Franz Liszt - Album d'un Voyageur: Vallée d'Obermann - erste Fassung

Joh

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Der Zyklus „Album d'un Voyageur“ (Album eines Reisenden, 1835 - 1836) war die relativ unbekannte Vorstufe zu seinen später veröffentlichten „Années de pèlerinage“ (Pilgerjahre) und geht auf Reiseerfahrungen und Naturerlebnisse in der Schweiz zurück. Teilweise wurden die Stücke fast identisch in den neuen Zyklus übernommen.

Einige Stücke, z.B. „Au bord d'une souce“, „Cloches de Geneve“ und „Vallee d'Oberman“ jedoch wurden so stark verändert bzw. vereinfacht, dass es fast schon neue Stücke sind, welche jedoch auf den gleichen Grundmotiven beruhen.

Da die Urfassungen meiner Meinung nach interessanter und schon fast in Vergessenheit geraten sind, möchte ich diese nun präsentieren.

Hier die Original-Fassung von Vallee d'Oberman:



Das „Tal des Oberman“ ist ein rein fiktiver Ort in der Schweiz, d.h. es existiert auf keiner Landkarte. Liszts Inspirationsquelle für sein Werk war ein Briefroman des frühromantischen, französischen Schriftstellers Étienne Pivert de Senancour, in welchem es keine klare Handlung gibt:

Der Protagonist schreibt an einen (möglicherweise imaginären) Empfänger, der genauso im Dunklen verbleibt wie andere Figuren. Während Oberman in die Schweiz reist, gibt er sich philosophischen Betrachtungen hin, die er in seinen Briefen verewigt. Oberman wird von einer „tristesse d'une vague profonde“, einer unerklärlichen Melancholie heimgesucht, die ihn von einem Ort zum anderen treibt, verzweifeln lässt und zur Untätigkeit verdammt. Das immer wiederkehrende Hauptmotiv des Stückes unterstreicht diese Handlung. Typisch romantisch im „Oberman“ sind die schwärmerischen Naturbeschreibungen, welche auch in der Musik zum Ausdruck kommen.

PS.: bitte keine Kommentare wie: "die zweite Version ist aber besser", oder so ähnlich... danke :-)
 
Kann mir den Kommentar trotzdem nicht verkneifen ;) du weißt ja selber, dass ich die andere, bekanntere Fassung schon ewig im Programm habe. Es ist seit vielen vielen Jahren mein Lieblingsstück und ich werde mich an die andere Fassung nie wirklich gewöhnen. Gleichwohl finde ich es schön, dass Du sie aufführst, sie wird ja sehr selten gespielt!
 
Tolle Einspielung. Danke!
 
Selten gespielte und in Vergessenheit geratene Stücke finde ich besonders reizvoll. Danke, dass ich durch Deine Erläuterungen wieder etwas lernen konnte. Mir gefällt diese Version auch gut und es ist immer eine Freude, lieber Joh, Deine Einspielungen zu hören. Vielen Dank dafür.
 
Kann mir den Kommentar trotzdem nicht verkneifen ;) du weißt ja selber, dass ich die andere, bekanntere Fassung schon ewig im Programm habe. Es ist seit vielen vielen Jahren mein Lieblingsstück und ich werde mich an die andere Fassung nie wirklich gewöhnen. Gleichwohl finde ich es schön, dass Du sie aufführst, sie wird ja sehr selten gespielt!

Dann muss ich dir sagen, dass es mir mit der "bekannten" Fassung genau so geht. Ich kann mich an diese einfach nicht gewöhnen und finde es schade, welche unglaublich schönen Stellen Liszt dort einfach weggelassen hat.
 
Vielen Dank für die Veröffentlichung hier im Forum, Joh. Ich kannte diese Fassung bis jetzt nicht und muss sagen, dass sie mir ein Stück weit besser gefällt als die sehr bekannte spätere Fassung, sie ist für mich auf jeden Fall "farbenreicher". Da ich keine der Versionen je spielen werden kann bleiben nur bewundernde Grüße von meiner Seite.
 
Gründe hin oder her - man kann hier viel spekulieren.
Ich finde, man sollte immer alle Versionen kennen, sich ausgiebig damit beschäftigen und auseinandersetzen und dann entscheiden.
 
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Ich finde jetzt nur den Begriff "Originalfassung" etwas, nunja, irrefuehrend. Er insinuiert, dasz die Fassung des Obermanntales in den "Annees de pelerinage" nicht original evtl. sogar minderwertig sei. Oder dasz beim "Album d'un Voyageur" noch bearbeitete Fassungen vorliegen. Bei Liszt gibt es bei vielen Kompositionen verschiedene, "gueltige" Fassungen. Bei der zweiten h-moll-Ballade gibt es auch, wenn ich mich richtig entsinne, drei verschiedene Schluesse, zudem eine lange "ossia"-Stelle.
Ich habe den Eindruck, dasz es Liszts improvisatorischem Genie entsprach, eben keine "gueltige" Fassung zu hinterlassen. In verschiedenen Lebensabschnitten und Situationen empfand er verschiedene Fassungen als gueltig. Vielleicht hat er in seinen eigenen virtuosen Konzerten ein Stueck niemals exakt gleich gespielt und irgendwann eine Variante aufgeschrieben. Die fruehen virtuosen Fassungen gefielen ihm spaeter offenbar nicht mehr so gut, sei es, weil "nur er" sie spielen konnte, sei es weil ihm tatsaechlich die schiere Virtuositaet zu sehr in den Vordergrund rueckte. Also hat er viele Stuecke umgeschrieben. Seine Bearbeitungen und Paraphrasen sind auch in diesem Kontext zu sehen, Liszt hat immer an der Musik gearbeitet. Ein Original als eine Art "Denkmal" der Musikgeschichte war ihm wohl fremd.
Also, ganz im Sinne Liszts waere es vielleicht, @Joh ,heute die Album-d'un-Voyageur-Fassung zu spielen, morgen vielleicht die Fassung aus den Annees de Pel. und in ein paar Jahren vielleicht eine Mischung der beiden.
Insofern ist der Streit "was besser sei" tatsaechlich nur subjektiv und keinesfalls endgueltig zu beantworten.
Jannis
 

erste Fassung klingt besser - habe es im Titel geändert. Sonst noch etwas, was jemanden stört?

EDIT: wen es interessiert: die Erstfassung von "Les Cloches de Genève" ist online
 
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