Jugend Musiziert AG III, Landeswettbewerb

Ist er denn an der absoluten Untergrenze die Vortragszeit betreffend? Auch ein neues Stück würde ich nur dazunehmen, wenn er sonst Gefahr läuft, die Mindestspielzeit nicht zu erreichen. Aus deinen Beiträgen @Mikimamao lese ich, dass ihr von seinem guten Abschneiden sowieso überrascht ward. Da würde ich den Erfolg genießen und so sicher wie irgend möglich in die nächste Runde gehen. Jede Veränderung macht da meiner Meinung nach unnötigen Stress. Wenn er im nächsten Jahr wieder mitspielen möchte, vielleicht als Klavierbegleiter, hast du mehr gewonnen als durch ein auf die Schnelle optimiertes Programm, das nicht "seins" ist.
 
Liebe Leute vom Fach,

mein Sohn hat überraschenderweise beim Regionalwettbewerb 23 Punkte bekommen und darf somit zum Landeswettbewerb in ca. 5 Wochen. So weit so gut..
Nun zum Problem: es wurde ihm angeraten, sein Programm zu ändern. Die Humoresque von Dvořák sei zu leicht. Außerdem spielt er: Beethovens Sonate Nr. 1 f- Moll Op. 2 und Chopins Nocturne Nr. 20 cis-Moll.
Jetzt schwanken wir zwischen Debussys Arabesque I, Reverie und Cakewalk. Wären diese Stücke vom Schwierigkeitsgrad her abgemessen für AG III? Oder hat jemand eine bessere Idee? Seine Stärke liegt definitiv in der Musikalität, da er technisch eher nicht punkten kann. Dafür übt er generell zu wenig und die Vorbereitungszeit ist zu kurz.
Vielleicht liest hier zufällig ein JuMu-Experte mit und kann uns mit seinen Erfahrungen bereichern :-)
Wie ist überhaupt der Ablauf beim Landeswettbewerb? Gleiches Punktesystem? Sicher wird es deutlich strenger werden.. im Rhein-Kreis-Neuss gab es in der AG III von 13 Teilnehmern NEUN 1. Preise und 6 Weiterleitungen!

Vielen Dank und liebe Grüße

Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch dem Junior! Wenn Ihr im Kreis Neuss lebt (wie ich auch), darf ich fragen bei wem Dein Sohn Unterricht hat? Die meisten Preise heimst ja Frau Koyama aus Meerbusch ein....
 
Solche Wettbewerbe ersticken jede künstlerische Regung im Keim.
Das habe ich sehr lange Zeit auch so gesehen und selber genau deshalb auch nie an solchen Wettbewerben teilgenommen. Mir erschien es absurd, musikalisches, kreatives Schaffen in Punkten bewerten zu lassen, weil künstlerische Tätigkeiten eben nicht messbar, sondern nur erfahrbar sind.

Mittlerweile sehe ich das aber etwas differenzierter. Im Grunde hast du recht, wenn man sich zu sehr auf „Sieg“ fixiert, sich dadurch für besser und hochwertiger als andere fühlt, also wenn die Teilnehmenden das Ganze als Ego-Nummer betrachten.
Wenn jedoch solche Wettbewerbe dazu führen, dass die Kinder und Jugendlichen strukturiert üben, sich wirklich vertieft mit einem Stück befassen und ein Ziel verfolgen, mit dem sie das (bewertete) Vorspiel vor anderen trainieren, sind Wettbewerbe eine sehr gute Sache! Schließlich müssen Schüler auch in Musik-Abiturprüfungen ein benotetes Vorspiel abliefern, und auch für Aufnahmeprüfungs-Situationen an Musikhochschulen sind Wettbewerbe eine gute Vorbereitung.
 
wenn man sich zu sehr auf „Sieg“ fixiert,
An nicht wenigen Jury-Orten ist es im RegioWB schon fast die Ausnahme und im LandWB auch nicht so wesentlich anders, dass Punkte kaum unter 20 vergeben werden, "niedrig" bepunktete 2. oder gar 3. Preise stellen für viele Schüler, Lehrer und Eltern nach deren Meinung ein "Armutszeugnis" dar.

Realistisch kann man sagen:

In Schulnoten etwa verrechnet

RegioWB
1 = 25
2=23-24
3=21-23
4=18-20

LandWB
1=25-24
2=23-21
3=20-19
4=17-18

Es ist äußerst selten dass unter 17 Punkte benotet wird.

Demnach stellt sich der Sinn wieso es noch 16 weitere Punktstufen gibt, die fast nie vergeben werden....

Auf Reginoalebene sind auch oft objektiv die Darbietungen, die
unter 20 Punkten liegen eine Zumutung für den Hörer, da hier meist so desolat vorgespielt wird, dass ein den Umständen nach einigermaßen angenehmes Zuhören nicht mehr nennenswert möglich ist.

Andererseits ist es nicht angemessen, wenn zwischen excellenten Spitzenleistungen und "normal" fehlerarm sowie ausdrucksmittelmäßig vorgespielten Leistungen nur ein oder 2 Punkte liegen, was oft zu beobachten ist.

Auf Landesebene und Bundesebene wird es zwar etwas differenzierter, aber die Tendenz bleibt.


Mein Veränderungsvorschlag:

Bei 25 Punkten sollte das termingebundene "Mittelfeld" also die Mehrheit der Teilnehmer bei etwa 15-18 Punkten liegen (mit beachtlicher Erwähnung),

19-21 (3.Preis)
22-23 (2. Preis)
24 (1.Preis)
25 Punkte (Hauptpreis)

 
Zuletzt bearbeitet:
Ab 20 Punkte ist es ein erster Preis, ab 23 wird weitergeleitet.
Die Knappheit zwischen den Punktvergaben kommt wohl daher, dass "schlechter" spielende Schüler von ihren Lehrern gar nicht erst zum Wettbewerb geschickt werden. Immerhin wird ja mittels innerschulischen Wettbewerben gesiebt.
 
An nicht wenigen Jury-Orten ist es im RegioWB schon fast die Ausnahme und im LandWB auch nicht so wesentlich anders, dass Punkte kaum unter 20 vergeben werden, "niedrig" bepunktete 2. oder gar 3. Preise stellen für viele Schüler, Lehrer und Eltern nach deren Meinung ein "Armutszeugnis" dar.

Nicht falsch, muss man aber vorsichtig mit sein. Das kann von Stadt zu Stadt und auch von Jury zu Jury stark schwanken.
Ich habe einmal vor Ewigkeiten in Düsseldorf erlebt, dass in AG II oder III fast die Hälfte ohne Preis nach Hause gegangen ist, die vergebenen Punkte gingen auch bis in den einstelligen Bereich.
Da hat auch eine Schülerin von Prof. Kemmerling im Regionalwettbewerb nicht die 25 Punkte bekommen, kann also nicht nur daran gelegen haben, dass alle so schlecht waren.

Dafür habe ich auch schon von Leuten, die ich für nicht wettbewerbstauglich hielt, gehört, dass die mit einem guten zweiten oder sogar ersten Preis nach Hause gegangen sind.
Und eine Bundespreisträgerin kenne ich, die nach einer ansonsten sicherlich weiterleitungswürdigen Leistung beim modernen Stück die Nerven verloren hat, rausgekommen ist, in die Noten geguckt und dann weitergespielt hat, was dann ebenfalls nur mit Vergabe eines zweiten Preises quittiert wurde.

Braucht den Sohn der TE aber nicht zu interessieren, der hat einen überraschenden Erfolg geholt und kann im Landeswettbewerb eigentlich nur gewinnen. Und ich habe noch niemanden gehört, der mit einer miesen Leistung weitergeleitet wurde.
 
Ob tatsächlich inflationär bepunktet wird kann ich nicht beurteilen. Meiner Meinung nach hat spätestens ab AG III jeder gewonnen, der überhaupt antritt. Da sind 10-15min Vortragszeit zu füllen, in höheren Altersgruppen noch mehr. Ordentlich vorbereitet ist das Programm auch schon mehrfach vorgespielt worden. Es geht also darum, sein Können auf Abruf zu zeigen. Und nicht jeder Instrumentalschüler ist wild aufs vorspielen. Die ganz Kleinen machen es - je nach Charakter - vielleicht noch für Mutti, spätestens mit 12 Jahren ist damit (hoffentlich!) Schluss.

Meine Erfahrung im hiesigen RW ist
- mittelmäßige Leistungen bekommen keine Weiterleitung
- man hört (gleiches Instrument und gleiche Altersgruppe vorausgesetzt) durchaus Unterschiede zwischen 20/21/22/23 und mehr Punkten
- 25 Punkte kommen selten vor, am ehesten noch bei Klavier solo
- zweite und dritte Preise sind nicht sehr häufig, aber vermutlich auch deshalb, weil die Lehrkäfte niemanden schicken, dem sie die Anforderung nicht zutrauen.
- nicht jede Lehrkraft macht den "Zirkus" mit. Die der kommunalen Musikschule eher, da ist auch die passende Infrastruktur mit Vorbereitungsvorspielen und vermutlich ist es von den Leitungen auch sehr gewünscht. Bei privaten Lehren ist es sehr unterschiedlich, nicht jeder kann und will die zusätzliche Zeit aufbringen.

Dem Sohn der TE toitoitoi für die nächste Runde!
 
Ich habe einmal vor Ewigkeiten in Düsseldorf erlebt, dass in AG II oder III fast die Hälfte ohne Preis nach Hause gegangen ist, die vergebenen Punkte gingen auch bis in den einstelligen Bereich.
Mal eine erfrischende Neuigkeit,
Da hat auch eine Schülerin von Prof. Kemmerling im Regionalwettbewerb nicht die 25 Punkte bekommen,
weil sie vielleicht eben nicht absolute Spitzenleistung an diesem Tag geliefert hat, kommt auch im Jungstudierenden Bereich regelmäßig vor.;-)


Bezogen auf die Jumu-Bepunktung, müßten wir massenweise Anne Sophie Mutter- Stars haben, ich sehe so viele nicht...;-)

die 25 Pkt gehören zu Recht nur solchen wie ehedem Anne Sophie Mutter und 24 Pkt fast ebenso.

22-23Pkt sollte ordentlicher Profi-Flächen-Nachwuchs sein.

20-21Pkt. sollte solider sattelfester und belastbarer Amateurliga "vorbehalten" bleiben.

15-19Pkt sollte gutes Mittelfeld
 

Mal eine erfrischende Neuigkeit,

weil sie vielleicht eben nicht absolute Spitzenleistung an diesem Tag geliefert hat, kommt auch im Jungstudierenden Bereich regelmäßig vor.;-)


Bezogen auf die Jumu-Bepunktung, müßten wir massenweise Anne Sophie Mutter- Stars haben, ich sehe so viele nicht...;-)

die 25 Pkt gehören zu Recht nur solchen wie ehedem Anne Sophie Mutter und 24 Pkt fast ebenso.

22-23Pkt sollte ordentlicher Profi-Flächen-Nachwuchs sein.

20-21Pkt. sollte solider sattelfester und belastbarer Amateurliga "vorbehalten" bleiben.

15-19Pkt sollte gutes Mittelfeld

Ist nur die Frage, was ist "solides Mittelfeld".
Bei uns gab es immer, als ich in der Musikschule war, verschiedene Stufen des Vorspiels. Es gab die Klassenvorspiele, wo man unterrichtet wurde und jeder noch so scheußlich spielen durfte, dann die Bezirksvorspiele im Stadtbezirk, bei denen normalerweise die besseren aus den Klavierklassen der Umgebung angetreten sind und auch zu 80% keine Sonatine schön und flüssig durchspielen konnten und die Konzerte in der Zentrale der Musikschule, bei der meist nur die jeweils besten von Klavierlehrern oder Schüler von besonders ambitionierten Klavierlehrern, meist osteuropäischer oder ostasiatischer Herkunft gespielt haben. Das waren dann in der Regel auch die, die sich bei Jumu etc. sich untereinander gemessen haben. Ein paar Leute hatten da auch wirklich professionelles Niveau.

Wenn man jetzt von all den Musikschülern einen nimmt, der leistungsfähig genau in der Mitte ist, dann wird man wohl jemanden finden, der als Highlight mal seiner Oma für Elise vorgespielt hat, ohne das Tempo durchhalten zu können. Die meisten können halt niemals etwas, weil die meisten keine Lust haben und vermittelt bekommen, dass Musizieren nur dem Ausdruck irgendwelcher dämlichen oberflächlichen Gefühle, Spaß etc. dient und keine Arbeit ist. Mit der Einstellung ist der Spaß an der Sache dann nahezu auch ausgeschlossen und es wird 20 Minuten die Woche rumgeklimpert und einmal die Woche lustlos zum Unterricht gegangen.

Dementsprechend kann man schon auch davon ausgehen, dass die teils dürftigen Leistungen bei Jumu schon mindestens zu den oberen 20% gehören.
 
deswegen schrieb ich oben
d.h. die Schüler, die zu einem bestimmten Jumu-Termin tatsächlich antreten , bilden die Grundgesamtheit , auf die sich meine Punktvorschläge beziehen.

Die meisten können halt niemals etwas, weil die meisten keine Lust haben und vermittelt bekommen, dass Musizieren nur dem Ausdruck irgendwelcher dämlichen oberflächlichen Gefühle, Spaß etc. dient und keine Arbeit ist. Mit der Einstellung ist der Spaß an der Sache dann nahezu auch ausgeschlossen und es wird 20 Minuten die Woche rumgeklimpert und einmal die Woche lustlos zum Unterricht gegangen.
Das ist mir ja ungefähr klar, die meinte ich auch nicht.

Aber man sollte berücksichtigen, dass nicht jeder , der 3 bis 4h am Tag übt , nicht unbedingt eine HfM-Zugangsprüfung bestehen können wird. Aber er wird ,gewisses Talent vorausgesetzt , ein sehr guter robust belastbarer Amateur werden.

Mittelfeld - sollten schon etwa ernsthaft 2*45 Min pro Tag üben und zwar mit Freude.


Schlechter als Mittelfeld :

für die, wo es mal zu Ausrutschern, schlechten Tagen usw. kommt

oder die tatsächlich nicht so gut sind ,
und es aber trotzdem mal versuchen wollen, so als Herausforderung oder "Mutprobe" oder Zwischenziel oder Fremdfeedback, ist ja auch legitim...
 
Was richtig ist und so bleiben soll,

dass
Jumu
Breiten- , Semiprofi- und Profi-förderung betreibt (Perspektivkader) .

Eine zielgruppenorientierte Kommunikation dieses Anliegens könnte den Wert eines guten Mittelfeldergebnisses für den Breitenmusikschüler wirklich positiv und persönlichkeitsstützend vermitteln(ähnlich der Breitensportwettbewerbe).

Wenn 17/18 Pkt eben nur mit gehöriger Anstrengung eines Breitenmusikschülers erreichbar sind und auch so gewürdigt werden , braucht niemand sehr traurig sein.

Es ist nun mal im Leben so, dass man nicht überall Erste Geige spielen kann.
Vieles läßt sich auch nicht erzwingen oder nur "bedingt" ;-)



also an Berliner MS ist es oft üblich, daß Klassenvorspiele so im Jahreszeiten/ Festzeit Rhythmus stattfinden (Herbst, Weihnacht, Frühlings/Oster, Abschluß VSp), darüberhinaus gibt es noch die Förderklassenvorspiele der talentierteren Schüler.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wo passiert denn das? ;-), meinst Du die Vierteljahres-Elternvorspiele?
Nicht immer mittels Vorspielen, aber z. B auch indem man mehr als 30minütige Unterrichtszeit nur solchen Schülern zubilligt, die auch Wettbewerbsambitionen zeigen.

Umgekehrt kenne ich es aber so, dass gut abschneidende JuMu-Teilnehmer auch regelmäßige Vorspielerfahrung haben. Alles andere wäre meiner Meinung nach verantwortungslos.

Ich finde deine Kategorisierung sehr hart und wüsste in meinem Umfeld auch nur eine Minderheit, die diese Leistung bringen würden. JuMu ist, zumindest auf Regionalebene, immernoch ein Wettbewerb zur Breitenförderung und zur Demotivation. Wenn die Spreu vom Weizen sich dann bei der Weiterleitung trennt, ist das meiner Meinung nach völlig in Ordnung.

Wenn 17/18 Punkte vom Breitenmusikschüler - nach deiner Definition jemand, der weniger als 2x45Minuten täglich übt - erreicht werden, werden ganz schnell keine Breitenmusikschüler mehr teilnehmen. Wer es gerade mal eben schafft, der Oma "Für Elise" vorzuspielen ist sowieso raus, weil er / sie gar nicht das Repertoire für die nötige
Vortragszeit hat.

Was Anne Sophie Mutter betrifft, gibt es m. W. auch die Anekdote, dass sie gebeten wurde nicht anzutreten, damit andere auch mal gewinnen können. Was für auch darauf hindeutet, dass es seinerzeit nur einen ersten Platz gegeben haben muss.
 
also an Berliner MS ist es oft üblich, daß Klassenvorspiele so im Jahreszeiten/ Festzeit Rhythmus stattfinden (Herbst, Weihnacht, Frühlings/Oster, Abschluß VSp), darüberhinaus gibt es noch die Förderklassenvorspiele der talentierteren Schüler.
Dass viermal im Jahr Vorspiele wären, halte ich für ein Gerücht.
Aber wahrscheinlich sind das wieder ein paar Hirngespinste bzw. Wunschvorstellungen deiner Phantasie.
Normal sind wohl höchstens zwei im Jahr.
 
Was Anne Sophie Mutter betrifft, gibt es m. W. auch die Anekdote,
Die Angelegenheit führte u.a. schließlich zur Umstellung auf die Mehrfachvergabemöglichkeit von 25 Pkt. und der Weiterleitung mit weniger als dieser Punktzahl.


Nur , mal ehrlich, abgesehen von vielleicht AG Ia , ist es denn realistisch, einen Schüler der weniger als diese 2*45 min zu üben überhaupt in die Spur zu schicken?

Denn der KvSchü soll ja neben seinen Jumu Stücken auch seine normale Unterrichtsliteratur weiter spielen,

es wäre ja sehr eintönig ein halbes Jahr oder länger nur die selben paar Wettbewerbsbeiträge zu trällern ;-).
 
@Mikimamao
Für die Engländer wäre die Sache einfach:
"Never tough a running system" oder
"Never change a winning team"
Kannst es dir aussuchen. :chr03:

VLV
 

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