Klassischer Gesang, Zungen-r oder wie mache ich mich zum Deppen

  • Ersteller des Themas Albatros2016
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Ich meine mal gelesen / gehört zu haben, dass das gerollte R das eigentliche Hochdeutsch sei, entgegen landläufiger Annahme, und das Rachen-R die Umgangssprache.

Die Aussprache des "r" unterliegt nicht nur regionalen Varietäten, sondern auch stark dem Zeitgeschmack. Das "eigentliche" Hochdeutsch gibt es eigentlich nicht ;-), wahrscheinlich meinst Du die Bühnen- bzw. Hochlautung. Die ist ein geschmackliches Konstrukt des 19. Jh.

Sie entspricht nicht mehr den akuellen Hörvorstellungen. Das mag damit zusammenhängen, dass das martialisch rollende r uns an die Aussprache von ****** & Konsorten erinnert. Das gehauchte "französische r" wird in der gesprochenen Sprache heutzutage als "vornehmer" empfunden.

Beim Kunst-Gesang hingegen verhält es sich anders. Wenn beim Gesang die Stimme "richtig sitzt", der Stimmapparat also die Atemluft frei strömen lässt, ohne Drücken, Pressen, Quetschen etc. fällt es auch modern artikulierenden Deutschen leichter, das r wie gewünscht zu formen.

P.S. Ich lach mich weg :021: Der Name H i t l e r wird automatisch asteriskiert. :021:
 
Öhm, so weit ich mitbekommen habe, ist das gerollte r in Norddeutschland, insbesondere im Niederdeutschen, absolut üblich! Nur spricht von den jüngeren Leuten keiner mehr so, alle haben das gängige Hochdeutsch übernommen, und nur weiter südlich ist Dialektsprechen noch normal (aber auch im Rückgang begriffen, selbst in Bayern werden die Roll-R's drastisch weniger)...
 
Das ist leider ein großes Problem, nicht direkt verkrampfen, aber ich bin im ganzen Körper extremst verspannt.

Da liegt der Hase im Pfeffer. Oder zumindest dürfte das ein Teil des Problems sein. Du brauchst eine gewisse Entspannung für ein vorne rollendes R.

Wenn Du beim grrrrrr Halskratzen bekommst, machst Du das r im Rachen?

Probiere mal
ein geflüstertes g
kurze Pause
ein gerolltes r
kurze Pause
und so weiter.

Dann versuche, zunächst das g immer kürzer zu machen und dann die Pause zu verkürzen. Nach einer Weile kommt (vermutlich) ein grrr raus.

Die Herausforderung könnte darin liegen, dass man die Zungenspitze, die bei g oder k eher unten hinter den Zähnen liegt, schnell genug nach oben bringt, um die Rollposition fürs R einzunehmen.

Andere Übung:
Abwechselnd sprechen
Klau
Rau
Klau
Rau
Klau
Grau
Klau
Grau

Und dabei die Zunge immer beweglich halten.

Auch Übungen für die Zungenbeweglichkeit allgemein können hilfreich sein.

Funfact am Rande: die Kombination mit G und Rachen-R finde ich wesentlich schwieriger als G und rollendes R. Aber ich bin mit dem rollenden R aufgewachsen und habe das Rachen-R erst viel später gelernt.
 
Ich habe das Gefühl, das mich die Übungen nicht zur Lösung bringen. Vielleicht hat noch jemand eine Übung auf Lager?

Italienisch lernen.

Das italienische R wird an einer anderen Stelle der Mundhöhle gebildet. Alles was im Rrrrrrrachen zwanghaft gerrrrrrollt wird, ist Krrrrrrampf. Auf YT gibt es viele Videos, die es hartgaumigen Nordeuropäern erleichtern, ein geschmeidiges Zungenspitzen-r zu erlernen.

Man muss dazu mental weggkommen von der für uns "natürlichen" Bildung dieses Lautes weit hinten im Artikulationsapparat und es vorn (alveolar gewissermaßen) verorten, wo unsereins ein L vermutet.

Hier zum Beispiel, auf die Schnelle gefunden, eine Dame, die mit jodeldiplomeskem Charisma die Kramer-Methode vorstellt:

 
Zum Thema: Ich habe mir als Jugendliche mal angewöhnt, beim Singen das R immer zu rollen. Seitdem mache ich es automatisch. Kam mir nur anfangs kurz komisch vor, weil ich es beim Sprechen nie vorne rolle, obwohl ich es kann. Warum, weiß ich auch nicht. Ich finde, es klingt bei mir komisch.

Beim normalen Sprechen rolle ich auch nie. Wenn ich das machen würde, käme mir mein "Sprech" ziemlich gestelzt bzw. künstlich vor, genauso wenig betone ich auch nicht die Vokale so wie beim Singen.
Das Lieblingswort meiner GL ist ja Diphthong und das wir beim Singen (zumindest beispielsweise bei deutschen und englischen Texten) immer auf dem 1. Vokal bleiben sollen und der zweite nur noch ganz kurz beim Übergang zur nächsten Silbe anklingt, was dann eh ganz automatisch passiert. Bei französischen Texten war es genau umgedreht, wenn ich mich recht erinnere, französisch hab ich noch nicht viel gesungen.
 
Öhm, so weit ich mitbekommen habe, ist das gerollte r in Norddeutschland, insbesondere im Niederdeutschen, absolut üblich! Nur spricht von den jüngeren Leuten keiner mehr so, alle haben das gängige Hochdeutsch übernommen,

Das ist durchaus möglich, wobei das aber auch wieder (sogar) von Dorf zu Dorf total anders sein kann. Plattdeutsch ist so unglaublich vielfältig. Meine Mutter ist mit Plattdeutsch aufgewachsen und hat mit dem rollenden r keinerlei Probleme, meine Tochter als rein Hochdeutsche kann es aber ebenso perfekt.

Wahrscheinlich hat es einfach mit sprachlichem Talent zu tun, das bei mir absolut nicht vorhanden ist, zumindest was die Aussprache anbelangt. Ich bin ein echter totaler Sprachendilletant, zum Glück bekomme ich es beim Singen vernünftig hin, aber wenn ich irgendeine Fremdsprache versuche zu sprechen dann liegen meine Kinder, ob meiner Aussprachen, immer vor Lachen auf dem Boden. :007:


Das habe ich ja bereits (und bin bis zur Lezione 7 im Allegro B1 Arbeitsbuch gekommen, hab extra vorhin mal in meine alten Unterlagen geguckt ;-) ), also durchaus nicht nur Anfängerniveau aber das r war auch da leider immer meine Schwachstelle.
 
Hier zum Beispiel, auf die Schnelle gefunden, eine Dame, die mit jodeldiplomeskem Charisma die Kramer-Methode vorstellt:

Die habe ich gestern bei meiner Suche nach Übungen auch gefunden und mich weggeschmissen vor Lachen. Es wäre aber sehr hilfreich gewesen, wenn sie die Übung einmal ganz langsam gesprochen hätte. Ich hab nicht kapiert, was genau ich da eigentlich sprechen soll.
 
@Dorforganistin vielen vielen Dank, das werde ich ausprobieren. :023:
 

Ich hab nicht kapiert, was genau ich da eigentlich sprechen soll.

Sie schreibt selbst dazu:
Die wichtigste Übung: te-de; te-de; te-de; tel-le; tel-le; tel-le; te-de tel-le - te-de tel-le te-de tel-le - te-de tel-le te-de te-de te-le - te-de te-le - te-de te-le - te-de tullu; talla; tullu; talla; tullu; talla; tullu etc. tu-lu-lu - ta-la-la; tu-lu-lu - ta-la-la; tu-lu-lu - ta-la-la
 
@Dorforganistin vielen vielen Dank, das werde ich ausprobieren. :023:

Sag Bescheid, ob es hilft. Wenn nicht, ist es nicht schlimm. Menschen sind nun mal verschieden.

Kannst Du eigentlich "prusten" (Lippen flattern lassen, wie ein Pferd schnauben), mit und ohne Ton? Das ist auch eine tolle Möglichkeit, gleichzeitig locker zu sein und trotzdem die fürs Singen nötige Spannung zu halten.
 
Ich kann gar nicht rollen. Was auch mal lustig sein kann, wenn ich vom Harfenkonzert rede und gefragt werden: Wo im Hafen?
 
@beo sprichst du denn in beiden Fällen das a gleich? Und lässt du bei der Harfe das r weg, machst also auch nichts hinten im Gaumen?
 

Wieder bewahrheitet sich der Spruch: Wer lesen kann ist klar im Vorteil, ich habe da gar nicht in die Video Beschreibung geschaut, da steht es ja. :014:

Kannst Du eigentlich "prusten" (Lippen flattern lassen, wie ein Pferd schnauben), mit und ohne Ton? Das ist auch eine tolle Möglichkeit, gleichzeitig locker zu sein und trotzdem die fürs Singen nötige Spannung zu halten.

Jupp kann ich, ist manchmal aber auch echt tagesform abhängig, das musste ich im Unterricht auch immer wieder mal machen, sowohl mit als auch ohne Ton und hab es auch immer wieder als Hausaufgabe aufbekommen. Mit Ton sollte ich dann z.B. etwas energisch (bestimmt), sanft oder fragend u.s.w. prusten. Ich hoffe du verstehst was ich meine.:018:

Meistens klappt das r morgens z.B. nur sehr schleppend, während es im Laufe des Tages leichter wird.
 
Doch ich mache hinten im Gaumen, aber es wird nicht gehört.
 
@Albatros2016 mach ruhig zwischendurch Übungen für die Zungenbeweglichkeit. Inklusive Aufrollen der Zungenränder - beim vorne rollenden R bleibt die Zunge nicht flach, sondern rollt sich an den Seiten. Und was auch helfen könnte, ist, sich vorzustellen, dass man keinen "R-Ton" machen muss, sondern dass das Geräusch, der "rrrrrrollende Sound" durch das Vibrieren der Zunge und die vorbeiströmende Luft ausgelöst werden kann (evtl. kann man das noch besser/exakter formulieren, aber vielleicht wird so schon klar, was ich meine).
 

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