Lieber Rheinkultur ;)
warum hast DU nicht meine kl. Abhandlung geschrieben ;)
Ok..:
Mit der Sensibilisierung der Öffentlichkeit dafür, wie sich Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens gegenüber totalitären Staatsführungen positioniert haben, ist das so eine heikle Sache. Unmittelbar nach 1945 muss es mit Sicherheit darum gegangen sein, das zerstörte Land aufzubauen und schnellstmöglich wieder ein funktionierendes Gemeinwesen zu errichten. Da konnte/wollte/durfte man sich nicht allzu lange Gedanken über die Vergangenheit machen und dabei die Bewältigung der Gegenwart und die Gestaltung der Zukunft aus dem Blickfeld verlieren.
Das stimmt bestimmt, obgleich...bei meinem Opa väterlicherseits, der bei Hanomag gearbeitet hatte und bei einem, der im Haus auch gewohnt hatte, beide kleine Fische und absolut normale Leute - was meinste, wie schnell die Entnazifizierungs-Kommittees die beiden vorgeladen hatten. Aber die "Persönlichkeiten des öfftl. Lebens", da wirds wie wir schons sagten, heikel.
Wenn man nun akribisch bei jeder Persönlichkeit nachforscht, wie sie ihr berufliches Wirken und privates Leben bis zum Ende des NS-Regimes gestaltet hat, wird die Situation unübersichtlich. Der Absolutheitsanspruch der damaligen Staatsführung machte es Personen des öffentlichen Lebens sehr bald in/nach 1933 de facto unmöglich, sich deren Einflussbereich entziehen zu können - da sich jede(r) in irgendeiner Form mit den politischen Gegebenheiten arrangieren musste, ist eine moralische Bewertung im Nachhinein fragwürdig.
Ganz genau. Sie ist fragwürdig. Aber das wollte ich so genau nicht schreiben, aus versch. Gründen. ;)
Und wie schon gesagt: In einem Musikforum wird eine Aufarbeitung dieser Aspekte kaum am Platze sein. Da kann man sich mit künstlerischen Dokumenten befassen und deren Fernwirkung auf die Gegenwart erörtern.
Auch das stimmt, aber unter Berücksichtigung der Sache, dass wenn Name "Elly Ney" fällt, auch auf einem Klavierforum zumindest ein paar der genannten Aspekte angerissen werden. Eine KOMPLETTE Aufarbeitung - das geht nur in ner Ausfürlichen Arbeit über Elly Ney als HAUPTTHEMA, und viel Dokumentenwälzerei, denk ich. Das würde hier zu ausführlich, stimmt. Aber eine kurze Betrachtung kann nicht schaden, hier.
Und auch ich finde, dass ihre Einspielungen wichtiger sind.
aber die hymnischen nationalistischen Bekundungen späterer erklärter Regimegegner seien teilweise überhaupt nicht mehr zu ertragen gewesen.
Wenn Du heute noch lebende dieses "Schlages" fragst: NIIIEEEE waren sie in der Partei, NIIIIE in der HJ, NIIIIIIE im BDM.
( Damit sie medial nicht zerrupft werden ).
Die meisten waren. Aber zu bedenken wäre evtl.: Weil sie MUSSTEN. Daher ist schon die Wahrscheinlichkeit gering, dass sie NICHT waren.
Ganz sicher hat es vor 1945 nicht nur einen ununterbrochenen Führerkult gegeben, sondern es ist sicherlich auch auf sehr hohem Niveau im Einzelfall musiziert worden. Einem Edwin Fischer, Arthur Schnabel oder Wilhelm Backhaus konnte man mit Sicherheit die hochklassigen Beethoven-Interpretationen ohne exponierte ideologische Klimmzüge abnehmen...!
Das kann man ganz sicher, und da ich im Moment zum TRENNEN zwischen Polit. Einstellung und Musik tendiere, würde ich auch Elly Ney hinzurechnen, denn ich glaube nicht, dass aus ihrer Waldsteinsonate heraus spricht "ohhh der A.H. ist soooo toll."
Vor allem, eine solche message müsste mir erstmal jemand an den Tasten vormachen, bis ich das glaube. Für mich zählt aufm Platz, und der ist an den Tasten.
Und ganz vielen Dank für Deine Einschätzung, lieber Rheinkultur, und die Episode aus der Festschrift.
LG, Olli ! ;)