Hohl liegende Elfenbeinplättchen

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Ich weiß nicht, ob das schon mal Thema war, aber mich würden Tipps interessieren, wie man professionell hohl liegende oder gar lose Elfenbeinplättchen wieder anleimen kann.

Obwohl mein Flügel vor einigen Jahren restauriert wurde und angeblich ca. die Hälfte der vorderen Elfenbeinplättchen neu angeleimt wurden, ärgere ich mich eigentlich laufend über diese elenden Klickergeräusche, welche hohl liegende Elfenbeinplättchen von sich geben. Und reagiere zunehmend allergisch darauf.

Mein Klavierstimmer vor Ort hat zwar ab und zu die Plättchen wieder angeleimt (ich meine, durch Spritzeninjektion und einer Tastenzwinge).
Jedoch früher war ich so stolz auf das makellose Elfenbein, und man kann an den "unbehandelten" Tasten praktisch keine Schnittkante zwischen vorderem und hinteren Elfenbeinbelag sehen oder gar fühlen.

An den "verschlimmbesserten" Tasten sieht man deutliche Schnittkanten, und an manchen Tasten sogar fühlbar. :(:(
Und von Dauerhaftigkeit der Maßnahmen kann auch keine Rede sein. :(

Jetzt frage ich mich, ob mein Klavierstimmer die richtige "Technologie" wählt, und wäre daher daran interessiert, wie hier die Fachleute Elfenbeinplättchen wieder anleimen, und womit, und welche "Nachhaltigkeit" man da erwarten darf.

Letztens haben sich 2 Plättchen ganz abglöst, die ich mit Spucke wieder angepappt habe - erstaunlicherweise halten die schon ein paar Wochen...
 
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Hallo Mindenblues,

Klavierrestaurator hat in einem seiner Fäden irgendwo einen Film gepostet wie er ein Vorderplättchen auf die klassische Art anbringt.

Es gibt keine erhöhten Tastenplättchen, wenn man sie auf herkömmliche Weise presst. Nur mit Uhu oder Druckkleber entstehen solch unangenehme Erhöhungen.

Ich nehme manchmal Superkleber Loctite 401 - der ist ganz dünn und der Pressdruck nur ein paar Sekunden - vielleicht 10 Sekunden - dabei kann man erfühlen ob man eben wird und gegebenenfalls den Pressdruck erhöhen. Dabei sollte schon bei der Probe ohne Kleber ganz leicht eine Ebene gefühlt werden.

Wenn schon Erhöhungen da sind - Wichtig - man muss den alten Klebstoff komplett entfernen - vom Tastenholz und vom Elfenbein. Keinesfalls sollte man auf Tasten weiter spielen, wo das Plättchen fehlt. An solchen Tasten muss man das Holz stets gründlich reinigen und entfetten - besonders schnell wird die Kante verschmutzt und die muss man sehr gründlich machen.

LG
Michael
 
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Ich nehme manchmal Superkleber Loctite 401 - der ist ganz dünn und der Pressdruck nur ein paar Sekunden - vielleicht 10 Sekunden - dabei kann man erfühlen ob man eben wird und gegebenenfalls den Pressdruck erhöhen.

Vielen Dank für die Antwort.

Aber ehrlich gesagt, ich habe etwas Bauchschmerzen bei dem Gedanken, einen Superkleber zu verwenden, der wahrscheinlich eine irreversible Klebung verursacht. Wenn es nicht ganz geklappt hat, dann kann man wohl nur den ganzen Belag durch einen anderen ersetzen?
Der ursprüngliche Kleber ist meines Wissens wasserlöslich. Zumindest mein Klavierlehrer empfahl mir, wenn ein Plättchen ganz ab ist, es sofort mit Spucke wieder anzukleben. Ihr werdet lachen, aber damit halten 2 Plättchen bereits seit einigen Wochen. Ist natürlich keine Dauerlösung, und mich stören die 10 anderen Tasten, wo Klickgeräusche von hohlliegenden Flächen künden, ebenfalls ziemlich stark.

Ich weiß, dass z.B. bei Gemälderestaurierungen zunehmend Klebstoffe verwendet werden, die reversibel ohne Schäden entfernt werden können. Z.B. spezieller Fischleim. Ich frage mich, ob sowas nicht besser ist als Superkleber- einmal draufgepappt und nie mehr veränder- und auch nicht korrigierbar?
 
Hallo Mindenblues,

Ein Leim, egal ob Kunstharzleim, Fischleim o.ä. im Gegensatz zum Superkleber ist wie gesagt die klassische Art der Anbringung. Dazu MUSS man aber unbedingt mit Zwingen und Zulagen arbeiten, weil sich das Plättchen durch die Feuchtigkeit des Leimes verbiegt/wirft. Erst wenn der Leim vollkommen durchgehärtet ist darf man die Zwingen lösen. Beim Superkleber hat man weniger Zeit zum Einrichten, aber haltbar ist er genauso gut wie der Glutinleim oder Kunstharzleim.

Zum Entfernen ist ein gut angebrachter Belag nie leicht - egal ob mit Superkleber oder der traditionellen Verarbeitungsweise aufgebrachten Plättchen.

LG
Michael
 
michi michi! :D superkleber gel? tz tz tz! nix gegen superpick (ich verwende es auch), nur beim elfenbeib wäre ich sehr vorsichtig. das ding ist ziemlich agressiv und kann den belag von unten angreifen. dazu ist er auch nicht flexibel und wenn das holz schrumpft/sich dehnt, reißt der belag. da würde ich eher uhu nehmen. nur... die probleme hast du schon erwähnt; und uhu hält nicht wirklich lange. ist aber super für plastik beläge! ;)

da hast mein video über leimen des elfenbein-belages.

lg
emmanuel
 
dazu ist er auch nicht flexibel und wenn das holz schrumpft/sich dehnt, reißt der belag.
Hallo Emmanuel,

Ich habe die erste Elfenbeinreparatur mit Loctite 401 vor ca. 12-14 Jahren geklebt. Es waren fast 2 Oktaven komplett zu erneuern - und bis heute ist kein einziges Plättchen gesprungen oder wieder ab gegangen.

Wenn sich die Plättchen "hohl" anfühlen, und noch nie ab waren, also ein sauberes Bild an der Kante ergeben, dann sind sie meist nur vorne locker. In dem Fall nehme ich eine Fühlerlehre und öffne damit den Spalt. Am Übergang vom Hinterplättchen zum Vorderplättchen halte ich fest, damit es beim Öffnen nicht ganz ablöst. Danach gebe ich im vorderen Teil des 0,010mm Blattes einen Tropfen Loctite (nicht mehr), hebe die Vorderkante leicht an und schiebe das Material in den Zwischenraum. Kante loslassen und wieder am Übergang halten und das Blättchen bewegen, also ein wenig hin und her verteilen. Dann abziehen und sofort fest andrücken - fertig! Damit habe ich schon jahrelang Erfahrung. Ist ein Plättchen jedoch ganz ab, muss man etwas anders verfahren.

LG
Michael
 
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Weissleim mit einem kleinen Klick weissen Farbpigmenten, Tastenbelag erst vorsichtig abschleifen damit der Dreck in der Fuge verschwindet, dann auf die ebenfalls gesäuberte Taste legen und mit Tastenklemme festmachen. Beim Tastenschleifen supervorsichtig sein!! Das Risiko dass die Kacke von vorne gesehen rund wird ist gross! Schon zu oft gesehen, sieht nicht schön aus!
Die Klemme am besten über Nacht dranlassen sonst wölbt sich das Elfenbein gerne (funktioniert wie Holz).
Die meisten Fehler selber gemacht :-) oder bei Kunden gesehen..
Verzeihung wenn mein Deutsch bisweilen etwas komisch klingt!
Ich empfehle meinen Kunden immer die Finger davon zu lassen und es mich oder einen Kollegen leimen zu lassen.
Da weiss man was man hat.. guten Abend!
 
Früher hat man doch einfach Warmleim genommen, das ist doch zum Ablösen wie zum Anleimen immer noch das Beste, oder?
 
Ja absolut! Die Tastenzwingen die ich habe sind aus Messing. Denke die sind so gedacht dass sie aufgewärmt werden und dann auf den Tasten abkühlen.
Weissleim ist halt brutal wenn´s schief geht. Dann ist der Belag futsch.
Glaube es gibt speziellen Knochenleim für Tastenbeläge zu kaufen.
Warmleim verwende ich nur zum Hämmerleimen.
Drahtkommode???!! :-)
 
Da fällt mir spontan ein: Wenn man Warmleim verwendet hat, könnte man lockere Beläge auch einfach erwärmen und wieder festdrücken! ;-)

Ja, Drahtkommode, das bin ich! :-) Meine Freunde nennen mich Drahti ;-)
 

Zum wieder anweichen von Warmleim braucht man auch Feuchtigkeit. Nur Wärme allein wirkt austrocknend, löst den Leim nicht wirklich an und ist weder für das Holz noch für das Elfenbein gut, da beide hygroskopisch sind. Dann lieber ablösen und mit erwärmten Zulagen und dickem Warmleim wieder anleimen, oder mit kaltem Fischleim, der auch in kleinen Mengen sehr klebeintensiv, nicht so wässerig ist und sich wieder anlösen lässt. Die Endfestigkeit erreicht er erst nach 24 Stunden. Schnell is nicht.
Gruß Ivory
 
Knochen und Fischleim ist natürlich die idealere Methode Elfenbeintasten anzuleimen. Nun erweist es sich allerdings im Außendienst als schwierig, der Kunde hat in der Regel keine Lust längere Zeit zu warten, bis er sein Instrument wieder benützen kann - so bleibt im Grunde genommen nur die Schnellmethode Weißleim (Sekundenkleber wurd auch schon verwendet :dizzy:).
Sind jedoch mehrere Tasten betroffen, empfiehlt es sich doch mal ein paar Tage auf sein Instrument zu verzichten, und die Tastatur in der Werkstatt fachgerecht richten zu lassen.

Viele Grüße

Styx
 
Da fällt mir spontan ein: Wenn man Warmleim verwendet hat, könnte man lockere Beläge auch einfach erwärmen und wieder festdrücken! ;-)

Ja, Drahtkommode, das bin ich! :-) Meine Freunde nennen mich Drahti ;-)

Hallo!
Stimmt schon fast nur dass Du dann noch Feuchtigkeit dazu brauchst. Mit leicht feuchtem Tuch und nicht zu heissem Bügeleisen löse ich Tastenbeläge (Elfenbein die mit Warmleim geleimt sind, also NICHT Plastik ;-)) ab. Könnte schon funktionieren die anzulösen und dann wiederhinzupressen.. Nur ist das alles halt ein Wagnis und wenn Du alle Fehler vermeiden willst die ich gemacht habe ist es besser und sicherer einem Profi was zu bezahlen und schwubbeldiwupp hast Du Deinen Flügel heile. naja das mit dem schwubbeldiwupp musst Du halt so nehmen wie´s Styx sagt..
Im Schwedischen sagt man übrigens wer auf was Gutes wartet wartet nie zu lange..
Grüsse aus dem Pippi Langstrumpfland Hanna
 

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