Handgelenkgsrotation bei Arpeggien

Claudio

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Am Freitag habe ich meine erste richtige Klavierstunde gehabt und dabei ist unter anderem das Thema Handgelenksrotation bei Arpeggien und Legatopassagen zur Sprache gekommen. Da ich auf dieses Thema schon einmal im Kratzert (Technik des Klavierspiels, Seite 75ff) gestossen bin, habe ich den entsprechenden Abschnitt noch einmal durchgelesen und dabei sind einige Fragen aufgetaucht, die ich gerne hier in die Runde stellen möchte.

Kratzert führt anhand eines kleinen Stücks aus Bartóks Mikrokosmos (Band II, Nr. 41) in die Handgelenksrotation ein (siehe angehängtes Bild). Die Arpeggien bis Takt 5 lässt er mit einem elliptischen Bogen oben durch spielen. Mit einem elliptischen Bogen geht es von der jeweils letzten Note untendurch zur ersten des nächsten Akkords (kleine Pfeile unter den Notenlinien). Ab Takt 5 sollen die fallenden Arpeggien dann mit einem elliptischen Bogen des Handgelenks untendurch gespielt werden, zurück geht es oben durch.

Nun zu meinen Fragen:

1) Wie müssten die Bogen am Ende von Takt 4 und in den Takten 7 bis 9 eingezeichnet werden.

2) Wäre es auch möglich, bei den steigenden Arpeggien die elliptischen Bogen von links nach rechts unten durch und bei den fallenden von rechts nach links oben durch zu machen? Oder anders gefragt: was sind eigentlich die Regeln für diese Handgelenksrotationen. Kratzert geht hier nicht sehr weit ins Detail.
 

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Hallo Claudio,

interessant, interessant. Seitdem ich an der Uni eine sehr erfahrene und meines Erachtens äußerst gute Klavierpädagogin getroffen habe, stehen die Bewegungsrichtungen dieser "Bögen" bei mir an wichtigster und auch interessantester Stelle. Ich weiß nicht, ob hier jemand schon einmal etwas von der Atemtypenlehre gehört hat, ist ja auch egal, aber: Laut meiner (ehem.) Klavierlehrerin gibt es zwei Typen von "Musikermenschen". Für die einen ist es die natürlichste und einfachste Sache der Welt, die "Bögen" so zu spielen, wie es in deinem Notenbeispiel gekennzeichnet ist. Laut der Atemtypenlehre müssten es die "Ausatmer" sein. Ich wiederum bekomme einen Knoten in Finger und Gehirn, wenn ich sie so herum spiele. Es würde bei mir nie flüssig und "selbstverständlich" klingen. Ich würde es also so spielen, wie du es als Alternative vorschlägst. Ich bin nämlich ein "Einatmer" und fühle mich nur in der anderen Bewegungsrichtung wohl. Ich weiß, das klingt jetzt äußerst esoterisch und albern, ist es aber nicht. Das habe ich am eigenen Leibe, trotz aller Skepsis, erfahren.
Ich möchte dir nur ans Herz legen, alles das, was sich beim Spielen nicht gut anfühlt, was dich nicht weiter bringt, einmal "andersherum" zu versuchen und dich ermutigen, zwischendurch etwas zu "experimentieren". Wenn sich das "ungesund" anfühlt oder schlecht klingt, wird dich dein Lehrer schon darauf hinweisen. Ich bin jedenfalls sehr glücklich, dass ich diese Unterschiede erfahren durfte.

Liebe Grüße und viel Erfolg,
Pianika
 
Hallo Pianika

Danke für deinen interessanten Beitrag. Von der Atemtypenlehre habe ich bis jetzt noch nie etwas gehört. Ich habe ein wenig in Google gestöbert und bin auf einige informative Beiträge gestossen, auch in Bezug auf Linkshändigkeit. Ich gehöre offensichtlich zu der Gruppe Menschen, die die Bögen in der Art und Weise bevorzugen, wie sie in meinem Bild eingezeichnet sind. An einigen Stellen habe ich aber auch das Gefühl gehabt, das sich der Bogen andersherum ordentlich anfühlt. Daraus hat sich dann eben meine Unsicherheit ergeben. Was hat denn deine Klavierpedagogin gemeint, ist es egal und eben personenspezifisch, auf welche Art man den Bogen macht oder wäre eine bestimmte Art des Bogens vorzuziehen und falls ja, weshalb? Oder ist der Weg des Bogens (oben/unten durch) egal und es kommt viel mehr auf die Bogenbewegung des Handgelenks an sich an? Mich interessiert das auch deshalb, weil meine Klavierlehrerin gewisse Dinge einfach so haben will, wie sie sie selber gelernt hat und, so vermute ich, nicht sehr kompromissbereit ist. Dabei gibt es doch zahlreiche Arten, etwas zu spielen, die, je nach Anatomie, parallel ihre Berechtigung haben können (beispielsweise Fingersätze bei Arpeggien).

Liebe Grüsse
Claudio
 
Hallo Claudio,

streng genommen ist es typenspezifisch, welche Bogenrichtung passt. Wenn ich z.B. mit der linken Hand abwärtsgehende Töne spielen, dann bewegen sich bei mir Arm (kleine Bewegung, sieht man kaum)+Hand von unten nach oben links. Spiele ich links Töne aufwärts, so geht der Bogen untenherum. Mit der rechten Hand ist dies genau anders herum. Das ist jetzt so theoretisch in Worten schlecht zu beschreiben. Ich hoffe, du verstehst es trotzdem.
Manchmal gibt es aber Stellen, die funktionieren so einfach nicht. Dann darf man ruhig einmal die Bewegungsrichtung des "Gegentyps" ausprobieren. Mir ist das aber noch nie passiert.
Viele Grüße,
Pianika
 
Kommen solche Bewegungen nicht automatisch, wenn man etwas an den Anschlagsbewegungen der einzelnen Fingern arbeitet und ohne Anspannung spielen kann?

Ich frage aus Interesse, weil ich hier das erste Mal von dieser Methodik erfahren habe.
 
Hallo Guendola,

sicherlich "kommen solche Bewegungen" automatisch. Die Frage ist nur, warum und was automatisch kommt. Ich hatte beispielsweise lange, lange Zeit bei drei verschiedenen Lehrern Unterricht, die mit mir nie wirklich reine technische Übungen gemacht haben und nie mit mir über so etwas gesprochen haben. Ich habe dann also "automatisch irgendwie" gespielt. Unbewusst habe ich mir sicherlich die Bewegungen meiner Lehrer abgeschaut, wenn sie mir etwas vorgespielt haben. Auf diese Weise kam ich aber nie so weit, wie ich dann an der Uni mit meiner, dann vierten, Lehrerin gekommen bin.
Man könnte denken, dass alles das, was man ohne Verkrampfung und Anspannung spielen kann, so auch richtig ist. Den Unterschied wird man erst merken, wenn man sich einmal aufnimmt und dann einen "Vorher/Nachher" Vergleich zieht. Letztendlich fühlt man sich mit seiner typengerechten Bewegung aber auch viel wohler beim Spielen.

Viele Grüße,
Pianika
 
Bewegungen

Spielt man mit einer Hand, stellen sich die richtigen Schwünge (elliptisch oben oder untenrum) oft von selbst ein. Wird aber eine parallele Bewegung in beiden Händen verlangt, beobachtet man häufig, dass sich eine Hand nach der anderen richtet. Auf Grund der symmetrischen Bauweise unserer Hände spielt aber dann eine von beiden Händen nicht entspannt genug und stört auch noch die andere. Das Resultat: Bei höherer Geschwindigkeit wird es leicht assynchron.

Der Phasenwinkel der Bewegungen muss sich bei parallelem Spiel aber um 180 Grad unterscheiden, damit alles flüssig bleibt. Also ist der ideale Schwung der rechten Hand die obere Ellipse muss für das gleiche Notenbild in der anderen Hand die untere Ellipse die richtige sein.
 

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