Geduld und Toleranz bei nachlässigen Eltern

Stilblüte

Super-Moderator
Mod
Dabei seit
21. Jan. 2007
Beiträge
11.407
Reaktionen
17.005
Folgende Situation...

Ich habe einen 8jährigen Klavierschüler, habe ihn als fast-Anfänger bekommen. Er ist nicht gänzlich unbegabt, scheint auch einigermaßen zu üben und hat Interesse am Klavierspielen. Leider sind die Eltern ziemlich nachlässig:
Sie bauen gerade ein Haus und sagen den Unterricht ziemlich oft ab, immer am Tag des Unterrichts, oft erst kurz vorher. Außerdem hat der Junge immer noch kein eigenes Notenheft, das ist ja so teuer und Zeit, das zu besorgen, ist auch nicht da, die Kopien hat er aber auch nicht immer dabei.
Außerdem darf der Unterricht bloß nicht zu teuer sein, die Eltern zahlen mir weniger als die anderen Schüler, aber da der Junge mein erster Klavierschüler war, hab ich eingewilligt.

Heute kam er wieder nicht, ohne abzusagen, was mich SEHR geärgert hat, da ich in der Zeit einer Freundin bei ihrer Diplomprüfung zuhören hätte können, da hätte sie sich sicher gefreut.
Die Mutter rief später an und erklärte irgendwas von wegen, sie hätte die Nummer nicht gehabt, weil die auf diesem und jenem Handy nicht drauf ist, und rufe deshalb jetzt erst an.
Ich habe ihr gesagt, dass es so nicht geht und ich möchte, dass der Unterricht eingehalten wird und das sonst nicht funktioniert.

Eigentlich wollte ich den Kerl jetzt rauswerfen... soll ichs nochmal versuchen?
Überlegung wäre, ab dem nächsten Schuljahr mir den Unterricht nicht pro Stunde, sondern per Dauerauftrag pro Monat vergüten zu lassen, so hätte ich zumindest mein Geld sicher.
Denn im Moment gilt natürlich - wer nicht kommt, zahlt nicht...
Ich bin ja nicht deren Hampelmann :confused:...

Aber ich kann immer so schlecht Nein sagen und böse sein.
Erfahrungen, Meinungen?

liebe Grüße
Stilblüte, die barmherzige...:rolleyes:
 
Nun, zwischen Dir und dem Schüer besteht ja ein doppeltes Verhältnis,
nämlich ein juristisches - ihr seid Vertragspartner- und ein, sagen
wir, ethisches - ihr wollt gemeinsam etwas erreichen.

Es ehrt Dich, daß Du die manifeste Verletzung des Vertrags nicht ohne
Weiteres zum Anlaß seiner Kündigung nimmst. Wenn aber anderseits die
Eltern die gemeinsame Verpflichtung auf den Lernerfolg immer wieder,
und das auch noch mit fadenscheinigen Gründen, unterlaufen, dann, finde
ich, gebietet es Dir die Selbstachtung, das Vertragsverhältnis
aufzulösen. Sonst erwirbst Du Dir unweigerlich den Ruf, den du zurecht
gerne vermeiden möchtest. Und gerade hartgesottene Zeitgenossen
merken nicht nur schnell, wenn jemand schlecht nein sagen kann,
sondern tendieren auch dazu, das auszunutzen.

Ich an Deiner Stelle würde also in den Spiegel gucken und mich fragen "hast
Du das ernstlich nötig, Stilblüte?" Nein? Voilà.

Herzlichen Gruß,

Friedrich
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Mach es kurz und knapp: Sag den Eltern, dass die sich jemand anderes suchen sollen. Wenn du genug Anfragen hast, geht das ja.
 
Aber ich kann immer so schlecht Nein sagen und böse sein.

Du machst gerade die traurige Erfahrung, dass man eben doch auch mal Nein sagen können muß - - tu das hier und betrachte den ärgerlichen Vorfall als Etüde in Sachen Nein sagen!
...das lernt man schneller, als op.25 Nr.11 ;), also wirst Du keine Zeit dabei verlieren...
Sollte es Geheul geben, obwohl du höflich und bestimmt bleibst, dann musst Du die Ordnung festlegen: monatliche Zahlungsweise, verbindlich für ein halbes Jahr (und nicht auf feilschen einlassen)

Gruß, Rolf
 
Da das Schuljahr bald zu Ende ist, wird es Zeit die Bezahlungsintervalle ab September zu ändern. Bei monatlicher Bezahlung kann man sich nur einmal vera...... lassen. Dann unterrichte ich den Schüler eh nicht mehr. Ist mir aber erst einmal passiert.

Wenn solche Problemschüler weg sind, merkt man erst wie stressig die eigentlich waren.
Eigentlich müssten die mehr als das doppelte bezahlen. Aber das kann man leider nicht bringen.

Also: Klartext reden (+ Tarif erhöhen) und wenn sie es verstehen, evtl. noch eine Chance geben. Falls sie es nicht verstehen wollen: Nerven schonen (= Unterrichtverhältnis beenden)

Viel Erfolg!
Shigeru
 
Ich kann deinen Ärger gut verstehen. Mir tut allerdings ein wenig der Junge leid. Da er, wie du schreibst, durchaus Interesse hat und auch übt, liegt es vermutlich nicht an ihm. Mit 8 Jahren ist man ja noch sehr davon abhängig, ob die Eltern mitspielen oder nicht. Ich könnte mir auch vorstellen, dass die Eltern den Unterrichtsausfall ganz gern mal mit Absicht gestalten, da sie dann das Geld für den Unterricht sparen.

Meine Idee wäre, dass du mit den Eltern einen Gesprächstermin vereinbarst und ihnen deine Lage erklärst. Das du auf der einen Seite ihren Sohn gern weiter unterrichten möchtest, weil du denkst das es ihm Freude macht, es auf der anderen Seite aber nicht so weitergehen kann wie bisher. Lass durchblicken, dass du genügend andere Schüler hättest, die seinen Platz gern übernehmen würden. Wenn sie einsichtig sind, dann stell auf monatliche Zahlungsweise (im voraus per Überweisung) um.

Ich würde es noch ein Mal im Guten probieren, einfach um dem Jungen den Unterricht zu retten. Aber es kann natürlich nicht sein, dass die Häuslebauer ihren Sohn nur dann zum Unterricht schicken, wenn sie das Geld grad übrig haben für den Unterricht und du auf deiner Zeit und den Kosten sitzen bleibst, wenn grad ne Handwerkerrechnung ins Haus geflattert kommt. Ich denke nämlich wirklich, dass das der eigentliche Grund ist, warum sie so gern absagen. Wenn sie das Geld im voraus gezahlt haben, dann werden sie ihren Sohn schon hinschicken, damit er auch was dafür bekommt.

Wenn sie sich darauf nicht einlassen, dann weiß du wirklich wo der Hase langläuft und dann hast du es wenigstens versucht. Du kannst nicht alle retten von irgendwas musst auch du leben.
 
Hallo Stilblüte,

oh, das kenne ich sehr gut von früher, Gott...*lach*...
Seit ich seit langen Jahren zu 90 % mit Vertrag und und Dauerauftrag unterrichte, kommt das "spontane Absagen" nicht mehr in dieser Häufigkeit vor.
Und wenn, sitzt man zumindest nicht geldlos da. Ein Vertrag bringt mehr Sicherheit für Dich und mehr Klarheit für beide Seiten - im Grunde eine Win-Win-Situation für beide Seiten, v. a. Dingen was den längerfristigen pädagogischen Prozeß angeht, der ja der eigentliche Zweck der ganzen Übung ist, finde ich.

Liebe Grüße
Akkordfarbe
 
Meine Güte, Blüte ;) : Monats-Vorkasse. Dann funzt das. Rechts herum - oder eben links herum, Wahl der Eltern ;)
 
Ich würde Bernds Vorschlag noch eins draufsetzen. Vertrag a la Musikschule. Punkt. Und was den ersten Schüler angeht: Schmeiß ihn raus. Mit den Eltern hast Du nur Probleme und Ärger. (Meine Erfahrung nach 30 Jahren Berufspraxis: Die, denen man am meisten entgegenkommt, sind und bleiben die Undankbarsten!) Schade für den jungen Mann, aber auch Du und ich konnten uns unsere Eltern nicht aussuchen.
 
(Meine Erfahrung nach 30 Jahren Berufspraxis: Die, denen man am meisten entgegenkommt, sind und bleiben die Undankbarsten!)

Jau, da hast du vollkommen Recht. Leider musste ich auch diese Erfahrung machen. Also bloß nicht den Hintern aufreißen, sondern immer schön egoistisch sein und sein Geld kassieren (und das meine ich jetzt nicht ironisch).
 

Danke für eure Antworten.

Ich denke, ich werde zunächst noch einmal einen Vorschlag machen, der mir finanziell und planungstechnisch entgegenkommt.
Ich habe zwar öfters gesagt, dass es schade und nicht sehr förderlich ist, wenn der Unterricht so oft ausfällt, aber richtig beschwert habe ich mich noch nicht.
Ich weiß ja nicht, was das für Leute sind; manche Menschen reagieren nicht auf normales bitten, sondern müssen richtig angepflaumt werden, um zu begreifen, dass man es ernst meint. Ich werde nochmal sagen, dass es so nicht geht und meine neuen "Bedingungen" nennen. Wenn sie die nicht akzeptieren können oder wollen, dürfen sie sich nach geeigneterem Klavierlehrer-Ersatz für ihren Burschen umsehen.
Billiger geht immer irgendwie, wenn er damit glücklich wird, von mir aus...:rolleyes:

Es ist ja doch etwas komisch, ohne "Vorwarnung" gleich jemanden rauszuwerfen, ich muss erst klarer darstellen, was ich will. Außerdem tuts mir ja auch leid um den Jungen. Der ist übrigens auch recht anstrengend zu unterrichten, aber dafür kann er ja auch nichts.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo Stilblüte,

ein richtiger Rat wurde Dir hier ja schon mehrfach gegeben, gerade als Musiker - ein Berufsstand, wo eher wenig verdient wird - wäre es fatal, zusätzlich ein sehr nachlässiges und übertolerantes Wirtschaften an den Tag zu legen!

Ich hab vor mehreren Jahren mal unterrichtet und ein Schüler nahm vier volle Stunden nach einer kostenlosen Probestunde - abgemacht war Bezahlung jeweils danach - und er hatte jedesmal sein Geld vergessen... Hab mir das natürlich aufgeschrieben, aber nach den vier Stunden kam er nie wieder - das war MEINE Lehre - hat halt 60€ oder DM, weiß nicht mehr, gekostet.

Andersrum hab ichs auch schon erlebt, Vertrag und der Lehrer sagt mehrere Stunden ab - selbstverständlich ohne die meisten zu wiederholen...

Ein wichtiger Satz vorher: Gerade DU hast das einfach nicht nötig!
 
Wenn du deiner Meinung nach noch nicht klar die Fronten geklärt hast und deutliche Regeln für zukünftiges Zusammenarbeiten aufgestellt hast, solltest du dies sofort nachholen. Wie schon von einigen andern vorgeschlagen sollte eine Vorauskasse oder vertraglich garantierte Bezahlung abgesprochen werden, falls der Schüler den Unterricht nicht antritt.

Bei diesem Fall würde ich beides als angemessen empfinden, wegen der vorangegangenen häufigen Unregelmäßigkeiten seitens des Schülers bwz. der Eltern. An der Reaktion der Eltern wirst du dann sehr schnell erkennen, ob es sinnvoll ist diesen Unterricht fortzuführen.

Das du mit dem Jungen "mitfühlst" kann ich gut verstehen, dies darf aber keine Rolle bei deiner Entscheidung spielen. Du wirst ihn ohnehin nicht vor der Nachlässigkeit seiner Eltern "bewahren" können. Irgendwann ist der Bogen eben überspannt und gerade Menschen, die Toleranz und Rücksicht bis zur Grenze ausreizen, brauchen klaren Vorschriften, ansonsten bist du am Ende selbst der "Gelackmeierte".

Halte dir solche Personen einfach vom Leib und du hast mehr Zeit und weniger Ärger in deinem Leben.

Gruß Konstantin
 
Danke für eure Antworten.

Ich denke, ich werde zunächst noch einmal einen Vorschlag machen, der mir finanziell und planungstechnisch entgegenkommt.
Ich habe zwar öfters gesagt, dass es schade und nicht sehr förderlich ist, wenn der Unterricht so oft ausfällt, aber richtig beschwert habe ich mich noch nicht.
Ich weiß ja nicht, was das für Leute sind; manche Menschen reagieren nicht auf normales bitten, sondern müssen richtig angepflaumt werden, um zu begreifen, dass man es ernst meint. Ich werde nochmal sagen, dass es so nicht geht und meine neuen "Bedingungen" nennen. Wenn sie die nicht akzeptieren können oder wollen, dürfen sie sich nach geeigneterem Klavierlehrer-Ersatz für ihren Burschen umsehen.
Billiger geht immer irgendwie, wenn er damit glücklich wird, von mir aus...:rolleyes:

Es ist ja doch etwas komisch, ohne "Vorwarnung" gleich jemanden rauszuwerfen, ich muss erst klarer darstellen, was ich will. Außerdem tuts mir ja auch leid um den Jungen. Der ist übrigens auch recht anstrengend zu unterrichten, aber dafür kann er ja auch nichts.


Hallo Stilblüte,

ich finde, damit hast du's genau getroffen! Gott sei Dank habe ich bisher meistens gute Erfahrungen mit Eltern gemacht. Allerdings kriegen manche Eltern anscheinend ihren Tagesablauf nicht so gut organisiert auf die Reihe und sind selber so im Stress, dass sie irgendwelcher Klavierunterricht ihrer Kinder einfach nicht interessiert. Mit solchen kann man leider nicht zusammenarbeiten. Allerdings hatte ich so eine Erfahrung erst einmal. Eine große Klarheit, selbstbewußtes Auftreten und manchmal ein extra hoher Preis (nur was teuer ist, kann nicht schlecht sein :D ) ist bei solchen Eltern auf jeden Fall nicht verkehrt.

Viel Erfolg und viele Grüße

chiarina
 
Auf pianostreet.com schreibt (schrieb) ein user namens bernhard.
Wiewohl ich sehr oft nicht seiner Meinung bin, schätze ich ihn sehr.

Bernhard ist vor allem ein Angeber und Wichtigtuer.

So weit ich weiß, ist nie bekannt geworden, ob Bernhard wirklich existiert und ob er wirklich die von ihm gepredigten - stets gut klingenden - Dinge praktiziert und ob die auch so toll funktionieren, wie er immer behauptet. (Ist natürlich auch vieles dabei, dem ich auch zustimmen würde, klar.)

So wie ich das Internet kenne, war Bernhard vermutlich irgendein mittelmäßiger Provinz-Klavierlehrer, der sich in seinen überaus zahlreichen und umfangreichen Postings eine Traum-Existenz zusammengesponnen hat und dadurch endlich in den Genuß von Bewunderern kam, die ihm im realen Leben eher fehlen.

LG,
Hasenbein
 
Du schreibst "Der ist übrigens auch recht anstrengend zu unterrichten, aber dafür kann er ja auch nichts." Doch, er kann was dafür. Wenn nicht er, wer denn sonst?

Alte Regel: 20% aller Schüler verursachen 80% aller Arbeit. Von diesen 20% muss man sich trennen.

Viel Erfolg beim Rationalisieren!
 
die Schüler die nicht kommen sind mir am liebsten = bezahlte Übezeit :)

man muss ja nicht gleich schriftliche Verträge machen, aber monatliche Vorauszahlung muss unbedingt sein. Ich muss die Raten fürs Haus ja auch bezahlen, egal ob ich zu Hause bin oder nicht :)



Gruß
Thilo
 
Zitat meiner KL (nicht wg mir:D): „Man kann nicht immer Psychotherapeut sein.“
 

Zurück
Top Bottom