In memoriam Karlrobert Kreiten

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Am 26.06.2016 wäre Karlrobert Kreiten 100 Jahre alt geworden. Er war nach Aussage von Arrau einer der größten Klaviertalente und hätte nach Kempff und Gieseking zu einer der größten deutschen Pianisten werden können.
Leider kam es nicht soweit. Zum Verhängnis geworden ist ihm eine Äußerung im privaten Kreis, als er nach Stalingrad den Krieg als verloren bezeichnete, woraufhin er denunziert wurde. Kurz vor einem Konzertauftritt wurde er verhaftet und einige Monate später wegen Wehrkraftzersetzung in Plötzensee hingerichtet.

Der Pianist Florian Heinisch spielt das Konzert, das Karlrobert Kreitgen kurz vor seiner Verhaftung gespielt hätte:
Das ungespielte Konzert – In memoriam Karlrobert Kreiten
Bach/Busoni: Präludium und Fuge D-Dur BWV 532
Mozart: Sonate C-Dur KV 330
Beethoven: Sonate f-Moll op. 57
Chopin: Etüden op. 10 Nr. 2, 8, 12; op. 25 Nr. 7, 6, 10
F. Liszt: Spanische Rhapsodie

29. Juni 2016, 19:30 München / Ludwig-Maximilians-Universität
30. Juni 2016, 20:00 Berlin / Konzerthaus Kleiner Saal

Vielleicht hat der eine oder andere Interesse hinzugehen.
 
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Kurz vor einem Konzertauftritt wurde er verhaftet und einige Monate später wegen Wehrkraftzersetzung in Plötzensee hingerichtet.
Das wurde dann begleitet von einem gehässigen Kommentar des späteren Kölner Starjournalisten Werner Höfer. Glücklicherweise konnte der dann nach Bekanntwerden seiner Nazinähe seinen Hut nehmen.

CW
 
Kurz vor einem Konzertauftritt wurde er verhaftet und einige Monate später wegen Wehrkraftzersetzung in Plötzensee hingerichtet.

Und seine Eltern mußten noch die Hinrichtungskosten bezahlen.

Das wurde dann begleitet von einem gehässigen Kommentar des späteren Kölner Starjournalisten Werner Höfer. Glücklicherweise konnte der dann nach Bekanntwerden seiner Nazinähe seinen Hut nehmen.

Naja, es hat ein paar Jahrzehnte gedauert, bis er deswegen seinen Hut nehmen durfte. Der Sachverhalt war schon früh bekannt. Aber der WDR hat seine schützende Hand über Werner Höfer gehalten. Erst 1987 hatte sich das politische Klima in der BRD so weit geändert, daß man Höfer die kläglichen Ausreden nicht mehr glauben mochte.
 
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Und seine Eltern mußten noch die Hinrichtungskosten bezahlen.

Sie betrugen 639,20 Reichsmark, das entsprach etwa vier Monatslöhne eines Durchschnittsverdieners.

Naja, es hat ein paar Jahrzehnte gedauert, bis er deswegen seinen Hut nehmen durfte. Der Sachverhalt war schon früh bekannt. Aber der WDR hat seine schützende Hand über Werner Höfer gehalten. Erst 1987 hatte sich das politische Klima in der BRD so weit geändert, daß man Höfer die kläglichen Ausreden nicht mehr glauben mochte.

Maßgeblichen Einfluss hatte dazu der Spiegel-Artikel
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13525943.html
der auch die Hintergründe beleuchtet, warum sich Werner Höfer über Jahrzehnte halten konnte.


Noch eine persönliche Anmerkung: Meine Großmutter hat häufiger über Karlrobert Kreiten erzählt. Sie hat Klavier studiert und hat ihn persönlich kennengelernt, sowie bei seinem Vater, der u.a. Dozent an der Düsseldorfer Musikhochschule war, einen Kurs belegt.
 
Verwandte von mir waren im Konzert in Hamburg und waren begeistert.;-)

Ich komme gerade aus dem Münchner Konzert und würde große Teile aus der verlinkten Kritik zustimmen, wobei mir die Etuden aus op. 10 durchaus gefallen haben. Die zweite Hälfte war deutlich besser als die erste Hälfte, zumal mein Eindruck war, dass er sich in der nicht einfachen Akustik mit viel Hall und dem nicht optimal regulierten Bösendorfer erst zurecht finden musste.
Andererseits ist er noch jung und das Potential deutlich erkennbar. Bei Sontraud Speidel ist er sicher in guten Händen.:super:
 

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