Handgelenks-Schmerzen: Vorspiel absagen?

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Clavifilius

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4. Apr. 2010
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Hallo!

Meiner Klavierlehrerin habe ich zugesagt, am kommenden Sonntag an einem öffentlichen Vorspiel teilzunehmen, bei dem verschiedene Klavierlehrer der Region einzelne Schüler vorspielen lassen.
Entsprechend gewissenhaft habe ich in letzter Zeit meine Vorspiel-Stücke geübt, d.h. mehr gespielt als meine üblichen 30 bis 60 Minuten täglich.
Vorgestern merkte ich deutliche Schmerzen im linken Handgelenk sowie Lähmungserscheinungen an einem Finger der rechten Hand.

(Obwohl ich versuche, auf Lockerheit des Handgelenks zu achten, kam es in der Vergangenheit schon mehrfach zu Handgelenksschmerzen - vermutlich aufgrund zu starker Anspannung/Fixierung. Die Schmerzen vergingen in solchen Fällen erst nach einigen Wochen.)

Nachdem mir die erneuten Schmerzen bewusst wurden, habe ich gestern eine Klavierpause eingelegt und erst vorhin wieder gespielt. Dabei kam es im linken Handgelenk zu so starken stechenden Schmerzen, dass ich sofort stoppen musste.

Jetzt stehe ich vor der Frage, ob ich das öffentliche Vorspiel absagen soll. Eine solche Absage wäre mir unangenehm, da meine Klavierlehrerin überhaupt erst nach meiner Zusage entschieden hat, an dieser Veranstaltung mitzuwirken.


Wie seht Ihr das?
Gibt es vielleicht Schmerzmittel, die in solchen Fällen Klavierspiel ermöglichen, ohne Schäden anzurichten?

(Hinweis: Solange ich NICHT spiele, schmerzt auch das Handgelenk nur geringfügig. Und ich weiß aus Erfahrung, dass es auch ohne ärztliche Behandlung in wenigen Wochen vollständig heilt, wenn ich es schone.)

Viele Grüße
Clavifilius
 
(Obwohl ich versuche, auf Lockerheit des Handgelenks zu achten, kam es in der Vergangenheit schon mehrfach zu Handgelenksschmerzen - vermutlich aufgrund zu starker Anspannung/Fixierung. Die Schmerzen vergingen in solchen Fällen erst nach einigen Wochen.)
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Jetzt stehe ich vor der Frage, ob ich das öffentliche Vorspiel absagen soll. Eine solche Absage wäre mir unangenehm, da meine Klavierlehrerin überhaupt erst nach meiner Zusage entschieden hat, an dieser Veranstaltung mitzuwirken.
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Wie seht Ihr das?
Gibt es vielleicht Schmerzmittel, die in solchen Fällen Klavierspiel ermöglichen, ohne Schäden anzurichten?


Lieber Clavifilius,

ich glaube, ich würde das Problem mit deiner Lehrerin besprechen, denn die geht es ja auch direkt an.

Die Frage ist, ob du überhaupt so spielen kannst! Mit Schmerzmitteln kenne ich mich da nicht aus.

Insgesamt ist das wirklich ein Alarmzeichen, das ich sehr, sehr ernst nehmen würde! Du hast ja schon in der Vergangenheit über Schmerzen geklagt - irgendetwas stimmt also ganz und gar nicht!

Von Grund auf müsste man anfangen, denn manchmal lässt gerade die Konzentration auf ein lockeres Handgelenk die übrigen Muskeln verspannen oder sogar das Handgelenk selbst. Vielleicht hältst du es ja zu starr - ein Gelenk in Bewegung ist niemals verkrampft (eigentlich ist es auch eher eine Blockade eines Gelenks, die durch zu hohe Muskelspannung erreicht wird). Eigentlich sollte das Gefühl der Gelöstheit immer ein ganzheitliches sein: der Klang fließt vom Rücken in die Arme durch die Hände bis in die Fingerkuppen, die ihn ihrerseits über die Taste ins Klavier leiten. Arrau hat mal gesagt, dass der Arm wie eine Schlange sei.

Aber nun zu deinem Problem: momentan scheinst du ja nicht spielen zu können. Kannst du das Stück schon gut, so dass du dir ein paar Tage Übepause leisten kannst (mental üben...) und kannst du spontan ab- oder zusagen?

Wenn ja, kannst du vielleicht doch spielen. Aber sprich unbedingt mit deiner Klavierlehrerin! Sie muss von deinen Schmerzen wissen!

Ich drück dir die Daumen!!!!!!!!!

Gute Besserung!!!

chiarina
 
Hallo,

wenn Du arg Schmerzen hast, dann lass das Vorspielen sein, deine Lehrerin sollte Verständnis dafür haben.

Anschließend mach dich bitte auf Fehlersuche, woran es liegen könnte, falls du die Schmerzen immer und nur bei Klaviespielen bekommst.

Schmerzen sind ein Warnsignal.

LG
violapiano
 
Hallo Clavifilius,

so bitter es ist - ich würde auf meinen Körper hören. Solche Symptome mit Lähmungserscheinungen sind Warnhinweise möglicherweise für ein Karpaltunnelsyndrom oder eine Sehnenscheidenentzündung. Und damit sollte man nicht spaßen sondern eher pausieren - und zum Arzt gehen und abklären lassen. Sicher gibt es Mittel, die die Schmerzen nehmen können, nur ich würde es mir wirklich sehr gut überlegen, ob Du Dich mit Kortisonspritzen und co "nur" für ein Vorspiel fit machen lässt. Und es kann passieren, dass Du mit Medikation im Endeffekt das Ganze noch verschlimmerst, da Du unter Schmerzmitteln weiter belastet als sinnvoll. Zudem ist es doch auch fraglich, dass Du mit Deiner Leistung dann zufrieden bist, da das Ergebnis am Klavier vermutlich mit Handschmerzen nicht so klingt, wie Du Dir wünschst.

Wenn es immer wiederkommt, wie Du beschreibst würde ich auch einmal Deine Klaviertechnik überprüfen (lassen), da es nicht normal ist, dass man so sehr verspannt, dass es zu diesen Symptomen kommt.
Ich selber habe es schon zu einer Sehnenscheidenentzündung durch Computerarbeit (Touchpad) geschafft und weiß sehr genau, wie schmerzhaft so etwas ist. Aber auch mir hat damals nur eine längere Pause mit Ruhigstellung, Physiotherapie, eine Ergo Tastatur + Maus und viel Geduld geholfen.
Gute Besserung!
 
Herzlichen Dank für die Rückmeldungen!

Ich werde das Problem erst einmal mit meiner Klavierlehrerin besprechen.
Da ich die Vortragsstücke schon sehr gut eingeübt habe, könnte ich auch kurzfristig entscheiden, ob ich an dem Vorspiel teilnehme und bis dahin das Klavierspiel ruhen lassen.

Allerdings stellt sich wirklich die Frage, ob eine solche Situation befriedigend ist, dass ich beim Vorspiel stets damit rechnen muss, es aufgrund von plötzlich wieder eintretenden Schmerzen gezwungenermaßen abzubrechen.

Mir erscheint es nun auch unbedingt notwendig, an meiner Spieltechnik etwas zu ändern. Offenbar mache ich irgendwelche grundsätzlichen Fehler, obwohl ich dachte, auf Entspannung von Gelenken und Muskeln zu achten.

Viele Grüße
Clavifilius
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Mir erscheint es nun auch unbedingt notwendig, an meiner Spieltechnik etwas zu ändern. Offenbar mache ich irgendwelche grundsätzlichen Fehler, obwohl ich dachte, auf Entspannung von Gelenken und Muskeln zu achten.
zu überlegen ist auch, welche Belastungen sich summieren, denn sicherlich hast Du noch mehr als genug anderes zu tun als Klavier zu üben, will sagen Deine Arme und Hände werden sind doch sicherlich nicht nur mit Klavierüben befasst (denkbar wäre, dass das Lenkrad mit angespanntem Handgelenk bei längeren Fahrten gehalten wird usw usw) - - dass im Unterricht eine Weile mehr auf Geschmeidigkeit als auf technischen Fortschritt geachtet werden muss, versteht sich von selbst.

Gruß, Rolf
 
zu überlegen ist auch, welche Belastungen sich summieren, denn sicherlich hast Du noch mehr als genug anderes zu tun als Klavier zu üben, will sagen Deine Arme und Hände werden sind doch sicherlich nicht nur mit Klavierüben befasst (denkbar wäre, dass das Lenkrad mit angespanntem Handgelenk bei längeren Fahrten gehalten wird usw usw) - - dass im Unterricht eine Weile mehr auf Geschmeidigkeit als auf technischen Fortschritt geachtet werden muss, versteht sich von selbst.

Herzlichen Dank für den Hinweis: Tatsächlich muss ich mehrfach pro Woche über 200 km Auto fahren, evtl. ebenfalls eine Belastung der Handgelenke, die hinzukommt.

Ich hoffe, meine Klavierlehrerin hat Ideen, wie im Unterricht "auf Geschmeidigkeit" zu achten ist. Zu den Feuchtwanger-Übungen meinte sie einmal, sie sei darin nicht ausgebildet. Vielleicht muss ich das mal autodidaktisch probieren, anhand des Lehrmaterials und der Videos, die es dazu gibt.

Viele Grüße
Clavifilius
 
Soeben hatte ich eine Klavierstunde - und die Problematik mit meiner KL besprochen.

Überraschenderweise gab sie mir die Rückmeldung (nach erneutem Vorspiel), dass Sie bei mir keinerlei Verkrampfungen oder ungewöhnliche Stellungen der Hand und dergleichen erkennen kann.

Sie führt die Handgelenksschmerzen darauf zurück, dass ich eine Zeitlang deutlich mehr als sonst gespielt habe und die Gelenke daran nicht gewöhnt waren.

Ansonsten haben wir versucht, bei meinem längeren Vortragsstück eine "leichtere" Fassung für die linke Hand zu finden, bei der die Schmerzen nicht so stark sind. Das hat leider nicht hinreichend geklappt.

Deshalb haben wir uns zuletzt darauf geeinigt, dass ich am Sonntag zumindest ein kürzeres und leichteres Stück spiele, bei dem die Schmerzen nur geringfügig auftreten.


Jetzt habe ich noch eine Frage an die Klavierlehrer und erfahrenen Spieler in diesem Forum: Kennt Ihr das Phänomen, dass sich Gelenke erst allmählich an längeres Klavierspiel gewöhnen müssen?
Wie ist das bei denjenigen, die täglich deutlich mehr als eine Stunde üben?
Traten oder treten bei Euch Beschwerden an den Gelenken (oder Sehnen etc.) auf?

Viele Grüße
Clavifilius
 
Hoffentlich hat Deine Lehrerin recht - auf jeden Fall gibt es das und ist auch nicht selten. Ich glaube aber, dass manche Reaktion deshalb besorgt war, weil Du von sehr starken Schmerzen berichtet hast. Wenn Du also gravierende Beschwerden infolge von Fehlbewegung inklusive Überanstrengung ausschließen kannst, dann brauchst Du Dir eigentlich keine Sorgen machen.

Nach jedem längeren Urlaub: die Ausdauer ist nicht mehr wie vorher, es dauert ein paar Tage, bis alles wieder rund läuft.
Bei sehr viel Üben: natürlich werden Hände und Arme müde, und macht man zuviel, kann´s auch mal weh tun - wohl ein Warnsignal. Trotzdem weitermachen, aber in der Intensität reduziert (nicht extra schnell, nicht extra laut - sondern extra weich und extra locker - - also: in Bewegung bleiben)
 
Hallo Rolf!



Ja, das hoffe ich auch. Deine "Formen der Geduld" liegen zwar ausgedruckt auf meinem Klavier und ich versuche sie zu beherzigen, hatte aber eher den Eindruck, dass dennoch weiterhin Verspannungen vorhanden sind.
Deshalb hat mich die "Entwarnung" heute überrascht.

Ich glaube aber, dass manche Reaktion deshalb besorgt war, weil Du von sehr starken Schmerzen berichtet hast.

Bei bestimmten Drehbewegungen des linken Handgelenks beim Klavierspiel traten und treten starke Schmerzen auf. Im Alltag merke ich das so gut wie gar nicht.


Trotzdem weitermachen, aber in der Intensität reduziert (nicht extra schnell, nicht extra laut - sondern extra weich und extra locker - - also: in Bewegung bleiben)

Das werde ich versuchen.

Feuchtwanger berichtet in seinem Lehrmaterial - soweit ich mich erinnere - von vielen Pianisten, die durch falsches Üben gravierende Schäden davontragen, aber üblicherweise gar nicht merken, dass sie falsch geübt haben.

Insofern kann ich nicht wirklich sicher sein, ob meine Bewegungen inzwischen tatsächlich "unverkrampft genug" sind, um längeres Üben zu ermöglichen.

Beste Grüße
Clavifilius
 
Natürlich können nach sehr intensivem Üben die Hände richtig müde sein und vielleicht sogar leicht schmerzen. Aber *spätestens* am nächsten Tag müssen diese Beschwerden weg sein. "Wie Phönix aus der Asche" ...
Wenn die Beschwerden über Nacht anhalten, läuft etwas *grundsätzlich* schief. Sehr viele Pianisten, Laien wie Profis, haben Schwierigkeiten, Verspannungen beim Spiel zu diagnostizieren. Viele Lehrer haben größte Probleme, jenseits klarer Fehlhaltungen unnötige Verspannungen bei ihren Schülern zu bemerken und/oder zu lokalisieren.

Clavifilius, du musst jetzt klug sein und richtig handeln: 1) Du wirst nicht vorspielen (das Ereignis ist ohnehin schon vergiftet). 2) Du wirst in aller Ruhe und Ausführlichkeit zusammen mit deiner Lehrerin in deine Spieltechnik reinhorchen. Gelingt das trotz Klavierlehrerin nicht, wirst du dir einen neuen Lehrer suchen.

Ich wünsche ganz viel Erfolg!
 

Ich hatte das Problem auch ein einziges Mal... der erste Satz von Beethovens Pathetique in Kombination mit persönlicher Übermotivation und Eifer und salopp gesagt Null Ahnung, wie die Oktavtremoli in der linken Hand technisch umgesetzt werden könnten. Nach vier Tagen viel und schlecht Üben tat das linke Handgelenk nur noch extrem weh...

Ich war immerhin in der komfortablen Situation, kein Vorspiel ins Haus stehen zu haben und habe deshalb einfach eine Woche lang nur mit der rechten Hand geübt und die linke geschont. Und aus Angst dann danach die Pathetique mit der linken Hand nie mehr wirklich geübt, weshalb ich auch heute noch weit davon entfernt bin, diesen Satz spielen zu können.

Langer Rede kurzer Sinn. Bei starken Schmerzen würde ich das Vorspiel absagen, bei erträglichen Schmerzen würde ich ein Stück vorspielen, was in der linken Hand nicht mehr geübt werden muss bis zum Vorspiel (und welches zusätzlich am besten eher ein langsames Zeitmaß hat, um eine versehentliche Überbelastung der linken Hand fast komplett auszuschließen). Ansonsten einfach schonen und abwarten.

Wenns trotz Schonung dann nicht besser wird nach einigen Tagen --> Arzt?
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
ich kann dir nur den Ratschlag geben sofort aufzuhoeren mit dem Ueben, Deckel zu, Konzert absagen, basta ! Arbeitest Du noch am Computer ? sowie es aussieht hast Du eine Sehnenscheidenentzuendung, dies wird zudem durch den Stress Faktor zusaetzlich beguenstigt. Die Angelegenheit ist ernst zu nehmen, da sie sonst chronisch wird, die Gelenke muessen ruhig gestellt werden, dazu braucht es eine Bandage und die dazugehoerigen Medikamente, allso nicht lange herausziehen dein Hausarzt wird die notwendigen Massnahmen ergreifen, gute Besserung

Cordialement
Destenay
 
"Ansonsten haben wir versucht, bei meinem längeren Vortragsstück eine "leichtere" Fassung für die linke Hand zu finden, bei der die Schmerzen nicht so stark sind. Das hat leider nicht hinreichend geklappt."

:eek::shock:

Wenn ich so etwas lese, sträubt sich mir doch das Nackenfell. Du solltest jetzt noch schnell umlernen, und dann trotz Problemen spielen?:confused:

Das klingt für mich nach einem neuen Klavierlehrer. Deine Klavierlehrerin sollte ihr Interesse daran, dass Du vorspielst, hinter deiner Gesundheit und deinem Befinden am Klavier zurückstellen!

LG
violapiano
 
Vielen Dank für die weiteren Rückmeldungen!

Ich kann Eure kritischen Kommentare und auch die Appelle, das Vorspiel komplett abzusagen, durchaus nachvollziehen.

Es ist aber so, dass ich mich gestern mit meiner Klavierlehrerin darauf geeinigt habe, ein einfaches, kurzes und langsames Stück vorzutragen, damit die Teilnahme nicht komplett abgesagt werden muss.

Zu dieser neuerlichen Zusage stehe ich auch: Ich lasse meine Klavierlehrerin da nicht hängen. (Es ist übrigens mit Abstand die beste Klavierlehrerin, die ich jemals hatte - und es hat lange gebraucht, sie zu finden - also denke ich nicht über einen Wechsel nach.)

Üben muss ich das Stück nicht mehr - und das ganz kurze Vorspiel betrachte ich nicht als gesundheitliches Risiko.

Demgegenüber hatte ich es abgelehnt, das längere Stück vorzutragen, bei dem ich nur unter Schmerzen spielen könnte.

Ansonsten stimme ich natürlich Euren Kommentaren zu, dass die Schmerzen vielleicht doch auf Verspannungen/Fehlhaltungen zurückzuführen sind, die evtl. nicht offensichtlich sind und nicht gleich auffallen.
Ich werde diese Angelegenheit mit meiner Klavierlehrerin noch einmal ausführlich besprechen und der Sache nachgehen.

Beste Grüße
Clavifilius
 
Hallo!

Das kurze Vorspiel letzten Sonntag hat gut geklappt, obwohl es für mich doch sehr ungewohnt ist, vor einem größeren Publikum zu spielen.

Inzwischen spüre ich keine Handgelenks-Schmerzen mehr, so dass ich wieder damit beginne, maßvoll zu üben und dabei verstärkt auf "Lockerheit" zu achten.

Viele Grüße
Clavifilius
 

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