Sunny hat die Behauptung, daß sich das durchs Spielen "intoniert" in ironisierende Anführungszeichen gesetzt: Die Hammerfläche, die so schief abgezogen ist, daß sie die dritte Saite nicht erfaßt, wird sich irgendwann dadurch angleichen, daß die anderen Stellen wieder hart gespielt und zusammengedrückt sind und deshalb nun auch die noch nicht so zusammengedrückte Stelle die Saite erreicht. Das Einspielen schlecht abgezogener Hämmer kann man aber schlicht nicht "Intonieren" nennen.
Sinn des Abziehens und des Stechens (das den größeren Teil der Arbeit ausmacht) ist, daß der Klang wieder ausgewogen, nicht drahtig scheppernd, aber auch nicht matschig weich, sondern optimal ist. Dieser optimale Klang wird durch jedes Spielen immer ein wenig schlechter, er hat immer zum Zeitpunkt der erfolgten Intonation optimal zu sein, sonst müßten Klaviere ja umso besser klingen, je abgespielter sie sind, und man sollte die Hämmer tunlichst nie abziehen lassen -- das ist höherer Blödsinn. Es gibt keine Stimmung und keine Intonation, die durch übermäßige Beanspruchung des Instruments besser wird. Der Tip, durch vieles Spielen würde sich das erledigen, kann trotzdem stimmen: man gewöhnt sich an alles.
Wie gleichmäßig der Hammer alle drei Saiten erfaßt, kann man übrigens leicht durch zwei Methoden kontrollieren:
1. Den Hammer gegen die Saiten drücken, so daß er sie abdämpft, und jede Saite einzeln anzupfen; dann hört man, welche Saite beim Anzupfen noch klingt und vom Hammer nicht erfaßt wird.
2. Kohlepapier zwischen Hammer und Saite halten und einen lauten Ton anschlagen. Die Kohle schlägt sich auf dem Hammerfilz nieder und man sieht nun sehr genau, wie gleichmäßig der Hammer alle Saiten berührt; der Saitenabdruck wird bei jeder Saite etwas unterschiedlich sein, das ist noch normal, aber deutliche Ausreißer sind hierbei leicht zu erkennen. (Keine Bange: das bißchen Kohlestaub auf dem Filz schadet nicht, und er ist bald wieder abgespielt.)