Fortissimo

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luc

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Hallo Leute!

Wie spielt man eigentlich Läufe oder Melodielinien in Fortissimo richtig? Akkorde - kein Problem, einfach reinlangen! Aber Läufe oder Melodien oder auch einzelne Töne - bööööse...

Hintergrund: ich spiele viel Jazz und bei Jazz-Lines muß man hin und wieder mal richtig Gas geben. Entweder weil die Rythmusgruppe im Hintergrund richtig groovt oder das Instrument (Fender Rhodes) nur bei ff richtig was hergibt.

Mal ein paar Videobeispiele, damit ihr besser versteht, was ich meine:
Tigran Hamasyan Aratta Rebirth - "Falling" - french TV, 04 mars 2009 - YouTube (ab 3:30)
Uri Caine - Rhodes Solo (2007) - YouTube
Craig Taborn Rhodes Solo 2009 - YouTube (fängt leise an, steigert sich immer mehr)
Joey Calderazzo piano solo on Resolution - YouTube (ab 1:40, Extase ab 3:30)

Wenn ich versuche, das so zu spiele, bekomme ich immer folgende Schwierigkeiten:

- Die Finger verkrampfen sehr schnell
- Ich haue sehr oft daneben
- Der 4. Finger ist schwer zu kontrollieren
(- manchmal auch Schmerzen im Mittelgelenk des 2. Fingers, die ich mir vor ein paar Jahren zugezogen hab, als ich mal viel zu kräftig gespielt habe)

Irgendwelche Tips? :)
 
Vielleicht möchtest du diesen Tipp nicht lesen, aber ich kann dir da nur ÜBEN, ÜBEN und immer wieder ÜBEN empfehlen.

Mir hat es viel gebracht, als ich anfing, Tonleitern an- und abschwellend zu spielen, auch abwechselnd mal die linke, mal die rechte Hand.
Am Anfang ist das gar nicht so leicht, doch es wird mit der Zeit! ;-)

Viel Spaß!
 
Ich glaube du interpretierst dieses "ff" falsch. Die Dynamik der Sololines ergibt ganz von selbst durch den intuitiven Spielimpuls. Wenn man von vornherein schon mit der Idee beginnt, möglichst laut spielen zu wollen, kann das nichts werden, das führt zu "swingtötendem" Starrkrampf und unmusikalischen Ergebnissen. In den von dir angegebenen Beispielen, spielen die Pianisten allesamt nicht fortissimo, eher mezzoforte bis forte, nur die Akzente sind ff, Synkopen eingeworfenen Oktaven, Blockakkorde, Spitzentöne u.ä.
 
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@Florentine:
Grundsätzlich hast du recht, nur komm ich bei dieser Geschichte trotz jetzt fast über ein Jahr gezielten Übens kaum vom Fleck.

@Baxx:
Was den Tigran Hamasyan angeht (erstes Video), hast du vielleicht recht. Beim Joey Calderazzo hat man zumindest ab eine Minute nach der "Extase"-Stelle nur noch brachiales ff. Da gehts mir auch gar nicht so sehr darum, nur ständig ff durchzuprügeln, sondern dann wenn ich selbst mich in mein Solo "reinsteigere", nicht mehr zu verkrampfen.

Spätestens bei den beiden Fender Rhodes Beispielen kann ich dir nicht mehr zustimmen. Ich besitze selbst so ein Ding (Mark II, professionell generalüberholt) und da braucht man für ein gehörtes Mezzoforte mindestens ein gespieltes Fortissimo. Bei einem gespielten Mezzoforte würde gar nicht erst ein Ton raus kommen. Sieht man auch an den Händen von Taborn und Caine, die flitzen deutlich schneller auf die Tasten als in den Beispielen mit dem akustischen Flügel.
 
Luc, ich wage mal eine Ferndiagnose:

Dein Arm ist zu fest. Du hast die (bewußte oder unbewußte) Spielvorstellung: "Der Arm ist dazu da, die Hand / die Finger über die Tasten zu halten, damit dann die Finger, deren Kraft durch Übung trainiert wird, in Aktion treten können".

Dies ist eine sehr unzweckmäßige (nichtsdestotrotz unter Laien weit verbreitete) Vorstellung, die u.a. dazu führt, daß man die Schulterbereichs- und Armgelenke fixiert und somit a) nicht nur in Arm und Hand, sondern im ganzen Körper zuviel Tension aufgebaut wird und b) das Armgewicht, das der entscheidende Faktor für fetten Ton bei minimalem Kraftaufwand ist, nicht wirken kann.

Du solltest also Unterricht bei einem wirklich in Körpergebrauchs-Fragen bewanderten Lehrer nehmen, der Dir diese Aspekte beibringt.

Für den Einstieg wäre eine günstigere Vorstellung z.B.: Der Arm ist ein (schweres, dickes) Seil, das zwischen Schultergelenk und Taste aufgehängt ist. Spiele ich eine Tonfolge, verlagert sich die "Einhängung" dieser Masse von einer Taste zur nächsten. - Aber wie gesagt, an dieser Stelle bedarf es der persönlichen Supervision, da solche Dinge verbal auf einem Computermonitor nicht wirklich ausdrück- und zeigbar sind und man ohne Lehrer leicht von einer Fehlvorstellung in die nächste tapert.

LG,
Hasenbein
 
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Ich habe selbst schon oft ein Fender Rhodes gespielt, du hast Recht, da muss man schon manchmal kräftig reinhauen um sich Gehör zu verschaffen. Das Entscheidende dabei ist, wie Hasenbein schon sagte, die Kraft des Anschlags aus dem Handgelenk und Unterarm zu gewinnen und weniger aus den Fingern, man erzielt dadurch eine deutlich höher Präzision und Kraft.
Eine Übung, die auch hierzu hilfreich sein kann, hat Lenni Tristano vorgeschlagen: alle Skalen, Pentatoniken und Arpeggien nur mit zwei Fingern spielen (Achtel) oder mit drei (Triolen) auch wenn die Lagen noch so unbequem sind (auch mit 3-4, 4-5 oder 1-5-) Mit den starken Fingern (123) , erzielt man dabei in deinem Sinne die größte Lautstärke. (Man kann sogar noch einen Schritt weiter gehen und alles nur mit einem Finger spielen, was man bei Okatven ja im Prinzip onehin macht) Wobei die Kraft selbst nicht aus den Fingern kommen soll, sondern diese lediglich den Schwung des Armes und des Handgelenks aufnehmen und auf die Tastatur übertragen.
 
Hey, danke für eure Tips!

Das mit dem "Arm als Seil" habe ich mal ausprobiert. Und tatsächlich, es ist gar nicht so schlecht. Wenn ich gleichzeitig darauf geachtet habe, das Handgelenk möglichst federnd und gerade zu halten, spiele ich auf den akustischen Klavier zumindest deutlich entspannter. Bei starkem Fortissmo und beim Fender allerdings stoße ich nach wie vor auf meine Grenzen:

- Die Finger verkrampfen immer noch ab irgendeinem Zeitpunkt. Diesmal nicht, weil sie die Kraft aufbringen müssen, die Taste herunterzudrücken, sondern weil sie ständig die Kraft, die aus dem Arm und dem Handgelenk kommt, "halten" müssen.
- Ich bekomm es bei schnellen Läufen (wie bei dem Calderazzo-Video ab der "Extase"-Stelle) immer noch nicht hin, genug Impuls in den 4. Finger zu übertragen. Besonders dann, wenn auf dem 3. oder 5. Finger schwarze Tasten mit im Spiel sind. Beim Rhodes führt das zum altbekannten Problem, dass Töne, die ich mit dem 4. Finger spiele einfach "verschluckt" werden (wie Dead Notes). Spiele ich denselben Lauf in mp oder p, ist er sauber. Irgendwie leidet bei dieser Spielmethode generell nach wie vor die Gelenkigkeit der Finger Nr. 4 und 5.

Sind das Dinge, die sich mit fortwährender Übung von selbst ergeben oder muss ich da bewußt durch bestimmte Übungen nachhelfen? Gibt es vielleicht Videos im Netz, wo die Armgewichtsmethode anschaulich demonstriert wird?
 
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Haaaaallo, Raumschiff an Erde! Hören Sie mich???

Es wurde doch bereits gesaaahagt: Du solltest Unterricht nehmen, schriftliche Ferndiagnosen und Fernanleitungen sind zwecklooohos!

LG,
Hasenbein
 
Magst du zumindest eine Ferndiagnose versuchen, wenn ich dir hoch und heilig verspreche, nächstes Jahr wieder Unterricht zu nehmen?
 

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