Fragen rund um die Musik

  • Ersteller des Themas Marlene
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Marlene

Marlene

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4. Aug. 2011
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Weder die Clavio-Suche noch Google hat ein derartiges Thema angezeigt. Ein eigenes Thema wollte ich für meine Frage aber nicht erstellen. Auch deshalb nicht, weil es sicherlich noch die ein oder andere Frage gibt, die sich hier anschließen könnte.

Ich fange mal an…

Vorhin habe ich mich in der Stadt mit jemandem über den Thementag bei 3sat und die Klavierkonzerte von Buchbinder unterhalten. „Was soll eigentlich dieses blöde Herumgehampele am Flügel?“, wurde ich gefragt. „Der muss doch nicht dirigieren, das Orchester weiß auch ohne ihn wo es lang geht“. Die sich echauffierende Person findet dirigierende - am Flügel sitzende -Pianisten „total lächerlich“.

So extrem nehme ich es nicht wahr, aber warum um alles in der Welt können die Pianisten nicht still sitzenbleiben und der Musik lauschen während sie nichts an den Tasten zu tun haben? Ist das eine Art Überkompensation um die Wartezeit bis zum Einsatz zu überbrücken?

In der Tat: Das Orchester braucht ihn nicht was es ja beweist, während er spielt.
 
Dieser Überlegung gemäß brauchte ein Orchester grundsätzlich keinen Dirigenten bei der Aufführung, denn nach entsprechender Probenarbeit müsste es doch ohne ihn wissen, "wo es lang geht".
 
Dieser Überlegung gemäß brauchte ein Orchester grundsätzlich keinen Dirigenten bei der Aufführung, denn nach entsprechender Probenarbeit müsste es doch ohne ihn wissen, "wo es lang geht".

Mir ist durchaus bewusst wozu es Dirigenten gibt und habe es anschaulich bei Proben des WDR-Sinfonie-Orchesters erleben dürfen.

Ich habe mich falsch ausgedrückt, also neuer Versuch: Warum dirigiert der Pianist (Barenboim und einige andere machen es auch)? Warum steht nicht - wie es meines Wissens bei den meisten Klavierkonzerten der Fall ist - ein Dirigent vor dem Orchester?
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke für die Aufklärung. Aufgrund dessen habe ich einen interessanten Artikel entdeckt, den ich für die o.g. Person ausdrucken werde.
 
Wenn ein Pianist, der zugleich ein guter Dirigent ist ein Mozart Konzert in der Doppelrolle als Solist und Dirigent aufführt, dann ist die Aufführung im Idealfall homogener, tendenziell kammermusikalischer und eventuell wird auch die Balance und das orchestrale Detail genauer und besser abgestimmt ablaufen, es gibt beispielsweise keine Dispute über Tempi oder die Ausführung von Verzierungen.
Mit Dirigent müssen diese Dinge abgesprochen werden und es kann durchaus zu Meinungsverschiedenheiten kommen. Das Zusammenspiel wird in aller Regel davon profitieren wenn ein Dirigent sich um den Zusammenhalt des Orchesters kümmert und die beiden Persönlichkeiten können auch in einen spannenden, die Interpretation bereichernde Dialog treten. Ich persönlich finde etwa die Mozart Konzerte, die Gulda mit Abbado aufgenommen hat schöner, als die, wo er die Doppelrolle übernommen hat.
Bei Beethoven oder gar bei den romantischen Konzerten überzeugt mich die Doppelrolle fast nie. Die beiden Protagonisten Solist und Orchester sind da doch schon so ausdifferenziert, dass man auch zwei verschiedene Künstler vorne sehen möchte.
Inzwischen wurde in Einzelfällen ja auch schon Rachmaninov vom Klavier aus dirigiert!?!?
Eine Ausnahme davon sind die beiden Chopin Konzerte mit K. Zimerman.
 
Zuletzt bearbeitet:
Aufführung im Idealfall homogener, tendenziell kammermusikalischer und eventuell wird auch die Balance und das orchestrale Detail genauer und besser abgestimmt ablaufen

Auf mich wirkt die Aufführung bei

Bernstein mit dem G-Dur Konzert von Ravel

homogener als bei Buchbinder am quer stehenden Flügel.

Auch dieses Video werde ich der Echauffierten empfehlen denn von „Herumgezappele“ kann hier nun wirklich nicht die Rede sein.
 
Wenn der Pianist selber dirigiert, hat er die volle Entscheidungsgewalt. Ansonsten "muss" er sich mit dem Dirigenten einigen - was entweder ein noch beseelteres Ergebnis, oder aber ein Kompromiss sein kann. Wenn der Dirigent nicht wirklich gut ist, stört er auch manchmal nur (zb bei Mozart). Da reicht ein fähiger Konzertmeister eigentlich auch :005:
 

Wenn der Pianist selber dirigiert, hat er die volle Entscheidungsgewalt. Ansonsten "muss" er sich mit dem Dirigenten einigen - was entweder ein noch beseelteres Ergebnis, oder aber ein Kompromiss sein kann. Wenn der Dirigent nicht wirklich gut ist, stört er auch manchmal nur (zb bei Mozart). Da reicht ein fähiger Konzertmeister eigentlich auch :005:

Gerade bei einem Mozart-Konzert ist eine gute Orchesterleistung weniger eine Frage des Abenddirigats als eine Frage der Einstudierung. Und da überschätzt sich dann doch so mancher Pianist. Leider - und das macht es nicht besser - unterschätzt dafür so mancher Dirigent die Begleitung eines Mozart-Konzertes und lässt das in der Hauptprobe einmal kurz durchspielen, weil die anschließende romantische Sinfonie doch ein wenig mehr Glanz abwirft. Von daher kann ich Pianisten verstehen, wenn sie die Sache lieber selbst in die Hand nehmen. Doch so oder so ist das Ergebnis öfter frustrierend als zufriedenstellend...
 
Vielleicht kassiert Barenboim doppelt, wenn er beides macht. Das passt dann gut zu seinen Omnipotenzallüren.

CW
 

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