Espenwald
Buhlende Winde,
Schwerer nun und melankolisch düster
Wie durch toter Wüsten Schauernachtgeflüster,
Wo verlornes Heulen schweift,
Tränenwellen der Kozytus schleift.

Mädchen sprich! Ich frage, gib mir Kunde:
Stehst mit höhern Geistern du im Bunde?
Ists die Sprache, lüg mir nicht,
Die man in Elysen spricht?

Von dem Auge weg der Schleier!
Starre Riegel von dem Ohr!
Mädchen ! Ha ! schon atm ich freier,
Läutert mich ätherisch Feuer?
Tragen Wirbel mich empor? - -

Neuer Geister Sonnensitze
Winken durch zerrissner Himmel Ritze -
Oberm Grabe Morgenrot!
Weg, ihr Spötter, mit Insektenwitze!
Weg! Es ist ein Gott - - - -
 
Mein blaues Klavier

Ich habe zu Hause ein blaues Klavier
Und kenne doch keine Note.
Es steht im Dunkel der Kellertür,
Seitdem die Welt verrohte.

Es spielten Sternenhände vier
Die Mondfrau sang im Boote
Nun tanzen die Ratten im Geklirr.

Zerbrochen ist die Klaviatür
Ich beweine die blaue Tote.
Ach liebe Engel öffnet mir
Ich aß vom bitteren Brote
Mir lebend schon die Himmelstür
Auch wider dem Verbote.

Else Lasker - Schüler (+ 1945. Sie wurde am Ölberg zu Jerusalem begraben.)
 
O der arme Bursche, der hier folgendes schrieb:

Vorspiel
Der geheime Held

Wie oft, wenn du, mein Lieb, ein Lied mir spielst
Und über diese leichtbewegten Tasten,
Mit denen du beseligend ins Ohr mir zielst,
Die Kuppen deiner süßen Finger hasten, -

Beneide ich die kecke Tastatur,
Die küssen darf das Inn're deiner Hand,
Das leidenschaftlich meinen Lippen nur
Gehören sollt, die es so zärtlich band.

Ach, würden diese Lippen einmal so berühmt,
Wie jenes tanzbeschwingte Holz,
Das alle Töne-Tage deine Finger spürt-,
Mit ihm zu tauschen, ja, das wär' mein Stolz.

Doch wenn der freche Klotz geküsst sein muss:
Reich ihm die Hand, die Lippe mir zum Kuss.​

William Shakespeare
 
Darf ich vielleicht noch eine Querverbindung zu folgendem Beitrag von ariadne herstellen?:

hier noch ein erhardt-gedicht in stark reduzierter sonatenhauptsatzform (es fehlt allerdings das zweite thema):

Heinz Erhardt:
Der Tastenhengst

O eminenter Tastenhengst,
der du der Töne Schlachten lenkst
und sie mit jeder Hand für sich
zum Siege führst, dich preise ich!

Du bist ein gottgesandter Streiter,
ein Heros, ein Akkordarbeiter.
Im Schweiße deiner flinken Finger
drückst du auf jene langen Dinger,
die man gewöhnlich Tasten nennt,
und die, grad wie beim Schach getrennt
in Schwarz und Weiß ihr Dasein fristen,
als Requisit des Pianisten.
Doch nicht nur deiner Finger Schwielen
brauchst du zum Greifen und zum Spielen,
nein, was man meistens gar nicht glaubt:
du brauchst dazu sogar dein Haupt!
Mal fällt's, als ob du schlafen mußt,
auf deine stark erregte Brust,
mal fällts mit furchtbar irrem Blick,
so weit es irgend geht, zurück,
und kommst du gänzlich in Ekstase,
hängt dir ein Tropfen in der Nase.
Und hast du endlich ausgerast,
sagt sich der Hörer: Liszt - not last!

O eminenter Tastenhengst,
der du der Töne Schlachten lenkst
und sie mit jeder Hand für sich
zum Siege führst, dich preise ich!
Und jeder Hörer merkt alsbald:

du siegst mit Liszt, nicht mit Gewalt!​
 

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