Kinder unterrichten

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Redi

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14. Juni 2008
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Ich besitze eigentlich keine pädagogische Ausbildung und spiele lediglich schon sehr lange Klavier. Seit einigen Jahren gebe ich (vorallem erwachsenen Akademikern) privat auch Unterricht. Nun hat mich eine Mutter angefragt, ob ich ihre beiden Kinder unterrichten wollen würde.

Zwar hatte ich schon einmal eine 12jährige, die sehr motiviert war und auch grosse Fortschritte machte, meine "neuen Schüler" wären aber erst 5 und 8 Jahre alt. Ich habe jetzt etwas Respekt davor, so junge Kinder zu unterrichten (weil man da vermutlich auch viel spielerischer unterrichten muss). Soll ich mich auf einen "Versuch" einlassen oder habt ihr da Bedenken?

Normalerweise dauert meine Lektion 60 Minuten. Bei Kindern scheint mir das aber zu lange (glaube nicht, dass die sich so lange konzentrieren können). Wie seht ihr das?

Danke für eure Hinweise
 
Liebe Clavioaner Liebe Clavioanerinnen

Bringt doch Antworten zu diesem interessantem Thema.
Ich kann leider nichts dazu sagen, aber ich bin gespant auf alle Antworten.

Lg Moritz
 
Normalerweise dauert meine Lektion 60 Minuten. Bei Kindern scheint mir das aber zu lange (glaube nicht, dass die sich so lange konzentrieren können). Wie seht ihr das?

Hallo,

bei einer fünfjährigen genügen anfangs 20min, und die möglichst spielerisch (2. & 3. Finger als die Beine eines Tiers, dass auf den Tasten ganz vorsichtig schleicht, auch mal spazieren geht) - erklären nur übers sehen, fühlen (Fantasie) und übers hören, keine sachlichen Erklärungen.

bei einem achtjährigen anfangs auch in dieser Art, aber mit 8 hält man schon 30min durch

in den beiden ersten "Lektionen" beide noch nicht frontal vors Klavier setzen, sondern seitlich (!) - so kann mal der rechte, dann der linke Arm lernen, über die Tasten vorwärts und rückwärts zu gehen (natürlich auf den "Beinen" des in der Fantasie vorgestellten "Tiers", was ja nichts anderes als Hand mit Fingern ist); nach und nach bekommt das "Tier" mehr Beine.

wenn es gelingt, dass beide die natürlichen Gehbewegungen mit den Fingern / der Hand imitieren (was man ja am Klang hört und an der Bewegung sieht: ein linkisches Stelzen und immer unter die Hand gucken wird entsprechend klingen), dann ist viel gewonnen: danach kann man sie richtig vors Klavier setzen.

der nächste Schritt wäre, eine bekannte Melodie (z.B. Bruder Jakob) zu singen und mit einer Hand zu spielen, allmählich melodische Bewegungsübungen im Fünftonraum (bei Bartok findet sich viel!!), danach das Versetzen der Hand und dann kommt schon ein erstes richtige Klavierstückchen (z.B. aus Mozarts Kindheitsstücken das andante Es-Dur)

wichtig: von Anfang an schwarze Tasten mit einbeziehen und noch nichts mit Noten machen (noch keine Ansätze zum Notenlesen), denn das wäre zu viel auf einmal. Stattdessen immer wieder den Klang bewußt machen, also hören und erleben lassen, dass und wie die Bewegungen den Klang ändern. Und über das Singen von bekannten Liedern schult sich anfangs ausreichend das Gefühl für Rhythmus (auf keinen Fall Tonlängen a la halber Apfel, Viertel Apfel erklären - das ist für fünfjährige zu abstrakt)

Gruß, Rolf
 
Als ich bei einem Lied ganz am Anfang nur die SChwarzen Tasten gebrauchen durfte, wurde mir gesagt die weissen Tasten sind ein Meer mit lauter Haifischen drin. Hab dann auch schön die Finger davon gelassen.

Lg Moritz
 
Hallo Redi,

zunächst einmal finde ich es toll und sehr verantwortungsbewußt, dass du hier im Forum diese Frage stellst. So wie du es schilderst, scheinst du ja auch ohne Studium einen guten Draht zu deinen Schüler zu haben und einen erfolgreichen Unterricht zu machen.

Ich persönlich finde, dass der Unterricht für 5-jährige zu den anspruchsvollsten Aufgaben gehört, weil er beim kreativen und spontanen Erleben der Kinder ansetzen sollte. Gerade habe ich zwei 5-jährige Schülerinnen bekommen und ich liebe den Unterricht mit diesen Kleinen, weil ich da meinen ausgeprägten Spieltrieb ausleben kann :D .

Ich mach immer 45 min. mit ihnen, allerdings gehört zum Unterricht dazu, dass man verschiedene "Settings" hat und das Klavier nur eins davon ist. Auf keinen Fall die ganze Zeit am Klavier rumsitzen, anfangs spielen meine auch meistens im Stehen.

Zu den "Settings" gehören:

a) ein Sitz"kreis" (bei zwei Pwesonen eher ein Gegenüber), in dem man Geschichten erzählt, Lieder einführt über Singen und Klatschen etc., schön ist, wenn man Orffsche Instrumente parat hat ....

b) eine freie Fäche, wo das Kind sich bewegen kann - dort kann es z.B. Rhythmusspiele machen (grobmotorisch mit dem ganzen Körper), zu improvisierten oder komponierten Stücken, die man selbst auf dem Klavier spielt, sich der Musik entsprechend bewegen, evtl. auch malen ....

c) das Klavier


Weiter ist zu bedenken, dass diese Kinder noch nicht lesen können. Bei mir sind keine Eltern im Unterricht dabei, deshalb malen wir die Hausaufgaben in Symbolen auf, die sich die Kinder selbst überlegen (die sind dabei unglaublich kreativ!) und sich dann halb tot lachen über das völlig misslungene Känguruh, was ihnen ihre KL, also ich, da gemalt hat :D .

Der ganze Unterricht zielt also erstmal in sehr spielerischer Form darauf ab, ohne Noten das Gehör zu schulen mit Nachspielen von Liedern nach Gehör, transponieren etc., mit der Orientierung auf dem Klavier, mit einer sinnlichen Erfahrung des Instruments ( wie entsteht ein Klang; was passiert mit dem Ton, wenn ich ihn angeschlagen habe; was tue ich, um lauter/leiser zu spielen etc. ), mit Klangimprovisationen wie Wettergeschichten etc., mit kleinen Improvisationen im 5-Ton-Raum.

Später wird dann die Notenschrift eingeführt, auch das im Sinne von "Begreifen". D.h. es können aus Wollfäden Notenlinien auf den Boden gelegt werden, und das Kind hüpft in den Zwischenräumen, auf den Notenlinien herum.... .

Eine gute Schule, die dir weiterhelfen könnte, ist m.E. der erste Band der "Klavierschule mit der Maus" von Bettina Schwedhelm. Der hat super Ideen, geht auch erst einmal ohne Noten vor und kann dir ein wichtiger Leitfaden sein.

Entscheiden, ob du nun den Unterricht machen willst, musst du ja eh selbst, aber ich hoffe, du hast jetzt ein paar Hilfen bekommen. Übrigens: ich habe auch schon ganz zu Anfang meines Studiums unterrichtet, da hatte ich auch noch keine Ahnung.

Liebe Grüße

chiarina
 
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Es ist doch erschreckend, wie "dumm" 5-jährige Kinder dargestellt werden. Ich bin nun mittlerweile gute 18 Jahre alt und kann mich noch sehr gut an meine Zeit zwischen 6-8 Jahren erinnern. Ich denke Ihr könnt mit den jungen Schülern "Alles" machen, und Aussagen wie "Schwarze Tasten sind Fische, und weiße das Meer etc." sind absoluter Müll, und Verarschung gegenüber den Kleinen. Wenn sie selber Klavier lernen wollen, dann sollte man zumindest immer versuchen soviel wie möglich zu übermitteln und nicht so wenig wie möglich. Auch denke ich nicht, dass man nicht gleich ein bisschen Theorie herbeizitieren sollte. Schüler, die von den Eltern zum Unterricht gezwungen werden, die würde ich prinzipiell nicht unterrichten.

Pianisten werden die Schüler, die nach so einer Methode unterrichtet werden sicher nicht! Ich hatte zwar nie Klavierunterricht, hätte ich allerdings solchen erfahren, so hätte ich vermutlich nie einen Flügel gehabt, weil ich das abschreckend gefunden hätte. Es gibt doch auch Individualfälle. Ich war z.B. bereits mit 3-4 Jahren an Technik sehr interessiert und die Kindersendungen im Fernsehen fand ich schon damals sehr witzig (es gibt da noch Aufnahmen von mir). Nun stelle sich einer vor, ein solches Kind bekommt so einen Unterricht...
 
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Es ist doch erschreckend, wie "dumm" 5-jährige Kinder dargestellt werden. Ich bin nun mittlerweile gute 18 Jahre alt und kann mich noch sehr gut an meine Zeit zwischen 6-8 Jahren erinnern. Ich denke Ihr könnt mit den jungen Schülern "Alles" machen, und Aussagen wie "Schwarze Tasten sind Fische, und weiße das Meer etc." sind absoluter Müll, und Verarschung gegenüber den Kleinen. Wenn sie selber Klavier lernen wollen, dann sollte man zumindest immer versuchen soviel wie möglich zu übermitteln und nicht so wenig wie möglich. Auch denke ich nicht, dass man nicht gleich ein bisschen Theorie herbeizitieren sollte. Schüler, die von den Eltern zum Unterricht gezwungen werden, die würde ich prinzipiell nicht unterrichten.

Pianisten werden die Schüler, die nach so einer Methode unterrichtet werden sicher nicht! Ich hatte zwar nie Klavierunterricht, hätte ich allerdings solchen erfahren, so hätte ich vermutlich nie einen Flügel gehabt, weil ich das abschreckend gefunden hätte. Es gibt doch auch Individualfälle. Ich war z.B. bereits mit 3-4 Jahren an Technik sehr interessiert und die Kindersendungen im Fernsehen fand ich schon damals sehr witzig (es gibt da noch Aufnahmen von mir). Nun stelle sich einer vor, ein solches Kind bekommt so einen Unterricht...

Sei doch nicht gleich so angriffslustig hier im Forum. Du wiesst ja gar nicht wie der restliche Unterricht bei mir ablief und wann ich Angefangen habe Noten zu lesen. (Das konnte ich bevor cih schreibenkonnte).

Das mit den Schwarzen Tasten war auch nciht schon der eigentlich Unterricht, sonder ein ¨Bekannter von meiner Familie kam sehr früh so 2-3 mal und hat mir so etwas beigebracht.

Immer zuerst die Situation kennenlernen und dann meckern...
 
Hallo Redi

Da ich selber zwei Kinder in etwa dem Alter habe, wage ich es mal, hier auch etwas dazu zu schreiben...

Kinder sind sehr unterschiedlich veranlagt, deshalb ist es schwierig, etwas allgemeines dazu zu sagen.

Hatten die Kinder bereits musikalische Früherziehung? Sind die Eltern musikalisch, wird im Elternhaus musiziert und/oder gesungen? Dies allein schon kann einen Riesenunterschied ausmachen. Dann kommt es natürlich auf die individuelle Begabung an und auf das Interesse der Kinder. Es gibt Kinder, die kennen z.B. mit 4-5 Jahren schon sämtliche Buchstaben. Andere interessieren sich überhaupt nicht fürs Lesen und Schreiben. Ich kenne eine 6jährige, die spielt den Flohwalzer in einem Affenzahn, hatte aber noch nie Unterricht - aber einen klavierspielenden Vater und dito Bruder :D

Versuchen kannst Du es auf jeden Fall, wenn Du es selbst willst. Lerne die Kinder zuerst mal kennen. Du wirst vermutlich schnell feststellen, ob der Wunsch nach Klavierunterricht von den Kindern oder den Eltern ausgeht. Sollte Letzteres der Fall sein, würde ich den Eltern nahelegen, erst mal abzuwarten, bis die Kinder von sich aus ein Instrument spielen lernen wollen.

Ist seitens der Kinder echtes Interesse vorhanden, kannst Du versuchen herauszufinden, wo sie musikalisch in etwa "stehen" und dort anknüpfen. WIE, das ist nicht einfach zu sagen (bin keine Pädagogin!), evtl. mit einem Kinderlied, das sie mögen? Sollten noch gar keine Kenntnisse vorhanden sein, muss ja zuerst ein "Boden" geschaffen werden (siehe nächsten Abschnitt betr. musikalische Früherziehung). Würdest Du denn beide Kinder zusammen unterrichten oder einzeln? Zusammen könnte ja noch schwierig werden, je nach unterschiedlichem Wissensstand.

Meine beiden Kinder haben/hatten 2 Jahre musikalische Früherziehung (auf eigenen Wunsch!!!), wöchentlich 45 Min. Der Unterricht ist für Kinder von 4-6 Jahren geeignet. Im ersten Jahr wird spielerisch die Tonleiter (Do, Re, Mi...) gelernt. Angefangen wird mit 2 Tönen, dann kommt immer wieder ein neuer hinzu. Das wird mit Farben anschaulich gemacht (welcher Ton wo steht bei den Notenlinien), das Musikgehör wird geschult. Parallel dazu lernen sie auch Notenwerte (Halbe, Viertel, Achtel) und Viertel-Pausen kennen. Es wird gesungen und getanzt (auch Kreistänze) und mit Rhythmikinstrumenten und Glockenspielen musiziert. Im zweiten Jahr kommen noch die Ganzen und die Sechzehntelnoten hinzu, die Kenntnisse werden vertieft. Ausserdem haben die Kinder die Möglichkeit, eine Auswahl von Instrumenten kennenzulernen und selbst auszuprobieren (Flöte, Geige, Gitarre, Klavier, Harfe, Trompete etc.)

Der ältere meiner Söhne hat nun mit Klarinette angefangen (er ist im 2.Schuljahr und wird im Dez. 8jährig). Die Lektion dauert (für 2 Schüler) ebenfalls 45 Min. Der Einzelunterricht würde 30 Min. dauern.
Da er aber erst eine Stunde hatte, kann ich Dir betr. Inhalt noch nichts sagen, er hat erst mal gelernt, die Klarinette zusammenzufügen, Blatt einzuspannen und überhaupt Töne zu produzieren...

Ich hoffe, ich konnte Dir etwas helfen :-)

Lg, Nessie
 
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Es ist doch erschreckend, wie "dumm" 5-jährige Kinder dargestellt werden. Ich bin nun mittlerweile gute 18 Jahre alt und kann mich noch sehr gut an meine Zeit zwischen 6-8 Jahren erinnern.
5 Jahre oder 8 Jahre ist aber ein gewaltiger Unterschied bei Kindern. Natürlich gibt es immer welche, die etwas frühreifer sind als andere und auch das Gegenteil, aber dennoch kann man hier Kinder mit einen Unterschied von ein bis drei Jahren (das entspricht in diesem Alter je nach Betrachtungsweise teilweise über der Hälfte der bisherigen Lebenszeit) nicht über den Kamm scheren.

Ich denke Ihr könnt mit den jungen Schülern "Alles" machen, und Aussagen wie "Schwarze Tasten sind Fische, und weiße das Meer etc." sind absoluter Müll, und Verarschung gegenüber den Kleinen.
Nun, in diesem Fall hatte ich als Kind viel Freude daran, mich mit absolutem Müll verarschen zu lassen. Und ich war dann auch gerne ein "dummes" Kind. Denn mit ganz ähnlichen Tiergeschichten ganz abseits des Notentexts hat mein Klavierunterricht begonnen (Die Geschichte eines Igels, der durch den Wald huscht oder sich im Winter zurückzieht während es schneit oder der auch einmal piekst, wenn man ihn ärgert. Oder auch solche Dinge wie zwei Frauen, die unterwegs sind. Die eine dick und behäbig, die andere spindeldürr, hektisch und nervös. Etc.)

Wenn sie selber Klavier lernen wollen, dann sollte man zumindest immer versuchen soviel wie möglich zu übermitteln und nicht so wenig wie möglich. Auch denke ich nicht, dass man nicht gleich ein bisschen Theorie herbeizitieren sollte.
Es hat doch auch niemand behauptet, man solle so wenig wie möglich vermitteln... Abgesehen davon ziehen sich diese "Tierspielereien" ja nicht über Jahre hinweg, sondern liefern nur einen Einstieg in den ersten Wochen (so war es zumindest bei mir).

[[Einschub: Nach ein paar Wochen begann dann freilich auch bei mir sukzessive die Theorie (Wie liest man den Violinschlüssel... angefangen mit simpelsten Zweitonübungen in einzelnen Händen zum Fünftonraum in einzelnen Händen, dann unisono-Übungen beider Hände, Fünftonraum in beiden Händen (nicht unisono) und immer weitere Schwierigkeitssteigerungen. Nebenbei wurde der Unterschied zwischen dem Dur- und Moll-Dreiklang erarbeitet. Zunächst ausschließlich in C-Dur/Moll und G-Dur/Moll. Der Quintenzirkel und somit die weiteren Tonarten kamen dann erst etwas später.

Rhythmus lesen wurde von Anfang an mitgelernt, indem bekannte "rhythmuslose" Übungen aus dem Fünftonraum bis zur nächsten Unterrichtsstunde rhythmisch variiert wurden und so dann bei mir irgendwie ganz automatisch langsam ein Rhythmusgefühl entstand (es müssen auch nicht immer beide Hände auf der Tastatur sein. Die linke Hand kann auf dem Schenkel z.B. den Puls klopfen, während die rechte Hand darüber einen einfachen Rhythmus legt...). Einschub Ende]]

Schüler, die von den Eltern zum Unterricht gezwungen werden, die würde ich prinzipiell nicht unterrichten.
Immerhin da kann ich voll zustimmen.

Pianisten werden die Schüler, die nach so einer Methode unterrichtet werden sicher nicht! Ich hatte zwar nie Klavierunterricht, hätte ich allerdings solchen erfahren, so hätte ich vermutlich nie einen Flügel gehabt, weil ich das abschreckend gefunden hätte.
Nun, ich bin kein Pianist geworden. Aber ich glaube nicht, dass das daran lag, dass ich mit dieser "Tiermethode" unterrichtet wurde.
Immerhin hat es dazu gereicht, das Interesse am Klavier über mittlerweile 16 Jahre seit Unterrichtsbeginn nicht zu verlieren. Und auch Flügel finde ich nicht abschreckend (im Gegenteil - wenn ich einen ins Haus holen könnte würde ich gar nicht erst zögern).

Es gibt doch auch Individualfälle. Ich war z.B. bereits mit 3-4 Jahren an Technik sehr interessiert und die Kindersendungen im Fernsehen fand ich schon damals sehr witzig (es gibt da noch Aufnahmen von mir). Nun stelle sich einer vor, ein solches Kind bekommt so einen Unterricht...
Was klingt sinnvoller? Den Unterricht so auslegen, dass Individualfälle Spaß daran haben und die große Mehrzahl der Fünfjährigen abgeschreckt wird. Oder den Unterricht so auslegen, dass die Mehrzahl der Fünfjährigen Freude daran hat und die wenigen Individualisten das Grausen packt?
Allen wird man es nie recht machen können, aber nachdem man wohl üblicherweise bei einer Gruppe von Fünfjährigen im Voraus nicht weiß, ob ausgerechnet der Individualfall später Pianist werden wollen könnte, oder doch einer aus der Gruppe der Unindividuellen Kinder, die Tierübungen toll finden, sollte man doch schauen, dass die breite Mehrheit der Kinder Spaß am Unterricht findet. Abgesehen davon, dass eine Pianistenkarriere doch üblicherweise nicht das Unterrichtsziel bei kleinen Kindern darstellen sollte, oder?
Die Individualfälle, die bereits so technik- und theorieinteressiert sind, dass sie durch Tierübungen abgeschreckt werden, sollten doch eigentlich dann auch schon reif genug sein, dies der Lehrerin auch sagen zu können, worauf diese dann reagieren kann, indem sie diesen "absoluten Müll", diese "Verarschung" beendet und direkt mit dem Notenlesen einsteigt.
 
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Es ist doch erschreckend, wie "dumm" 5-jährige Kinder dargestellt werden. Ich bin nun mittlerweile gute 18 Jahre alt und kann mich noch sehr gut an meine Zeit zwischen 6-8 Jahren erinnern.
..........

Wenn sie selber Klavier lernen wollen, dann sollte man zumindest immer versuchen soviel wie möglich zu übermitteln und nicht so wenig wie möglich. Auch denke ich nicht, dass man nicht gleich ein bisschen Theorie herbeizitieren sollte.
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Es gibt doch auch Individualfälle.


Hallo Christian,

zu deinem letzten Satz kann ich dir absolut zustimmen!!! Ich erweitere sogar: es gibt nur Individualfälle! :D

Es ist immer so, dass man als Lehrer einen großen Topf voller didaktischer und methodischer Ziele sowie Tipps und Strategien zu ihrer Umsetzung hat. Mein obiger Post hat sehr kurz umrissen Grundzüge eines Klavierunterrichts für 5-jährige aufgezeigt. Da wirklich jeder Schüler wunderbarerweise völlig verschieden ist, geht jeder auch in seiner pianistischen Entwicklung ganz andere Wege. Was bei einem gut ist, ist es beim anderen noch lange nicht. Dabei wird der Topf des Lehrers mit immer neuen Ideen gefüllt, zu denen die Schüler selbst dank ihrer Kreativität etc. ständig und ganz kostenlos :p beitragen. Ich lerne viel von meinen Schülern!

Vielleicht hättest du dich aufgrund deines technischen Interesses sehr intensiv mit der Funktionsweise und der Klangerzeugung des Klaviers befasst. Wer weiß?

Die Aufgabe des Lehrers ist u.a., einfühlsam den Schüler zu beobachten, damit er auf das eingehen kann, was der Schüler möchte und was er braucht. Man sagt manchmal: der Lehrer sollte den Schüler da abholen, wo er steht.

Nun zu deinem Vorwurf, 5-jährige als dumm hinzustellen und ihre Intelligenz mit lächerlichen Kinderspielchen zu traktieren (ich sag's jetzt einfach mal so :) )

5-jährige sind wirklich nicht mit 6-8-jährigen Kindern zu verwechseln (Don Bos sagte es auch schon). Du ahnst nicht, welchen Unterschied es macht, ob ein Kind zur Schule geht oder noch in den Kindergarten. Und zwischen 5 und 8 Jahren klaffen wirklich Welten. Im Alter von etwa 7 Jahren erst wird die Verbindung zwischen den beiden Gehirnhälften intensiviert und verstärkt. Selbstverständlich gibt es auch hier individuelle Unterschiede.

Kinder lernen zudem vollkommen anders als Erwachsene. Sie lernen im Spiel, sie lernen mit allen Sinnen, also ganzheitlich. Je mehr Sinne man beansprucht, desto besser haftet der Lerneindruck. Wenn man ihnen abstrakt etwas erzählt und dies nicht mit einer von ihnen schon gemachten Erfahrung verbindet, kann man das in der Regel auch bleiben lassen. Deshalb ist es bei ihnen wunderbar und macht auch noch Spaß (auch in einem fröhlichen "Arbeitsklima" lernt es sich besser ), das Medium in den Lernprozess miteinzubringen, mit dem sie bisher alles gelernt haben - das Spiel. Quasi nebenbei erlernen sie z.B. folgende didaktische Ziele, die ich aus meinem obigen Post zitiert habe:

"Der ganze Unterricht zielt also erstmal in sehr spielerischer Form darauf ab, ohne Noten das Gehör zu schulen mit Nachspielen von Liedern nach Gehör, transponieren etc., mit der Orientierung auf dem Klavier, mit einer sinnlichen Erfahrung des Instruments ( wie entsteht ein Klang; was passiert mit dem Ton, wenn ich ihn angeschlagen habe; was tue ich, um lauter/leiser zu spielen etc. ), mit Klangimprovisationen wie Wettergeschichten etc., mit kleinen Improvisationen im 5-Ton-Raum."

Wenn das kein anspruchsvoller Unterricht ist, dann fresse ich einen Besen!!! :D

Ich finde es außerordentlich anspruchsvoll, dass ein 5-jähriges Kind (und von dem habe ich ja die ganze Zeit gesprochen) aus dem Gehör heraus ein Stück auf dem Klavier nachspielt, dann dieses transponiert, später dazu Quinten als Begleitung spielt und auch noch hört, welche denn dazu passen. Dazu muss es eine Vorstellung von dunklen und hellen Tönen (mit hoch/tief können die in der Regel nichts anfangen) haben, es muss Dissonanzen und Konsonanzen hören können, es muss rhythmische Vorstellungen haben ........... . Dies ist nur ein Mini-Ausschnitt, denn würde ich alles schreiben, sitze ich noch in einer Woche hier.

Musik hört man in erster Linie, erst kommt das Hören, dann das Aufschreiben (erst lernt man sprechen, dann lernt man schreiben) - deshalb steht zumindest in meinem Unterricht die Schulung des Gehörs an erster Stelle. Das hat natürlich alles andere dann automatisch zur Folge (Noten lesen, Klangerzeugung, Technik ........).

Die Lernfähigleit der 5-jährigen ist unglaublich. Wie ihre Spontanität, ihre guten Ideen, ihre Energie, ihre Entdeckerfreude, ihre Kreativität. Aber abstrakt ihnen irgendwelche Theorie zu vermitteln, geht an ihrem Erleben und ihrer Art zu lernen in der Regel völlig vorbei.

Zum Schluss noch ein Beispiel, warum Bilder zur Vermittlung von Lerninhalten für diese Altersgruppe so geeignet sind:

Wenn ich in der ersten Stunde das Kind die Anordnung der schwarzen Tasten entdecken lasse, kann es die Zweier-Gruppen mit zwei Fingern spielen. Wenn ich nun möchte, dass es diese auch mal staccato spielt, kann ich das Bild eines Kängurus oder Hasens verwenden - jedes Kind weiß, wie diese hüpfen. Eine gemachte Erfahrung - die des hüpfenden Kängurus - verbindet sich mir etwas Neuem - dem Klavier - und das Kind kann das tierische Bewegungsmuster auf das Klavier übertragen - voila! Abstrakte Erklärungen helfen hier wenig. Übrigens sind auch bei Erwachsenen Bilder als Vorstellungshilfe oft sehr nützlich - es gibt aber auch Leute, die können gar nichts damit anfangen.

Ich hoffe, ich habe einen ganz kleinen Einblick dahinen geben können, wieso ich finde, dass ein spielerischer, ganzheitlich orientierter Klavierunterricht für 5-jährige genau da ansetzt, wo er ansetzen sollte. Es gibt übrigens dazu haufenweise Literatur. Als aufmerksamer Lehrer bekommt man immer sowieso eine Rückkopplung vom Kind. Vielleicht wäre ein Unterricht bei dir ja anders verlaufen.

Liebe Grüße

chiarina
 
Es gibt übrigens dazu haufenweise Literatur.

und wem das zuviel ist, der kann sich folgende äußerst knappe Zusammenfassung über die kognitive Entwicklung entlang der Altersstufen gönnen:
Symbolisches oder vorbegrifflichen Denkens
Bereits zwischen dem sechsten und achten Lebensmonat wird Kindern klar, dass Gegenstände auch dann existieren, wenn sie sie nicht mehr sehen. Weiters entwickeln die Kinder ein Nachahmungsverhalten (vgl. Montada 2002, S. 420).

Voroperatorisches, anschauliches Denken (3 bis 5 Jahre)

Kinder in diesem Alter sind unfähig sich in andere hineinzuversetzen und andere Sichtweisen als die eigene als möglich zu betrachten (dies wird Egozentrismus genannt). Dies kann man durch Erfahrung und Speicherung unterschiedlicher Ansichten, durch sozialen Austausch überwinden. Die Vorschulkinder richten ihre Aufmerksamkeit nur auf ein Merkmal, die anderen werden außer Acht gelassen. Kindern fehlt Beweglichkeit ihres Denkens. Das kindliche Denken befindet sich in einem Ungleichgewicht (steht im Widerspruch). In diesem Stadium kann das Kind keine Zusammenhänge erkennen (vgl. Montada 2002, S. 421ff) und (vgl. Mietzel 2002, S. 254ff).

Konkret-operatorisches Stadium (Beginn zwischen fünften und sechsten Lebensjahr)
Dieses Stadium stellt das wichtigste dar, das im nächsten Stadium ergänzt wird. Die Kinder sind fähig logische Operationen (Gruppierungen) durchzuführen. Dadurch können sie mehrere Aspekte gleichzeitig beachten, die Aufmerksamkeit zentrieren und eine Beziehung erkennen und ausdrücken (vgl. Montada 2002, S. 427ff). Weiters sind Kinder in der Lage Objekte nach ihren Dimensionen (z.B. Länge) zu ordnen (vgl. Stangl 2006).


Formal-operatorische Stadium (ab dem 10. Lebensjahr)„Das formal-operatorische Denken geht in spezifischer Weise über vorgefundene oder gegebene Informationen hinaus“ (Montada 2002, S. 431). Es wird nicht aufgrund von gegebenen Informationen beurteilt, sondern die Kinder versuchen zusätzliche Informationen einzubeziehen. Sie erstellen ein mögliches Kombinationssystem bevor sie sich für eine Lösung entscheiden. Dadurch ist ein systematisches Vorgehen möglich (vgl. Stangl 2006).

Adoleszenz und entstehendes Erwachsenenalter
Der Begriff “Adoleszenz” leitet sich aus dem lateinischen Verb adolescere ab und bedeutet soviel wie “heranwachsen” oder “aufwachsen”(vgl. Mietzel 2002, S. 319). Im Altersbereich zwischen 11 und 14 Jahren vollziehen sich bei Mädchen und Jungen sowohl in körperlicher als auch in sozialemotionaler und kognitiver Hinsicht bedeutsame Veränderungen, durch die sie sich deutlich von einem Kind unterscheiden. Aus diesem Grunde erscheint es sinnvoll, zwischen Kindheit und Erwachsenenalter den Entwicklungsabschnitt der Adoleszenz einzuschieben.

Mann unterscheidet zwei Arten von Adoleszenz:
Frühe Adoleszenz: beginnt mit körperlichen Anzeichen der Geschlechtsreifung und endet etwa im Alter von 13 Jahren.
Späte Adoleszenz: Zeitraum zwischen 14 und 18 Jahren.
Zu den bedeutsamsten Entwicklungen in der frühen Adoleszenz gehören die körperlichen Veränderungen und ihre Folgen. Den Altersabschnitt der Adoleszenz bezeichnet man häufig als einen Zeitraum, der durch “Sturm und Stress” gekennzeichnet ist. Die Konflikte mit den Eltern zählen, in der frühen Adoleszenz, zu einem der Schwierigkeiten der Sturm- und Stressphase. Zu den Konflikten mit den Eltern kommen auch noch die Stimmungsschwankungen dazu. Jugendliche erleben währen der späten Adoleszenz mehr Stimmungsschwankungen als in irgendeinem anderen Lebensabschnitt (vgl. Mietzel 2002, S. 320).

Vor dem Eintritt in das Erwachsenenalter findet sich eine Neigung, sich häufiger antisozial, achtlos und gesetzeswidrig zu verhalten als während der Kindheit und während des Erwachsenenalters. Fortschritte in die kognitive Entwicklung können nicht außer Acht gelassen werden, wenn nach Erklärungen für das “Sturm und Stress” Verhalten des Jugendlichen gesucht wird (vgl. Mietzel 2002, S. 320). Es lässt sich weder im körperlichen, noch im kognitiven oder emotionalen Bereich ein Kennzeichen benennen, nach dem man das Ende der Adoleszenz eindeutig festlegen kann. Es gibt allerdings die gesetzliche Bestimmung, nach der ein Mensch mit der Vollendung des 18. Lebensjahres als volljährig zu gelten hat. Somit wird ein Zeitraum definiert, dessen Beginn biologisch festgelegt wird und dessen Ende das Gesetz regelt, indem es Jungen und Mädchen die Volljährigkeit zuerkennt.

(...)

Anhand der körperlichen Veränderungen sieht die Umwelt, dass aus dem Kind ein Erwachsener wird. Die Frage die wir uns stellen, ist die: Wie sich Jugendlichen im Denken von einem Grundschüler unterscheiden? Bei konkret-operationalem Denken lässt sich kein klarer Plan erkennen. Es ermangelt ihm noch an Systematik. Erst wenn ein Mensch 14 oder 15 Jahre alt ist, geht er planmäßiger vor. Er überlegt sich zunächst, welche möglichen Antworten überhaupt in Frage kommen. Ein Jugendlicher, der diese Stufe der kognitiven Entwicklung erreicht hat, beginnt die Bearbeitung eines Problems beispielsweise damit, sich mögliche Lösungen vorzustellen. Viele Jugendliche greifen nicht nur verstärkt auf die Logik zurück, sondern können grundsätzlich auch abstrakt denken. Zudem urteilen sie über alltägliche Zusammenhänge anders als während ihrer Kindheit. Kinder setzen sich weitgehend noch mit der Wirklichkeit auseinander, wie sie ist, während Jugendliche sich häufig fragen, wie sie sein könnte (vgl. Mietzel 2002, S. 326).

Die reife Form des Denkens wird als formal-operational bezeichnet. Die Fähigkeit des formal-operationalen Denkers, über theoretische Möglichkeiten nachzudenken und logische Schlussfolgerungen aus abstrakten Beziehungen abzuleiten, wird als “hypothetisch-deduktives Denken” bezeichnet. Der formal-operationale Denker wird zunächst klären, welche möglichen Bedingungen einen Menschen zu einer bestimmten Tat veranlasst haben könnten. Er sucht nach der wahrscheinlichsten und fällt erst dann sein Urteil. Das Ziel der beschriebenen Entwicklung ist demnach ein Mensch, der formal abstrakt denken kann und auf keinerlei Anschauungshilfe mehr zurückgreifen muss. Der Nachweis, dass Jugendliche zu formalen Operationen fähig sind, man spricht auch von kognitiver Kompetenz, bedeutet noch lange nicht, dass sie damit auch kognitive Performanz zeigen, d.h. keineswegs stets bereit sind, von ihren Denkmöglichkeiten in einer bestimmten Situation auch Gebrauch zu machen. Erwachsenen denken in solchen Bereichen formal-operational, für die sie sich sehr stark interessieren und in denen sie folglich auch über erhebliches Können verfügen (vgl. Mietzel 2002, S. 331).

Während dem gesamten Verlauf der Adoleszenz verbessert sich auch die Konzentrationsfähigkeit. Ältere Kinder und Jugendliche beachten nur, worauf sie ausdrücklich hingewiesen werden oder was ihnen spontan beachtenswert erscheint. Andere, unwichtige erscheinende Reize entgehen ihrer Aufmerksamkeit. Wenn man sie allerdings dazu auffordert, zwei Aufgaben gleichzeitig zu erledigen, dann erbringen ältere Kinder und Jugendliche eindeutig bessere Leistungen als jüngere. Es lässt sich bei dem Jugendlichen im Alter zwischen 12 und 16 Jahren eine Zunahme der Verarbeitungsgeschwindigkeit nachweisen (vgl. Mietzel 2002, S. 335). Im Entwicklungszeitraum der Adoleszenz ist bei vielen Menschen in ausgewählten Bereichen bereits ein erhebliches Spezialwissen entstanden, sie sind darin regelrecht zu Experten geworden. Experten verfügen über ein Spezialwissen, das einen hohen Organisationsgrad aufweist, Sie haben in ihrem besonderen Erfahrungsbereich offenkundig hoch wirksame Strategien entwickelt, um Informationen zu verarbeiten. Dadurch fällt ihnen das Lernen und Behalten erheblich leichter als Nicht-Experten bzw. Novizen, die noch über wenige Erfahrungen in einem Bereich verfügen (vgl. Mietzel 2002, S. 336). Dadurch lassen sich auch Zusammenhänge in kognitiven Bereichen feststellen. Wenn ein Jugendlicher in einem Wissensbereich aufgrund vorausgegangener intensiver Erfahrungen bereits außerordentlich viel weiß, besitzt er sehr gute Voraussetzungen, neue Informationen in diesem Bereich zu verstehen, und dieses Verständnis fördert wiederum das Behalten. Verhältnismäßig spät tritt die “elaborative Technik” auf, die frühestens in der Adoleszenz entdeckt und genutzt wird. Bei ihr muss der Lernende dem ihm sinnlos erscheinenden Lernmaterial stets etwas hinzufügen, etwa eine bildliche Szene. Dadurch wird die Informationsmenge zwar erhöht, aber durch die Erweiterung oder Elaboration wird ein sinnvoller Kontext geschaffen, was bekanntlich das Behalten in erheblichem Maße fördert (vgl. Mietzel 2002, S. 337). Viele Jugendlichen verfügen zweifellos über ein anspruchsvolles Niveau der Informationsverarbeitung. Ihnen ist es dadurch möglich, sich vielfältigen Problemsituationen erfolgreich zu stellen (vgl. Mietzel, S. 338).
Mietzel, Gerd (2002). Wege in die Entwicklungspsychologie. Kindheit und Jugend. Weinheim: Beltz PVU
Montada, Leo (2002). Die geistige Entwicklung aus der Sicht Jean Piagets. In R. Oerter, L. Montada (Hrsg.), Entwicklungspsychologie (S. 418 – 442). Weinheim: Beltz
Schneider, Wolfgang & Büttner, Gerhard (2002). Entwicklung des Gedächtnisses bei Kindern und Jugendlichen. In R. Oerter & L. Montada (Hrsg.), Entwicklungspsychologie (S. 495 – 516). Weinheim: Beltz

wer Kindergarten- und Grundschulkinder mit zu abstrakten Inhalten konfrontieren will oder das fordert, der macht was falsch.

@ Chiarina:
lass den Besen in Ruhe und bleib bei Deinen Nahrungsgewohnheiten :)
 

Ich hab dazu auch mal aus reinem Interesse eine Frage. Ich unterrichte, immer mal wieder, Kinder in Handarbeiten. Nach meiner Erfahrung ist die Einschulung ein gewaltiger Bruch im Lernverhalten. Die Kinder vertrauen weniger ihren Wahrnehmungen und brauchen mehr Vorgaben, sie legen mehr Wert auf Geschwindigkeit und weniger auf Genauigkeit. Ist so etwas beim Klavierlernen auch zu beobachten?
 
Nach meiner Erfahrung ist die Einschulung ein gewaltiger Bruch im Lernverhalten. Die Kinder vertrauen weniger ihren Wahrnehmungen und brauchen mehr Vorgaben, sie legen mehr Wert auf Geschwindigkeit und weniger auf Genauigkeit.

Nicht nur nach Deiner Erfahrung ist das so.

Die Einschulung ist für die meisten Kinder etwas sehr Schädliches - aus überaus lernbegierigen, spontanen, offenen, kreativen kleinen Menschen werden die üblichen gehemmten und eher lustlosen Normal-Gören.

LG,
Hasenbein
 
Nicht nur nach Deiner Erfahrung ist das so.

Die Einschulung ist für die meisten Kinder etwas sehr Schädliches - aus überaus lernbegierigen, spontanen, offenen, kreativen kleinen Menschen werden die üblichen gehemmten und eher lustlosen Normal-Gören.

LG,
Hasenbein


Hallo hasenbein,

da ist leider was Wahres dran - allerdings kann man das überhaupt nicht verallgemeinern. Viele Grundschulkinder sind nach wie vor kreativ, spontan und offen. Aber natürlich bekommen sie nun vorgesetzt, was sie zu lernen haben - persönliche Neugierde, wenn sie nicht gerade zum Thema passt, stört da nur :sad: .

Viele grüße

chiarina
 
So, ich hatte nun meine erste Klaviestunde mit einer 4.5-Jährigen und einem 8 Jährigen abgehalten. Das Fazit ist, naja, gemischt... während die kleine (die zuvor noch nie Klavier spielte) sehr konzentriert war und das, was ich mit ihr behandelt hatte (Spiel auf den Schwarzen Tasten - in der linken Hand drei Töne, in der rechten Hand zwei Töne), gut umsetzen konnte, war der grössere absolut nervenaufreibend. Zu Beginn habe ich mit ihm auch "Geräusche" gemacht (Vogelgezwitscher, Elefanten, Gewitter, Regen), dabei hat ihm aber vorallem alles gefallen, was laut und lärmig war. Er konnte denn auch fast nicht mehr aufhören, wild auf die Tasten zu hacken, sodass ich etwas in eine Zweckmühle geriet, weil ich nicht wusste, was tun... einfach den Deckel zumachen wollte ich nicht oder "böse" werden. Was tut man denn am besten in so einer Situation? Später hat er sich auch noch das Metronom geschnappt und damit herumgespielt, obschon ich sagte, dass es nun reiche (und ich war wirklich geduldig). Ein andermal hat er sich dann einfach auf den Boden gelegt und gesagt, dass er tot sei. Da wusste ich echt nicht, was ich tun sollte, bzw. ob es am Kind (hyperaktiv?) oder an mir lag. Ein Stück mit je drei Fingern pro Hand haben wir dann zwar noch üben können, aber für länger als 5 Minuten hat die Konzentration leider nicht gereicht. Tönt das für euch nach "Alltag"? Wie handhabt ihr solche Situationen? Immerhin hab ich den Jungen als die kleine ander Reihe war rausschicken, weil es ansonsten gar nicht gegangen wäre (ich unterrichte bei ihnen zuhause). :klavier:

Bin mir im Moment noch überlegen, ob ich mit dem Jungen weitermachen will oder nur mit dem Mädchen (falls es sie nicht nur im "Doppelpack" gibt)

Bin dankbar für Ratschläge ;-)

P.S. Für die 5jährige habe ich mich nun für folgende Schule entschieden:

Meine allerersten Tastenträume Band 1 mit Bleistift -- die beliebte Klavierschule für Kinder mit vielen lustigen Spielstücken von Anne Terzibaschitsch
 
Für einen 8jährigen schon ziemlich ungewöhnlich, daß der sich so undiszipliniert benimmt!

2 Möglichkeiten: Entweder er ist tatsächlich hyperaktiv (oder einfach schlecht erzogen!), oder aber Du hast ausgestrahlt, daß man Dir auf der Nase rumtanzen kann. Im Ernst, Kinder merken sofort Unsicherheit!

LG,
Hasenbein
 
Hallo, Redi
Wie alt bist du selbst und bist du ausgebildeter klavierlehrer? Bei vielen Kindern, denen gleich der Stempel Hyperaktivität bei ADS aufgedrückt wird, gibt es andere Ursachen für ihre motorische Unruhe.
Ich frage mich, wo die Mutter des Jungen war? Sind die beiden Kinder Geschwister? Nimm den Jungen an die kurze Leine, sprich, mach ihm klar, wer der Chef ist. Das Lockerlassen der "Leine" ist jederzeit möglich, wenn er sich entsprechend benimmt. Wenn du ihm nächste Stunde nicht klar machst, welche Regeln gelten, hast Du für immer verloren. Die Tatsache, daß er besonders die lauten Geräusche mochte, könnte evtl. auf eine auditive Wahrnehmungsstörung hinweisen. Es scheint sich ja um einen Hausbesuch zu handeln. Wie geht die Mutter mit dem Jungen um? Du könntest auch auf eine andere Art versuchen, ihn zu erreichen: indem Du besonders leise sprichst, sodaß er genau hinhören muß. Wenn er Dinge tut, die er nicht machen soll ( Metronom schnappen oder auf den Tasten herumhacken ) sag sofort "Nein". Es kann sein, daß Du das gebetsmühlenartig wiederholen musst. Das ist so bei grenzenlosen Kindern. Wollte der Junge gerne Klavierunterricht oder wollten das die Eltern? Vielleicht würde er lieber in einen Fußballverein gehen? Es wäre etwas einfacher, wenn die Unterrichtssstunde bei Dir wäre. Dann könntest Du sagen: "Das ist mein Klavier! Finger weg!" wenn er daurf herumhackt. Ich hoffe, etwas weiterhelfen zu können. Und ich drücke Dir die Daumen, daß Du nicht so schnell aufgibst. Kindern die Grenzen zu zeigen, hat nichts mit böse sein zu tun, sondern hilft den Kindern, sich zurecht zu finden. Falls das Kind doch ADS hat, gelten übrigens die gleichen Regeln. :)

Leonie
 
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Hallo,

Ich bin selbst (erst) 26 und nicht ausgebildeter Klavierlehrer, sondern mache das hobbymässig (was ich auch so deklariere). Ich denke, ich werde das nächste mal wohl wirklich strenger sein müssen und mir Respekt verschaffen, bzw. ihm sagen, dass er sich benehmen und ernsthaft mitmachen solle ansonsten ich ihn nicht mehr unterrichten werde. Werde mir den Jungen mal zur Brust nehmen - auch wenn ich mir total blöd dabei vorkomme. Vielleicht hilft es ja auch einfach mal einen Elternteil bei der Stunde zuschauen zu lassen oder mit den Eltern in Anwesenheit des Kindes Klartext zu reden. Gut möglich, dass er auch einfach mal ausgetestet hat, wie weit er gehen konnte.

Einen eigenen Unterrichtsraum zu haben, wäre sicherlich ein Vorteil, ist in meinem Fall aber finanziell gar nicht möglich. Danke für die bisherigen Antworten. Gerne mehr Tipps und Erfahrungen :-)
 
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Hallo Redi,

ach du Armer! Ich finde das auch sehr ungewöhnlich. Das muss aber wirklich nicht an dir liegen!

Mir ist sowas noch nie passiert, aber vielleicht hatte ich nur Glück. :p Generell ist es für manche Kinder sehr ungünstig, zu Hause unterrichtet zu werden, weil da immer die Konflikte in der Familie in den Klavierunterricht getragen werden können (es könnte z.B. sein, dass er vorher Krach mit seiner Mutter hatte, vielleicht wegen Aufräumen des Zimmers bis zum Klavierunterricht o.ä.). Vielleicht ist es auch schwierig für ihn, dass seine kleine Schwester nun auch Klavier lernt.

Wenn er nächste Stunde wieder so reagiert, würde ich ganz authentisch, aber auch freundlich und gelassen reagieren und ihn fragen, ob er überhaupt Klavier spielen lernen will. Du hättest gerade gar nicht den Eindruck, vielmehr hättest du das Gefühl, er habe gar keine Lust.

Mal sehen, wie er reagiert. Wenn er sagt, er habe tatsächlich keine Lust, dann kannst du fragen, ob das schon von Anfang an so war oder ob es erst jetzt ist. Und gegebenenfalls den Klavierunterricht beenden.

Wenn er sagt, er habe aber Lust, kannst du ihm sagen, dass du ihm so aber nichts beibringen kannst. Ich würde ihm in wertschätzendem, freundlichem, aber auch bestimmtem Ton sagen, dass ich große Lust hätte, mit ihm das Klavier spielen zu entdecken, dass ich aber dazu seine Aufmerksamkeit etc. brauche und es mich sehr stört, wenn er immer so laut auf dem Klavier spielt. Vielleicht kommst du so dem Problem auf die Spur. Sei also so klar wie möglich, verbiege dich nicht, aber gib ihm eine Chance.

Wenn er gar nichts sagt oder sich auf dem Boden wälzt, kannst du so reagieren, dass du leider jetzt die Klavierstunde abbrechen musst, wenn er sich weiter so benimmt (immer ruhig und gelassen) - wenn sich nichts ändert, musst du abbrechen und das Gespräch mit seiner Mutter suchen.

Vielleicht könntest du die nächste Stunde damit beginnen, das Klavier in technischer Sicht zu erforschen, also einige Klappen aufzumachen und zu sehen, wie die Klangerzeugung funktioniert. Das interessiert die meisten Jungen. Wahrscheinlich würde ich Klangimprovisationen erstmal weglassen - es gibt manchmal Kinder, die nicht wissen, was das soll und keine Vorstellung haben, was sie machen sollen. Dann werden sie unruhig. Vielleicht ist er weniger der spielerische Typ. Vielleicht hat er ein Lieblingslied, dass er gern auf dem Klavier nach Gehör spielen würde (wenn's nicht zu schwer ist). In dem Alter lieben die oft "die Affen rasen durch den Wald", was ganz gut zu bewältigen ist. Eventuell, vielleicht hat er ja auch schon Vorkenntnisse, muss man sogar sofort mit Noten anfangen.

Lass dich nicht verunsichern! Mir gefällt sehr, wie du hier schreibst! Jeder hat mal angefangen und so macht man seine Erfahrungen :p .

Viel Erfolg und liebe Grüße

chiarina
 

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