Kaufentscheidung: restauriertes Klavier oder lieber neu aus China?

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Für Elise

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Hallo!

Ich möchte ein Klavier kaufen, da mein Sohn mit Begeisterung (die hoffentlich bleibt) gerade mit dem Unterricht begonnen hat.

Nun hatte ich mich bis dato noch nicht mit Klavieren beschäftigt. Ich spiele aber Gitarre / Drehleier und bin Dipl. Restauratorin.

Berufsbedingt mag ich also gerne altes und schätze es wert.

(Ein Digital-Piano konnte ich direkt für mich / uns ausschließen.)

Nun waren wir 2x in drei Klaviergeschäften.
Erkenntnisse bisher:

Die neuen Yamahas / Kawais im unteren/mittleren Preissegment konnten uns nicht so ganz überzeugen.

Seine 2. Wahl fiel auf ein Klavier von Gebr. Schulz (wir wohnen in Wiesbaden) im unteren Preissegment, also hergestellt in China.
Gefiel mir klanglich / optisch von den “günstigen” auch am Besten.

Seine 1. Wahl fiel allerdings auf ein „restauriertes“ Bechstein Klavier von 1893 😅. (Hammerfilze, Dämpferfilze, Saiten neu aus 1. Hand).

Klar, als Restauratorin spricht mich so ein Klavier mehr an als ein neues & in China hergestelltes.
Es würde ca. 1500€ mehr kosten als das Gebr. Schulz und hätte keine Modulation…

Eine Option wäre auch erst einmal zu mieten und dann zu entscheiden - allerdings befinden sich die jeweiligen Klaviere in unterschiedlichen Geschäften.-

Auch der Gedanke ob ein Silent Funktion brauchbar wäre ist auch noch eine offene Frage.
In das Bechstein könnte ggf. eine Modulation eingebaut werden, so eine Silent-Funktion vielleicht auch, würde dann aber das Budget übersteigen.

Dies könnte man natürlich mit einem Mietinstrument herausfinden, dann wäre aber nach Ablauf der Mietzeit das Bechstein-Klavier vmtl. weg (und die Preise wieder gestiegen?)….

Für Gedanken und Erfahrungen hierzu würde ich mich freuen.

Gruß aus Wiesbaden
 
Die "Modulation" heißt Moderator, ist generell nicht so toll. Wenn, dann echtes Silent.
Ob du ein Silentsystem brauchst, hängt von deiner Wohnsituation ab. Wie nah und wie lärmempfindlich sind eure Nachbarn?

Was für Garantie bekommst du auf das Bechstein-Klavier und ist es ein Unter- oder Oberdämpfer?
 
Die "Modulation" heißt Moderator, ist generell nicht so toll. Wenn, dann echtes Silent.
Ob du ein Silentsystem brauchst, hängt von deiner Wohnsituation ab. Wie nah und wie lärmempfindlich sind eure Nachbarn?

Was für Garantie bekommst du auf das Bechstein-Klavier und ist es ein Unter- oder Oberdämpfer?
ups, genau Moderator! :014: Danke!
Da wurde und, besonders bei Anfängern auch eher von abgeraten (im anderen Geschäft).


Auf das Klavier sind 5 Jahre Garantie, vielleicht auch 10 Jahre (das habe ich beim gehen noch gelesen Garantiezeit wurde verlängert, ob es aber auf gebrauchte Klaviere bezieht weiß ich (noch) nicht.

Unsere jetzigen Nachbarn sind eher pflegeleicht bzw. selbst (nachts) laut. Da habe ich kein schlechtes Gewissen. Aber falls wir, gut möglich ist, umziehen wäre das Silent System ggf. von Vorteil.

Allerdings, früher gab’s das auch nicht… und Kopfhörer und Kinderohren ist ja vielleicht auch nicht das Ideale…
 
Achso, dass es Unter- und Oberdämpfer gibt wusste ich bis heute nicht.
Deshalb habe ich auch nicht gefragt.
Was wären denn die Nachteile bzw. Vorteile?
 
Hallo joerch,

Modell 132
Die Werkstatt von Piano Porth in Wiesbaden bzw. Koblenz / Bernhard Flöck
 
Achso, dass es Unter- und Oberdämpfer gibt wusste ich bis heute nicht.
Deshalb habe ich auch nicht gefragt.
Was wären denn die Nachteile bzw. Vorteile?
Die Oberdämpfungsmechanik läßt sich angenehmer spielen, da man hier nicht wie beim Unterdämpfer gegen die Dämpferfedern anspielt, sondern wie beom Flügel, die Dämpfung einfach angehoben wird.

Ein gravierender Nachteil, ist die konstruktionsbedingte mangelnde Dämpfung, es hallt halt immer etwas nach.

Auch stimmen viele Kollegen am liebsten gar keine Oberdämpfer, da die Stecherdrähte keinen direkten Zugriff auf die Saiten zuslassen.
 
Ja danke, @Für Elise, ich habe es schon gefunden.

Es ist ein Modell III, das ist der direkte Vorgänger vom Modell 8.
Das Modell 8 gibt es heute noch und es gehört zu den besten Klavieren überhaupt.
Der größte konstruktive Unterschied zwischen den 2 Modellreihen war im Bereich Gußrahmen / Stimmstock.
Modell III hat eine Vollpanzerplatte, Modell 8 einen offenen Stimmstock.
Die frühen Modelle fielen wohl häufiger durch Risse im Stimmstock auf.
Wenn der Klavierbauer allerdings so viel erneuert hat und 5 Jahre Garantie gibt, ist das bei dem angesprochenen Klavier sicher kein Problem.

Besonders charmant finde ich, daß das Klavier aussen noch nicht restauriert wurde und die Dipl. Restauratorin sich selbst daran üben kann.
Tatsächlich ist mir ein Originalzustand (Lack) lieber als irgendeine gutgemeinte „Restaurierung“ mit Polyesterlack oder was auch immer. -Machen würde ich da erst einmal nichts. 😊-
 
Ja, das stimmt die Miete wäre eine gute Option, würde ich auch machen… -“Problem” war dass die (momentane) 2. Wahl ein Gebr. Schulz Klavier von der Konkurrenz (also anderes Geschäft) wäre (Mietpreis würde im Falle einer Rückgabe nicht angerechnet weil ja anderer Laden).
(Wäre natürlich einfacher wenn beide im
gleichen Laden stünden.)

Ich bin auf jeden fall schonmal dankbar für die Infos von euch! Wieder was gelernt.

Ich lese also heraus dass wir dem Bechstein den Vorzug geben sollten?
 

Unbedingt! - Und was soll denn der Unsinn mit der indonesischen Billigware und diesen Pseudo-deutschen-Namen, die da Solidität und Tradition suggerieren wollen? Ist doch peinlich und diskreditiert sich von selbst: Gebr. Schulz ... Max Mustermann ... Hinz und Kunz ... O. Scholz ... Du mein lieber Scholli ... Neuschwanstein & Sons ... Fehlt nur noch, dass der ein oder andere Chinesen-Newcomer auf die Idee verfällt, mit Hoflieferant des Königs von Sylt oder k. u. k. oder sowas den Prestigewert nochmal ne Windung höher drehen zu wollen ... Kaiser-Wilhelm-II-Klavier mit hochgezwirbelten Bartspitzen aus Hailun?
Lieber das ehrliche Bechstein, das schon über ein Jahrhundert lang seine Qualität unter Beweis gestellt - und den Untergang von Wilhelm II gesehen hat.
 
diesen Pseudo-deutschen-Namen, die da Solidität und Tradition suggerieren wollen?

Schwechten - Berlin ist so ein Beispiel.

Es soll den europäischen Kunden suggerieren, bei diesem chinesischen Billiginstrument handle es sich um deutsche Produktion.

Ich tät ja nichts sagen, wenn diese Instrumente nach deutschen Qualitätsansprüchen hergestellt worden wäre - aber unter deutschen Namen chinesische Billigware zu vermarkten, diskreditiert die deutsche Wirtschaft.

Die Berliner Pianofortefabrik Carl Schwechten, welche sich durch hervorragende Qualität auszeichnete, stellte 1966 seine Produktion ein.

Die 60iger Jahre waren keine gute Zeit für das Klavier und dem Klavierbau.

Ich kann mich erinnern, daß zahlreiche hochwertige Instrumente damals auf den Müll geschmissen wurden, oder einfach auf der Straße landeten wo sie dann irgendwann die Müllabfuhr abgeholt hat.

Das heute noch existierende "Clavier Cabinett" in der Boxhagener Str. in Berlin, hat mittels solcher entsorgten Instrumente damals seine Existenz aufgebaut.
 
In dem Fall der Gebr. Schulze liegt der Fall allerdings anders.
Die schreiben einfach gerne ihren eigenen Namen auf die Klaviere die sie verkaufen, egal, ob sie aus Ningbo oder Braunschweig kommen.
Ist einfach alte Familientradition.
Siehe „Grotrian Helfferich Schulz Th. Steinweg Nachfahren“ Klaviere

Nun ja, es gibt natürlich auch Klavierhändler, welche ihre Instrumente woanders produzieren lassen und diese dann als Hausmarke oder auch als Traditionsmarke verkaufen.

Piano Fischer beispielsweise bezieht seine Hausmarke "Fischer" von der Bechsteingruppe.

Ein Münchner Klavierhändler bestellte Containerweise Chinaböller und versah sie mit dem Namen "Berdux"

Später ließ er dann unter selbigen Namen, Instrumente bei Klima in Tschechien fertigen, welche dann auch die Gußplatte entsprechend gestalteten.

Wer also ein Berdux neueren Datums erwerben will, sollte innen auf die Gußplatte schauen, ob da das Berdux Logo mit eingearbeitet wurde.

Alles andere an neueren Instrumenten namens Berdux, sind Chinaböller oder Ostblockkracher (Becker)
 
Ich weiß nicht, wie hoch Ihr Budget ist, aber3 ich kann Ihnen einen Hinweis auf einen tollen Ibach 116 für 1200 geben.

Gebr. Schulz - was ist das?
Filz und Saiten müssen nach 40 Jahren ausgetauscht werden. Nur so konnte die Restaurierung zu den geringsten Kosten durchgeführt werden. Ein Klavier dieses Alters sollte im Prinzip nur noch ein Gehäuse, einen Rahmen und einen Resonanzboden haben, wenn es in gutem Zustand ist.

Kaufen Sie keine alte Schrottkiste. Sie ist 100 Jahre alt und wird immer zu hören und zu spüren sein. Diese Klaviere werden nur verkauft, weil die Leute ein falsches Gefühl für sie haben und sie nicht kennen. Die Entwicklung von Klavieren hat in den letzten 40 Jahren große Fortschritte gemacht.

Wenn Sie keine japanischen Klaviere mögen, suchen Sie nach einem Petrof oder meinem Lieblingsklavier von Wilh. Steinberg P125E (neu). Gebrauchte Zimmermanns kosten 2-3 Tausend Euro pro Stück.
Ein Feurich 122 für 3 Tausend ist ebenfalls üblich.

Was mich betrifft, so sind Ihre beiden Typen es kaum wert.
 
Wenn man keine japanischen Klaviere will (hat hier ohnehin keiner behauptet), soll man chinesische nehmen? Ich kann der Argumentation nicht folgen.
 
Der Unterschied zwischen dem Kawai K300 oder der Yamaha B- und P-Serie und z.B. dem Feurich122 ist, dass das Feurich ein wesentlich besseres Klavier ist als die beiden zuvor genannten. Das Gleiche gilt für die Wilh. Steinberg Performance Series oder die Kayserburg. Die beiden letztgenannten sind ohnehin besser als die U1.

Ihr Deutschen seid der Meinung, dass ein in Deutschland hergestelltes Klavier großartig ist und ein chinesisches Klavier Schrott ist. Das hat sich vor etwa 15 Jahren geändert. Heute spielt es keine Rolle mehr, wo ein Instrument hergestellt wird.
 

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