Haarrisse im Stimmstockholz

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evergreenlyon

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Hallo,

Ich bin ganz neu hier und habe eine etwas ausergewöhnliche Frage. Durch einen Zufall hatte ich die Möglichkeit ein wunderschönes Klavier geschenkt zu bekommen. Ich bin Musiker und betreibe ein kleines Studio nebenher, in dem viele aussergewöhnliche und zweckentfremdete Instrumente ihren Platz haben. Das Klavier wurde verschenkt, da es mehrere feine Haarrisse im Stimmstockdoppel hat, was natürlich die Stabilität der Stimmwirbel beeinflusst und ein genaues Stimmen unmöglich macht. Dass das Klavier jemals wieder "schön" klingen wird, bezweifele ich stark. Aber trotzdem würde ich es gern stimmen können, auch wenn dass hiesse fiese Dinge mit dem Stimmtockholz zu machen, die einem Pianisten wahrscheinlich das Herz brechen würden. Es würde expereimentell genutzt werden, sollte aber trotzdem "sauber" gestimmt sein. Ist das möglich? Igendwie die Haarrisse zu entlasten um die Stimmwirbel normal nutzen zu können? Oder ist es dazu verdammt als Honkey-Tonk-Klavier zu dienen?;)

vielen dank schonmal im vorraus!
 
Dankeschön!

Das sieht doch schonmal sehr hilfreich aus! nur nochmal zum Verständnis: ich ziehe die von den Rissen umgebenen Wirbel raus, fülle die Risse mit flüssigem Sekundenklebstoff, warte einen Tag und führe am besten einen größeren Wirbel wieder ein, auf den ich dann die Seite wickele. Hab ich das so richtig verstanden?
 
Nö! :-)

Entweder Du versuchst das mit dem Sekundenkleber, also einfach ein, zwei tropfen an dem Wirbel reintröpfeln. Wobei ich das selbst noch nie versucht habe, also auch nicht weiß obs klappt.

Oder:

Du wechselst die Wirbel die nicht mehr genügend halt haben gegen Stärkere aus. Allerdings braucht man dazu entsprechendes Werkzeug und etwas Handwerkliches Geschick.
 
:D ok...
Dann versuch ichs nochmal: Gegen die Haarrisse selbst kann ich dann also garnichts machen. Ich stimme die Saite, und fixiere den Wirbel dann quasi mit dem Sekundenkleber. Klingt vernünftig. Entsprechendes Werkzeug um das mit den größeren Wirbeln zu machen habe ich leider nicht. Handwerkliches Geschick wird wohl alleine nicht reichen:)

viiiielen dank schonmal für die Hilfe! Du hast das Klavier davor gerettet angebort zu werden;)
 
: Ich stimme die Saite, und fixiere den Wirbel dann quasi mit dem Sekundenkleber. Klingt vernünftig.

Nein, nein, die Idee dahinter ist es eben nicht, den bereits gestimmten Wirbel mit dem Kleber zu fixieren. Die Idee ist, dass die Flüssigkeit in das Holz sickert und das Holz aufquellen lässt und somit für einen besseren Wirbelgang sorgt. Das ist zumindest die eine Theorie. Die andere Theorie besagt, dass durch den Kleber die Risse wieder gefüllt werden. Wie auch immer, angeblich funktioniert das, sagen zumindest die Amis.

Vorgehen: das Klavier auf den Rücken legen, dann Kleber an die Basis des Wirbels träufeln. Sollte schon einziehen, also nicht so viel, dass alles auf der Oberfläche zuklebt. Danach kann man direkt mal versuchen zu stimmen. Sollte es immer noch zu locker sein, das ganze wiederholen. Muss auch nicht ewig lange einwirken oder so. Kann schon sein, dass Kleber zwischen Wirbel und Bohrung gerät und den Wirbel dadurch etwas festklebt. Das soll man dann angeblich beim Stimmen merken, aber auch nur beim ersten Drehen. Danach geht es wieder normal, wenn man die Verklebung durch das Drehen gelöst hat.

Woher stammt denn die Info, dass es nicht mehr stimmbar ist? Risse im Stimmstockdoppel müssen nämlich gar nichts heißen. Das hat man oft, dass das Doppel Haarrisse aufweist, aber die Wirbel noch schön stramm sitzen.
 
übrigens: zwischenzeitlich hab ich ein altes Klavier gestimmt, wo das ganze Wirbelfeld mit irgendeiner transparenten Substanz überzogen war. Gut möglich, dass das Sekundenkleber war. Der Wirbelgang jedenfalls war über jeden Zweifel erhaben, war gut zu stimmen.

Und noch was: die Dämpfe von Sekundenkleber sollen nicht ganz ohne sein. Also immer für gute Belüftung bei dieser Arbeit sorgen!! Am besten einen Standventilator, der die Dämpfe von dir weg in Richtung geöffnetes Fenster pustet.
 
Viiieelen Dank für die detailreiche Erklährung!!!
Das Klavier wurde von einer Pianistin verschenkt, die wohl seit längerer Zeit Probleme mit dem Stimmen hatte. Die Information, dass es nicht mehr richtig stimmbar sei, stammt von einem Klavierstimmer, der das Klavier untersucht hat. Ich versuch es einfach erstmal ohne Klebstoff. Falls es nicht geht, teste ich die Möglichkeiten durch. Sobald ich Ergebnisse habe, lass ich was von mir hören.
VIELEN DANK NOCHMAL!
 
Du wechselst die Wirbel die nicht mehr genügend halt haben gegen Stärkere aus. Allerdings braucht man dazu entsprechendes Werkzeug und etwas Handwerkliches Geschick.

Wenn man ein altes Klavier mit entsprechend alten Saiten hat, ist das nicht gefährlich? Sind die Saiten nicht spröde und können brechen, wenn sie vom alten Wirbel abgewickelt und neu aufgewickelt werden? Bei Diskantsaiten wäre ja ein Neubezug kostengünstig zu bewerkstelligen, aber wenn umsponnene Saiten brechen, hat man ja wohl ein echtes Problem. Nicht nur, dass dann eine Einzelanfertigung ansteht, mit Einschicken der alten Saite, sondern auch dass besser alle Bass-Saiten erneuert werden müssten aufgrund des ansonsten großen Klangunterschiedes? Also mindestens 1.000 Euro oder mehr für neue Saiten+neue Wirbel? Oder sehe ich da was falsch?
 
@Mindenblues: Nein, grundsätzlich siehst Du das schon richtig.
Aber in dem Fall, wenn es um ein solches "versuchs" Instrument geht, dann hätte das für Ihn ja eine Kostengünstige möglichkeit sein können.

Ausserdem ist das ganze nicht so Problematisch, bei Wirbelwechseln gehen selten Saiten kaputt. Und falls doch, dann hätten sie das hochziehen auch nicht ausgehalten.
Denn die Saiten werden dabei nicht vom Wirbel abgewickelt, sondern ausgehängt, dann der alte Wirbel ausgedreht, der Neue eingeschlagen, Saite wieder eingehängt und den rest hochgezogen.

Gefährlich, naja, wenn man nicht weiß was man da macht, sollte mans sein lassen. :-)

Auch das auswechseln einzelner Basssaiten ist vom Klang her nicht so Problematisch. Oder man wechselt dann beide Saiten von einem Chor.
 
Denn die Saiten werden dabei nicht vom Wirbel abgewickelt, sondern ausgehängt, dann der alte Wirbel ausgedreht, der Neue eingeschlagen, Saite wieder eingehängt und den rest hochgezogen.

Danke für die Info! Ich habe in unserem Ferienhaus ein über 100 Jahre altes, wirklich wunderschön klingendes Oberdämpferklavier. Die Wirbel sitzen noch nicht zu leicht, aber schon ziemlich leicht. D.h., es wäre auch irgendwann mal eine Option, Wirbel mit etwas höherem Durchmesser reinzuschlagen, und die Gefahr des Saitenbruchs ist doch nicht so hoch wie ich befürchtet habe?
Auf der anderen Seite, dieses Klavier hält ganz gut die Stimmung, sicherlich erstaunlich bei einem so alten Instrument, so dass derzeit noch kein Handlungsbedarf da ist.
 

Also so lange die Wirbel noch halten würde ich gar nichts daran ändern!

Das die Saiten dabei reissen ist sehr gering.
Das passiert eher bei alten Instrumenten die lange nicht gestimmt wurden. Dort kann es dann sein, das die Saiten sich am Wirbel durch Rost festsetzen, sobald man dann den Wirbel dreht ist der Widerstand sehr hoch und die Saiten reissen.
 

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