Flügeloberflächen

Marlene

Marlene

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Oberflächenversiegelung mit Schellack und Polyester ist mir bekannt. Aber heute habe ich zum ersten Mal von einer dritten Möglichkeit der Aufbereitung gehört, von schwarzem Spritzlack. Bei dieser Lackierung sollen die Konturen des Korpus' besser "herauskommen".

Was hat es damit auf sich? Wird der Lack mit der Sprühpistole aufgetragen?
 
Das kann alles sein: PU, Polyester, Nitro, Acryl und sogar Schellack und ja, es gibt Klavierspritzlacke in all diesen Sorten.
Und wie der Name schon sagt: Ja, der Lack wird aufgesprüht. Das hat Spritzlack so an sich. :-)

Ach ja, was die Konturen angeht: Da kommt es auf 3 Sachen an: Material, Schichtdicke und Auftragverfahren (wobei alles voneinander abhängt). Beim Verfahren würde ich einordnen (von wenig bis viel Kontur):
Spachteln
Gießen/Tauchen
Streichen
Rollen
Sprühen
Ballen/Schwamm
 
Zuletzt bearbeitet:
Mir wurde mitgeteilt, dass es sich bei diesem Spritzlack um Nitrolack handelt, der zum Verschließen der Poren vorher mit einen Füller aufgetragen wird. Anschließend wird der Decklack aufgetragen, fein geschliffen und poliert. Ergänzend wurde erwähnt, dass Nitrolack die Kanten eines Flügels "scharf darstelle", der Lack lege sich an den Kanten sehr gut an.

Nachvollziehen kann ich das nicht wirklich, denn der Flügel ist hochglänzend. Den Händler habe ich (nur so aus Neugier und Wissensdurst...) kontaktiert, weil ich wissen wollte, in welchem Zustand dieses Instrument ist. Er ist weitgehend im Originalzustand und hat den Original-Resonanzboden (ohne Risse, was ich ziemlich erstaunlich finde für sein Alter).
 
Deutet sich da der nächste Kauf an? Das dritte B?
 
Nachvollziehen kann ich das nicht wirklich
Ist aber so. Ich habe als KfZ-Schlosser viel mit Nitrolack gearbeitet und der legt sich wirklich sehr gut um 0,7mm starke Kanten herum, wird sehr hart und hoch glänzend.
Im Falle des Flügels ist das Argument aber merkwürdig, wenn vorher gefüllert wurde. Füller macht nämlich genau das Gegenteil: Konturen verschwinden lassen.
Aber im Vergleich zu z.B. Polyester passt das schon, da weniger Schichtdicke aufgetragen werden muss. Steinway knallt glaube 2mm drauf, wenn ich es richtig in Erinnerung habe. Da sind die Kanten dann natürlich nicht mehr so scharf.
 
Zuletzt bearbeitet:
Fällt der Nitrolack - trotz Füller - nicht doch irgendwann in die Poren? Ich kenne das von alten Parkettbelägen - irgendwann ist da keine glatte Oberfläche mehr.
 
Du meinst der fällt durch den Füller durch?
Gitarren wurden früher z.B. mit Nitro lackiert (angeblich sehr guter Klanglack). Mir ist nicht bekannt, dass der irgendwann mal irgendwohin gefallen wäre.
 
Nee, beide fallen ...
Ist das nicht einer der Hauptgründe für die Dickschicht-Polyesterung?
 
Hmm, möglich. Bei Gitarren scheint das ein großes Thema zu sein (siehe Video).
Angeblich braucht Nitro auch bis zu 7 Jahre um vollständig auszuhärten. War mir neu.
Man muss aber dazu sagen, das es heute keinen Nitrolack mehr wie vor 50 Jahren gibt.


View: https://youtu.be/VQYckRE4yq4
 

In der DDR haben wir fast ausnahmslos Nitrolacke verwendet, dieser konnte verschiedenartig bearbeitet werden. Von Schallckpolituren bis hin zum Schwabbellack war damit alles machbar.
 
Deutet sich da der nächste Kauf an? Das dritte B?

Anfangs hatte ich nach einem Haus gesucht und bei einer Besichtigung eines interessanten Hauses habe ich vor 2 ½ Jahren einen Blüthner vorgefunden. Ich durfte ein wenig darauf spielen, er war etwas verstimmt, aber der Klang hat mich unglaublich beeindruckt.

Bei meiner Liebe zum Außergewöhnlichen habe ich dann immer mal wieder zu auf die Blüthners geschielt und gedacht: "Aller guten Dinge (B) sind drei".

Verlockend wäre ein solcher Flügel, er würde aber im Erker Richtung Südwesten stehen (also umzingelt von Glasflächen) und ich müsste immer auf die Sonne achten und bei Bedarf die Raffstores herunterlassen. Hauskonzerte würden durch seine Anwesenheit nicht gestört. Der Bösendorfer müsste allerdings mit dem "Hintern" mehr zur Steinwand und leicht gedreht werden. Das wäre bei Konzerten von Vorteil, er würde dann nicht mehr 45° zu den Zuhörern stehen. Und der geöffnete Deckel würde nicht mehr Richtung Treppe abstrahlen, wo der Hall der UG-Diele Auswirkungen auf den Klang hat. Von den im Internet angeschauten Blüthners reizt mich besonders der Jubiläumsflügel (auch weil ich gold-glänzende Gussrahmen liebe).

Vernünftig wäre sein solcher Kauf keinesfalls, denn ich habe ja eigentlich alles was ich brauche). Aber es war auch nicht vernünftig, nach einem halben Jahr Klavierunterricht den Bechstein zu kaufen (und drei Monate später den Bösendorfer, der mir mehr oder weniger "zugeflogen" ist).

Ich lasse es mal auf mich zukommen und die mögliche Entscheidung hängt von etwas ab, das sich im April klären wird. Aber eigentlich hoffe ich, dass ich bei positivem Verlauf dieser Angelegenheit standhaft sein werde und die Vernunft walten lasse. Zwei Flügel reichen doch fürs pianistische Glück.
 
Eine reine Schellackpolitur bei schwarzen Flügeln, ist auch bei älteren Instrumenten nicht zwingend geboten, es sei denn, man will eine ursprüngliche noch intakte Schellack-Grundlage erhalten und neu auffrischen.
Schöne furnierte Flügel oder auch Klaviere, z. B. mit Wurzelholzfurnier, würde ich ausschließlich nach allen Regeln der Schellackpolitur-Kunst behandeln.
 
Eine reine Schellackpolitur bei schwarzen Flügeln, ist auch bei älteren Instrumenten nicht zwingend geboten, es sei denn, man will eine ursprüngliche noch intakte Schellack-Grundlage erhalten und neu auffrischen.
Da gibt es unterschiedliche Meinungen.
Einen alten Flügel mit Polyester zuteeren, soll sich angeblich klanglich negativ auswirken.
(Hat Micha gesagt)
Allerdings hat Steinway in den Neunzigern den Resonanzboden mit derartigem Lack versiegelt.
Wie sich das klanglich ausgewirkt hat, habe ich damals noch nicht verfolgt.
Bei einer Reparatur von Rissen gibt es halt Megaprobleme, denn dieser Lack läßt sich nicht schleifen, weil er unter Wärme sofort das Schleifmittel zuschmiert.
Da bleibt nichts übrig als mit einer Heißluftpistole und einer Spachtel den Lack vorsichtig zu entfernen.
 
Da gibt es unterschiedliche Meinungen.
Einen alten Flügel mit Polyester zuteeren, soll sich angeblich klanglich negativ auswirken.
(Hat Micha gesagt)
Allerdings hat Steinway in den Neunzigern den Resonanzboden mit derartigem Lack versiegelt.
Wie sich das klanglich ausgewirkt hat, habe ich damals noch nicht verfolgt.
Bei einer Reparatur von Rissen gibt es halt Megaprobleme, denn dieser Lack läßt sich nicht schleifen, weil er unter Wärme sofort das Schleifmittel zuschmiert.
Da bleibt nichts übrig als mit einer Heißluftpistole und einer Spachtel den Lack vorsichtig zu entfernen.
Die alkohollöslichen Schellacke oder Bernsteinlacke sind bei Rissen sehr leicht zu reparieren, weil die Oberflächenschäden, sofern nicht zu tief, sich wieder zupolieren lassen (ohne zu schleifen).
 
Allerdings hat Steinway in den Neunzigern den Resonanzboden mit derartigem Lack versiegelt.
Mit Polyester???

Einen alten Flügel mit Polyester zuteeren, soll sich angeblich klanglich negativ auswirken.
(Hat Micha gesagt)
Kommt sicher auf den Flügel an. Bei Bösendorfer mag das sein, da ja dort das Gehäuse mitschwingt bzw. zum Klangapparat gehört. Da wäre Nitro oder Schellack von Vorteil.
Aber bei anderen Herstellern sollte es egal sein.
 
Mein erster Gedanke war, warum der Flügel nicht mit Schellack überzogen wurde. Ich dachte, dass alte Flügel nur damit in Berührung gekommen sind. Aber wie ich gelesen habe, ist Nitrolack nicht unpassend für ein altes Instrument:

Klaviere und Flügel wurden bis in das 20. Jahrhundert hinein ebenso wie Akustik-Gitarren mit Nitrolacken beschichtet. Die feine, elastische Lackschicht kommt dem Charakter der Instrumente entgegen und wirkt sich positiv auf die Klangqualität aus. Der Lack wurde zumeist im Spritzverfahren aufgetragen und härtete durch das Verdunsten des Lösemittels aus. Wegen ihrer Empfindlichkeit kommen sie heute allerdings kaum noch zum Einsatz.

Quelle

Angeblich braucht Nitro auch bis zu 7 Jahre um vollständig auszuhärten.

Und wie lange setzt der Lack dann seine Lösungsmittel frei?

Dass Nitrolack empfindlich gegenüber Wasser und Reinigungsmitteln ist kann man wohl vernachlässigen. Wer wischt schon nass über einen Flügel?!

Einen alten Flügel mit Polyester zuteeren, soll sich angeblich klanglich negativ auswirken.
(Hat Micha gesagt)

Kommt sicher auf den Flügel an. Bei Bösendorfer mag das sein, da ja dort das Gehäuse mitschwingt bzw. zum Klangapparat gehört.

Beziehst Du diese Aussage auf die Dicke der Außenkontur? Die Zarge eines Bösendorfers ist immerhin nur etwas halb so dick wie der Rim eines S&S.

Bösendorfer behauptet, der Rim bzw. das Gehäuse habe soundtechnisch etwas auszumachen - aber die dicken Bosies, der 225er, der "kleine" Konzerter 275 und 280, und der riesige Imperial 290 werden bis heute ohne Rim gefertigt. Statt dessen "old style", also mit dampfgebogenen S-Planken.

Wieso „ohne Rim“? Jeder Flügel hat doch diese Zarge und der Ausdruck „Rim“ stammt aus dem Hause S&S. Was unterscheidet denn den breiten Steinway-Rim von den dampfgebogenen S-Planken (abgesehen davon, dass sie dünner sind als der S&S-Rim)? Wenn dünner sich auf den Klang auswirkt, warum macht S&S ihn so dick?
 
Wertvolle alte Flügel sind besonders in Naturholz, gleich Antiquitäten, tunlichst nicht mit etwas Anderem als Schellack oder dem noch edleren Bernsteinlack zu polieren.
 
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