Gabriel Fauré

  • Ersteller des Themas Debbie digitalis
  • Erstellungsdatum

Morgen führen wir in Minden mit unserem Chor + Orchester ein Konzert "Élégance française" mit Werken von Gounod (Cäcilienmesse), Saint-Saëns (Cellokonzert), Bizet (Te Deum) und eben auch Fauré auf.

Von Fauré wird "Pavane" aufgeführt, ein Ohrwurm ohnegleichen, einfach nur wunderschön (schwelg, schwelg...). Eine eingängige Melodie, kombiniert mit interessanten Harmonien, der Chor dazu als Klangteppich. Dazu ein etwas seltsamer Text, wo letztlich auf Frauen geschimpft wird, denen man aber hoffnungslos verfallen ist, wobei pikanterweise das Stück einer Frau gewidmet ist. :D

Konzert wird Pfingstsonntag in Hannover wiederholt.
 
Dazu ein etwas seltsamer Text, wo letztlich auf Frauen geschimpft wird,
denen man aber hoffnungslos verfallen ist, wobei pikanterweise das Stück einer Frau gewidmet ist.

...wobei man zu Faurés Entlastung hinzufügen muß, daß die Chorfassung sekundär ist.

Die "Pavane" war ursprünglich ein reines Orchesterwerk. Einem Freund und Gönner Faurés,
dem legendären Robert de Montesquiou, gefiel sie so gut, daß er vom Komponisten
die Erlaubnis erbat, sie zu textieren, und der Chorsatz über den "seltsamen Text"
wurde von Fauré so geschickt in den Orchestertonsatz integriert, daß man die Chorfassung
weithin für die Originalfassung hielt.

Robert de Montesquiou war nicht nur ein dilettierender Dichter, sondern ist selbst
als literarische Figur in die Literaturgeschichte eingegangen: als Baron de Charlus
in Prousts "A la recherche du temps perdu" und als der grandiose Anti-Held
Des Esseintes in Huysmans Roman "A rebours" (Gegen den Strich).

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Die "Pavane" war ursprünglich ein reines Orchesterwerk. Einem Freund und Gönner Faurés,
dem legendären Robert de Montesquiou, gefiel sie so gut, daß er vom Komponisten
die Erlaubnis erbat, sie zu textieren, und der Chorsatz über den "seltsamen Text"
wurde von Fauré so geschickt in den Orchestertonsatz integriert, daß man die Chorfassung
weithin für die Originalfassung hielt.

Interessant - danke für diese Details!
Rein vom Werk her erscheint es mir schlüssig, wenn Montesquiou sich passende Textstellen zu dem doch mehr oder weniger feststehenden Orchester- bzw. Chortonsatz überlegt hätte - sodass Fauré "lediglich" die passenden Stimmgruppen (alle 4 Chorstimmen haben ihre kleinen Solostellen in dem ohnehin kurzen Stück) für den dem bestehenden Tonsatz auf den Leib geschriebenen Text aussuchen mußte. Dann wäre diese Integration mglw. nicht mehr der große Akt seitens Fauré gewesen. Aber egal, ein (wie ich finde) außerordentlich schönes Stück wegen der Melodie und der Gesamtstimmung, auch und gerade in der Chorfassung.

Nachtrag1): habe gerade erst auf youtube entdeckt, dass es eine Klavier-Walzeneinspielung von Pavane vom Meister selber gibt: Faure spielt Pavane
Für mich auch überraschend vor allem die starke Synkopierung bei seiner Einspielung.
 
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Morgen führen wir in Minden mit unserem Chor + Orchester ein Konzert "Élégance française" mit Werken von Gounod (Cäcilienmesse), Saint-Saëns (Cellokonzert), Bizet (Te Deum) und eben auch Fauré auf.

Von Fauré wird "Pavane" aufgeführt, ein Ohrwurm ohnegleichen, einfach nur wunderschön (schwelg, schwelg...).

Konzert wird Pfingstsonntag in Hannover wiederholt.

Hallo Mindenblues,

wie ist euer Konzert in Minden und Hannover gelaufen?
(Wohne leider zu weit weg, sonst hätte ich es mir mal angehört!)

Hat alles gut geklappt und ist die Pavane gut angekommen???

LG

Debbie digitalis
 
wie ist euer Konzert in Minden und Hannover gelaufen?
(Wohne leider zu weit weg, sonst hätte ich es mir mal angehört!)

Hat alles gut geklappt und ist die Pavane gut angekommen???

Ja, vielen Dank - es waren 2 wirklich sehr schöne Konzerte, sowohl von der Zusammenstellung der Werke als auch von der Ausführung (finde ich), sowohl vom Jungen Philharmonischen Orchester Niedersachsen als auch von unserem Chor. Leider in Hannover nicht sehr gut besucht, in Minden war es aber praktisch ausverkauft.
Der Star der Abende war allerdings eindeutig der Cellist Rivenius. Es war ein Freude, ihn schon allein in der Orchesterprobe beim Saint-Sans-Cellokonzert zu sehen, wie mühelos es aussieht, wenn ein Meister seines Faches virtuos spielt, meist mit geschlossenen Augen, wunderbar zu hören, aber auch zuzusehen.

Die Pavane ist auch sehr gut angekommen. Habe leider die Kritik aus der Zeitung nicht online hier gefunden, aber es wurde mehr oder weniger alles über den grünen Klee gelobt von der Gonoud-Messe bis zum Te Deum von Bizet. Bemängelt wurde die Tatsache, dass der Chor bei leisen a-capella-Stellen mit der Zeit gesackt ist - eine Sünde, die beim nächsten Orchestereinsatz bestraft wird.:D Aber ich glaube, an dieser Sünde leiden sehr viele Kantoreien mehr oder weniger. Geradezu ein Naturgesetzt bei Laienchören vielleicht...:D
 
Hallo Mindenblues,

danke für deine Antwort!

Es freut mich, dass beide Konzerte so gut gelaufen sind und dass dies auch durch eine entsprechende Pressekritik gewürdigt wurde! Macht weiter so, und schön, dass ihr an solch schönen Konzerten mitwirkt!!!:)

Zitat von Mindenblues:
Bemängelt wurde die Tatsache, dass der Chor bei leisen a-capella-Stellen mit der Zeit gesackt ist - eine Sünde, die beim nächsten Orchestereinsatz bestraft wird.:D Aber ich glaube, an dieser Sünde leiden sehr viele Kantoreien mehr oder weniger. Geradezu ein Naturgesetzt bei Laienchören vielleicht...:D

Mit obigem hast du auf jeden Fall recht! Auch der Kleinstadt-Chor, in dem ich mitsinge, hadert bei a-cappella regelmäßig mit dem Absacken! Unser Chorleiter müht sich bei unseren Proben dann immer damit ab, mit Mimik, Gestik und Grinsebäckchen das Absacken zu verhindern - aber wenn er dann nach dem a-cappella am Klavier nachprüft, sind wir doch immer zumindest ein wenig und manchmal auch recht tief gesunken!:D

LG

Debbie digitalis
 
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Hi all ;)

@ Sicilienne und @ Pavane / Faure:

Da ich zufällig sowohl über Faures Sicilienne aus Pelleas et Melisande, für Klavier, Rüdiger Ammann, Heinrichshofen N 2343, als auch Pavane op. 50, for Solo Piano, ed. and arr. by Wendy Hiscocks and Roy Howat. - Peters Nr. 7383, verfüge, hier evtl. für Interessierte an diesen beiden m.E. sehr schönen Faure-Stücken einige Informationen aus den Vorworten. Einiges wurde im Thread schon genannt, hier nochmal ein paar zusammengefasste Infos, weil Sachverhalte teils kompliziert sind, wie ich finde ! Also:

Zitat aus o.g. Heft "Sicilienne", Vorwort:

"Von Faures Sicilienne op. 78 für Violoncello und Klavier aus dem Jahre 1893 bis zu der Fassung, die den 3. Satz der Orchestersuite "Pelleas et Melisande" op. 80 von 1909 bildet,war es ein langer und verwickelter Weg. Die viersätzige Suite ihrerseits ist die überarbeitete Form der neunteiligen Bühnenmusik, die Faure 1898 für die englische Erstaufführung von Maurice Maeterlincks Drama "Pelleas et Melisande" komponierte, wobei er auf die Sicilienne zurückgriff und die Instrumentation der gesamten Bühnenmusik zunächst seinem Schüler Charles Koechlin anvertraute. Daneben gibt es die Sicilienne in einer um den Mittelteil und die anschließende Reprise verkürzten Fassung für Flöte, Oboe und Streichquartett, die jedoch nur als Autograph Faures vorliegt.

Als Duo für Violoncello und Klavier existierte die Sicilienne also bereits vor Faures Auseinandersetzung mit dem Theaterstück, und daher erscheint es statthaft, sie aus diesem programmatischen Kontext herauszulösen.

Als Grundlage für die hier vorgelegte Klavierbearbeitung diente Faures op. 78. Um dieses Kleinod des hierzulande noch wenig verbreiteten französischen Komponisten auch dem einzelnen Klavierspieler zu erschließen, sollte das kammermusikalische Filigran mit der Atmosphäre des Orchesterstücks in einem gut klingenden und spielbaren Klavierstück vereinigt werden.
Einige Merkmale der Gestaltung des Klaviersatzes sind in diesem Sinne auch als Konsequenzen aus dem Bemühen um eine solche Synthese zu verstehen.

So wollen die in der Bearbeitung relativ häufig auftretenden Akzente den Spieler keinesfalls zu eindimensionalem Betonen verleiten; sie dienen im Gegenteil dazu, auf Besonderheiten der Stimmführung aufmerksam zu machen und dem Klaviersatz Farbigkeit und Plastizität zu verleihen.

Die von Faure in Op. 78 speziell für die beiden Instrumente konzipierte Bogensetzung konnte auf eine Fassung für Soloklavier nicht übertragen werden: Unübersichtlichkeit des Notenbildes und Unmöglichkeit der Ausführung einerseits oder fragwürdige Übernahmen unvollständiger und durch den fehlenden Kontext verfälschend wirkender Einzelheiten andererseits wären die Folge gewesen. Aus diesem Grund und weil zudem Faures Phrasenbildung in der Sicilienne immer gut nachvollziehbar ist, wurde von der Eintragung entsprechender Bögen ganz abgesehen. Ebenso bleiben die Angaben zur Artikulation - mit Ausnahme des "pp leggiero" und des "meno legato" - auf die allgemeine Legatovorschrift am Anfang beschränkt, die dem Grundcharakter des Werkes am ehesten gerecht zu werden verspricht. - Rüdiger Ammann - "


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Zitat aus o.g. Heft "Pavane op. 50", Vorwort:

"Faure komponierte die Pavane, ursprünglich ein reines Instrumentalwerk, im Sommer 1887 für eine Konzertreihe des Pariser Dirigenten Jules Danbe, der das Werk aus irgendwelchen Gründen jedoch selbst nie aufführte. Nichtsdestotrotz gelangte es später in verschiedenen Aufführungen für Orchester oder Klavier, mit oder ohne Singstimmen, zu ungemein großer Beliebtheit.

Faure widmete die Pavane der Vicomtesse Elisabeth Greffulhe, einer bekannten Förderin der Künste, die auch die Komponisten moralisch und finanziell unterstützte, und verband damit nicht zuletzt die Hoffnung auf eine Aufführung in ihrem Salon. Er hatte im Sinn, die Pavane in historischen Kostümen tanzen und von einem unsichtbaren Chor und Orchester umrahmen zu lassen. Aus diesem Grund bat er den Cousin der Vicomtesse, Comte Robert de Montesquiou Fesenzac ( eine interessante Figur der Pariser Gesellschaft, welche die Vorlage für die Gestalt des "Des Esseintes" in Huysmans Roman "A rebours" lieferte ) , passende Verse zur Musik zu schreiben. Seine Zeilen für die Pavane, die Faure als "ravissant verbiage" beschrieb, stellen eine Parodie auf Verlaines "Fetes Galantes" dar. Faure fügte sie in die Partitur der Pavane als fakultativen Chorteil ein. Das Werk wurde bei einer Abendveranstaltung der Vicomtesse im Bois de Boulogne im Juli 1891 getanzt und gesungen.
1975 erinnerte sich der Dirigent Sir Adrian Boult in Briefen an Robert Orledge, wie er Faure traf und ihn im Londoner Haus von Leo Frank Schuster 1906 und 1908 spielen hörte. Sir Adrian schließ:

( Anm: Zitat Adrian Boult : "Darf ich Sie bitten, alles in Ihren Kräften stehende zu tun, um die vorherrschenden Aufführungen der Pavane, als sei sie ein STück der deutschen Romantik, geschrieben von jemandem wie Schumann mit viel Gefühl, zu verhindern. Die Worte sind offensichtlich Fopperei, in der Szene tanzen einige junge Leute und necken sich: "observez le mesure", "adieu, demons moqueurs" usw. usw. Ich habe Faure dies mehrmals spielen gehört, mit berühmten Solisten wie Gervase Elwes und Murray Davey, mit Mrs George Swinton und anderen. Einmal spielte Louis Fleury Flöte, er saß neben dem Komponisten und spielte die Melodie von seiner Klavierausgabe ab. Ich setze einiges auf die Behauptung, dass Faure die Pavane nicht langsamer als "Viertel = 100" spielte! " Zitat Adrian Boult Ende. )

Faures eigene Klaviertranskription der Pavane zeigt das Werk in seiner frühesten Gestalt, also noch ohne die kleineren Veränderungen, die der Komponist an der vollständigen, 1901 veröffentlichten Partitur vornahm. Um mit der Orchesterpartitur übereinzustimmen und um überdies die SPielbarkeit einiger Passagen zu erleichtern, wurde die Transkription für die vorliegende Ausgabe gründlich überarbeitet und verbessert. ( Obwohl dies im Sinne Faures erfolgte, entstand eine zum großen Teil neue Version ). Relative Angaben zur Dynamik ( crescendi, diminuendi, usw. ) sind der gedruckten vollständigen Partitur, absolute Angaben hingegen Faures Klavierfassung entnommen, da sich diese in der Partitur eher auf Orchesterinstrumente beziehen. Andere bemerkenswerte Varianten werden in den Anmerkungen des Herausgebers mitgeteilt. Professor Robert Orledge sei herzlich für viele wertvolle Informationen gedankt. - Wendy Hiscocks, Roy Howat, 1994 -

LG, Olli ! ;)
 

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