- Dabei seit
- 23. Okt. 2019
- Beiträge
- 4.386
- Reaktionen
- 6.130
Dieses Zitat habe ich in einem vor eigigen Jahren versiegten Faden gefunden. Ich finde es so interessant, dass ich es hier gerne einmal zur Diskussion stellen möchte.Ich spiele mal den advocatus diaboli:
Warum dieser Aufwand in der Auseinandersetzung mit einem Komponisten, der bestenfalls zweit- oder drittrangig ist? [...] Wie man einen solchen Komponisten zu seinem "Lieblingskomponisten" erklären kann, verstehe ich nicht ganz - bei aller Achtung vor Liebhaber- und Sammlertätigkeiten.
Vermutlich hat der große Erkunder der Eigenliebe und der Eitelkeit den dahinterstehenden Mechanismus gut beschrieben: „Meistens widersetzt man sich voller Starrsinn den Ansichten, die allgemein gelten, mehr aus Stolz als aus Mangel an Einsicht: Die vordersten Plätze am richtigen Ort sind schon besetzt, und hintere will man nicht.“ (La Rochefoucauld: Maximes et réflexions morales, Nr. 234) Das scheint mir auch der Grund zu sein, warum manche auf Bach, Mozart oder Beethoven geringschätzig herabschauen: Es ist zu allgemein bekannt, dass sie die Größten sind, und die Plätze ihrer Bewunderer sind überfüllt. Da suchen sich manche lieber sogenannte "Geheimtipps" oder Außenseiter und beackern die.
(Gibt hier auch einen, der Louis Moreau Gottschalk seinen "Lieblingskomponisten" nennt, bei dem spielen wohl ähnliche Mechanismen eine Rolle ...)
Meine Meinung skizzenhaft dazu: Musikgeschichte und auch ihre Bewertung ist immer ein Konstrukt. Das, was das zitierte Clavio-Mitglied einem anderen, ebenfalls mittlerweile gelöschten Mitglied unterstellt, ist eine allzu pauschale Unterstellung, die, zumindest so undifferenziert, nicht haltbar ist.