Ist so ein Klavier noch zu retten?

  • Ersteller des Themas Alex Schmahl
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Alex Schmahl

Guest
Eine Bekannte von mir erzählte mir letztens über das Klavier Ihrer Tante, dass wohl schon seit vielen Jahren ungestimmt und ungepflegt im feuchten Keller vor sich hin vegetiert. Ich hab das Klavier selbst nicht gesehen, doch muss es in einem äußerst schlechten Zustand sein (Tasten klemmen, Töne schnarren usw.)

Weiß jemand, wann der Zenit überschritten ist und ein Klavier definitv nicht mehr zu retten ist? Ist es möglich festzustellen, ob es sich noch lohnt, das Klavier reparieren zu lassen? Was lässt sich einfach nicht mehr reparieren?

Ich weiß, ich müsste etwas mehr ins Detail gehen, aber wie gesagt, ich habe das Klavier nicht gesehen und Klavierbauer bin ich auch nicht. Habt Ihr trotzdem hilfreiche Antworten?

Alex
 
nuja - kommt wahrscheinlich drauf an, ob ihr genau das klavier wieder haben wollt, oder obs um ein preiswertes klavier geht. bei meiner suche hab ich die erfahrung gemacht, dass ich mit einem 12jahre alten gebrauchten letztendlich nicht teurer kam, als wenn ich ein altes hätte komplett neu restaurieren wollen, was der ursprungsplan gewesen war. und wenn du sagst, dass eures so feucht steht, das schreit nach komplett neuen filzen, hämmern und eventuell auch seiten (die halten ca. 70 jahre). und die ganze mechanik wieder neu einstellen, da bist du im nu bei zwei/drei tausend euro ohne dass es äusserlich verschönt worden wäre. oder alle klemmenden tasten einzeln abgeschliffen....

und was der resonanzboden dazu sagt, dass er erst lange feucht war und dann trocknet.... klingt nach rissen, meinst du nicht?

ausserdem hatte ich den eindruck, dass die klavierbauer als erstes auch nach marke gehen. d.h. die haben erfahrungen, welche marken auch nach vielen jahren noch sinn machen, wieder aufzubauen und bei welchen sich das nicht mehr lohnt. und das betrifft nicht nur die edelmarken...
so wie mirs einer erklärte - anfang des letzten jahrhunderts war klavier in mode, da wurde gebaut wie die wilden - gute und preiswerte, von erfahrenen klavierbauern und welchen dies erst werden wollten. bis das radio und die rezession kam, dann war schlagartig schluss.
das heisst aber, dass die meisten alten klaviere aus der genau der zeit kommen und sie schon so ihre erfahrungen damit gesammelt haben, welche konstruktionen gehalten haben und bei welchen die gussrahmen schnell gerissen sind o.ä. ...

man kann bestimmt jedes klavier wieder irgendwie aufbauen - aber u.U. bleibt dann nur die alte hülle davon übrig und es ist ein teures vergnügen! :-D

gedanken zum thema, vielleicht hilft dir ja wenigstens ein teil davon. bin auch kein profi, habe mich aber lange mit klavierbauern unterhalten... :wink:
 
Feucht und Keller klingen schon sehr ungünstig. Kann sein, dass die Wirbel schon so eingerostet sind, dass kein (haltbares) Stimmen mehr möglich ist. „Tasten klemmen“ kann heissen, dass sich das Holz durch die Feuchtigkeit verformt hat. Dasselbe könnte dann auch auf das Innenleben zutreffen, und dann wird´s teuer.
Natürlich lässt sich vieles reparieren, aber das müsste einfach ein Fachmann an Ort und Stelle überprüfen.
Ich muss jetzt allerdings dazu sagen, dass mein erstes Klavier ein Hochwasser relativ glimpflich überstanden hat. Stand für eine Theater-Aufführung in einem Kellergewölbe, und über Nacht gab´s dort plötzlich 10 cm Wasser.
 
Ich schätze, dass das größte Problem zunächst die Feuchtigkeit ist. Der erste Schritt, nachdem man sich zu einem Rettungsversuch durchgerungen hat wäre - trockenlegen, und das langsam! Also Klavier raus aus dem feuchten Keller und in einen Raum der gut belüftet und trocken ist.
Die Phase der Trocknung sollte dann solange dauern, bis das Holz normale Feuchte aufweist. Ich habe keine Ahnung ob und wie man das messen kann? Ich schätze aber, dass man das Klavier mind. ein Jahr lang oder länger stehen lassen muß.
Dann muß man die Schäden inspizieren, ziemlich wahrscheinlich sind dann Trocknungsrisse im Resonanzboden und Lockerung der Stimmnägel im Stimmstock, aber man weiß ja nie. Ob Saiten und Stimmnägen verrostet sind, sieht man natürlich bei einer ersten Grobinspektion schon.
Also zusammenfassend würde ich sagen dass man, wenn man Zeit und einen geeigneten Trockenraum hat den Versuch wagen kann, aber ich halte die Wahrscheinlichkeit das Klavier mit einem vertretbaren Aufwand wieder in Gang zu bringen für sehr gering.
 
Ich danke Euch für die Tipps und Hinweise. Ich glaube, das Klavier ist nicht mehr zu retten (zumindest lohnt es sich nicht) und die Feuchtigkeit ist schuld. Wie kann man ein Klavier auch in einen Keller stellen :roll:. Ich werde mir das Klavier aber unter den von Euch genannten Aspekten noch mal anschauen.

Ein tolles Forum ist das hier ;) - Man bekommt wirklich die Hilfe, die man benötigt :)


Grüße an babajaga, pianomobile & nopeil

Alex
 

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