Erste Gottesdienst-Begleitung!

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sonnenwind

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21. Jan. 2008
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Erstmal möchte ich alle Mitlesenden und Mitschreibenden begrüßen, denn ich bin neu hier im Orgel-Forum.
Ich freue mich darauf, an diesem interessanten Forum teilzunehmen und bin gespannt auf den Austausch mit Euch.

Zum Anfang werde ich gleich mehrere Threads eröffnen, das Forum also wahrlich bereichern:-)

Im Moment beschäftigt mich vor allem eine Frage:
wie wird wohl der erste Gottesdienst, den ich auf der Orgel begleiten soll, ablaufen?
Ich bin wirklich sehr aufgeregt, denn - um zu meiner bisherigen "Orgelkarriere" ein Wort zu verlieren - ich spiele Orgel erst seit Juni 2007. Insgesamt also hatte ich erst ca. 20-25 Orgelstunden. Vielleicht war mein Lehrer zu enthusiatisch, mir jetzt schon einen Gottesdienst zuzutrauen?

Bisher habe ich einige wenige 4-st. Choräle gespielt, aber meistens brauchte ich für einen Choral 1-2 Wochen tägliches Üben, um ihn in "vorspielreifen" Zustand inne zu haben... improvisieren bzw. vom Blatt spielen kann ich also noch nicht.
Nun habe ich 4 Tage vor dem besagten Gottesdienst insgesamt 4 Lieder erfahren, die ich begleiten soll. Dazu kommt noch die Abendmahlsbegleitung und Liturgie.

Ich habe notgedrungen versucht, die Lieder 444, 384, 396, 229 in 3-st. Form einzuüben (aus den "grünen, großen" Büchern der Orgelbegleitung, falls diese jemand kennt :-))
Kann mir jemand mit Tempoangaben (Metronomangaben) weiterhelfen?

Und wie kann man es schaffen, überhaupt sicherer im Spiel der Choräle zu werden? Bisher verspiele ich mich einfach zu oft - und gerade dann, wenn ich es in schnellerem, d.h. angemessenerem Tempo versuche. Muss man immer die Harmonien mitdenken? Die Noten auswendig lernen? Irgendetwas muß doch helfen... vielleicht kennt ihr einige Übetips?

Dann wäre natürlich noch die Aufregung ... aber GEGEN die kann man sicher nicht viel machen ... eher muss man MIT ihr etwas machen:-).
 
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Zunächst mal: keine Aufregung! Keiner kann von dir bei deinem Stand der Entwicklung (halbes Jahr ist sehr wenig!) und noch dazu bei 4 Tagen Vorbereitung Wunder erwarten. Natürlich muss man sein Bestes geben, aber mach dir nichts draus, wenn du viel falsch machst. Liturgisches Spielen lernt man vor allem -neben dem konsequenten Üben- durch Erfahrung. Das was du bei deinem ersten Auftritt lernen sollst, ist, wie es sich anfühlt, eine Gemeinde zu begleiten. Wie viele Fehler du spielst, ist im Grunde am Anfang unbedeutend, und nur völlig ignorante Pfarrer werden sich darüber beschweren (so Leuchten gibts aber leider auch). Jeder fängt mal klein an! So ist es schon gut, dass du zunächst nur einfachere 3Stg-Choräle spielst. Ein Übetip: Spiel die Choräle in Superslowmotion, d.h. mach dir vor jedem neuen Akkord bewusst, wo die Finger hinsollen. Wer schnell spielen will, muss vorher langsam üben! Und du bekommtst dadurch Sicherheit, und es macht nicht so viel, wenn du mal rausfliegst. Wenn du sie noch nicht so schnell hinbringst, dann spiel sie im Gottesdienst auch langsamer, spiel einfach das Vorspiel in dem Tempo, in dem du dir die Choräle zutraust. Wirst sehen, mit der Zeit wirst du immer sicherer, und das mit der Improvisation kommt dann auch, wenn du längere Zeit gespielt hast! Im ersten Gottesdienst sollte aber jede Note vorbereitet sein, dass gibt dir Sicherheit! Kopf hoch, ist alles halb so wild:)!
Gruß
 
Eine klare Aussage meines Orgellehrers zum Tempo: Es ist fast egal, wie schnell du spielst. Für den einen ist es zu langsam und für den anderen zu schnell. Ich würde mich auf ein gleichmäßiges Tempo konzentieren und vor allem die jeweilige Melodie sicher durchspielen, damit die Gemeinde nicht rauskommt, wenn sie mitsingt. Wenn also die Begleitung schief läuft, setzt du damit einfach später wieder ein, wo es halt passt und du wieder sicher bist.

Ansonsten viel Erfolg und laß dich nicht verunsichern, das kommt eh von selbst :)
 
Eine klare Aussage meines Orgellehrers zum Tempo: Es ist fast egal, wie schnell du spielst.

Sehe ich etwas anders. Das beste ist, wenn du die Melodie beim Üben sowie im Gottesdienst mitsingst. Eenfalls klare Aussage meines Orgellehrers sowie etwas, was ich bei guten Kantoren, die ich in der Praxis erlebt habe, auch sehe. Das ist keinesfalls verschwendete Energie. Dadurch stellt sich nicht mehr die Frage nach dem richtigen Tempo, dein Gesang gibt es vor. Auch das "Mitatmen" lernt man dadurch. Beim Gottesdienst solltest du dich nicht darum kümmern, was die Gemeinde tut - meistens schleppt sie ziemlich hinterher, d.h. du ziehst das Tempo durch, wie du es durch das eigene Mitsingen gewohnt bist.

Dasselbe gilt auch für die Liturgiestücke (mitsingen!!!!). Lege dir genau den Fahrplan für die Registrierung zurecht, das Gloria braucht mehr "Dampf" (Mixturregister z.B.) als die Kyrie usw. - das solltest du genau mit deinem Orgellehrer absprechen, und entsprechend üben. Beim Gottesdienst geht das dann schneller hintereinander weg, als du vorher denkst, da wirst du dankbar sein, die schnelle Umregistrierung, Manualwechsel usw., vorher richtig geübt zu haben.

Beim Abendmahl solltest du Blickkontakt mit Spiegel o.ä. zum Geschehen halten, damit du einen "synchronisierten" Schluss hinlegen kannst.

Habe ich das richtig gelesen - du hast erst 20 - 25 Stunden an der Orgel verbracht, und nimmst jetzt das a-moll Präludium und Fuge BWV543 von Bach in Angriff? Du bist ein Wunderkind! Ich spiele seit über 2 Jahren, ungezählte Stunden, um mich jetzt an dasselbe P&F-Paar zu wagen, und selbst dafür bin ich noch ziemlich stolz, die meisten aus meinem C-Kurs sind noch nicht soweit.

Also viel Glück, und die Choräle wirst du schon packen, wenn du sogar solche polyphone Hammerstücke wie die a-moll Fuge vom Lehrer aufbekommst!
 
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Hallo Rosenspieß,
danke für den guten Hinweis zu dem Orgelbuch.

Bisher ist es so, dass ich die "schwierigen Chörale" zwar lernen kann, aber es erfordert zu viel Aufwand. Selbst die 3-st. Ausarbeitungen habe ich in den letzten 3 Tagen viel geübt, aber sicher waren sie immer noch nicht. Das wundert mich von daher, weil diese Sätze so schwer zumindest nicht "aussehen"...

Was sonst noch hilft: Kadenzen in enger Lage und mit Pedal üben bis zum Umfallen und einfache Stücke aus dem Gesangbuch mit einachsten Akkorden solchermaßen harmonisieren.

Da sprichst du einen wichtigen Punkt an! Ich frage mich nur, wie man harmonisieren lernt. Im Moment versuche ich das noch schriftlich: Aber auch da überlege ich recht lange, welcher Akkord genommen werden kann. Ist es besser, wenn man erstmal "Standard-Akkordverbindungen" lernt und verwendet? Muss man vor dem Harmonisieren wissen, wie welcher Akkord klingen wird?
Ich kann mir kaum vorstellen, wie das vom Blatt-Harmonisieren funktionieren kann... das ist doch so komplex! Man müsste doch vor jedem Ton sofort wissen 1. zu welchem Dreiklang der Tonart dieser Ton passt 2. welcher dieser Dreiklänge von der Harmoniefolge her passt (z.B. D-T etc.) 3. wie die Töne verteilt werden (also die Akkordverbindung, z.B. auch, Parallelen zu vermeiden) 4. Wo Füsse und Hände dafür hinmüssen.
Wie kann man so etwas lernen?

Wünsche Dir viel Erfolg für Deine Gottesdienst-Jungfernfahrt. Das schlimmste daran wird hoffentlich nur das "Strophen-Zählen" sein
Danke für die Wünsche. Nach gestern 7-Stündigem Üben war ich heute trotzdem sehr aufgeregt. Das Vorspiel lief gut, beim ersten Lied folgte aber der Reinfall :? ... plötzlich vergriff ich mich bei einem Akkord (bei vollem Werk), und kam so schnell nicht mehr rein, weil das Lied recht zügig war. Die Leute sangen mehr, als ich spielte :-). Dann bei jeder der 5 Strophen dasselbe, meine Gedanken über den Fehler hatten mich irgendwie abgelenkt und ich hatte den Akkord "vergessen".
Und was Du anspricht, musste ich heute gleich erfahren...;-) bei einem Lied vergass ich die Wiederholung, die Gemeinde sang trotzdem ihre Strophe weiter, ein wunderbarer Klang;-).
Schön ist, dass es ansonsten besser lief, v.a. das Orgelnachspiel (Bach-Fuge) klappte reibungslos, die Leute applaudierten sogar... das stimmt mich dann wieder versöhnlich.
Liebe Grüße
 
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@Mindenblues:
Danke für die Tips und die Blumen (wegen dem P&F-Paar) :-)

Im Gottesdienst ging das Choralspiel tlw. ganz gut. Die Gemeinde drängte jedoch fast darauf, viel langsamer zu singen, als ich spielte. Im Endeffekt spielte ich immer noch vorneweg, aber trotzdem wesentlich langsamer, als ich es geübt hatte. Nach dem GD kam dann ein Mann aus der Gemeinde auf mich zu. Ihm hatte es gefallen (zum Glück, trotz einigen Missgeschicken:-)) - zum Tempo sagte er, dass es etwas schneller noch schöner wäre. Ich wunderte mich etwas, da die Gemeinde ja nicht den Anschein machte.
 
@t3phw:
Danke für die aufmunternden Worte. Es hat mir wirklich geholfen, als ich vor dem GD daran gedacht habe.
Zunächst hatte ich das Gefühl, ein Konzert geben zu müssen. Dann änderte sich meine Einstellung aber in die Richtung, dass ich Erfahrung sammeln kann und in gewisser Weise gespannt darauf bin, wie es sich anfühlt, einen GD mitzugestalten.
Ganz weg war die Aufregung nicht, aber es war dann besser!
Übrigens weiß ich bis jetzt nicht, wie voll die Kirche war, ich habe keinen Blick nach unten "gewagt" :-)
 
Zum Thema harmonisieren habe ich inzwischen zur Selbstmedikation gegriffen:

Passend zu den Tonarten, die für mich gerade aktuell sind, spiele ich einfach grundlegende Kadenzen, z.B. I VI V I, Überleitung zur Mollparallele und so weiter. Das klappt natürlich nicht reibungslos aber es wird immer besser. Während ich abschweife, versuche ich trotzdem, mir darüber bewußt zu sein, auf welcher Stufe ich mich harmonisch gerade befinde (I - VII) und so auf die Dauer eine entsprechende Klangverbindung zwischen Theorie und Praxis herzustellen.

Mein Ziel ist es, geschriebene Akkorde harmonisch im Kopf zu hören und auch vorgestellte Weiterführungen zielgerichtet spielen zu können, ohne nach den passenden Akkorden suchen zu müssen.

Mit diesem Wissen sollte es kein Problem mehr sein, Melodien zu harmonisieren oder sich bei Noten an den selbst notierten Akkorden zu orientieren. Allerdings kommt dazu noch das Problem, daß man auch mal mehrere Möglichkeiten hat. Dann hilft nur noch Erfahrung und das Wissen, welche Harmonien typisch sind. Und um einen Choral wirklich korrekt vierstimmig auszusetzen, muß man natürlich die Satzregeln kennen.
 
Glückwunsch auch von mir zur Gottesdienst-Begleitung!
Bzgl. Choraltempo ist es wohl normal, dass man das Gefühl hat, ständig treiben zu müssen. In meiner Gemeinde ist (leider oder zum Glück) der Gemeindegesang dermaßen leise und gering, dass er fast nicht wahrnehmbar beim Orgelspiel ist, zumal die Pfeifen fast in Ohrhöhe platziert sind...

Hast du wirklich die a-moll Fuge aus BWV543 als Nachspiel gespielt :shock:
Toll, Riesenleistung !!!!
 
Hallo,

ich finde es sehr hilfreich beim Blattspiel von Choralsätzen, wenn man harmonisch versteht was man spielt.

Unser Gehirn verarbeitet rein lernpsychologisch Informationen in "Chunks". Davon können 5-7 gleichzeitig verarbeitet werden. Wenn ich f-a-c lese, sind schon 3 davon belegt, wenn ich denke, na klar, F-Dur-Akkord, kostet das nur einen Speicherplatz. Von Liszt wird gesagt, dass er hervorragend vom Blatt spielte. Als Komponist durchschaute er viele Konstruktionen (z.B. von Fugen) auf den ersten Blick. Wenn ich einen Satz spiele, den ich selbst nie so schreiben würde, fällt mir das Blattspiel schwerer.

Da schadet etwas Harmonielehre nicht. Freies harmonisieren ist auch mehr Übungssache. Bestimmte Akkordverbindungen sitzen dann einfach "in den Fingern". Bei tonalen Chorälen sind die Möglichkeiten ja nicht unbegrenzt. Bestimmte Floskeln wiederholen sich. Ähnlich kann man sich satztechnische Fehler abtrainieren. Wenn ich Hamonielehrehausaufgaben eines Schülers kontrolliere, spiele ich die durch. Da merke ich sofort, wo etwas nicht stimmt. Umgekehrt muss ich mich in vielen von den schrecklichen neuen geistlichen Liedern regelrecht dazu zwingen, Prallelen zu spielen.

Schöne Grüße
Axel
 

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