Kann man "Klavierlehrer/in" studieren oder allgemein nur "Musik"?

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pppfff

Guest
Bei der Suche nach einer Klavierlehrerin bzw. einem Klavierlehrer habe ich mich gefragt, ob es Absolventen von Studiengängen gibt, die ihren Schwerpunkt im Bereich Didaktk und Methodik des Klavierunterrichts hatten? Gibt es so eine Spezialisierung überhaupt?

Wenn ja: Lernt man heute zum Beispiel auch den Umgang mit erwachsenen Schülern und gibt es besondere Methoden für Erwachsene?

Welchen Ruf genießt beispielsweise im Kontrast hierzu die "Russische Schule"? Bislang kenne ich nur die Prädikate streng und gut ;) Falls das überhaupt stimmt und nicht nur ein Klischee ist.
 
Als Klavierlehrer kann jeder Arbeiten, dafür muss man garnichts studieren, denn die Berufsbezeichnung ist eben nicht geschützt. Ich kenne sogar Musikschulen da unterrichtet der gelernte Metzger, ohne irgendein Musikstudium, Violine.
Die meisten Klavierlehrer haben aber studiert. Was sie studiert haben lässt sich nicht pauschal beantworten. Im idealfall wäre das "Instrumentalpädagogik" mit dem Hauptfach Klavier. Aber es gibt auch eine ganze Menge Lehrer mit Konzertexamen, die also Klavier in einer Soloklasse studiert haben, dabei geht es hauptsächlich um das Konzertieren. Da hat man bedeutend weniger mit Didaktik und Methodik zu tun, als ein Instrumentalpädagoge. Aber man kann trotz Solo-Klasse dennoch zusätzlich Instrumenlpädagogische Kurse belegen. Das kann man eben nicht pauschalisieren... da gibt es solche und solche.
Du kannst ja mal auf eine Webseite von einer Hochschule gehen und dir anschauen welche Studiengänge angeboten werde, häufig kann man dort runterladen, welche Fächer im Studium zu belegen sind.
In Hannover gibt es z.B. die Studiengänge "Klavier" , "Künstlerische Ausbildung" , "Künstlerisch-Pädagogische Ausbildung", zum Teil sind die zu belegende Kurse identisch, häufig spezialisiert man sich erst im Verlauf des Studium, vor allem im Master. Man kann z.B. im Bachelor den Studiengang "Klavier" studieren und dann immer noch im Master in die Instrumentalpädagogik gehen oder andersrum, hängt von der Leistung ab.
 
Bei uns in österreich braucht man wenn man an mittelschule/gymnasium klavier unterrichten möchte die entsprechende lehramtsprüfung. Die aufnahmeprüfung für das studium ist bereits dermassen aufwendig das alle menschen die ich kenne (auch die, die z.b. klavier & komposition fertig studiert haben) bammel davor haben. Um dann an einer schule unterrichten zu dürfen muss man noch zwei weitere fächer (mindestens ein hauptfach) studieren die man dann mit grösster wahrscheinlichkeit nie unterrichten wird, weil es aufgrund dieser bestimmungen VIEL zu wenig musiklehrer gibt.

Die aufnahmeprüfung sieht vor dass man zwei instrumente recht gut beherrscht. Auf dem hauptinstrument sind dann z.b. jeweils ein nicht ganz triviales stück aus JEDER stilepoche vom blatt weg vorzutragen (diese stücke werden erst zu beginn der prüfung ausgeteilt/bekanntgegeben). Beim nebeninstrument sind die anforderungen etwas geringer. Dann gibts natürlich auch einen theoretischen teil der prüfung ... mit musikdiktat und tonsatz ... kompositionslehre ist natürlich auch gefragt ... und zum abschluss darf man dann ein stück nach vorgabe komponieren und mit den kollegen gemeinsam aufführen (was bei passenden bewerbern auch mit tanz und gesang unterstützt werden darf/sollte.

Die ganze prüfung dauert zwei tage (mit pausen zum komponieren, aufschreiben & üben).

Ich hab nach reiflicher überlegung dann jedenfalls darauf verzichtet.

An den hauptschulen ist die sache schon wesentlich einfacher ... und privat braucht man gar nichts ausser eventuell den nachweis der kaufmännischen befähigung.
 
An manchen Hochschulen muss man sich im künstlerischen Klavierstudiengang nach ein paar Semestern für die rein künstlerische oder pädagogische Richtung entscheiden (was ich blödsinnig finde), an manchen kann man beide Studiengänge einzeln studieren (was ich gemacht habe). Man muss allerdings "aufpassen", falls man auf so einen Abschluss wert legt. Es gibt:

- Abschlüsse in Klavier (künstlerisch / pädagogisch), z.B. Diplom, Bachelor, Master, Meisterklasse
- Abschlüsse für Schulmusik mit Hauptfach Klavier (geringere, aber immer noch hohe Anforderung)
- Abschlüsse für elementare Musikpädagogik, da erhält man auch eine Lehrbefähigung fürs Hauptinstrument in der Unter- und Mittelstufe. (Extrem viel geringere Anforderung teilweise! Der Schwerpunkt des Studiums liegt ganz woanders)
- Sonstige Abschlüsse mit Klavier als Hauptfach wie Kirchenmusik, Komposition, Dirigieren, Tonsatz etc., da ist es je nach Hochschule und Absolvent sehr unterschiedlich, wie gut man das Instrument beherrscht.

Außerdem gibt es auch verschiedene Institutionen, wo man "Klavier studieren" kann, neben Hochschulen z.B. noch Konservatorien, Akademien, Universitäten, Berufsfachschulen...
 
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Als Klavierlehrer kann jeder Arbeiten, dafür muss man garnichts studieren, denn die Berufsbezeichnung ist eben nicht geschützt.
Sehr wohl geschützt sind die akademischen Grade und Bezeichnungen der erworbenen Abschlüsse an den jeweiligen Ausbildungsstätten für Musikberufe. Aber es trifft zu, dass man entsprechende Dienstleistungen im Prinzip ohne einschlägige Nachweise anbieten kann - eine andere Frage ist natürlich, ob sich potenzielle Geschäftspartner respektive Kunden auf so eine Zusammenarbeit einlassen.

LG von Rheinkultur
 
...Aber es trifft zu, dass man entsprechende Dienstleistungen im Prinzip ohne einschlägige Nachweise anbieten kann - eine andere Frage ist natürlich, ob sich potenzielle Geschäftspartner respektive Kunden auf so eine Zusammenarbeit einlassen.

LG von Rheinkultur

Als Klavierschüler kann man das nicht so einfach oder zumindest erst spät einschätzen. Man lässt sich ja keine Urkunden zeigen, sondern schaut zur Klavierlehrerin auf, weil sie "toll" spielen kann ;->
Ich bin mir auch nicht sicher mehr mit meiner Wahl. Musikstudium hat sie nicht, unterrichtet aber schon ein paar Jahre. Sie mag aber keine Klassik, nur so ein bißchen nebenbei halt :-(
Ich lechze hingegen nach Klassik und dachte, dass sei die Basis für jeden Klavierunterricht. Wenn ich hier im Forum so lese, was andere nach einem Jahr spielen dürfen...
 
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@pppfff

"Thematisiert und besprochen haben wir das Problem schon im Unterricht."

und was sagt sie dazu?

lg
 
Als Klavierschüler kann man das nicht so einfach oder zumindest erst spät einschätzen. Man lässt sich ja keine Urkunden zeigen, sondern schaut zur Klavierlehrerin auf, weil sie "toll" spielen kann ;->
Ich bin mir auch nicht sicher mehr mit meiner Wahl. Musikstudium hat sie nicht, unterrichtet aber schon ein paar Jahrzehnte an einer städtischen Musikschule. Sie mag aber keine Klassik, nur so ein bißchen nebenbei halt :-(
Ich lechze hingegen nach Klassik und dachte, dass sei die Basis für jeden Klavierunterricht. Wenn ich hier im Forum so lese, was andere nach einem Jahr spielen dürfen - und ich bin noch mit den Lehrbüchern der Anne T. beschäftigt. Da sind zwar ab und zu stark vereinfachte "Klassiker" dabei, aber ich wünschte mir im Parallelbetrieb auch mal ein oder zwei bekannte klassische Stücke, um ins Thema zu kommen oder mal etwas über die Epochen zu lernen und wie unterschiedlich die Stücke über die Zeit hinweg waren. Ich muss mal in die Bücherei und mir das selbst anlesen. Thematisiert und besprochen haben wir das Problem schon im Unterricht.
..nach solchen Klavierschülern wiederum "lechzt" eigentlich jeder vernünftige Klavierlehrer: das Problem ist doch meist, dass klassische Didaktik oft abgelehnt wird, weil "Fluch der Karibik", "River flows in you", oder " na, das eine da aus dem Radio.." angestrebt wird, nicht aber eine solide klassische Ausbildung.
Lange Rede, kurzer Sinn: ich würde den Lehrer wechseln.
 

Etwa ein Jahr bin ich dabei,
Was wäre denn ein typisches Einstiegsstück aus dem Klassikfundus bekannter Komponisten?
 
Etwa ein Jahr bin ich dabei,
Was wäre denn ein typisches Einstiegsstück aus dem Klassikfundus bekannter Komponisten?

Was spielst du denn jetzt? Was kannst du? Ein Jahr ist relativ. Nach einem Jahr können manche noch immer nicht mal wirklich sowas wie dieses Menuett von Rameau, andere schon sowas wie das von Debussy:


View: https://www.youtube.com/watch?v=PGabxF3Nrs8



View: https://www.youtube.com/watch?v=BYGMHZeIoxw
 
Ein Jahr ist ja auch wirklich noch nicht so lange ;-)
Jetzt kommts halt auch drauf an wie viel Zeit du schon investiert hast. (es gibt ja welche die üben nur 20 min. täglich und welche die 1 Stunde und mehr üben)
Ich gehöre zur zweiteren Sorte, möchte aber nicht sagen das ich so toll spielen kann, im Gegenteil....aber würd ich nicht so viel üben würde ich gar nicht weiterkommen. Wirklich grosartige Sachen hab ich also mit Ende des ersten Jahres auch nicht gespielt. Ich schau dir nachher mal nach.

lg
 
Ja, meine Aussage 1 Jahr ist relativ, das habe ich nicht bedacht.
Also: Das Menuett finde ich unkompliziert. Das würde ich innerhalb einer Woche bei 30 min. pro Tag sicher hinbekommen. Sicher im Sinne, dass es vorgetragen werden kann, aber natürlich weiter optimiert werden müsste.
Das Stück von Debussy ist - auf den ersten Blick - eine etwas größere Herausforderung. Interessant ist, dass ich dieses Stück niemals Debussy zugeordnet hätte. Insofern wird es Zeit für ein wenig musikgeschichtlicher Hintergrund.
Aber in 4 Wochen wäre das - langsamer gespielt - auch grundlegend von mir einzustudieren, vermute ich.
Derzeit arbeite ich aus intrinsischer Motivation heraus mit den Burgmüller-Stücken, also Arabesque etc. Hilft das bei einer Einschätzung? Danke euch.
 
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Ich lechze hingegen nach Klassik und dachte, dass sei die Basis für jeden Klavierunterricht. Wenn ich hier im Forum so lese, was andere nach einem Jahr spielen dürfen - und ich bin noch mit den Lehrbüchern der Anne T. beschäftigt. Da sind zwar ab und zu stark vereinfachte "Klassiker" dabei, aber ich wünschte mir im Parallelbetrieb auch mal ein oder zwei bekannte klassische Stücke, um ins Thema zu kommen oder mal etwas über die Epochen zu lernen und wie unterschiedlich die Stücke über die Zeit hinweg waren. Ich muss mal in die Bücherei und mir das selbst anlesen. Thematisiert und besprochen haben wir das Problem schon im Unterricht.

Das finde ich nun schon erstaunlich - in der Regel hat ein Lehrer einer Musikschule ein abgeschlossenes Studium oder ist - wenn mal Mangel bei einem Instrument herrscht - zumindest mittendrin. Oder ist es eine private Musikschule?

Wie wäre es z.B. mit dem:


View: https://www.youtube.com/watch?v=osedN65xd_I


(Hab jetzt nicht lange nach der besten Einspielung gesucht.)

Oder das erste Stück hiervon:


View: https://www.youtube.com/watch?v=bwmzDX2oRpw
 
Hi,

ich bin kein Fan von Terzibaschitsch. Für Kinderlieder mit den Allerkleinsten hat sie ein brauchbares Buch geschrieben-aber die Klavierschule ist nicht besonders, und auch die anderen Hefte von ihr verwende ich so gut wie gar nicht.
Die russische Klavierschule verwende ich sehr gerne, weil sie einfach die schönsten Stücke hat-das hat auch nichts mit "streng" zu tun sondern damit, dass man bei einer guten Stückauswahl viel mehr lernt als die richtigen Töne zu treffen.
Ich würde sie mal fragen, ob sie die russische Klavierschule kennt, da kannst du im letzten Drittel einsteigen und hast noch jede Menge schöne Stücke. Parallel Burgmüller, das passt dann auch.
Sollte sie das ablehnen, würde ich mir auch einen anderen Lehrer suchen.
 
Hi, ich bin kein Fan von Terzibaschitsch. Für Kinderlieder mit den Allerkleinsten hat sie ein brauchbares Buch geschrieben-aber die Klavierschule ist nicht besonders, und auch die anderen Hefte von ihr verwende ich so gut wie gar nicht.

Absolute Zustimmung.
Ich habe mich im Pädagogikstudium sehr ausgiebig mit A. Terzibaschitsch beschäftigt, weil meine damalige Dozentin sie persönlich kannte. So habe ich die Klavierschule sowie die diversen Spielbände im Feldversuch "getestet". Die Klavierschule halte ich für schwach und völlig unbedeutend (braucht kein Mensch!), die Bände mit ihren eigenen Kompositionen sind okay. Einige Stücke sind doch recht charmant, sinnvoll, gut gemacht und durchaus nützlich. Ihre "Arrangements" von Originalkompositionen sind meines Erachtens kompletter Humbug; wer meine Beiträge liest, weiss, dass ich - wenn überhaupt Arrangements - sehr hohe Ansprüche habe. Terzibaschitsch erfüllt diese nicht ansatzweise. Dieses Geld kann man sich sparen, bzw. muss man sich sparen.
Für den Unterricht mit den Allerkleinsten und Kleinen gibts eine viel bessere Klavierschule: "Tastenzauberei" von Aniko Drabon. Die ist meines Erachtens derzeit ziemlich das Beste auf dem Markt für kleine Anfänger. Sollte man sich mit dem bei Terzibaschitsch gesparten Geld anschaffen.

Die russische Klavierschule verwende ich sehr gerne, weil sie einfach die schönsten Stücke hat-das hat auch nichts mit "streng" zu tun sondern damit, dass man bei einer guten Stückauswahl viel mehr lernt als die richtigen Töne zu treffen.

Ebenfalls absolute Zustimmung.
Ich arbeite seit vielen Jahren sehr intensiv mit der Russischen Klavierschule. Gute Klavierschule. Wenn man weiss, wie damit zu arbeiten ist. Ich mache aber parallel immer noch andere Stücke (z.B. Kabalewski, Bartok, Daniel Hellbach, Christopher Norton, Manfred Schmitz etc.).

Ich würde sie mal fragen, ob sie die russische Klavierschule kennt, da kannst du im letzten Drittel einsteigen und hast noch jede Menge schöne Stücke. Parallel Burgmüller, das passt dann auch.

Ja. Es gibt auch noch einen 2. Band und einen Spielband. Tolle Sachen drin. Dazu wie erwähnt würde ich mir zum Beispiel mal die "15 Kinderstücke op. 27" von Dmitri Kabalewski reinziehen (Edition Sikorski 2104). Ganz tolle Musik!

Falls deine Lehrerin die Russische Klavierschule oder das Kabalewski-Zeug nicht kennt oder
sollte sie das ablehnen, würde ich mir auch einen anderen Lehrer suchen.

Genaugenommen nicht erst dann. Ich würde ohnehin jemand anderen suchen:

Als Klavierschüler kann man das nicht so einfach oder zumindest erst spät einschätzen. Man lässt sich ja keine Urkunden zeigen, sondern schaut zur Klavierlehrerin auf, weil sie "toll" spielen kann ;->
Ich bin mir auch nicht sicher mehr mit meiner Wahl. Musikstudium hat sie nicht, unterrichtet aber schon ein paar Jahrzehnte an einer städtischen Musikschule. Sie mag aber keine Klassik, nur so ein bißchen nebenbei halt :-(

Wer jahrzehntelang an einer Musikschule unterrichtet, aber keine klassischen Stücke mag bzw. unterrichten will, kanns schlichtweg nicht. Das hat nichts mit Vorlieben oder so zu tun. Nur mit Terzibaschitsch kann man keinen Unterricht machen, der diese Bezeichnung verdient. Wer schon so lange unterrichtet, aber keine klassischen Stücke spielen kann, kann meines Erachtens nicht wirklich Klavier spielen. Oder ist sie eine tolle Jazzpianistin? Kann sie Klavier spielen? Oder ist sie im Terzibaschitschheft nur ein paar Seiten weiter als du? :-D
 
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Das finde ich nun schon erstaunlich - in der Regel hat ein Lehrer einer Musikschule ein abgeschlossenes Studium oder ist - wenn mal Mangel bei einem Instrument herrscht - zumindest mittendrin. Oder ist es eine private Musikschule?

Ja das sehe ich auch so. Zumindest ist das heutzutage so in der Gegend, wo ich unterrichte (und selber eine öffentliche Musikschule leite). Die öffentlichen Musikschulen hier berücksichtigen generell nur Bewerber mit abgeschlossenem Studium (Master).
Leider gibt es aber immer noch "Musikschulen" (du vermutest dasselbe wie ich: private), welche für wenig Geld Unterricht anbietet und daher aus Kostengründen auch kein wirklich qualifiziertes Personal einstellen bzw. bezahlen kann. Schliesslich muss ja noch etwas Geld übrig bleiben für die Administration und den Betreiber der Schule. Da bleibt dann nicht mehr viel für die Lehrer.

(Hab jetzt nicht lange nach der besten Einspielung gesucht.)

Hättest du besser mal. :-D Das ist nämlich eine schmalzig bearbeitete Version, die ich nicht gut finde. ;-)

Hier das Original:

View: https://www.youtube.com/watch?v=cBjjfUexPCA
 

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