Halleluja-Verse zu den Sonntagen im Jahreskreis

Bevor Sie einen einfachen Notentext, den Sie offensichtlich nicht verstanden haben, kritisieren.
Der Notentext ist allerdings schwer bis gar nicht zu verstehen. Die Textschwerpunkte kollidieren auf groteske Art mit den Taktschwerpunkten. Daran ändert auch diese Einlassung nichts:
Taktstriche und ihre Zählzeiten sind in diesem Liturgiegesang eher zu vernachlässigen als wesentlich.
Ein Takt legt ein Metrum fest, egal, ob das eine Sinfonie ist oder ein Liturgiegesang. Wenn der Takt gar kein Takt sein soll - wozu schreibt man ihn dann? Man kann Musik auch ohne Taktstriche notieren.


Für ihre Verbesserungen habe ich wie gesagt gerne und jederzeit ein offenes Ohr.
Ja, was denn jetzt?
 
Was ist am Notentext denn schwer zu verstehen?
das einzige, was weg müsste, sind die Taktstriche.

(vermutlich sind die vom Notensatzprogramm reingepflaumt worden und lassen sich nicht mehr vertreiben)

Das Orgelbegleitbuch zum GL war oder ist noch grusliger notiert (ich kenne nur das ältere). Das ist echt schon ein eigener Notenschriftdialekt. Im GL von 1975(?) findet man bei den Psalmgesängen ähnliche Leserätsel.

Im neuesten GL ist alles schon wieder stark vereinfacht, man muss also die Singetraditionen kennen (womit das uralte Problem wieder aufscheint, dass Komponisten nicht "alles" notierten, weil sie sich auf Traditionskenntnis verließen - angefangen schon bei den nicht notierten b und # in Alter Musik)
 
Was ist am Notentext denn schwer zu verstehen?
die immense Schöpfungshöhe? ...wie auch immer, ich weiß es nicht, ich nehme lediglich die Diskrepanz zwischen Text/Sprachrhythmus und der (hin und wieder unmotiviert synkopierten) "Melodik" wahr.
Notensatzprogramme: drei-drei Zeilen ohne Taktstriche haben doch inzwischen sogar die Demoversionen drauf (?!) (oder notfalls als Takt "100 Viertel" eingeben, dann hat man viel Platz für töne ohne Taktstriche)
 
Der kreative Tonfolgenkonstrukteur kann sicherlich beurteilen, ob der Sprachrhythmus der zu vertonenden Texte auffallende Synkopen verträgt oder nicht.
Sinn einer baulichen Konstruktion wäre in erster Linie, dass sie hält. In zweiter, dass sie gut aussieht und in dritter, dass sie billig ist.
Sinn einer Tonfolgenkonstruktion wäre in diesem liturgischen Zusammenhang ? Dass sie bei den Gläubigen hängen bleibt.
Dass dieser eine Satz, der im Idealfall der Kernsatz des Evangeliums für den Sonntag ist bei den Gottesdienstbesuchern hängen bleibt.
(und das ist gar nicht so einfach hin zu bekommen, da liest der Lithurg einfach ein anderes Evangelium, nimmt eine andere Übersetzung und schon passt das alles nicht mehr ). Und das ist bei den konventionellen regelgetreuen Konstruktionen á la Kantorenbuch+Musikhochschule wohl eher nicht der Fall.
 
Ein Takt legt ein Metrum fest, egal, ob das eine Sinfonie ist oder ein Liturgiegesang. Wenn der Takt gar kein Takt sein soll - wozu schreibt man ihn dann? Man kann Musik auch ohne Taktstriche notieren.
Zum einen, weil die Produktion schnell gehen muss, der Halleluja-Vers ist ja nur ein Bruchteil einer Vorbereitung eines Gottesdienstes;
eine Notendarstellung ohne Taktlinien ist machbar aber deutlich zeitaufwendiger, wenn man dann noch eine Begleitung dazu arrangieren will,
wird es dann wahrscheinlich etwas konfus, zum anderen bringt das Weglassen von Takten und Taktstrichen keine zusätzliche Information.
Das diese Art Liturgiegesang nicht im Metrum sondern frei gesungen werden muss , ist hinreichend bekannt.:tra192:
 
gleich neun (!) Silben hintereinander auf einem Ton hat der Beginn einer der berühmtesten Puccini-Arien - so gesehen könnte man das auch opernartig auffassen
Ist das diese Bass-Arie in cis-Moll, die was mit Spazierengehen zu tun hat? ;habe ich vor xx Jahren in so einem semidubiosen Best-of-Operas-Restaurant-Gig begleitet der Sänger nahm dazu bedeutungsschwanger einen Hut vom Klavierdeckel in die Hand... Das wäre ja dann auch Marschmusik, wie ich schrieb...^^
 
die von Paul Potts? :party:
 
...fängt zwar auch mit p an, aber ist nicht von Potts ;-) (und falls du nessun dorma meinst: das hat keine neun Tonwiederholungen am Anfang, sondern nur vier)
 

Zum einen, weil die Produktion schnell gehen muss, der Halleluja-Vers ist ja nur ein Bruchteil einer Vorbereitung eines Gottesdienstes;
Etwas richtig zu machen dauert auch nicht länger, als es falsch zu machen.

eine Notendarstellung ohne Taktlinien ist machbar aber deutlich zeitaufwendiger
Überhaupt nicht, jedenfalls nicht mit Finale.

zum anderen bringt das Weglassen von Takten und Taktstrichen keine zusätzliche Information
Richtig, aber es vermeidet falsche Informationen.

Ich habe mir mal die kleine Mühe gemacht und einen der Verse herausgesucht (hat insgesamt nur ein paar Minuten gedauert, du musst mir nichts dafür bezahlen).

Das war dein Original:
1673621906964.png

So sähe es ohne Taktstriche aus:
1673621960294.png

Man könnte es auch mit sinnvollerer Takteinteilung notieren:
1673622012367.png

Oder einen Schritt weiter gehen und den Rhythmus an den Sprachrhythmus anpassen:
1673622094677.png

Den letzten Schritt überlasse ich dir - der bestünde darin, den etwas unlogischen Melodieverlauf zu ändern. Dass in beiden Sätzen der melodische Höhepunkt auf eher unwichtigen Worten liegt, ist kompositorisch nämlich nicht gerade ein Glücksfall.
 
Du meinst vermutlich "Vecchia zimarra, senti". Die fängt immerhin mit 8 mal gis an. Auch nicht schlecht, aber nichts gegen "E lucevan le stelle" - da kommt 12 mal h nacheinander.

Aber das ist alles Pillepalle gegen Rossinis "Chi disprezza gli infelici" - diese Arie kommt insgesamt mit nur einer Note, dem b' aus:

 
Höhepunkte brauchen nicht höchste Noten sein. Die Ästhetik des Psalmgesangs gibt das überhaupt nicht her. Kirchenlieder halten sich auch nicht dran (Lobe den Herren, den mächtigen... mit Inbrunst wird das "den" jubiliert)

Die Taktwechsel sind gut, im Liturgiegesang wird man die eingestreuten Zweiertakte duolisch verbreitert singen (hier quasi punktierte Viertel, wenn der Viertelschlag durchläuft).
Der Kantor wird es richtig machen, egal, wie falsch notiert es da steht.

Es gab wohl mal Versuche, die gregorianischen Gesänge modern mit "richtigen" Notenwerten umzuschreiben (also mit Notenköpfen, Achtelfähnchen/-balken usw.) - ich glaube, es war Ahrens... aber hat sich nicht durchgesetzt.

Leicht OT: Ich werde bei Haussessions mit Alter Musik (toll, wiedermal C-Löcher zu sehen) manchmal an einen 415Hz-Digi gesetzt und soll colla parte einer Stimme beihelfen. Ich finde die alte ("weiße"?) Mensuralnotation um Längen intuitiver spielbar als aus modernen Umschriften. Die anderen Musiker nehmen auch die alten Noten. Die Stimmen werde aus irgendwelchen Denkmalsnoten herauskopiert.)
 
Ah, da lag ich ja fast richtig. :lol:Danke!

Richtig, die Rossini-Arie gabs mal auf einer Musikerparty. Völlig beknackt...

Wenn wir gerade bei Arien sind: es gibt so eine Art Gespenster-Arie in c-Moll (oder c dorisch), nur eine Silbe ("oh oh oh"...) auf mehreren wiederholten Tönen... so die Ecke Gluck oder früher... wohl für eine Frauenstimme...wie heißt sie?
 
Ja, ich meinte die weiße. Das "alt" bezog sich in Relation auf die mainstreamig "traditionelle" Notation.
 
Höhepunkte brauchen nicht höchste Noten sein. Die Ästhetik des Psalmgesangs gibt das überhaupt nicht her. Kirchenlieder halten sich auch nicht dran (Lobe den Herren, den mächtigen... mit Inbrunst wird das "den" jubiliert)
Das "den" ist zwar die höchste Note, aber nicht der melodische Höhepunkt des Stollens. Schon deshalb nicht, weil es auf einer unbetonten Zeit steht und die folgende Note verlängert ist. Wenn es mit Inbrunst jubiliert wird, dann ist das in jeder Hinsicht falsch. Und möglicherweise auch dem Organisten anzulasten, der das Lied schlecht begleitet.
 

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