die Vorgehensweise meines Klavierlehrers

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Marvine

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11. Nov. 2012
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Hallihallo,

ich hab schon mal in einem anderen Thread ein bisschen was über meinen Klavierlehrer erzählt. Aber jetzt wollte ich doch mal etwas genauer auf seinen Unterricht eingehen bzw. euch fragen, ob seine Vorgehensweise sinnvoll ist.

Kurz zu mir: ich bin 28 Jahre alt, spiele seit ca. Jahr in Eigenregie Klavier (Digitalpiano), habe nun seit etwa einem Monat wöchentlichen Unterricht und lebe in Schottland (falls das irgendeine Rolle spielt).

Während meiner autodidaktischen Phase habe ich mich zuerst mit der Russischen Klavierschule beschäftigt (ca. 3/4 des ersten Bandes) und bin dann zu dem in diesem Forum wohlbekannten Jazz, Rags & Blues Band 1 von Martha Mier übergegangen, aus dem ich einige Stücke gespielt habe.

Mein Klavierlehrer hat mir dann zuerst ein weiteres Stück aus diesem Band aufgegeben. Nachdem ich es nach 1 Woche schon mehr oder weniger gekonnt habe (etwas Feinarbeit war noch von Nöten) war er der Meinung, dass dieses Niveau jetzt zu leicht für mich sei.

Wir haben dann etwas überlegt, und uns schließlich auf "von fremden Ländern und Menschen" von Schumann geeinigt (ABRSM Stufe 5). Parallel dazu hat er mir noch ein jazzigeres Stück namens Stroll on (ABRSM Stufe 3) gegeben (ABRSM Piano 2011-2012 Grade 3 C:2 Stroll On - YouTube). Er ist der Meinung, dass man nur wirkliche Fortschritte erzielt, wenn man 3-4 Wochen an einem Stück arbeiten muss, ansonsten ist es "zu leicht" und er ist der Meinung, dass ich beide Stücke (parallel!!) in dieser Zeit schaffe.

So jetzt meine Fragen bzw. Gedanken:

1. Ich fühle mich ein bisschen überfordert von der Sache. Ich habe ihm das letztes Mal auch gesagt, er hat mir aber nur nahegelegt, dass ich das locker schaffe, alles andere sei "zu leicht" (siehe oben). Ich muss aber schon sagen, dass ich das etwas merkwürig finde, dass ich jetzt schon ein Stück der ABRSM Stufe 5 spielen soll (tut mir Leid, falls diese Stufeneinteilung nicht aussagekräftig sein soll, aber ich habe sonst keine Möglichkeit, die Schwierigkeit eines Stücks auch nur annähernd objektiv zu beschreiben).

2. Damit im Zusammenhang steht dann auch direkt, dass ich mich frage, ob es denn in dieser "Geschwindigkeit" weitergehen soll? Wenn ich denn dann den Schumann kann, was ist denn anschließend gleich wieder "zu leicht"? Ich habe mir zum Beispiel auch vorgestellt, ein paar Stücke aus Tschaikowskys Jugendalbum zu spielen. Die sind ja aber vom Niveau her vermutlich unter dem Schumann anzusiedeln?! Ich habe mir irgendwie auch vorgestellt, dass ich als allererstes ein sehr einfaches Stück bekomme und an dem ein paar Grundlagen eingetrichtert bekomme, die mir beim selbstlernen entgangen sind. Ich habe grade ein bisschen Angst, zu wenig "Basis" mitzubekommen und gleich in irgendwelchen abgefahrenen Höhen zu landen. Wahrscheinlich soll ich dann in 1 Jahr Chopin spielen oder so :D.

Naja, ich wüsste mal ganz gerne, wie das bei euch so ablief, grade bei denjenigen unter euch, die auch erst selbst gelernt haben.

Und sorry für den langen Text!
 
Du hast vor 2 Wochen den Schumann aufbekommen - wie weit bist Du damit? Kommst Du klar? Arbeitet Ihr dran, wie das Stück musikalisch gespielt werden muss (Ausdruck, Dynamik etc.) und kriegst Du das hin, so wie es der Lehrer Dir zeigt, erklärt, vormacht?

Warum sind 2 Stücke (2 kleine, kurze Stücke...) für Dich zu viel?

"Stroll On" ist im Youtube-Video übrigens schlecht gespielt - kein Rhythmus & Groove, merkwürdiges "Rumgemantsche" in den Tasten. Nicht nachmachen.
 
Wenn DU Dich überfordert fühlst, so konzentriere Dich einfach auf ein Stück. DU bist der "Kunde". Besser ein Stück gut als zwei schlecht. Als Anfänger würde ich die Aussage Deines Lehrers bzgl. 3-4 Wochjen Erarbeitungsdauer unterschreiben. Und der Schumann könnte machbar sein. Probiers einfach aus! Und keine Sorge, die Fortschritte werden zunehmend gefühlt geringer ... also keine Angst vor zu schnellem Fortschrittszwang.
 
Wahrscheinlich soll ich dann in 1 Jahr Chopin spielen oder so :D.

Liebe Marvine,

ich hab's ja schonmal gesagt, dass ich die Kinderszenen für keine gute Wahl halte. Musikalisch ist das nicht einfach und die klangliche Umsetzung erst recht nicht. Chopin kann da ab und an sogar leichter sein. Wie sollst du das Stück denn üben?

Ich bin der Meinung, dass man, um die Kinderszenen spielen zu können, schon einiges an musikalischem Verständnis und manuellen Fähigkeiten erworben haben sollte. Ich kann aber natürlich nicht beurteilen, auf welchem Stand du bist. Ich hab's vergessen: hast du schon mal ein romantisches Stück gespielt? Hat dein Lehrer es gehört oder ihr sogar daran gearbeitet?

Ein guter Klavierlehrer weiß um die musikalischen und technischen Erfordernisse der Stücke und wird die Auswahl von Stücken so gestalten, dass sie aufeinander aufbauen und sich ergänzen. Er wird darauf achten, dass in einem Stück nicht tausend neue Sachen auftauchen, die der Schüler noch nicht kennt. Auf jeden Fall ist es wichtig, dass du mit ihm über deine Bedenken sprichst.

Liebe Grüße

chiarina
 
Nun, bei mir läufts ähnlich. Vor einem Jahr angefangen, seit Januar Unterricht bei einer Klavierlehrerin. Ich übe wirklich viel und komme gut voran. In Bearbeitung habe ich momentan vier Stücke. Davon Mignon von Schumann und den Chopin Walzer in A-Moll (den einfachsten). Diese beiden seit gut drei Monaten. Ich spiele sie auswendig und im Fall von Mignon lt meiner KL absolut vorführfertig. Bei A-Moll Valse geht die Arbeit jetzt erst so richtig los was den Ausdruck und Interpretation angeht - das Stück wird mich noch einige Zeit beschäftigen, ich merke selbst, dass hier einiges an Erfahrung noch fehlt wenn beide Hände eben weit auseinander spielen.

Seit zwei Monaten noch das Solfeggio von CPE Bach. Mittlerweile auch auswendig, aber in einem recht lahmen Tempo wenn es fehlerfrei sein soll - auch das Stück wird mich noch Monate weiterbeschäftigen.

Seit kurzem ein scheiss Stück (Air von Bach - das Stück selbst ist spitze) aus dem Piano Piano 2 Buch mit der Auflage keine Notenbezeichnungen mehr mit Stift über die Noten zu schreiben. Fällt mir schwer.

Dies aber alles ohne der Auflage in drei bis vier Wochen fertig zu sein. Ich will damit sagen, dass die Anfangs steile Lernkurve doch jetzt deutlich flacher wird und Stücke länger bearbeitet werden müssen. Gleichzeitig reift dabei die Erkenntnis, dass die richtig mittelschwere Literatur wie ein Türkischer Marsch oder die Träumerei von Schumann noch nicht in den nächsten paar Monaten stemmbar sind. Würde nur Frust bringen. Im Gegenteil, ich möchte aus eigenen Antrieb vom Level wieder etwas zurückrudern und gerne mit Saties Gymnopedies oder der Gnossiene 1 beginnen. Oder die Anfangsmenuette wiederholen.

Es hört sich bei dir an, als wenn Du dir Stress machst. Daher am besten keine Zeitvorgaben und schnell den Anspruch aufgeben den Schwierigkeitsgrad mit jedem Stück höher schrauben zu wollen. Frust wäre sonst programmiert. Gut Ding will Weile haben. Analysiere selbst für Dich wo Dein erlerntes Fundament noch verbesserungsfähig ist und bessere diese aus.

Sag dies vor allem Deinem Lehrer – er wird Verständnis haben.

40er
.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Seit kurzes ein scheiss Stück (Air von Bach - das Stück selbst ist spitze) aus dem Piano Piano 2 Buch mit der Auflage keine Notenbezeichnungen mehr mit Stift über die Noten zu schreiben. Fällt mir schwer.
Lieber 40er, das Stück ist spitze - das Arrangement, das Du spielst, ist scheisse. Wirf es weg und spiels in einer guten Bearbeitung, wenn Du soweit bist. Für schlechte Arrangements kostbare Lebenszeit zu vergeuden führt letztendlich zu ziemlichem Frust.
 
Liebe Marvine,

ich hab's ja schonmal gesagt, dass ich die Kinderszenen für keine gute Wahl halte. Musikalisch ist das nicht einfach und die klangliche Umsetzung erst recht nicht. Chopin kann da ab und an sogar leichter sein.

Kurz dazwischengerufen: Dickes pummelluffiges LIKE, chiarina ;)

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Stimmt, die Kinderszenen...da sind teils KNUBBELIGE und NICHT LEICHTE Dinge dabei !!

TROTZDEM aber n Tip an Marvine: Nicht durch NAMEN "ins Bockshorn" jagen lassen, und z.B. Aussagen wie "in 1 Jahr dann CHOPIN oder was." ;)

Vorstellung muss ENTFALLEN, dass Komponisten unterschiedlich schwierige oder leichte Dinge komponiert haben könnten. Sondern:

Bei jeden neuen Noten, die Du kaufst oder siehst: FEST VORSTELLEN, dass sie ALLE von EIN und demselben VOGEL geschrieben wurden: Einem nichtssagenden Typ namens: ANONYMUS.

LG, Olli !
 
Die "Schwierigkeit" eines Stückes ist m. E. praktisch nicht zu objektivieren. Einigkeit erzielt man in der Regel darüber, ob ein Stück "eher Leicht", "eher anspruchsvoller" oder "definitiv schwer" ist. Die Grauzonen dazwischen finde ich individuell verschieden. An Komponisten kann man es erst recht nicht festmachen, es gibt z.B. von Bach von der "kleinen Nettigkeit" bis zur hammerharten Fuge ganz viele Abstufungen, und oft liegt die Tücke im Detail.

Mir sind zwei Sachen an Deinem Post aufgefallen:
Ich fühle mich ein bisschen überfordert von der Sache. Ich habe ihm das letztes Mal auch gesagt, er hat mir aber nur nahegelegt, dass ich das locker schaffe, alles andere sei "zu leicht" (siehe oben)

Was genau verursacht dieses Gefühl? Das Stück selbst oder eher so was wie "Angst vor der eigenen Courage"?

Er ist der Meinung, dass man nur wirkliche Fortschritte erzielt, wenn man 3-4 Wochen an einem Stück arbeiten muss

3 - 4 Wochen für die Erarbeitung eines Stückes ist - abhängig von der Komplexität des Stücks - ja nu wirklich nicht viel. Dauert es Dir zu lange? Wirst Du ungeduldig dabei? Oder bist Du Dir einfach nur unsicher, ob es "normal" ist, einige Wochen an einem Notentext zu arbeiten?
 
Den Türk. Marsch würd ich nicht einzeln betrachten... .

Denn an diesem Schwanz...hängt vorn eine ungemütliche, bissige RATTE. ( In Form der Sonate, die dazugehört. )
LG, Olli !

Is mir schon klar gewesen. Die restlichen Teile der Sonate (KV-331) befinden sich noch in einer Art von Paralleluniversum für mich. Wäre schön zu wissen welchen Schwierigkeitsgrad die von Henle dem Marsch alleine geben würden. Bewertet haben Sie natürlich nur die gesamte Sonate.

40er
 
Hi 40er,

ich MEINE, SCHOTT hatte ihm damals 3 oder 4 gegeben, von 6.

Ich guck gleich mal. Interessiert mich auch, muss aber alte Einzelausgaben ausm Keller holen, weg. Rückseite, oder altes schott veröffentlichungskatalogheft. Meld mich gleich wieder.

LG, Olli !
 

Marvine: Ich denke, nach einem Monat ist noch gar nichts richtig klar. Vertraue einfach auf Deinen Lehrer und schiebe mal die Zweifel für 6 oder 12 Monate beiseite, sonst macht´s keinen Sinn.
Ich habe nach 35 Jahren autodidaktischer Klimperei meinen ersten Unterricht gehabt und habe mich ständig völlig überfordert gefühlt. Da waren Stücke dabei, wo ich mich fragte, ob er das jetzt im Ernst meinte. An denen habe ich 8 Wochen rumgedoktort und kann sie immer noch nicht. Aber: Ich habe an Hand dieser Stücke viel gelernt. Und darauf kommt es schließlich beim Unterricht an. Am Ende muss der Lehrer Dich in die Lage versetzen, dass Du auch ohne ihn Stücke gut erlernen und vor Allem verstehen kannst. Es geht nicht primär um das Erlernen von Stücken sondern das Erlernen des Instrumentes und der Musik.

Was wirklich wichtig ist und auf was Du achten solltest, ob es im Unterricht inbegriffen ist:
- Harmonielehre
- Ausdruck
- Technik (in Verbindung mit Ausdruck)
- alles auch an Hand der Stücke

Aber auch hier: lass Dir und dem Lehrer Zeit dafür.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hi 40er,

ich MEINE, SCHOTT hatte ihm damals 3 oder 4 gegeben, von 6.

Ich guck gleich mal. Interessiert mich auch, muss aber alte Einzelausgaben ausm Keller holen, weg. Rückseite, oder altes schott veröffentlichungskatalogheft. Meld mich gleich wieder.

LG, Olli !

Rehi 40er,

hab leider dasselbe Problem *gg*

Hab die alten Kataloge nicht gefunden, mit den vollständigen Listen. Ich hatte von mehreren Verlagen nämlich welche gesammelt, seit früher, wo ich noch kleiner war, in ner Plastiktüte, und die find ich nicht , im Moment :(

Immerhin: Schott wertete damals ( laut Heft-Rückseite von Einzelausgaben anderer Werke ) die Sonate mit "4" von 6 ( mittelschwer ) . Henle mit 5 / 6, von 9 ( glaub ich ).

Und ich denke, dass könnte beides in etwa passen !

Interessant wäre tatsächlich jedoch der Türk. Marsch einzeln, aber das wäre evtl. auch zu weit OT, und falls einer von uns was findet dazu, kann er es ja in einem bereits bestehenden Posting nachtragen.

Meint, mit LG, Olli !!
 
Hab hier so eine Liste "Graded Pieces" aud dem Internet. Hat wohl irgendwas mit der Pianoausbildung in England zu tun.

Dort steht:

Ronda alla Turka = 6
Die Sonate als Ganzes = 7

von 10 als Höchstbewertung.

nachdem wir uns einig sind, dass solche Einteilungen problematisch und subjektiv sind, kann man wohl sagen: Die Sonate insgesamt ist deutlich schwerer als der 3. Satz. Beides bewegt sich im "mittleren Bereich" - persönlich würde ich da den 3. Satz (alla Turka) eher dem unteren "mittleren Bereich" zuordnen, der Rest der Sonate spielt für mich eher im im höheren mittleren Bereich ... also in Zahlen ausgedrückt z.B. 5 und 7 (meine subjektive und nicht verallgemeinerbare Meinung).

Gruss
Hyp
 
Kann das sein, dass Horzowski da einige Fehlerchen inm 3. Satz macht ??? Nur so ne Frage ...ich höre mindestens 10 falsche Töne ...
 

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