Frage an die Klavierbauer: Was genau bedeutet Regulierung?

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Tut mir leid, dass ich das so blöd frage, aber ich habe es bisher einfach nicht verstanden.
"Das Instrument wurde neu reguliert", "Eine gut regulierte Mechanik" das liest man oft,
aber was passiert da genau? Und: Ist das Reguliert-Sein ein optimaler Zustand, der sich jederzeit wieder herstellen lässt, oder gibt es da verschiedene Einstellungen, je nach dem was der Pianist sich bei dem Instrument wünscht.

Bisher habe ich unter "Regulierung" folgendes verstanden: Bei jeder Taste bzw. für alles, was bis zum Hammerkopf noch hinten dran hängt gibt es ein paar Schräubchen, die man ordnungsgemäß festzurren oder eben nach Gusto einstellen kann. Wahrscheinlich ist das nicht die ganze Wahrheit. Lässt sich damit die Anschlagsstärke verändern? Die Präzision des Anschlags? Und wenn ja in welchen Grenzen?

Hintergrund: Ich habe seit 5 Monaten ein neues Yamaha YUS1 und übernächste Woche kommt der Techniker zur zweiten Freistimmung plus Intonierung nach Wunsch und eben Regulierung, wenn nötig. Jetzt überlege ich natürlich, wie ich seine Dienste optimal nutzen kann.

Natürlich habe ich schon viel über Klaviermechaniken gelesen und gegoogelt, aber bei der Regulierung stehe ich wohl auf dem Schlauch. Kann mir das jemand erklären oder auf einen Link verweisen, wo die Sache schlüssig erläutert wird?

Vielen Dank!

Gruß

TJ
 
Klaviermacher hatte es hier mal beschrieben:
Abriss der Mechanikregulation eines Klaviers
https://www.clavio.de/forum/klavier...en/8214-katze-im-sack-gekauft.html#post113904

Außerdem ganz interessant (kennst Du vielleicht schon) - von pian-e-forte.de:

"Regulieren

Darunter versteht man das Einstellen verschiedener Mechanik-Funktionen. »Auslösepuppen«, »Abnickschrauben«, »Fänger« einstellen, sind nur einige der verwirrenden Begriffe, hinter denen sich jedoch wenig Geheimnisvolles verbirgt, denn die Technik ist im Prinzip simpel und überschaubar, auch wenn das Regulieren Sorgfalt und Liebe zur Sache voraussetzt. Wie oft ein Spielwerk nachreguliert werden sollte, hängt wiederum vom Grad der Nutzung ab und wird sich beim Hobby-Spieler in Grenzen halten. Und auch hier wird der Stimmer darauf hinweisen, wenn nach längerer Nutzung Nachregulierungen nötig werden.

Eine detaillierte Beschreibung der Funktion der Mechanik, der Feinheiten der Regulierung und der Intonation finden Sie hier: Das Spielwerk von Flügeln und Klavieren"

letzteres ist eine sehr lesenswerte pdf-Datei, die man dort downloaden kann.

Und die Benennung der Teile finde ich immer noch hier am besten: Klaviermechanik (Bild vergrößern!)
 
Hallo TJ,

Regulieren bedeutet Einstellen

Ein Überprüfung, die Du selbst durchführen kannst wäre z.b. "Sind alle Tasten gleich hoch bzw. in gleicher Ebene?" Das lässt sich optisch feststellen oder mit einem Lineal. Hängt eine Taste in ihrer Ausgangslage etwas tiefer, kann man die wieder in die richtige Postion bringen und dabei wird das "Geradelegen" korrigiert. Das ist eine von vielen Regulationsarbeiten.

Alles was die mechanische Ansprechweise angeht ist Regulation. Gehen Tasten leichter als andere? Macht die Mechanik an irgendeiner Stelle beim Spielen ein Geräusch? Kann man mit einigen Tasten schneller spielen als mit anderen bzw. lahmt die Repetiergeschwindigkeit? Gibt es Doppeltöne bei leisem Spiel? Irgend ein höherer Widerstand bei einer Taste, wo vergleichsweise andere "normal" zu drücken gehen? Sprechen manche Tasten bei leisem Spiel gar nicht an, wo andere noch ansprechen? Heben nicht alle Dämpfer ab, wenn man das Pedal drückt? Kommt es Dir vor, dass Pedal hebt zu früh, zu spät ab? etc. etc. - schlicht alles was nicht mit dem Klang selbst zu tun hat bezieht sich auf die Regulation. Holz verändert sich, Filze und Leder drücken sich zusammen und all das wird ausgeglichen beim Regulieren.

Man kann viel Einstellen an einem Klavier, aber bei Deinem 5 Monate altem Klavier wird nicht viel verstellt sein, wahrscheinlich gar nichts, außer Du hättest täglich stundenlang gehämmert wie verrückt.:D

Ein Video, was man beim Regulieren tut, kannst Du hier sehen. Das ist bei weitem nicht alles, aber doch ein guter Querschnitt der Möglichkeiten.

LG
Michael
 
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Tausend Dank!

Nicht dass ich jetzt alles verstanden hätte, aber zumindest habe ich Lesestoff für das gesamte Jahr :D Zum Glück gibt es Euch Fachleute, so komplex wie die Mechanik ist. Aber wenn jeder Depp selbst regulieren könnte, wär's auch kein eigener Beruf...
Nochmals Danke!

Gruß

TJ
 

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