Gema kürzt Tantiemen für Kirchenmusik auf ein Viertel

Stilblüte

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Hallo ihr Lieben,

Der Information halber, da ich finde, dass sowas nicht einfach stillschweigend passieren sollte: Die Gema hat kürzlich beschlossen, dass die Tantiemen für Kirchenmusik auf ein Viertel (nicht: um ein Viertel!) gekürzt werden sollen. Hat man also bisher 1000€ pro Jahr an Tantiemen erhalten, sind es in Zukunft noch 250€. Waren es 10.000, sind es noch 2.500€. Das sind 7.500€ pro jahr und 150.000€ in 20 Jahren.

Dies könnte das Aus für manche Verlage bedeuten, ganz zu schweigen von Komponisten, die dies völlig unerwartet und unvorbereitet trifft. Langfristig wird es zur Folge haben, dass es weniger Auswahl an Noten gibt und weniger komponiert wird.

Ich bin einigermaßen sprachlos...

entsetzte Grüße
Stilblüte
 
Danke für die Info!
Kannst Du eine Quelle nennen, wo Du das gelesen hast?
 
Ich bin Banause...aber zumindest ein interessierter Banause ;)

Wer komponiert denn heutzutage Kirchenmusik? Ist das verbreitet?

Diese Liste endet mehr oder weniger um 1800, bis auf sehr wenige Ausnahmen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Kirchenmusikkomponisten

Sie spiegelt aber sicher nur die bekanntesten Vertreter wieder.
Wird da heutzutage wirklich noch so viel komponiert und betrifft das wirklich relevant viele Personen?
 
Liebe Stilblüte, hier wäre wirklich eine Quelle interessant. Eine Suche nach "gema kirchenmusik" bei Tante Google hat keine entsprechende Information zu Tage fördern können. Dafür zeigt sich aber, dass es zwischen Gema und Kirchen umfassende Vereinbarungen hinsichtlich der Aufführung urheberrechtlich geschützter Werke gibt. Es wäre also zu prüfen, ob die GEMA wirklich einseitig die Tantiemenausschüttung gekürzt hat, oder ob es vielleicht an anderer Stelle Zugeständnisse gab, das ganze also ein "Deal" ist. Der natürlich an den Rechteinhabern vorbei gehen würde.
 
Wer komponiert denn heutzutage Kirchenmusik?
Doch doch, es gibt auch neue Kirchenlieder. Zum Beispiel in der Jugendarbeit. Musicals mit christlichem Inhalt sind ganz angesagt; unser Kinderchor studiert jedes Jahr ein solches ein. Und tatsächlich müssen auch Abgaben für die Aufführung gezahlt werden, was natürlich blöd ist, wenn man es z. B. zur Ausgestaltung eines Stadtteilfestes aufführt und dabei auch noch Kosten entstehen.
 
Es gibt jede Menge zeitgenössischer Kirchenmusikkomponisten. Lothar Graap, Johanna Asmussen, Liselotte Kunkel, Maja Bösch-Schildknecht, June Nixon, Kathryn Rose, Chris Hutchings...
Der Verband ev. Kirchenmusiker in Bayern hat einen ganzen Sammelband herausgegeben mit Stücken von 9 aktiven Kirchenmusikern.
Und so weiter...
 
Und tatsächlich müssen auch Abgaben für die Aufführung gezahlt werden, was natürlich blöd ist, wenn man es z. B. zur Ausgestaltung eines Stadtteilfestes aufführt und dabei auch noch Kosten entstehen.

Das ist schon eine Frechheit von den Komponisten, dass die auch noch Geld für ihre Arbeit haben wollen! Bleibt zu hoffen, dass wenigstens die Brauerei das Bier kostenlos zur Verfügung stellt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist schon eine Frechheit von den Komponisten, dass die auch noch Geld für ihre Arbeit haben wollen!
Ooops! So meinte ich das nicht. Ich bin sicher der letzte, der nicht auch an den Verdienst der Komponisten denkt. Trotzdem ist es für unseren Chor ein Problem. Inzwischen löst die Chorleiterin das Problem, indem sie selbst die Musicals komponiert (ziemlich cool macht sie das übrigens). Womit sich der Kreis schließt - sie schreibt also notgedrungen auch Kirchenmusik.
 
Trotzdem ist es für unseren Chor ein Problem. Inzwischen löst die Chorleiterin das Problem, indem sie selbst die Musicals komponiert (ziemlich cool macht sie das übrigens).
Womit dann andere Komponisten gar nichts mehr bekommen, da auf die Aufführung Ihre Werke komplett verzichtet wird.

Hat man also bisher 1000€ pro Jahr an Tantiemen erhalten, sind es in Zukunft noch 250€. Waren es 10.000, sind es noch 2.500€. Das sind 7.500€ pro jahr und 150.000€ in 20 Jahren.
Das muss nicht so sein. Sinkende Preise führen gerade bei immateriellen Gütern, für die keine Produktionskosten entstehen, nicht zwingend zu geringerem Umsatz oder Gewinn.

Über diese grundsätzliche betriebswirtschaftliche Anmerkung hinaus maße ich mir nicht an, die Maßnahme der GEMA kompetent bewerten zu können.
 
Hallo ihr Lieben,

Der Information halber, da ich finde, dass sowas nicht einfach stillschweigend passieren sollte: Die Gema hat kürzlich beschlossen, dass die Tantiemen für Kirchenmusik auf ein Viertel (nicht: um ein Viertel!) gekürzt werden sollen. Hat man also bisher 1000€ pro Jahr an Tantiemen erhalten, sind es in Zukunft noch 250€. Waren es 10.000, sind es noch 2.500€. Das sind 7.500€ pro jahr und 150.000€ in 20 Jahren.

Dies könnte das Aus für manche Verlage bedeuten, ganz zu schweigen von Komponisten, die dies völlig unerwartet und unvorbereitet trifft. Langfristig wird es zur Folge haben, dass es weniger Auswahl an Noten gibt und weniger komponiert wird.

Ich bin einigermaßen sprachlos...

entsetzte Grüße
Stilblüte

Das passt ja hervorragend zu den jährlichen Gebührenerhöhungen der GEMA.

  • Ausgaben reduzieren + Einnahmen erhöhen

Seit ich Gema Gebühren zahle (2006) haben sich die Beiträge um 25 % erhöht. Jedes Jahr kontinuierlich ein paar Prozente. Ich darf gespannt sein ob sich die Reduzierung der Kirchenmusikvergütung auf meine Beiträge auswirkt. Ich befürchte - Nein.

PS: Ich zahle gern und mit voller Überzeugung Gema Gebühren.
 

Womit dann andere Komponisten gar nichts mehr bekommen, da auf die Aufführung Ihre Werke komplett verzichtet wird.


Das muss nicht so sein. Sinkende Preise führen gerade bei immateriellen Gütern, für die keine Produktionskosten entstehen, nicht zwingend zu geringerem Umsatz oder Gewinn.

Über diese grundsätzliche betriebswirtschaftliche Anmerkung hinaus maße ich mir nicht an, die Maßnahme der GEMA kompetent bewerten zu können.

Gut, dass wir diese Überlegung nicht vergessen.
Die Situation, dass aus finanziellen Gründen auf gut Gemeintes im Sinne lebender Komponisten verzichtet werden muss, ist mir allzu bekannt.
Über die ursprüngliche Information und deren Quelle weiß ich bisher nichts.
 
So - entschuligt den kurzen Beitrag, ich war gestern auf dem Sprung, wollte das aber noch unbedingt mitgeteilt haben. Schriftliche Quellen liegen mir bisher nicht vor, aber ich bin indirekt und direkt (als Erbin) betroffen: Mein Vater ist aktiver und erfolgreicher Komponist als Kirchenmusiker, er hat über mehrere Jahrzehnte für verschiedene Besetzungen und Instrumente komponiert: Für Kinderchor und Erwachsenenchor, Posaunenchor und Orgel (da bringt er ganz neue Töne rein, seine Orgelhefte sind sehr beliebt).
Das erfolgreichste sind vermutlich seine Kindermusicals - allerdings werden die Aufführungsrechte für Musicals, anders als von euch angenommen, nicht von der Gema abgerechnet, sondern über die Verlage.
Der Verband ev. Kirchenmusiker in Bayern hat einen ganzen Sammelband herausgegeben mit Stücken von 9 aktiven Kirchenmusikern.
Falls du den Sammelband mit Choralvorspielen meinst, ist da auch mein Vater vertreten und dazu einige andere Kirchenmusiker, die ich kenne.
Das muss nicht so sein. Sinkende Preise führen gerade bei immateriellen Gütern, für die keine Produktionskosten entstehen, nicht zwingend zu geringerem Umsatz oder Gewinn.
Das hast du falsch verstanden - wenn die Gema weniger ausschüttet, schüttet sie weniger aus. Da kann man gar nichts machen.

Ich bin gerade etwas im Stress, weil ich in drei Wochen aus New York zurückkehre, aber ich werde mich bei Zeiten nochmal genauer bei ihm informieren und auch euch informieren. Dass man dazu online wenig Informationen findet, ist ja nicht unbedingt verwunderlich.
 
Verzeihung, ich habe das anscheinend falsch gelesen. Also nur die Tantiemen seien betroffen, nicht die Gebühren? Ich werde das Thema rege verfolgen.
 
@kitium Zu den Gebühren hatte zumindest ich nichts gesagt, Gebühren habe ich noch nie selbst bezahlt und weiß darum nicht Bescheid. @Stegull hat sich dazu geäußert.
In meinem Beitrag ging es nur um die Tantiemen, die Ausschüttung an die Künstler.
 
aber ich bin indirekt und direkt (als Erbin) betroffen

Na, vielleicht wirst Du noch rechtzeitig enterbt, dann musst Du Dich nicht ärgern. ;) Scherz beiseite: ist es wirklich so, dass die Gebühren, die von den Veranstaltern erhoben werden, stabil bleiben, die Ausschüttung an die Künstler aber zusammengestrichen wird? Haben die Justiziare der Musikerverbände dazu nix zu sagen? Das möchte man ja wirklich nicht glauben.

PS. Orgelvorspiele nach Turnvater Jahn? Muss ich haben. ;)
 
Ich halte es für unwahrscheinlich, dass auf einer Seite der Gleichung durch 4 geteilt wird, während alles andere unverändert bleibt.

Da die Tantiemen nicht unabhängig von Aufführungen sind, ist das, was mit Gebühren passiert, schon ein entscheidender Punkt. Sollte es heißen, dass die Tantiemen bei gleichen Gebühren so drastisch reduziert werden, hätten wir wirklich mit etwas seltsamem zu tun; wenn aber gemeint ist, dass die Gebühren um das 4-fache verringert werden, und dass den Tantiemen dementsprechend (verzeiht die zu starke Vereinfachung) dasselbe geschieht, wäre DonMias' Argument an erster Stelle zu berücksichtigen.

Mir fehlt die klare Information, also werde ich etwas herumfragen, und warten, bis ich besser informiert werde.

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Ich sehe gerade, dass ich in letzter Zeit $0.06 von der GEMA bekommen habe. Finger weg davon! :-((:-((:-((:angst::angst:
 
ist es wirklich so, dass die Gebühren, die von den Veranstaltern erhoben werden, stabil bleiben, die Ausschüttung an die Künstler aber zusammengestrichen wird?
Ich halte es für unwahrscheinlich, dass auf einer Seite der Gleichung durch 4 geteilt wird, während alles andere unverändert bleibt.
Das ist in der Tat eine entscheidende Frage. Werde ich demnächst erörtern. Ich bin mal gespannt, wie leicht man das rausfindet.
Jetzt spiele ich erstmal "Grito del Corazon" und "Thirteen Ways of Looking at a Blackbird", damit Judith Shatin und Lukas Foss bzw. deren Nachfahren vielleicht sogar 0.07$ an Tantiemen erhalten.
 
Bestätige: Gebühren für Gema steigen Jahr für Jahr. Allerdings führe ich keine Werke auf sondern lasse Radio und Fernsehen in meinen gewerblichen Räumen mit Publikumsverkehr laufen.
 

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