Theoretisch ist das ein Gimmick. Aufrechte Klaviere kommen normalerweise auch ohne spezielle Repetier-Mechanik und niemand stirbt deswegen. Wenn der Verkäufer also darauf herumreitet, dann vergißt er die Dinge, die viel wichtiger sind: zum Beispiel die Interaktion zwischen Tastatur und Pedal. Dort gibt es nämlich gewaltige Unterschiede zwischen Keyboard und digitalem Klavier.
Nun kommen wir zu den praktischen technischen Fallstricken, die überhaupt nichts mit Repetiergeschwindigkeit zu tun haben: Die Trennung zwischen Hammer und Dämpfer beim Klavier.
Der Hammer sorgt für den Ton, der Dämpfer stellt ihn wieder ab. Im
flügel arbeiten diese Mechanismen völlig unabhängig voneinander, abgesehen davon, daß sie natürlich an dieselbe Taste gekoppelt sind.
Ein Digital-Piano hat nur einen Note-Off-Sensor. Passiert die Taste diesen, ist der Ton unwiderruflich weg. Senkt man die Taste vorher wieder ab, passiert diese erneut den Note-On-Sensor, allerdings weiß das Digitalpiano nicht, wie schnell das passiert ist und wie laut der erneut angeschlagene Ton ist. In Konsequenz muß man also zwangsläufig einmal am Note-Off-Sensor vorbei, bevor man einen neuen Ton mit derselben Taste erzeugen kann. Denn die Tasten- (und Hammer-)Geschwindigkeit wird mittels Zeitmessung zwischen zwei Sensoren ermittelt.
Übertragen auf einen Flügel oder ein Klavier würde das heißen, daß der Dämpfer erst vollständig auf die Saiten absenkt werden muß, bevor ein neuer Ton angeschlagen werden kann. Natürlich das ist Unfug, denn erforderlich ist bloß, daß der Hammer zurückfällt, wo der Dämpfer sich gerade befindet, ist hingegen völlig egal, der wird eh wieder angehoben. Die einzige Frage ist also, wie hoch man mit der Taste muß und daraus ergibt sich dann die Repetiergeschwindigkeit.
Beim Digitalpiano hingegen stellt hingegen mit Hochnehmen der Taste den Ton ab, dann geht die Taste erneut runter, kommt man Note-On-Sensor weiter unten vorbei und erst dann gibt es einen neuen Ton. Deshalb klingt es wie ein Keyboard, denn daß eine Taste einen Dämpfer kontrolliert, interessiert auch kein modernes Digitalpiano.
Der dritte Sensor löst dieses Problem nicht, denn das besteht rein in der Software: Eigentlich müßte bei Passieren des Note-Off-Sensors und sofortigen erneuten Passieren des Sensors der Ton stehenbleiben, denn der Dämpfer ist wieder oben und Dämpfung passiert nicht in Nullzeit. Genauso ist es auch bei PC-Software, die das Problem mittlerweile gelöst hat. Beim Digitalpiano hingen ist der Ton weg und bleibt weg, egal was du im weiteren Verlauf mit der Taste anstellst.
Das Digitalpiano erwartet von dir, daß du beim Repetieren die Taste nicht ganz hochnimmst und nur am zusätzlichen dritten und am Note-On-Sensor vorbeiführst, um das Problem zu umgehen. Du mußt also zwingend eine dem Digitalpiano angepaßte Spieltechnik einsetzen, damit es nicht nach Keyboard (unrealistisch abgesetzte Töne) klingt. Das ist, was der Verkäufer dir vermitteln wollte.
Diese Spieltechnik solltest du dir aber beim langsamen Repetieren keinesfalls angewöhnen, wenn auch mal auf einem akustischen Instrument ohne Repetiermechanik (Klavier) spielen können willst. Du wirst also zwangsläufig mit dem "Keyboard-Klang" leben müssen, bis die Hersteller sich dazu bequemen die wirkliche Ursache beseitigen.
Fazit: Der dritte Tastensensor ist ein Hilfskonstruktion für einen Mangel in der Klangerzeugung von Digitalpianos, der dann mittels (meiner Einschätzung nach fehlerhafter) Spieltechnik umgegangen werden kann. Hochgeschwindigkeitsrepetitionen, die das Feature zwingend erforderlich machen, wirst du als Anfänger kaum ausführen.