Klang & Spielgefühl vs. Material

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pianoplayer81

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Wer von euch schaut beim Kauf hauptsächlich aufs Material und weniger auf Technik und Klang?
Und wer von euch machts andersrum?
Und wer von euch versucht das beste aus beidem zu bekommen?


Heute erst war ich wieder bei einem Klavier (Marke nenne ich nicht), dass mit besonders guten Materialien ausgestattet war, jedoch klanglich und technisch unter aller Sau. Gerade mal erst 3-4 Jahre alt.
Resonanzboden - österreichische Fichte
Saiten - Röslau
Filze - englisch/deutsch
Hammerköpfe - deutsch
Stimmstock - deutsch
Lack - Schweiz
Furnier - französisch/deutsch

Dazu wurden noch einige europäische DINs und Norms angegeben nach denen die einzelnen Bauteile verarbeitet worden sein sollten. Naja.

Hier zeigte sich jedenfalls sehr schön, dass gutes Material GAR NICHTS NÜTZT, wenn man entweder keinen Wert drauf legt ein gutes Instrument zu bauen oder schlicht keine Erfahrung hat. Viele von euch werden bestimmt solche oder ähnliche Produkte kennen. Anderen wird sowas vielleicht ganz neu sein, deshalb dieser Thread.

Ich habe das Gefühl, dass besonders Einsteiger auf "besondere Qualität zum Hammerpreis" hereinfallen, in dem Glauben ein Spitzeninstrument zu besitzen. Hinzu kommt noch, dass nach kurzer Gebrauchszeit zwar schon deutlich Unregelmäßigkeiten eintreten, diese jedoch aufgrund mangelnder Spiel- und Hörfertigkeiten als ganz normal empfunden werden. Evtl. reagiert es sogar so empfindlich auf Temperatur-, Luftfeuchteschwankungen und Spieleinflüsse, dass es in kurzer Zeit unspielbar wird / sich die Schrauben der Mechanik extrem schnell lockern / viele Filze sich rasant abnutzen / etc.
 
Ich habe beim Kauf meines Klaviers schon auf das Material geachtet, allerdings weniger auf das innen verbaute, von dir beschriebene (Röslau-Saiten, Abel-Hammerköpfe etc., hätte mir damals eh alles nichts gesagt), sondern eher auf die Tasten und deren Beläge (kein Wegrutschplastik, schwarze Tasten aus Ebenholz), wobei sich das daraus ergeben hat, dass sich die Klaviatur einfach 'richtig' anfühlen und von mir gut kontrollierbar sein sollte. Der Klang kam, ehrlich gesagt, erst an zweiter Stelle, musste aber natürlich auch passen. Die Qualität des Silent-Systems kam dann noch dazu. Im Rahmen dieses "Kraftfelds" habe ich mich dann letztendlich entschieden - wobei die "Kräfte" nicht gerade entgegengesetzt gerichtet waren.
 
Zudem kommt es bei etlichen Herstellern (asiatischer Fertigung) noch auf den Präparations-Stand an, den der Händler orderte. Gut ausgearbeitete Klaviere können beim Hersteller ausgearbeitet werden, oder beim Importeur, oder beim Händler. Aus Kostengründen ordern aber manche Händler die billigste Ab-Werk-Variante, quasi das klanglich komplett unausgearbeitete Roh-Klavier, missachtend, dass sie selber weder die Zeit noch die Kenntnisse aufwenden werden, um ein Klavier sauber zu intonieren und gut klingen zu machen.

(...mal abgesehen von denjenigen Schrott-Klavieren, deren einzige Eigenschaft ist, dass sie hübsch hoch glänzen und nach Klavier aussehen, aber der beste Techniker aus ihnen kaum je einen guten Ton herauskitzeln wird..)

Zumal wenn ein Klavier oder Flügel lediglich aus Repräsentationsgründen aufgestellt wird (Hotels, Restaurants, Privathaushalte ohne Klavierspieler), dann ist die billigste Liefervariante Erste Wahl des Händlers, der an einem gut klingenden Instrument weit weniger Interesse hat als an klingelnder Kasse.

Man lasse sich mal beim Händler Lieferlisten zeigen, ob sie Vokabeln enthalten wie "No Prep"; "Basic Prep", "Expert Prep" et cetera.
 
Ich denke, dass Du da einen sehr guten Punkt ansprichst. Auf der Suche nach einem Flügel für Sohnemann (ich spiele zwar selbst auch, aber ohne den Kommentar seines Lehrers "es wird Zeit für etwas "Anständiges" hätte ich mich mit der Thematik erst mal nicht auseinandergesetzt). Erst war die Entscheidung upgrade zum Klavier oder Flügel. Man merkt dann recht schnell in welchen Preiskategorien man sich bewegt. Letztendlich war dann die Differenz vom "guten" Klavier zum Flügel nicht mehr so hoch und der Entschluss stand: Flügel (ok, wir haben damals die "teuren" Klaviere mit "billigen" Flügeln verglichen) ... aber anyway .... jetzt soll es ein Flügel sein.

So, da wir etwas Neues wollen (und ja ich schränkte damit die Auswahl erheblich ein und komm auch später dafür in die Hölle :D) waren die Möglichkeiten begrenzt. Ein High-End Gerät kam nicht in Frage. Das Ding ist für nen 12jährigen und seinen Klimper Dad. Also mal sehen was man so für 20k bekommt. Tja, da lagen die "guten" Japaner schon weit drüber und die deutschen "Zweitmarken" auch. Schimmel kam von Anfang an nicht ins Gespräch (wurde gespielt und als übel empfunden).

Wir gingen zunächst strikt nach Gehör. UND NUN liebe Leute. Einige China Flügel hörten sich wirklich recht gut an. Nach wie vor habe ich den Brodmann Klang als durchaus gelungen im Ohr. Also klanglich könnte es doch dieser China Flügel werden. Dann kamen noch gute Materialen dazu (Strunz, Abel, Röslau, Renner und Co .....). Also wieso nicht? Für 18k sah das nach nem guten Deal aus.

Dann das Forum konsultiert. Jetzt setzte der Entscheidungsfindungsprozess „reloaded“ ein. ;-) Also noch mal die Themen durchgekaut und zig Klavierhäuser besucht. Mist … einige China Flügel hörten sich noch immer gut an. Deutsche Zweitmarken teilweise weitaus schlechter. Klangunterschiede? Die Ohren waren nun fast „tot“. Frage an Sohn, „sag mal, was taugt denn Dir jetzt so richtig“. Also der Yamaha lässt sich gut spielen“. Das war ein GB1 ….. den wollte ich jetzt nicht. „Und der da?“ (GC2) „auch gut“ …. Hmmm …. Spiel man den da (C2) …“ ja, der is fast wie in der Schule. Schön“
So nun kam dann die Spielbarkeit ins Spiel und der Budget-Rahmen wuchs. Noch hatte ich unterstellt, dass Sohnemann eben an die Yamahas aus der Schule (musisches Gymnasium, da gibt es einen S&S und sonst C3´s) gewohnt war. Also selbst mal hingesetzt und die Chinesen, Hoffmanns, Vogels, Kawais und Yamahas usw. gespielt. Ist zwar primär für den Sohn, aber mein Urteil wollte ich mir auch bilden.

Also wir kamen vom Klang zur Spielbarkeit. Materialen zählten nun eigentlich nicht mehr. Ich muss allerdings sagen, dass mich ohne das Forum der Klang und die Materialen des Brodmanns überzeugt hätten. Dann kam allerdings der Faktor „was passiert in x Jahren mit dem Teil“ dazu und China war raus. Mittlerweile waren wir ja schon im 20/25k Segment und aufgrund der Spielbarkeit bei Yamaha C Serie. Am Kawai wollte mein Sohn nicht glücklich werden und die „preiswerten“ Deutschen gefielen in Summe nicht mehr.

Next step: Material -> Wir verlassen uns auf einen langjährigen Hersteller. Klang -> der muss passen. Spielbarkeit -> muss Sohn abnicken. Wir waren beim C2. „Ach scheiß drauf … wir gehen aufs Standard-Maß, kein Kompromiss im Volumen des Klanges“ -> C3. Nun haben wir einen C3 neben den neuen C2X (der war irgendwie früher da und wäre es fast geworden) und später C3X gespielt und gehört und uns für einen C3X entschieden.

Was will uns der (gutgemeinte) lange Text des Autors sagen: Initial wird für den eher unbedarften Laien ein China Flügel vom Klang her womöglich punkten. Dann liest man etwas über „gute“ Komponenten, die hat dieser dann evtl. auch. Ohne Forum wäre es ein Brodmann geworden. Was langfristig damit gewesen wäre? Keine Ahnung. Es gibt hier auch 0,00 Erfahrungswerte (habe nie eine Erfahrung zu einem Brodmann hier gelesen). Letztendlich fühlt man sich dann doch mit einer renommierten Marke „sicherer“.

Mein Sohn (der diesen Beitrag abgesegnet hat) kann Euch ja in einigen Jahren schreiben, ob er immer noch mit der Entscheidung zufrieden ist. Evtl. kauft er sich später mal was Besseres. Das zahlt er dann aber selbst. :D Hätte Geld absolut keine Rolle gespielt wäre es ein S&S geworden. Sohn hat einige gespielt, aber dann attestiert „Ne Papa, is echt zu teuer“ . „Thanks son!“ :cool:
 
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Ach komm, im Endeffekt isses perfekt gelaufen für Euch. So ein C3X ist was sehr sehr feines. Damit kann man viele viele Jahre sehr glücklich sein. Und wenn man dann doch mal unzufrieden ist, einfach nen guten Klaviermacher kommen lassen. Die Substanz von diesen Y-Teilen ist excellent, da macht jeder gute Klavierbauer was tolles draus. da geben sogar meine beiden Klaviermacher zu und die mögen beide keine Yamahas. :D
Und sollte dann doch mal der Lottogewinn über Euch hereinbrechen, könnt Ihr ja immer noch auf Steingräber oder Steinways oder auf Y-Premium-Pianos upgraden.

cheers,

Wolf
 
Ja, is gut gelaufen und ich danke dem Herren für die Evolution C3X zum C3. Über Klaviatur bis hin zum Klang sollte jeder Yamaha Gegner das Teil mal anspielen. :p

Selbst beim Lotto Gewinn würde ich dabei bleiben, da ich eher in relativen und nicht absoluten Größen denke. :D
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
@Joech: point taken. Verdammt... ich komm doch in die Hölle! :shock:
 

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