Exemplarisches Video eines KKL

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Ein großes Problem für Einsteiger und Amateure ist, KKL zu erkennen. Noch größer wird das Problem, wenn solch ein Lehrer sehr selbstsicher und eloquent auftritt und dann auch noch Youtube-Videos erstellt, die recht professionell wirken. Bin gerade über die Startseiten-Empfehlungen von Youtube auf ein Prachtexemplar dieser Gattung gestoßen.




Es gibt wirklich ausgesprochen viele Falschinformationen (und falsche Ausführungen zu sehen) in diesem Machwerk. Mein Vorschlag für diesen Thread: Jeder nennt falsche Punkte, die ihm auffallen, und am Ende zählen wir mal, auf wie viele FNP (Fake News Points) wir kommen. OK?
 
Er spielt ab 4:32 mit „raised Fingers“, was dazu führt, dass die Finger keinen Tastenkontakt haben und isolierte Bewegungen machen, bei denen weder Oberkörper und Arme noch die Handgelenke einbezogen sind. Schon beim Zuschauen habe ich mich sehr unwohl gefühlt.
 
Ist doch ein guter Weg, um die Hochziehmuskulatur zu trainieren.
 
Meinst Du das ernst? Es muss keine "Hochziehmuskulatur trainiert" werden.
 
Ob er technischen Bullshit erzählt kann und mag ich nicht beurteilen. Bei mir ist er schon allein aufgrund seines reißerischen Tonfalls unten durch. Was mir außerdem negativ auffällt:

  • Tonleiter bei 2:00: die links liegenden Finger der linken Hand wirken überzogen übergeworfen. Muss das so?
  • Die Handhaltung bei 3:10 tut mir schon beim Anschauen weh, 4:30 sieht auch irgendwie unorganisch aus.
  • "always be aware of how you feel" scheint mir im totalen Widerspruch zu dem was er zeigt zu stehen.
  • "how you sit at the piano" aber das Video auf einem Bürostuhl drehen :016:
 
Jo, keep 'em coming... ich sagte ja, die Zahl der Fehler ist wirklich GROSS in diesem Video!
 
Von jemandem, der nicht mal eine Tonleiter regelmäßig spielen kann, würde ich mir generell nichts zeigen lassen...
 
Ich kenne ihn nur als Klavierhändler und es gibt eine Menge Videos, die wegen der vorgestellten Flügel immer mal wieder interessant sein können - werden nur leider nicht sehr schön bespielt.
 
Davon abgesehen, dass ich es nicht mag, wenn jemand so von sich begeistert ist, dass ihm fast die Augen aus dem Kopf fallen, ein Punkt:
"The stretching you get is akin to the warm-up of an athlete!"
Nope, not at all. Ein Athlet wird vor dem Weitsprung nicht nur seine Zehen oder Beine stretchen. Sondern den ganzen Körper aufwärmen.
Nur ein versierter Pianist wird diese "Übungen" so nachvollziehen können, dass keine Verspannungen oder Fehlhaltungen entstehen. Bei Anfängern sehe ich das Problem, dass sie sich Handgelenk und Armmuskulatur vor lauter "Stretching" kaputt machen.
 

In der Tat ist das Lösen der Finger von den Tasten für die meisten unerfahrenen Klavierspieler ein großes Problem. Viele danken, dass sie nicht schnell spielen können, weil sie die Tasten zu langsam herunterdrücken. Meistens liegt das Problem aber darin, dass sie die Finger nicht zur passenden Zeit von den Tasten lösen.
Ich muß den o.g. Menschen mal ein wenig in Schutz nehmen. Er sagt deutlich und mehrfach, dass es sich um eine Übung handelt und grundsätzlich dürfen Übungen auch mal übertreiben, um Sachverhalte klar aufzuzeigen. Sein Fehler liegt in einem anderen Punkt:
Natürlich können wir üben, aus dem Fingergrundgelenk zu spielen, das müssen wir genauso, wie wir Rotationen, Kreisungen und Schwünge des Arms üben. Allerdings hat der gute Mann diese Übung völlig falsch ausgeführt.
Ich versuche es mal mit Worten zu sagen (Uff):
Spielt man aus dem Fingergrundgelenk, dann ist es wichtig von der entspannten Haltung auszugehen - Finger liegt entspannt auf der Taste -. Dann hebt man den Finger als Schwunggeber nach oben und läßt ihn auf die Taste fallen.
Dann ist die Hand entspannt. Wenn man das dann bei jedem Ton der komplizierten Passage macht, hat das einen sehr guten Lerneffekt.
Wichtig ist: Jede Bewegung braucht eine rückwärts gerichtete Vorbewegung. Das gilt für alle Instrumente.
Als einfacher Vergleich möge dienen: Ich schlage einen Nagel in die Wand, dafür muß ich mit dem Hammer ausholen, und dieser Impuls treibt den Nagel in die Wand.
Tatsächlich kann diese Übemethode sehr hilfreich sein, wenn es um die Bewältigung schwieriger schneller Passagen geht. Wichtig: es ist eine Übung, die das Bewusstsein für die Kontrolle der Finger schärft.
Niemals spielt man so.
 
Man muss kein gesondertes "Fingerbewusstsein" durch fingerisolierende Übungen aufbauen.

Was hingegen wichtig ist für "Bewusstsein": Das HÖREN muss die Bewegung steuern (und auch die Änderung von Bewegungsabläufen im Übeprozess). Und der Fokus muss auf dem Tastenkontakt liegen, nicht auf den Fingern - hier muss man in der Tat Sensibilität entwickeln, weil beim Nichtklavierspieler und Einsteiger im "Homunkulus" die einzelnen Fingerspitzen mit ihren Tast-Informationen noch unterrepräsentiert sind. Bester Beweis sind blinde Pianisten - die würden niemals auf so einen Schwachsinn wie in obigem Video kommen, sondern dadurch, dass sie notgedrungen vollständig audiomotorisch und taktil/kinästhetisch unterwegs sind, bewegen sich ihre Finger schlicht gerade in dem Maße, wie es für die jeweilige Situation im "Konzert" der gesamtkörperlichen Bewegungsabläufe erforderlich ist.

Das jedoch kann man nicht auf plakative und simplistische Weise in "Trainingsübungen" packen, sondern es ist die "Anwesenheit" des gesamten Spielers mit seinem gesamten Sensorium erforderlich. Daher wird es niemals ein Youtube-Video geben, das im "Hey Leute"-verkehrtrumme-Baseballkappe-Stil diese zweckmäßige Art des Musizierens am Klavier anpreist. Das ist nichts für Geistesträge, Faule, Dumme oder No-Pain-no-gain-"Erzwingenwoller".

Edit: Wenn ich denn unbedingt eine simple, plakative Übung für eine Art "Fingerbewusstsein" empfehlen müsste, dann die, immer mal wieder Stücke, die man grundsätzlich schon recht gut kann (oder Improvisationen) "blind" zu spielen, so dass man gezwungen ist, auf die Tast-Informationen zurückzugreifen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Erinnert mich an eine Übung, die ich in meinem kurzen Ausflug als Schüler bekommen habe:
Alle Tasten runterdrücken (z.B. eines Akkordes...), die Finger liegen entspannt auf der Tastatur. Dann einzelne Tasten in unterschiedlichen Reihenfolgen loslassen und wieder spielen (und immer entspannt bleiben).
 

Ich finde die von Dir beschriebene Übung ist eine ganz andere, als die im Video. Im Video wird gesagt, die Übung helfe, die Länge der Töne zu kontrollieren. Die Länge der Töne hat aber nichts mit der Höhe zu tun, in der die Finger sich über der Taste befinden. So wird man nie zu einer Einheit von Klang und Bewegung kommen.
Du hingegen schreibst vom Schwung für den Beginn des Tons.
 
Wofür steht KKL?
 
"If you ever heard somebody plays sloppy skales" ... :021:
 
Gibt es auch exemplarische Videos von GKL (gute Klavierlehrer) auf Youtube?

Ein GKL ist für mich Jonny May, aber der ist nicht klassisch unterwegs.
 
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