Auch heute macht sie das noch: Ich spiele vor, sie singt mit, es fängt schon an mich zu nerven, ...
Die Situation haben wir "Alle Jahre wieder"! In drei Monaten ist es wieder soweit!
Oh je, Dir haben Sie die Schneid' aber gut abgekauft. So unterschiedlich können Menschen sein. Das würde sie bei mir genau einmal machen. Dann würde ich ihr freundlich erklären, dass ich das nächste mal wenn sie beim Spielen den Mund auf macht, sofort aufhöre und das Instrument auch nicht mehr anrühre. Und zwar so, dass auch die Anderen mitbekommen, dass ich das so nicht will. Und ich würde das selbstverständlich auch durch ziehen, in der sicheren Gewissheit es deshalb Verstimmung in der Familie gibt. Klavier ohne Gesangsbegleitung oder kein Klavier. Ent oder weder.
Im Wiederholungsfall gibt's als Bekräftigung, dass man sich als erwachsenes Kind nicht automatisch den Quälereien jedes mal zwangsweise aussetzt, im Jahr darauf Weihnachten in der Karibik (oder im Wellness Hotel) und sie können den Truthahn mal alleine essen.
Leider ist die Frau völlig lernresistent. Sie sieht ja gar kein Problem und hat somit gar keins.
Mach es zu ihrem Problem.
Zum Erwachsen werden gehört auch, dass man sich nicht mehr alles gefallen lässt, was einen stresst. Je früher man das klar stellt, desto eher ist es abgestellt. Mit Eltern ist es nicht anders als mit Kindern. Klare Regeln aufstellen, Konsequenzen für den Regelverstoß erklären und die auch durchziehen. Niemals eine Konsequenz in den Raum stellen, die Du nicht ohne zu zögern auch sofort umsetzen kannst. Es muss ja nicht gleich sein, ihnen per Gerichtsentscheid das Sehen der Enkel zu verbieten oder etwas vergleichbar dramatisches. Das Aussetzen des Klavierabends (oder eben etwas Vergleichbares) könnte Deinem berechtigten Wunsch nach ungestörtem Spiel aber etwas Nachdruck verleihen.
Freundlich im Ton, aber hart in der Sache. Auch Eltern sind lernfähig - solange die Demenz noch nicht zugeschlagen hat.
@Tralala
ICH würde empfehlen, dem Klavierlehrer zu sagen, daß Du in Schockstarre verfällst, wenn er "drohend hinter Dir lauert", eben WEIL Dich Dein Vater so geängstigt hat und weil solche Kindheits Erlebnisse sehr tief sitzen und lange nachwirken. Möglicherweise hilft es Dir ja auch, nicht nur hier im anonymen Forum, sondern im richtigen Leben, gegenüber einem richtigen Menschen einmal laut auszusprechen "Ich wurde als Kind gequält und ich leide immer noch darunter". Es ist keine Schande und es ist auch nichts wofür DU Dich schämen müsstest. Er muss kein Psychologe sein, er wird es trotzdem verstehen und Ihr werdet einen Weg finden, wie das angstfrei geht.
Ich habe schon vor vielen Jahren verstanden, dass wenn Du etwas willst oder nicht willst, das auch möglichst klar artikulieren musst. Wenn Du etwas wissen willst, oder etwas unklar ist: Frage! Darauf zu warten, dass alle die stillen Zeichen schon irgendwann richtig deuten oder in einer Gruppe jemand anderes die Frage stellt, die Dich interessiert ist vergeblich. Es ist am Anfang sehr schwer, wird aber mit jedem mal leichter.